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der städ­ti­schen Macht ge­gen­über der fürst­li­chen haupt­säch­li­cher An­trieb sein, kein Vor­wand. Die Zöl­le wa­ren ein Re­gal, und als recht­mä­ßig gal­ten nur die vom Kö­nig oder mit kö­nig­li­cher Be­wil­li­gung er­rich­te­ten Zoll­stät­ten. Seit ge­rau­mer Zeit er­laub­ten sich Fürs­ten und Her­ren will­kür­li­che Zoll­for­de­run­gen, die ei­ner Art von We­ge­la­ge­rei gleich­ka­men und den Ver­kehr un­er­träg­lich er­schwer­ten. Wäh­rend es am Rhei­ne im 12. Jahr­hun­dert 19 Zoll­stät­ten gab, wa­ren es in der Mit­te des 13. Jahr­hun­derts etwa 35. Auf der Burg Kai­sers­wert, die Bar­ba­ros­sa im Jah­re 1189 als Zoll­stät­te er­bau­te, stand die In­schrift: Hoc de­cus im­pe­rii cae­sar Fri­de­ri­cus adau­xit jus­ti­ti­am sta­bi­lie­re vo­lens et ut ubi­que pax sit. Die Bur­gen, von de­nen aus neu­er­dings die Kauf­leu­te auf Grund will­kür­li­cher Zoll­for­de­run­gen er­ho­ben wur­den, wa­ren kei­ne Zier­de, son­dern eine Schan­de des Rei­ches, dienten nicht der Ord­nung und dem Frie­den, son­dern dem Raub und der Ge­walt. Da die Ge­walt­tat von Fürs­ten und Her­ren aus­ging und sich ge­gen die Städ­te rich­te­te, muss­te es von vorn­her­ein be­denk­lich er­schei­nen, dass Fürs­ten und Her­ren zum Ein­tritt in den Bund ein­ge­la­den wur­den; die Städ­te glaub­ten wohl, ohne die­se Aus­deh­nung auf alle Reichs­glie­der die kai­ser­li­che Be­wil­li­gung nicht zu er­lan­gen. So um­fass­te denn der Bund bald einen großen Teil des Rei­ches, al­ler­dings in der Haupt­sa­che nur den süd­west­li­chen. Von nord­deut­schen Städ­ten tra­ten Müns­ter, Os­na­brück und Bre­men bei, von öst­li­chen Re­gens­burg; die Zu­sa­ge die­ser mäch­ti­gen Do­naustadt wur­de als ein großer Ge­winn be­trach­tet. Die rhei­ni­schen Erz­bi­schö­fe und Bi­schö­fe wur­den alle Mit­glie­der, eben­so die Her­zö­ge und der Pfalz­graf von Bay­ern, die Gra­fen von Kat­ze­neln­bo­gen, Lei­nin­gen, Zie­gen­hayn, die Her­ren von Ho­hen­fels und Fal­ken­stein. Als der neu­ge­wähl­te jun­ge Kö­nig Wil­helm von Hol­land in Mainz und Worms die Hul­di­gung an­nahm, er­klär­te er sich mit dem Bun­de und sei­nen Zie­len ein­ver­stan­den, auf dem Reichs­ta­ge zu Worms im Jah­re 1255 wur­de er an­er­kannt. Es war das ers­te Mal, dass Städ­te auf ei­nem Reichs­ta­ge ver­tre­ten wa­ren.

      Trotz sei­ner großen Mit­glie­der­zahl hat der Bund nicht viel, fast gar nichts aus­ge­rich­tet. Dem mit­tel­al­ter­li­chen Un­ab­hän­gig­keits­sinn ent­spre­chend war er nur lose or­ga­ni­siert. Eine Art Zwang zum Bei­tritt konn­te al­ler­dings durch Han­delss­per­re aus­ge­übt wer­den, üb­ri­gens aber fehl­ten Ein­rich­tun­gen, die ein schnel­les und ener­gi­sches Han­deln er­mög­licht hät­ten, es gab we­der eine Bun­des­kas­se noch eine Bun­de­s­ar­mee. Der zeit­ge­nös­si­sche Chro­nist Al­bert von Sta­de sag­te, der Bund habe den Fürs­ten, Rit­tern und Räu­bern nicht ge­fal­len, sie hät­ten ge­sagt, es sei schänd­lich, dass Kauf­leu­te über ad­li­ge Män­ner herrsch­ten. Über den Zweck des Bun­des gin­gen die In­ter­es­sen der ad­li­gen und der städ­ti­schen Mit­glie­der ganz aus­ein­an­der, wenn auch die bei­tre­ten­den Fürs­ten ver­spra­chen, alle un­ge­rech­ten Zöl­le ab­zu­schaf­fen. Dass ei­nem Herrn von Bo­lan­den und ei­nem Herrn von Strah­len­burg bei Schries­heim ihre Bur­gen we­gen un­recht­mä­ßi­ger Zöl­le ge­bro­chen wur­den, recht­fer­tig­te den Auf­wand des Bun­des nicht. Über der Dop­pel­wahl nach dem frü­hen Tode Kö­nig Wil­helms lös­te er sich auf, nach­dem er kaum zwei Jah­re be­stan­den hat­te.

      Trotz sei­ner kur­z­en Dau­er und sei­ner ge­rin­gen Leis­tun­gen war der Rhei­ni­sche Bund ein be­deu­tungs­vol­les Er­eig­nis. Mit ei­nem großen Wurf, rich­tung­ge­bend, tra­ten die Städ­te in das kämp­fen­de Ge­wo­ge der Ge­schich­te ein, schein­bar nur ihre wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen ver­tre­tend, tat­säch­lich als eine po­li­ti­sche Macht, die den Fürs­ten eine Schran­ke setz­te. Wäh­rend die Fürs­ten sich auf Kos­ten des Rei­ches ver­grö­ßer­ten, ver­foch­ten die Städ­te den Reichs­ge­dan­ken; um die­se Zeit konn­ten sie mit Recht sa­gen, sie sei­en das Reich. Das mag auch am Kö­nigs­ho­fe emp­fun­den wor­den sein: mi­ra­cu­lo­se et po­ten­ter, wun­der­bar und mäch­tig, so heißt es in ei­ner Ur­kun­de Wil­helms in Be­zug auf den Rhei­ni­schen Bund, sei durch die Nied­ri­gen für Frie­den und Recht ge­sorgt wor­den. Denkt man dar­an, dass im Krei­se die­ser Nied­ri­gen um die­se Zeit die Dome von Frei­burg, Straß­burg und Köln be­gon­nen wur­den, Rie­sen­spu­ren ei­nes Ge­schlech­tes, das sei­ne Kräf­te Un­ter­neh­mun­gen zum Diens­te des Über­ir­di­schen wid­me­te, wird ei­nem klar, wie reich, wie viel­sei­tig das Le­ben des deut­schen Vol­kes in den Städ­ten ström­te. Wie weit der Blick der Grün­der des Bun­des reich­te, be­weist die Tat­sa­che, dass die städ­ti­schen Mit­glie­der eine Ar­men­steu­er zu ent­rich­ten hat­ten, und die fast noch merk­wür­di­ge­re, dass sie auch das In­ter­es­se der Al­ler­nied­rigs­ten, der Bau­ern, in ihre Plä­ne ein­be­zo­gen. Sie for­der­ten, dass die Her­ren von ih­ren Hö­ri­gen nicht mehr als das seit drei­ßig Jah­ren Her­kömm­li­che ver­lang­ten, ja es scheint, dass sie an die Mög­lich­keit des An­schlus­ses von Bau­ern­schaf­ten an den Bund dach­ten. Wäre die­ser Ge­dan­ke ernst­lich ins Auge ge­fasst und wei­ter ver­folgt wor­den, wie an­ders und wie viel har­mo­ni­scher, wenn auch nicht kampf­lo­ser, hät­te sich die Ge­schich­te Deutsch­lands ent­wi­ckeln kön­nen.

      Da wo das Meer und die ho­hen Ber­ge sind, hat­ten sich freie Bau­ern er­hal­ten. Es ist, als ob im Kamp­fe mit den Ele­men­ten, mit Flut und Sturm, mit Fels­za­cken und Eis­wüs­ten et­was von der Un­bän­dig­keit und Ur­ge­walt der Ele­men­te auf die kämp­fen­den Men­schen über­gin­ge. Auch bil­den Ge­bir­ge so­wie Meer und Sümp­fe eine na­tür­li­che Schutz­wehr, wäh­rend die of­fe­ne Ebe­ne der Ver­knech­tung güns­tig ist. Die stol­ze Art der meeran­woh­nen­den Sach­sen und Frie­sen fiel früh auf; be­son­ders die Frie­sen wur­den in der Zeit, wo die Hö­rig­keit des Bau­ern als das Selbst­ver­ständ­li­che galt, vom Adel als ge­bo­re­ne Re­bel­len be­trach­tet. Dass sie die Kunst der Ent­wäs­se­rung und der Be­dei­chung ver­stan­den, wo­durch das fet­te, vom Meer an­ge­schwemm­te Land erst be­wohn­bar wur­de, gab ih­nen an­de­rer­seits einen ho­hen Wert, der von den Be­sit­zern von Sumpf­land wohl be­grif­fen wur­de. Als Graf Adolf von Schau­en­burg Wa­grien ko­lo­ni­sier­te, wei­ger­ten sich sei­ne Hol­s­ten, den Zehn­ten zu zah­len und sag­ten, lie­ber woll­ten sie mit ei­ge­ner Hand ihre Häu­ser an­zün­den und ihr Land ver­las­sen, als ei­ner sol­chen Skla­ve­rei sich un­ter­wer­fen; und da­bei blieb es. Um die Mit­te des zwölf­ten Jahr­hun­derts be­gan­nen auch die Erz­bi­schö­fe von Bre­men das noch un­be­bau­te Sumpf­land an der Un­ter­we­ser mit Be­woh­nern des west­li­chen Küs­ten­lan­des zu be­sie­deln, die da­mals in ei­ner all­ge­mei­nen Be­we­gung nach dem Os­ten zu wa­ren. Sie teil­ten das Land nach hol­län­di­schem Recht, so­ge­nann­tem Hol­ler­recht aus, wo­nach die Sied­ler so gut wie frei wa­ren, au­ßer dass sie einen Grund­zins, den Hol­ler­zehn­ten, zahl­ten. An­de­re An­sied­ler, wie z. B. die des Klos­ters Ras­te­de und an­de­rer Klös­ter, ge­nos­sen ge­rin­ge­re Vor­tei­le; aber im All­ge­mei­nen be­trach­te­ten die von Na­tur streit­ba­ren Leu­te das Land, das sie selbst in müh­se­li­ger Ar­beit aus Sumpf und Moor ge­schaf­fen hat­ten, als ihr ei­gen, ach­te­ten Rech­te von Grund- und Lan­des­her­ren nicht und such­ten sich ih­rer zu er­weh­ren, wenn sie un­be­que­me An­sprü­che er­ho­ben. Im Jah­re 1190 er­scheint der Name Ste­din­ga zum ers­ten Male ur­kund­lich; er um­fass­te ein Ge­biet an der Un­ter­we­ser

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