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und wähl­te dazu den Kö­nig des ost­frän­ki­schen Rei­ches. Für Otto war die­ser Ruf des Paps­tes der Wink sei­nes Got­tes, der ihm die rech­te Stun­de an­zeig­te. Er konn­te ein­grei­fen, er konn­te, in­dem er die von Be­ren­gar ver­folg­te Bur­gun­de­rin Adel­heid, die Wit­we ei­nes Prä­ten­den­ten auf die ita­lie­ni­sche Kö­nigs­kro­ne, hei­ra­te­te, sei­nen An­sprü­chen auf Ita­li­en einen neu­en hin­zu­fü­gen. Den we­sent­li­chen An­spruch gab ihm, dass er sich als Nach­fol­ger Karls des Gro­ßen be­trach­te­te. Weit ent­fernt, dass die Sach­sen ih­ren ehe­ma­li­gen Feind und Be­sie­ger ge­hasst hät­ten, er war ihr Vor­bild ge­wor­den, der Quell ih­rer Macht und ih­rer Rech­te, und nicht nur den Sach­sen, son­dern eben­so den Frie­sen, den Loth­rin­gern, den Bay­ern. Alle woll­ten von Karl ab­stam­men, ihre Rech­te, ihr Da­sein von ihm ab­lei­ten.

      Im Jah­re 962 emp­fing Otto in Rom die Kai­ser­kro­ne. Es ist Über­lie­fe­rung, dass ein jun­ger Ge­folgs­mann Ot­tos, Graf Arn­fried von Lö­wen, wäh­rend er in St. Pe­ter be­te­te, das Schwert über sei­nem Haup­te ge­hal­ten habe, um ihn vor Über­fäl­len zu schüt­zen. So war er von Hass und Feind­schaft um­ge­ben. Der rö­mi­sche Papst, der ihn ge­ru­fen hat­te, be­reu­te es bald, als er be­griff, dass der säch­si­sche Be­schüt­zer sein Herr wer­de. Nur mit Ge­walt konn­te der Kö­nig sei­ne Aner­ken­nung durch­set­zen. Es war nicht so, dass in Ita­li­en eine grund­sätz­li­che Ab­nei­gung ge­gen die Deut­schen be­stan­den hät­te, denn ein Na­tio­nal­be­wusst­sein hat­te sich noch nicht bil­den kön­nen, viel­mehr be­geg­ne­ten sie zu­wei­len freu­di­ger Er­war­tung, weil im­mer ir­gend­ein Übel ge­gen­wär­tig war, das man bei der Ver­än­de­rung los­zu­wer­den hoff­te; aber bei län­ge­rer An­we­sen­heit der über­wie­gend ro­hen Krie­ger, bei der Schwie­rig­keit, sich zu ver­stän­di­gen, kam es leicht zu Streit und Hand­greif­lich­kei­ten und er­wach­te in den ge­bil­de­te­ren, aber kriegs­mä­ßig schwä­che­ren Ita­li­e­nern ein emp­find­li­ches Über­le­gen­heits­ge­fühl.

      Mit wel­chen Ge­füh­len der Kö­nig in Rom weil­te, da­von ist uns nichts be­rich­tet. Be­wun­der­te er die reich­ge­schmück­ten Ba­si­li­ken von St. Pe­ter und St. Paul, stand er stau­nend vor den un­ge­heu­ren Rui­nen des Al­ter­tums, in de­nen und über die sich die Adels­bur­gen mit ih­ren Tür­men und Zin­nen er­ho­ben? Das Gleich­ge­wicht sei­ner See­le wur­de nicht da­durch er­schüt­tert, er wird ge­dacht ha­ben, wie spä­ter Bi­schof Thiet­mar von Mer­se­burg, dass sein Sach­sen ein blu­men­rei­cher Pa­ra­dies­gar­ten und dass der Reich­tum an Män­nern und Waf­fen mehr wert sei als Roms Mar­mor­bil­der, dass er stark und glück­lich nur da­heim sein kön­ne, wo die Ei­chen sei­ner Wäl­der ihn um­rausch­ten und wo die Grä­ber sei­ner ho­hen Ah­nen ihn mit ei­ner ge­seg­ne­ten Ver­gan­gen­heit ver­ban­den. Ob­wohl er die ge­lehr­ten Män­ner, de­nen er in Ita­li­en be­geg­ne­te, zu schät­zen wuss­te und an sich zu fes­seln such­te, so flö­ßten ihm doch die all­ge­mei­nen Ver­hält­nis­se kei­ne Ach­tung ein: so­wohl die Be­völ­ke­rung von Rom wie die Lan­go­bar­den, der Papst, die Sa­ra­ze­nen und Grie­chen, alle un­ter­war­fen sich ihm, so­wie er mit Hee­res­macht er­schi­en, um von ihm ab­zu­fal­len, so­wie er den Rücken wand­te. Al­les er­leb­te er, was sich Jahr­hun­der­te hin­durch wie­der­ho­len soll­te, ju­beln­den Empfang, ver­rä­te­rischen Über­fall, be­lei­di­gen­den Hohn, Kampf und Sieg und wie­der Ab­fall, und schließ­lich die Seu­che, die die Zucht im Hee­re auf­lös­te.

      Die Päps­te, die vom rö­mi­schen Adel ab­hin­gen und zum rö­mi­schen Adel ge­hör­ten, wa­ren kei­ne zu fürch­ten­den Geg­ner, denn sie ent­schlu­gen sich der ein­zi­gen Macht, die sie dem Kö­nig hät­te eben­bür­tig ma­chen kön­nen, der sie haupt­säch­lich ihre ein­zig­ar­ti­ge Stel­lung ver­dank­ten, näm­lich die christ­lich-sitt­li­che Idee, de­ren Ver­tre­ter sie ge­we­sen wa­ren und sein soll­ten. Jo­hann XII. gab kei­nen von den Genüs­sen auf, mit de­nen die jun­gen Ad­li­gen sich zu un­ter­hal­ten pfleg­ten, er wür­fel­te, jag­te, lieb­te und hand­hab­te nicht ein­mal die üb­li­chen christ­li­chen Fröm­mig­keits­for­meln, son­dern schwur bei den al­ten Göt­tern. Wenn er sich da­bei wohl so we­nig dach­te wie ein Mensch von heu­te, der »lie­ber Gott« sagt, so war ihm doch si­cher­lich der Name des Chris­ten­got­tes ein eben­so lee­res Wort. In­mit­ten die­ses zer­ris­se­nen Lan­des, die­ser sich kreu­zen­den Lei­den­schaf­ten und Rän­ke, be­griff Otto als die Auf­ga­be des Herr­schers, Ord­nung zu schaf­fen. Er brach­te den lan­go­bar­di­schen Kö­nig und sei­ne Frau als Ge­fan­ge­ne nach Deutsch­land, eben­so Papst Be­ne­dikt V., den sich die Rö­mer ei­gen­mäch­tig ge­setzt hat­ten. Denn er be­stä­tig­te zwar den Päps­ten die Schen­kun­gen Pi­pins und Karls des Gro­ßen, be­dang sich aber aus, dass kei­ne Papst­wahl ohne sei­ne Zu­stim­mung Gül­tig­keit ha­ben soll­te.

      Otto I. hat­te das Schick­sal ge­nia­ler Herr­scher, dass er sein Reich un­zu­läng­li­chen Nach­fol­gern über­las­sen muss­te. Sein Sohn und sein En­kel wa­ren Blü­ten am vä­ter­li­chen Bau­me, nicht Stäm­me, die mit ei­ge­ner Wur­zel aus der Erde wuch­sen. Otto II. war sym­pa­thisch durch sein feu­ri­ges Tem­pe­ra­ment und die Geis­tes­ge­gen­wart und Ver­we­gen­heit, mit der er nach der furcht­ba­ren Nie­der­la­ge, die die Sa­ra­ze­nen ihm zu­ge­fügt hat­ten, ent­floh und sich ret­te­te. Un­ter Ita­li­en ver­stand man da­mals die Halb­in­sel ohne Ve­ne­dig, das tat­säch­lich un­ab­hän­gig war, aber dem Na­men nach zum by­zan­ti­ni­schen Reich ge­hör­te; und ohne den Sü­den, Apu­li­en, Kala­bri­en und Si­zi­li­en, der teils grie­chisch war, teils von den Sa­ra­ze­nen er­obert. Es konn­te nicht an­ders sein, als dass die Kai­ser auch das süd­li­che Ge­biet an sich zu brin­gen such­ten, wo­durch die Be­zie­hun­gen zu By­zanz noch pein­li­cher wur­den als sie oh­ne­hin wa­ren. Wie die Rö­mer be­trach­te­ten auch die Grie­chen die Ger­ma­nen als Bar­ba­ren und wieg­ten sich im Vor­zug der äl­te­ren Kul­tur umso lie­ber, als sie die mi­li­tä­ri­sche Über­macht des ost­frän­ki­schen Rei­ches an­er­ken­nen muss­ten. Nur nach lan­gen schwie­ri­gen Ver­hand­lun­gen und in­fol­ge be­son­de­rer Um­stän­de er­lang­te Otto I. für sei­nen Sohn die Hand ei­ner grie­chi­schen Prin­zes­sin. Theo­pha­no scheint dem Ruf fei­ne­rer Bil­dung der Grie­chen ent­spro­chen zu ha­ben; das mach­te sich auch durch den Ein­fluss gel­tend, den sie auf ih­ren Sohn aus­üb­te, der schon von Na­tur mehr ein Sohn der Mut­ter als Erbe der Vä­ter war. Karl der Gro­ße und Otto der Gro­ße ver­ga­ßen nie, dass ihre ger­ma­ni­schen Völ­ker ih­nen die Mit­tel ga­ben, Ita­li­en zu be­herr­schen, der eine war Fran­ke, der an­de­re Sach­se, und das woll­ten sie sein. Otto III. woll­te den Schwer­punkt des Rei­ches nach Rom ver­le­gen. Es schi­en ein rich­ti­ger, ein großer Ge­dan­ke zu sein: wenn Rom das Haupt der Welt ist, wenn Rom die Cäsa­ren­kro­ne ver­gibt, muss der Kai­ser in Rom re­si­die­ren, müs­sen in Rom die Zü­gel ge­hal­ten wer­den, die die Welt len­ken, darf das deut­sche Reich nur eins ne­ben den an­de­ren Rei­chen sein, de­ren Haupt Rom ist. Tat­säch­lich war das neue Rö­mi­sche Wel­treich kein Kreis, son­dern eine El­lip­se mit den zwei Brenn­punk­ten Rom und Aa­chen; der uni­ver­sa­le Ge­dan­ke muss­te schei­tern, wenn man ihn durch eine Uni­ver­sal­mon­ar­chie mit ei­nem ein­zi­gen Mit­tel­punk­te ver­wirk­li­chen woll­te. Zum Zei­chen sei­nes cä­sa­ro­pa­pis­ti­schen Ge­dan­kens setz­te Otto III. Ver­wand­te und Freun­de auf den päpst­li­chen Stuhl, sei­nen Vet­ter Brun, den ers­ten deut­schen Papst, und sei­nen be­wun­der­ten Leh­rer, Ger­bert von Au­ril­lac.

      Die Deut­schen emp­fan­den den Wech­sel in

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