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steigt nicht nur ein sichtlich glückgeschwellter Cox, sondern es ist noch einer bei ihm, Gabriel Garisch. Das ist ein Besuch, der ein bisschen Aufsehen erregt; der grosse Filmregisseur kommt nicht häufig in die Häuser der Fachkollegen und war noch niemals bei Heller. Karl Erich Heller, der Hausherr, erstrahlt, als ob unter seiner Brillantine und unter seiner Nagelpolitur und allem gefällig Glatten, wovon er jederzeit schimmert, ein Extralicht eben entzündet wäre. Es strahlt auch der kleine Cox, da er es sein darf, der den Gewaltigen hergebracht hat; sieht es nicht aus, als wären sie riesig intim? Die Sache verhält sich so, dass der kleine Cox vorhin einen Augenblick im Studio war, um ein deutsches Buch zu holen, das er der Frau Lotto versprochen hat, er hatte es gestern im Bureau gelassen. Dort hat er Gabriel Garisch getroffen; der Mann hat offenbar, am Sonntag nachmittag, im Ernst gearbeitet; er „schneidet“ jetzt seinen letzten Film, kürzt, stellt die Stücke zusammen. Der kleine Cox, der im Grunde mit Garisch nicht gar so intim ist, hat ihm gesagt, dass er jetzt zu Heller fährt, und wen er dort treffen wird, wahrscheinlich auch diesen Doktor Pauer und seine Frau; da hat ihn Garisch gebeten, ihn mitzunehmen; er hat sein eigenes Auto erst für später bestellt. Die Ehre für das Haus Heller ist recht erheblich und strahlt auch auf Egon Cox zurück.

      Zur Stunde des Sonnenunterganges geht Georg Lupu ein wenig mit Dr. Pauer spazieren, erst rund um den Block, in dem das Hellersche Haus steht, dann weiter, die stillen Strassen entlang, an den Häusern vorbei, vor denen die Autos der Sonntagbesucher stehen; der Himmel ist blauviolett, dann purpurn, dann grün, mit Scharlachflammen darin, und die vielen Palmen heben sich herrlich ab; im Hintergrund sind die Berge, rostrote Zinnen am Horizont. Der Abendspaziergang dauert ein Stündchen und Pauer geniesst ihn; Lupu selbst ist weniger melancholisch als sonst. Sie reden vom Film, was man machen sollte und machen könnte — —.

      Und Pauer ahnt nicht, dass unterdessen auch Claire vom Film spricht, mit Gabriel Garisch. Sie sitzen im kleinen Garten der Hellers beisammen. Der grosse Filmregisseur ist höflich und kühl wie immer, der Ehemann der Frau Claire brauchte nicht eifersüchtig zu sein, wäre er unsichtbarer Zeuge des langen Gesprächs. Dennoch, Paul Pauer würde rasen und toben. Denn dieser Mann wendet sich nicht an Claire Pauer, er spricht, viel und eindringlich, zu Clara Dara.

      *

      Am Abend ist es nett bei Hellers; man fährt nicht mehr aus, wie man erst wollte; der kleine Cox weiss im Villenquartier von Beverly Hills ein Geschäft, das Sonntag offen hat, ein „Delikatessen“, und fährt mit Karl Erich hin; sie bringen Aufschnitt zurück und „Fränkforters“, und herrliches Obst, und „Near-Beer“, dieses komische Dünnbier der Prohibition; und eine Flasche alkoholfreien Gilka-Kümmel; man giesst zu Hause geschmuggelten Gin hinein, und dazu wird dieser Kümmel verkauft. Zwei Flaschen Weisswein hat Heller auch noch, erinnert er sich im Auto; ein bisschen wenig, wenn Lupu doch da ist; dafür trinkt G. G. niemals Alkohol. (Sie nennen Gabriel Garisch im Atelierjargon G. G., Dschi-Dschi wird es ausgesprochen.) — Das improvisierte Abendessen verläuft sehr fröhlich; der kalifornische Weisswein ist gut, selbst in der Ära der Prohibition. (Der Weinbauer darf für sich und seine Familie ein paar Liter erzeugen: und verkauft den Wein frisch-fröhlich in Hektoliterfässern.) Aus der zweiten Flasche wird, mit Soda und Gin und Ananasscheiben, auf allgemeinen Beschluss, eine Bowle gebraut; so wird der Stoff ein bisschen gestreckt und der durstige Lupu kommt nicht zu kurz; es geschieht, dass dieser Melancholiker auftaut und, nach langer Zeit zum ersten Male, sich erbitten lässt, und Verse vorträgt.

      Dass Georg Lupu, der hagere Bösewicht in idiotischen Filmen, ein grosser Meister der Sprache ist, wissen in Hollywood einige wenige Menschen. Paul Pauer erfährt es erst jetzt und hier und staunt und ist hingerissen, sobald Georg Lupu das erste Gedicht gesagt hat, Richard Beer-Hofmanns unvergängliches „Schlaflied für Miriam“. Was ist das? Dieser Mensch, der im täglichen Umgang sein Deutsch mit einem Kolosvarer Akzent spricht — — die feinste Nuance der Sprache erfasst er; und ebensogut trägt er Browning auf Englisch vor, und Dante auf Italienisch und die Odyssee auf Griechisch. Er sitzt da, auf dem Diwan, mit vorgebeugtem Oberkörper und sieht zum Zittern und Lachen gefährlich aus: ein Tyrann aus dem Melodram, in der Folterkammer, die Qualen des Opfers gemessend — — und aus dem Mund des Schrecklichen kommen die Klänge so weich, so tief — —.

      Was für ein Meister! denkt sich Paul Pauer, ganz aufgeregt. Was für ein Meister! Paul sieht sich im Kreise um, fassungslos: springt denn niemand auf, weint denn niemand, warum sind sie alle so stumpf? In einem tiefen Lehnstuhl sitzt Claire und träumt von irgendetwas; dass sie fern von ihm ist, kann Paul sehen, wie fern, das ahnt er nicht; in den anderen Gesichtern spiegelt sich die Ruhe der guten Verdauung, nur dass Karl Erich, der Hausherr, als solcher ein verzücktes Gesicht machen muss (es schimmert wie illuminierte Hautcreme); aber, Frau Claire gegenüber, an der Wand, sitzt Gabriel Garisch, nicht faul wie die anderen, der Körper ist wie ein elastischer Bogen gespannt; die Hand mit der Zigarette ist leicht geballt; das ewig kalte Gesicht verliert die lächelnde Maske nicht, aber Paul Pauer weiss, dass dieser Mensch dort richtig zuhört, und dass er weiss, welch ein grosser Künstler da einige von den schönsten Versen der Welt rezitiert. Er weiss es, versteht es; und kein warmes Wort hört man nachher von ihm.

      Gabriel Garisch verlässt vor den anderen Gästen das Haus, nicht mehr im Auto des kleinen Cox, sondern in seinem eigenen imposanten Rolls-Royce. in dem sein Chauffeur ihn abholen kommt. Beim Abschied spricht er halblaut etwas zu Claire Pauer; sie lächelt und sieht sich nach Paul um und antwortet, halblaut.

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