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nicht zu einer persönlichen, inneren Situation führt« (a. a. O., S. 76)

      – Es entsteht hier ein Problem durch die Grundregel der freien Assoziation, die prinzipiell dazu auffordert, sich nicht an vermeintlicher Wichtigkeit oder geordneten Zusammenhängen zu orientieren; allerdings muss gesagt werden, dass Analysanden sich in eine (pseudo-)freie Assoziation flüchten können, die nicht in die Einsicht in unerkannte Zusammenhänge im Psychischen führt, sondern diese verschleiert.

      • Das Vermeiden bestimmter Themen

      – Peinliches wird vermieden durch die Wahl abgeschwächter Ausdrücke

      – »Sexuelle oder feindselige Phantasien in bezug auf die Person des Analytikers gehören auch zu den am Anfang der Analyse höchst eigensinnig umgangenen Themen.« (a. a. O., S. 76)

      • Starrheiten

      – »Alle sich wiederholenden Routinehandlungen, die der Patient in den Analysestunden unverändert vollzieht« (a. a. O., S. 77)

      • Die Verwendung von Klischees, Fachwörtern oder »steriler Sprache«

      • Zuspätkommen, Versäumen von Stunden, vergessen zu bezahlen

      • Das Ausbleiben von Träumen

      – als »ein Anzeichen für den Kampf des Patienten gegen die Offenlegung des Unbewußten und besonders seines Trieblebens vor dem Analytiker« (a. a. O., S. 79)

      • Der Patient langweilt sich

      • Der Patient hat ein Geheimnis

      • Agieren (s. Kap. 2.4)

      • Häufige »fröhliche« Stunden

      – »Im großen ganzen [sic!] ist die analytische Arbeit ernst« (a. a. O., S. 81)

      – Dies ist natürlich nicht misszuverstehen als ein Makel der guten Laune, sondern einzuschätzen als eine positive Stimmung, die demonstrativ schwierige Gefühle und Themen zu verdecken scheint.

      • Der Patient ändert sich nicht…

      • Ein »stiller Widerstand«

      – verstehbar als Ausdruck »subtile[r] Charakterwiderstände« (a. a. O., S. 82) (s. Kap. 3.3)

      2.4 Agieren und Enactment

      Ein vertiefter Blick ist auf die Figur des Agierens zu richten (vgl. Storck, 2013). Agieren meint zunächst einmal auch in der Psychoanalyse ein Handeln, das hier aber unter Widerstandsaspekten und im Gegensatz zur Vorstellung oder Verbalisierung gebraucht wird. Freud entwickelt das Konzept im Zusammenhang seiner Reflexionen zur Behandlung mit Dora, die die analytische Behandlung abgebrochen hatte. Freud versteht dies als handlungsmäßiger, auf die Übertragung bezogener Ausdruck eines Racheimpulses ihm gegenüber: Sie »rächte […] sich an mir, wie sie sich an Herrn K. [einem Bekannten von Doras Eltern, bzgl. dem Freud von einer enttäuschten Liebe Doras ausging; TS] rächen wollte, und verließ mich, wie sie sich von ihm getäuscht und verlassen glaubte. Sie agierte so ein wesentliches Stück ihrer Erinnerungen und Phantasien, anstatt es in der Kur zu reproduzieren« (Freud, 1905e, S. 283). Freuds Gedanke ist, dass seine Patientin im Rahmen der Behandlung an aktualisierte schwierige Gefühle (und Fantasien) gelangt, diese aber, statt sie in der Analyse zu verstehen und zu bearbeiten, etwa indem sie sie Freud gegenüber verbalisiert, im Abbruch der Behandlung einen Ausdruck finden. Agieren heißt also, Gefühle, Fantasien oder Assoziationen nicht in das Sprechen im Rahmen der analytischen Beziehung und Stunde einzubeziehen, sondern sie in Szene zu setzen, ohne dass es bearbeitet werden kann.

      Etwas später benennt Freud noch einen anderen Aspekt des Agierens, in dem es nicht nur darum geht, unter Agieren das zu verstehen, was jemand außerhalb der Behandlungsbeziehung tut und die Bezogenheit auf diese nicht erkennt. Sondern er formuliert, in Analysen »ohne erfreulich glatten Ablauf« könne man sagen, »der Analysierte erinnere überhaupt nichts von dem Vergessenen und Verdrängten, sondern er agiere es. Er reproduziert es nicht als Erinnerung, sondern als Tat, er wiederholt es, ohne natürlich zu wissen, daß er es wiederholt. Zum Beispiel: Der Analysierte erzählt nicht, er erinnere sich, daß er trotzig und ungläubig gegen die Autorität der Eltern gewesen sei, sondern er benimmt sich in solcher Weise gegen den Arzt.« (Freud, 1914g, S. 129) Hier zeigt sich ferner die wichtige Bedeutung des Agierens für Freuds Begriff der Übertragung, denn letztlich betont er hier, das Phänomen, sich der Analytikerin gegenüber auf eine bestimmte Weise zu geben, könne seinen Ursprung in den Beziehungen zu den Eltern haben. Hier ist zumindest angedeutet, dass das Agieren nicht allein Widerstandscharakter hat, sondern auch etwas (nicht Verbalisierbares) erkennbar werden lässt.

      Agieren wird von Freud zunächst dem »Erinnern« (Fantasien, Assoziationen) bzw. der Verbalisierung im Rahmen der Stunde gegenübergestellt. Ein zugrundeliegender Kerngedanke folgt der Nachbildung der analytischen Stunde gemäß der Traum-/Schlaf-Situation: Die Motorik (und motorische Abfuhr) soll ausgeschaltet sein, so dass sich Triebregungen in Fantasien umsetzen können. Was, so Freuds Überlegung, nicht somatisch-physiologisch abreagiert wird, findet einen psychischen Ausdruck und kann zum Gegenstand des analytischen Arbeitens werden. Vor allem deshalb soll die Analysandin nicht »handeln«, sondern sich ihrem Innenleben widmen und deshalb wird es von Freud in erster Linie als Widerstandsphänomen gesehen. Ein weiterer Grund für die Begrenzung des Agierens (im Sinne des handlungsmäßigen Ausdrucks konflikthafter psychischer Themen und Aktualisierungen) liegt darin, die Analysandin im Alltag davor zu schützen, dass sie sich schädigt, indem Beziehungsaspekte »am falschen Ort« in Szene gesetzt werden. Anna Freud (1968, S. 2455 f.) formuliert dazu: »Das Agieren des Patienten gegenüber dem Analytiker wird auf das Wiedererleben von Impulsen und Affekten, die Reaktivierung infantiler Ansprüche und Einstellungen beschränkt; der Weg zur Motorik soll versperrt […] bleiben […] Der Patient, der seinen Impulsen Einlaß in die Motorik gibt, reproduziert das wiederbelebte Unbewusste auch in seinem gewöhnlichen Alltag und kann sich dadurch zu Schaden bringen.«

      Fenichel (1945b) unterscheidet in der Folge deskriptiv zwischen einem Agieren innerhalb und einem Agieren außerhalb der analytischen Stunde (für die Frage der Bearbeitung natürlich ein entscheidender Unterschied) und Zeligs (1957) gebraucht in ähnlicher Weise die Differenzierung zwischen einem »acting in« (in der Stunde) und einem »acting out« (außerhalb der Stunden). Die Übersetzung von Freuds Ausdruck »Agieren« ins Englische hat einige Schwierigkeiten mit sich gebracht, da das »acting out« dann gelegentlich wieder als »Ausagieren« rückübersetzt wurde. Dann wiederum ist aber die Übersetzung des »acting in« als »Einagieren« oder ähnlich nicht sinnvoll – denn der Gedanke des Agierens ist ja gerade, dass etwas »nach außen«, in der Handlung abgeführt wird. Eine plausible Form des »acting in« als Gegenteil zum Agieren in der Handlung liegt in der zum Beispiel von Aisenstein (2006, S. 678; Übers. TS) gebrauchten Figur des »acting in in den Körper«, also eine Art von Deponieren im eigenen Körper ohne begleitende psychische Erlebnisqualität.

      Zu den zentralen Merkmalen des Agierens gehört, dass es als Kompromisshandlung zu verstehen ist, es »handelt« sich dabei um ein Zeigen und ein Verbergen, ein Zusammenkommen von Wunsch/Fantasie und Abwehr, ähnlich wie auch für psychische Kompromissbildungen der Fall, nur hier auf der Ebene von Handlungen. Ferner zeigt sich im klassischen Verständnis des Agierens darin ein infantiles (unbewusstes) Konflikt-Thema und es geschieht eine Form der Triebabfuhr über die Motorik. Dabei ist entscheidend, dass der Objektbezug darin abgewehrt wird, das bedeutet, es wird abgewehrt, dass das Agieren sich auf die Übertragung bezieht, auf diese zugleich hindeutet und ihr ausweicht. Dabei ist also nicht die Handlung als solche nicht reflektiert und u.U. auch nicht die zugrundeliegenden und begleitenden Gefühle, aber es ist unbewusst, dass diese hinsichtlich der Behandlung und vor allem der Beziehung zur Analytikerin etwas bedeuten (und was). Einer Handlung als solcher ist dann auch nicht »anzusehen«, ob es sich dabei um ein Agieren handelt oder nicht, alles kann ein Agieren sein oder auch nicht. Der entscheidende Punkt ist, dass etwas zum Agieren wird, wenn die Analytikerin es insofern auf sich bezieht, als geprüft wird, in welcher Weise es im Zusammenhang der analytischen Beziehung steht. Das mag überaus selbstzentriert klingen, steht aber mit einer wichtigen Aufgabe analytischer Arbeit im Zusammenhang: das Erleben und Handeln

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