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folgten weitere traditionelle Hochzeitslieder: »O mein Jesu du bist's wert« und »Lass die Herzen immer fröhlich«. Eine Gruppe Frauen, so einheitlich gekleidet wie ein Mädchenchor, mit gepunkteten Tiechlen und gewagten karierten Schürzen, gab ein englisches Lieblingslied zum Besten: »Come and Dine«.

      Die ganze Zeit wurden aus der Küche unaufhörlich Kartoffelchips, Erdnüsse, Orangen, Eiscreme und Kuchen hereingebracht. Die Kellner hievten die beladenen Tabletts über singende Köpfe hinweg und achteten darauf, nicht allzu viel Wein auf die weltvergessenen Sänger zu schütten.

      Bis drei Uhr hatten die meisten Kinder einmal ihre Nase in den Speisesaal gesteckt, um einen flüchtigen Blick auf die Feststimmung und die entspannten Erwachsenen zu werfen, die mit vom Wein geröteten Wangen Geschichten aus ihrer eigenen Brautwerbung zum Besten gaben. Die Kinder wussten, dass in Kürze Tüten mit Süßigkeiten, Kaugummi und Erdnüssen verteilt wurden, und wollten die traditionellen Hochzeitsleckereien nicht verpassen. Alle Erwachsenen erhielten ebenfalls eine Tüte mit Süßigkeiten, doch für die Kleinen waren die Bonbons das Beste an der ganzen Hochzeit. Gegen fünf Uhr wurde das traditionelle Schlusslied »Nun ist die Mahlzeit ja vollbracht« mit Inbrunst gesungen, und damit war die Hochzeit offiziell beendet. Die Väter eilten noch zur Maschinenhalle der Kolonie, um einen Blick auf die neuesten John-Deere-Errungenschaften zu werfen, während die Mütter ihre Kinder für die Heimfahrt zusammentrommelten.

      Eine kleine Gruppe von Angehörigen und Gratulanten verabschiedete sich von den Frischvermählten und bedrängte sie mit entsprechenden Äußerungen. »Jetzt bist du auch untergebracht«, bemerkte Rachel Maendel seufzend zu ihrer Stieftochter, als die ihre Wannick für die Heimreise zuknöpfte. »Moch's gut. Mach's gut«, zischte Ankela durch ihr störendes künstliches Gebiss und drückte Ronalds Hand beim Abschied.

      Hinter ihr hatte eine hochschwangere Frau mit glänzendem runden Gesicht, das sich unter dem eng geknoteten Tiechel ruckartig bewegte, eine Warnung für die erschreckte Braut: »Du armes Ding, sie lügen dich an, wenn sie singen ›Alle Tage Sonnenschein‹«. Es war Bara Baer, die Frau von Sylvester Baer, dem Mann, den Ronald gebeten hatte, während seiner Hulba für ihn zu sprechen.

      Einige Besucher blieben noch zum Abendessen, und junge Leute, die verpflichtet wurden, die Woche über zu bleiben, um beim jährlichen Schlachten der Truthähne zu helfen, gingen mit Mary und Ronald in Sana Basels Haus und feierten bis in den späten Abend weiter.

      Die Kolonie war in Dunkel gehüllt, als das Paar Hand in Hand zu Ronalds Haus hinüberging. Marys kleine Aussteuertruhe aus Holz, ein Geschenk der Kolonie zu ihrem fünfzehnten Geburtstag, war bereits geliefert worden. Sie enthielt all ihren Besitz: sechs Kleider, ihre Unterwäsche, Taschentücher und ein kleines Stickmustertuch, das in Kreuzstichen mit dem deutschen Alphabet und dem Namen Katrina Maendel bestickt war. Es war das einzige Erbstück von ihrer Mutter.

      Ronalds Haus war von der Gemeinschaft mit den herkömmlichen Geschenken ausgestattet worden: einem Doppelbett, einem Tisch und sechs Stühlen. Ein großer Schronk aus Holz (Schrank für die Aufbewahrung von Textilien) und eine Singer-Nähmaschine sollten in ein paar Wochen geliefert werden.

      Den ganzen Tag über hatte Mary gemischte Gefühle gehabt und sie war erleichtert, dass alles so gut gelaufen ist. Sie freute sich, dass Elie Wipf mit Emma, der Tochter von Andreas Hofer, dem Hauptpastor, geflirtet hatte, indem er ihr die Tüte mit Süßigkeiten mauste und dann wettete, dass er die Tüte für sie wiederfinden würde. Mary erinnerte sich an den Brief mit der ablehnenden Antwort, den sie Elie geschickt hatte, nachdem sie gemeinsam die Trauben gegessen hatten, und in dem sie schrieb: »Du bist ein sehr netter Mann, aber Gott muss eine andere für dich bestimmt haben.« Sie hoffte, dass diese andere Emma war.

      Mit einer kräftigen Bewegung drehte Ronald den Türknauf und reichte nach der Schnur, die von der Deckenleuchte hing. Die Jungvermählten schauten sich erstaunt an. Jemand hatte all ihre Geschenke ausgepackt und auf den Küchentisch gestellt. Neben einem Besen, einem Eimer, Handtüchern, einigen Tassen und Tellern und ein bisschen Besteck lag eine offene Karte, auf der stand: »Mögen eure Freuden unzählbar und eure Schwierigkeiten stets klein sein.« Als Belohnung für ihre Woche harter Arbeit hatte es sich die neugierige Sorah Kleinsasser erlaubt, die Geschenke auszupacken.

      Auf seinem Sterbebett hatte Joseph Maendel beklemmend genaue Vorhersagen über jedes seiner Kinder gemacht. Von Mary sagte er: »Du wirst viel Disziplin, aber wenig Liebe erhalten.« Mary war froh, dass dieser Teil ihres Lebens vorüber war: Jeden Abend, wenn sie nach einem langen und ermüdenden Tag voller Arbeit für die Gemeinschaft in das kleine Zweizimmerhaus zurückkehrte, fand sie, wonach sie sich so lange gesehnt hatte – die Liebe eines Mannes und ein eigenes Heim.

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