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zu mir geschickt hat.«

      »Ich bin aber kein Engel«, sagte er lächelnd. »Und jetzt werde ich einigen Leuten die Hölle heiß machen!«

      *

      Julian brachte sie zur Bank. Beim Abschied hielt er ihre Hand sekundenlang fest. »Kopf hoch, Jessica, Sie sind nicht allein, Sie haben Mitstreiter. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht bald einige Schritte weiter wären.«

      »Wenn nur Laura gesund zu mir zurück kommt, mehr wünsche ich mir nicht«, erwiderte sie mit erstickter Stimme.

      Mit sehr gemischten Gefühlen betrat sie die Bank. Der Bankdirektor Jost empfing sie höflich, wirkte aber etwas unsicher.

      »Sie dürfen mir glauben, daß mir diese Angelegenheit mit Dr. Kollberg sehr peinlich ist, aber wir hatten keinen Anlaß, ihm zu mißtrauen. Selbstverständlich haben wir Ihr Schließfach nicht geöffnet und das Mietkonto wurde nicht angerührt. Schließlich versicherte er uns aber glaubhaft, daß einige Zertifikate in Ihrem Auftrag verkauft werden sollten und der Erlös wurde auf Ihr Konto in Los Angeles transferiert.«

      »Das können Sie ja sicher belegen«, sagte Jessica ruhig.

      »Selbstverständlich, gnädige Frau.«

      »Ich brauche die Beweise, da ich das Geld nie bekommen habe.«

      »Ich verstehe das alles nicht. Ich muß jedoch zugeben, daß Dr. Kollberg uns auch Verluste zugefügt hat. Ich darf mich nicht darüber äußern, da es in ein schwebendes Verfahren eingreift. Natürlich sind auch wir interessiert, daß diese mysteriöse Angelegenheit aufgeklärt wird.«

      »Was mich betrifft, kann ich sagen, daß ich von Kollberg, wie auch von Santorro betrogen worden bin. Ich möchte jetzt Gewißheit haben, was mir überhaupt noch geblieben ist. Ich brauche vor allem auch die Aufstellung über die Vermögenswerte zum Zeitpunkt des Todes meiner Eltern, als die Verwaltung von Kollberg übernommen wurde.«

      Jost ging mit ihr in den Tresorraum. Ihr Schließfach wurde geöffnet, und die Kassette stand nun vor ihr. Sie war ziemlich schwer, so daß sie daraus schließen konnte, daß ihr Inhalt unberührt war, was ihr von Jost auch nochmals versichert wurde.

      Der Schmuck ihrer Mutter und auch der ihrer Großmutter war vollständig vorhanden. Von diesem hatte Santorro auch nichts gewußt. Für sie waren es Erinnerungsstücke, die sie selbst gar nicht tragen wollte. Jedenfalls damals nicht. Auch ein Etui mit Goldbarren war vorhanden und eine Liste mit allen Vermögenswerten, wie auch drei Sparbücher mit erklecklichen Beträgen.

      Die Konten bestanden jedoch bei einer anderen Bank. Jessica nahm die Bücher und die Liste an sich, die Kassette ließ sie wieder einschließen.

      Dann kontrollierte sie noch das Mietkonto, von dem nur laufende Kosten, die das Haus und die Instandhaltung betrafen, abgebucht waren. Es waren jedoch fast sechzigtausend Mark Guthaben vorhanden.

      Jessica bekam ein Scheckheft für dieses Konto ausgehändigt, dann konnte sie die Bank wieder verlassen. Sie ließ einen Bankdirektor zurück, der etwas aufatmen konnte. Ganz rein war sein Gewissen nicht, was Kollberg anbetraf und die Überweisungen auf Santorros Konto, von denen Jessica anscheinend gar nichts erfahren hatte.

      Er konnte von Glück sagen, daß der Inhalt des Schließfachs noch vorhanden war, denn um ein Haar hätte Jessica diesen leer vorgefunden. Aber gerade der Zweitschlüssel, den Kollberg hatte anfertigen lassen, war ihm zum Verhängnis geworden, da er bereits überwacht und gefaßt wurde, als er den Schlüssel abholen wollte. So war festgestellt worden, daß der Schlüssel zu Jessicas Schließfach gehörte.

      Jost hatte ihr das wohlweislich verschwiegen. Aber wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, daß doch noch herauskommen könnte, daß er einen engen persönlichen Kontakt zu Kollberg gehabt hatte und dieser manchen Tip von ihm bekommen hatte. Das allerdings konnte nur Kollberg preisgeben. So war es verständlich, daß Jost hoffte, der andere würde auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein.

      Das jedoch war nicht der Fall. Günter Kollberg sollte bald merken, daß seine Pechsträhne ihn in einen Abgrund führte. In den Schweizer Banken wurden ihm die Türen vor der Nase zugeschlagen. Er sah keinen Ausweg mehr. Er sah sich schon hinter Gittern, und das war ihm doch unerträglich. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr zurück nach Deutschland, um aus einem sicheren Versteck das zu holen, was ihm helfen sollte, ein Exil zu finden, wo man ihn so schnell nicht aufspüren könnte. Aber als er an der Grenze aufgehalten werden sollte, packte ihn Panik. Er trat aufs Gaspedal, um dann gleich an das erste Hindernis zu krachen. Er war nicht tot, wie er es sich in der letzten Schrecksekunde vielleicht gewünscht hatte. Er wurde schwer verletzt in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht.

      Die Meldung wurde weitergegeben nach München.

      *

      Jessica war zu der anderen Bank gefahren mit den drei Sparbüchern in der Tasche. Man schaute sie dort recht merkwürdig an? als sie diese vorlegte, aber sie wurde dann überhöflich behandelt, als sie ihre Ausweise vorlegte. Es wurde ihr gesagt, welche Dokumente und Bescheinigungen sie vorzulegen hatte, damit die Konten auf sie überschrieben werden konnten. Nun wußte sie, daß sie noch allerhand zu tun haben würde, um dies alles zu beschaffen. Aber jetzt war sie schon zuversichtlicher. Gewiß war das, womit sie jetzt rechnen konnte, nur ein Bruchteil dessen, was ihre Eltern hinterlassen hatten, aber sie dachte, daß es vielen Menschen weit schlechter ging als ihr. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß es Menschen gab, die nie zufrieden waren und immer mehr haben wollten. Erst recht hatte sie kein Verständnis für Menschen wie Kollberg, die sich auf Kosten anderer bereicherten und dann alles verspielten.

      Wie oft konnte man von Millionenbetrügern lesen, die jahrelang hohes gesellschaftliches Ansehen genossen und skrupellos und schamlos ihre Mitmenschen ausbeuteten, bei denen sie ein und aus gegangen waren. Wie auch Kollberg.

      Wenn meine Eltern das wüßten, dachte Jessica. Unwillkürlich richtete sich ihr Blick zum Himmel.

      »Hallo«, sagte eine dunkle Männerstimme, »welch ein Zufall! Oder sollte man es schon Schicksalsfügung nennen, Jessica?«

      Heiße Glut schoß ihr in die Wangen. Er hatte es wirklich nicht wissen können, daß sie zu dieser Zeit hier sein würde, und so glaubte nun auch sie an eine schicksalhafte Fügung.

      »Was machen Sie denn hier?« entfuhr es ihr.

      »Ich war auf dem Präsidium. Und was führt Sie in diese Gegend? Lust auf einen Einkaufsbummel?«

      »Nein, danach steht mir nicht der Sinn. Ich war noch auf einer anderen Bank, und jetzt habe ich Hunger.«

      »Haben Sie seit dem Frühstück noch nichts gegessen?« fragte Julian.

      »Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich muß soviel anderes denken, und jetzt möchte ich eigentlich nur Kaffee trinken und Kuchen essen.«

      »Da würde ich auch nicht

      nein sagen. Darf ich mich anschließen?«

      Sollte sie sagen, wie froh sie war, ihn zu sehen?

      Er gab ihr ein unbekanntes Gefühl der Sicherheit. Ja, sie wußte schon, daß sie sich auf ihn verlassen konnte.

      »Jetzt sieht alles schon besser aus«, sagte sie.

      »Nach dem Bankbesuch?« fragte er.

      »Alles hat er mir nicht genommen. Das ging wohl doch nicht, aber ich habe das Gefühl, daß der Bankdirektor kein reines Gewissen hat. Ich will ja nichts sagen, aber er hat sich ein bißchen merkwürdig verhalten.«

      »Er wird bestimmt auch noch überprüft. Aber ich kann mit einer brandneuen Nachricht aufwarten, die ich soeben erfahren habe. Kollberg ist bei dem Versuch, einer Zollkontrolle auszuweichen, gegen einen abgestellten Lastwagen gerast.«

      »Ist er tot?« fragte Jessica unbewegt.

      »Nein, er ist schwer verletzt, aber er wird nach München geflogen. Man hofft doch, daß er noch einiges zur Aufklärung beitragen kann.«

      »Ist das jetzt noch wichtig? Die Betrogenen haben nichts davon, wenn er auch am

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