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auch meine Tochter?«

      »Was ist mit Laura?«

      »Victor hat sie mir weggenommen. Er hat mich mißhandelt, mich für verrückt erklären wollen und mir das Kind weggenommen. Und du hast mit ihm unter einer Decke gesteckt.«

      Sie wußte, daß sie ihm schaden konnte mit dieser Anklage, aber ihr war in diesem Augenblick alles gleich. Er sollte wissen, wie sehr sie ihn haßte für das, was er getan hatte und wenn es seinen Tod bedeuten konnte.

      »Das wollte ich nicht, Jessi, nein, das nicht. Dann hat er mich auch belogen.«

      »Ihr nehmt euch beide nichts. Wenn ich Laura nicht wiedersehe, werde ich dich Tag für Tag daran erinnern, was du mir angetan hast. Dabei geht es nicht um das Geld, sondern darum, daß du dazu fähig warst, mein Vertrauen so zu mißbrauchen. Ich hoffe, du wirst noch lange leben und jeden Tag leiden, wie ich gelitten habe und leide.«

      »Geh nicht, Jessi, ich wollte das doch nicht. Ich möchte dir alles erklären, aber ich bin zu schwach. Wenn du Geld brauchst…«

      »Ich brauche kein Geld, und ich brauche jetzt auch keine Erklärungen mehr. Ich sage es noch einmal: Ich wünsche dir ein langes Leben. Adieu.« Dann ging sie.

      Er atmete schwer und sammelte seine Kräfte. Dann läutete er, und der Arzt kam.

      »Ich möchte Inspektor Brauer sprechen«, murmelte er. »Bald.«

      »Sie sollen sich nicht überanstrengen und nicht aufregen, Herr Kollberg.«

      »Ich will nicht ewig leben, das nicht. Aber ich muß noch etwas tun.«

      Und so geschah es, daß er nach einer längeren Ruhepause ein ziemlich langes Gespräch mit Inspektor Brauer hatte, der sich nur wundern konnte, was er von dem bisher so schweigsamen Günter Kollberg alles erfuhr.

      *

      Jessica lief nach diesem Besuch erst einige Zeit ziellos herum. Ihre innere Erregung verzehrte beinahe ihre ganze Kraft. Sie vermißte Julian, an den sie sich anlehnen konnte, so sehr, daß ihr die Tränen kamen. Was nützten ihr alle Rachegefühle, davon bekam sie Laura nicht zurück! Und wenn sie geahnt hätte, was sich jetzt in dem fernen Beverly Hills abspielte, wäre sie eher noch mehr verzweifelt.

      Die Zeitungsberichte gingen auf Julians Kosten. Er hatte kein Geld und keine Mühe gescheut, seine Verbindungen einzusetzen, um Santorro Angst einzujagen.

      Als er aber von Lauras Verschwinden erfuhr, war er sehr besorgt, daß seine Kampagne eine negative Auswirkung haben könnte. Aber es gelang ihm, Victor zu sprechen. Er traf einen Mann, dem die Furcht ins Gesicht geschrieben stand. Victors Selbstbewußtsein hatte schwer gelitten, da niemand ihm jetzt noch Glauben schenkte. Er hatte keine Freunde mehr. Die, die auf seiner Seite gestanden hatten, hatten jetzt Gewissensbisse und Schuldgefühle Jessica gegenüber.

      »Wir haben uns persönlich noch nicht kennengelernt, Mr. Santorro«, begann Julian das Gespräch. »Ich bin Mitgesellschafter der Filmgesellschaft, der auch Kollberg angehörte. Sie werden sicher gehört haben, daß er verhaftet wurde und wegen Betrugs und anderer Delikte vor Gericht gestellt wird, wenn er sich von seinem Unfall erholt hat.«

      »Ich weiß gar nichts, auch nicht, daß er einen Unfall hatte. Ich habe seit meiner Scheidung von Jessica keine Verbindung mehr zu ihm.«

      »Was sehr leicht anhand von Bankauszügen zu widerlegen ist. Ich kann beweisen, daß Sie gemeinsam mit Kollberg Jessica schändlich betrogen haben. Dafür werden Sie ohnehin zur Rechenschaft gezogen, aber ich will jetzt wissen, wo Laura ist.«

      »Ich weiß es nicht. Sie ist verschwunden. Sie wurde aus dem Hospital entführt, als ich Paul Howard besuchte. Ich habe mich vorher nie von meiner Tochter getrennt. Sie sollte im Warteraum warten. Das habe ich alles schon der Polizei erzählt. Ich warte seit zwei Tagen auf eine Nachricht, eine Lösegeldforderung.«

      »Ich möchte eher annehmen, daß Sie das Kind versteckt halten.«

      »Wie denn, wo denn?« stöhnte Santorro. »Ich liebe meine Tochter, ich sorge mich um sie. Sie können denken, was Sie wollen, ich wollte sie zu ihrer Mutter zurückbringen, aber Jessica war verschwunden. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.«

      »Ich weiß, wo sie ist. Sie hatte hier ja niemanden, der ihr half. Sie hatten eine solche Hetzkampagne gegen sie veranstaltet, daß sie keine Chance sah, hier noch etwas zu erreichen. – Sie werden sich jetzt allerdings damit abfinden müssen, daß Jessica die einflußreiche Freunde hat, die sie hier gebraucht hätte, um Ihren abscheulichen Machenschaften Einhalt zu gebieten. Jetzt wird jeder erfahren, welch ein mieser Kerl Sie sind.«

      »Tun Sie doch, was Sie wollen, ich weiß, daß ich ruiniert bin, aber mit Lauras Verschwinden habe ich nichts zu tun.«

      Das mußte Julian schließlich hinnehmen. Aber wo war Laura, wo sollte er sie suchen?

      *

      Laura hatte sich in einem hübschen Zimmer, in einem sauberen Bett, ausgeschlafen. Sie hatte nicht gemerkt, wie sie entkleidet und gewaschen worden war. Und als sie die Augen aufschlug, saß die junge Frau mit dem freundlichen Gesicht an ihrem Bett und beugte sich mit einem Lächeln über sie.

      »Ausgeschlafen, kleine Maus?« fragte sie.

      »Wo bin ich?«

      »Bei mir und meinem Mann. Ich heiße Kim.«

      »Und wo ist meine Mummy, Kim? Du bist doch lieb und bringst mich zu ihr?«

      »Ich konnte sie noch nicht erreichen, Laura.«

      »Du weißt, wie ich heiße?«

      »Du hast es mir doch gesagt«, erwiderte Kim hastig. »Was möchtest du essen, Laura?«

      »Ein bißchen Hunger hätte ich schon.«

      »Möchtest du Hot Dogs oder einen Hamburger?«

      »Lieber Toast mit Erdnußbutter.«

      »Das kannst du gleich haben. Bleib noch liegen, Darling.«

      Kim eilte in die Küche. »Was ist?« fragte ihr Mann.

      »Pssst, sie ist munter. Sie hat Hunger.«

      »Ist sie das Kind, das gesucht wird? Laura Santorro?«

      »Nicht so laut, Adam, mir ist das gleich, ich will sie behalten. Sie ist so süß.«

      »Kim, ich bitte dich, wir würden uns strafbar machen. Aber wenn wir sie zurückbringen, bekommen wir bestimmt eine schöne Belohnung.«

      »Ich will sie aber nicht hergeben«, sagte Kim aggressiv. »Der Himmel hat mein Gebet erhört und mir dieses Kind geschickt.«

      »Wir wollen doch ein Baby haben«, sagte er begütigend.

      »Aber sie ist genauso, wie ich mir mein Kind vorstelle, so hübsch, und ich kann auch schon mit ihr reden.«

      Adam seufzte schwer. Er wußte, daß man Kim nicht leicht ausreden konnte, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, aber ihm ging das doch zu weit, obgleich er seiner hübschen Frau sonst jeden Wunsch erfüllte, der ihm möglich war.

      »Jetzt bring ihr was zu essen, ich muß zur Arbeit«, sagte er.

      »Jetzt schon?« schmollte sie.

      »Ich muß Überstunden machen, wenn wir noch jemand durchfüttern wollen.«

      Er gab ihr einen Kuß und ging. In seiner Jackentasche steckte die Zeitung mit der Suchmeldung. Ein Mr. Roberts im Penta-Hotel nahm Hinweise entgegen. Auch die Telefonnummer stand dabei, aber Adam Rafter hielt es für besser, persönlich hinzugehen, denn Kim sollte keinesfalls Schwierigkeiten bekommen.

      Als er das Hotel betrat, wäre er am liebsten gleich wieder umgekehrt, weil er sich fehl am Platz fühlte, aber dann dachte er daran, daß es mit jedem Tag, an dem die kleine Laura bei ihnen war, schlimmer werden könnte für seine Kim.

      Er machte sich Mut und fragte nach Mr. Roberts. Er wurde gleich sehr höflich behandelt und nach einem kurzen Telefonat

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