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er von seinem Vermieter ausgenützt, weil der davon wußte?

      Petra hatte Marcell seit dem Abend, an dem er seine Griechenland-Dias gezeigt hatte, nicht mehr gesehen. Einmal hatte sie einen ihrer Untermieter, der ihn etwas genauer kannte, nach ihm gefragt.

      „Ich glaube, er ist krank“, sagte der eilig – er war im Davonspringen, um noch zu einer Vorlesung zurechtzukommen. „Ich hörte es von Jochen. Na, vielleicht ist er längst wieder gesund ...“

      Petra konnte nicht anders, sie machte sich Gedanken. Die Anschrift von Marcell wußte sie. Kurz entschlossen nahm sie Jacke und Mütze und ging los. Bis zum Abendbrot konnte sie gut zurücksein.

      Es war viel schlimmer, als sie sich in unklaren und unkontrollierten Überlegungen vorgestellt hatte. Vor der Tür, an die seine Visitenkarte geheftet war, standen sechs Milchflaschen, unter der, die am weitesten rechts stand, lag ein Zettel eingeklemmt: die Rechnung. Im Briefkastenschlitz steckte Post von ein paar Tagen. Es sah beklemmend aus.

      Petra schellte. Nichts. Sie läutete noch einmal, und dann fing sie an zu klopfen, erst vorsichtig, dann lauter. Als schon die wilde Vision von Türaufbrechen und Polizeiholen in ihr irrlichterte, brummte es auf einmal drinnen, Schritte kamen in den Flur getapst, die Tür wurde aufgemacht. Petra fiel ein Stein vom Herzen: Es war Marcell, sehr unrasiert, aber lebendig.

      „Ach, Petra, du. Auch das noch“, knurrte er und sah sie nicht eben freundlich an. Petra tat, als merke sie es nicht. Sie hob die Milchflaschen auf, verstaute sie nebeneinander im linken Arm und schob Marcell mit der rechten Hand beiseite.

      „Sollen die hier zu Sauermilch gerinnen?“ fragte sie sachlich. „Ein Glück, daß es kalt ist. Herein mit dir. Ich hab’ gehört, du wärst krank, aber was sich da draußen angesammelt hat, sieht beinah wie Selbstmord aus.“

      „Krank – vielleicht mal gewesen“, brummte er und tappte ihr nach. Es klang verärgert. Petra ließ sich nichts anmerken. Ihr war nicht geheuer bei diesem Samariter-Besuch.

      Sie tastete sich durch einen dunklen Flur und stieß aufs Geratewohl eine Tür auf. Die Küche, aha. Winzig – und nicht gerade einwandfrei sauber. Na ja, Junggesellen. Sie verstaute die Milchflaschen und sah sich ein wenig um, damit Marcell Zeit hätte, sich wieder ins Bett zu verfügen.

      Er schien es zu tun. Sie ging in den Flur zurück und rief halblaut:

      „Wie ist es? Kann ich kommen?“

      „Moment.“ Es bumste und scharrte ein bißchen, Schranktüren und Kommoden wurden zugestoßen. Dann: „So. Come in.“

      Gar so trist war das Zimmer eigentlich nicht. Kalt natürlich, aber kaum kleiner als ihres zu Hause. Auch einigermaßen aufgeräumt. Sie setzte sich auf den einzigen Stuhl und sah Marcell an, der im Bett lag, die Decke bis ans Kinn gezogen.

      „Wie lange bist du denn schon malade?“

      „Ach, ein paar Tage. Ist schon wieder besser. Ich wollte heute aufstehen.“

      „Kümmert sich denn niemand um dich?“

      „Gottlob nein.“ Es klang sehr, aber schon sehr unliebenswürdig. Petra, die sich vorgenommen hatte, auf jeden Fall sanft und freundlich zu bleiben, merkte, wie der Ärger in ihr aufstieg.

      „Na schön. Aber Feuer werde ich machen, damit dir das Aufstehen leichter fällt. Oder hast du nichts zu heizen?“

      „Doch. Im Flur. Ich –“ Petra verzichtete auf weitere Erklärungen und ging. Während sie am Ofen hantierte, Asche durchkratzte und Papier knüllte, um es unter das Holz zu schieben, wandte sie ihm den Rücken zu. Sie wußte aus Erfahrung, daß die meisten Männer unausstehliche Patienten sind, vor allem Männer, die sonst gern großartige Kerls sein wollen oder sogar sind.

      „Was war es denn eigentlich?“ fragte sie also so nebenbei wie möglich, „Grippe? Oder?“

      „Wahrscheinlich. Hohes Fieber, Kopfschmerzen zum Platzen, – na, eben das Übliche um diese Jahreszeit. Vielleicht auch nur Überarbeitung. Ich kenne das. Wenn ich sehr ins Zeug gehe mit der Arbeit, kommt das so bei mir. Jedes Jahr einmal.“

      „Hm. Hast du was eingenommen?“

      „Ich nehme nie was. Ich verkrieche mich und schlafe, schlafe– du kannst es an den Milchflaschen abzählen.“

      „Und jetzt ist dir wirklich besser?“ Das Feuer prasselte, es würde nun wohl nicht mehr ausgehen. Petra erhob sich aus ihrer hockenden Stellung. Sie wandte sich um. Marcell sah sie so finster an, daß sie lachen mußte. Auf einmal war alle Peinlichkeit verflogen.

      „Sehr vernünftig“, sagte sie und sah ihn so vergnügt an, als habe er ihr soeben erzählt, er wolle mit ihr tanzen gehen. „So und nicht anders kuriert man Grippen. Ich gehe jetzt, und ob du aufstehst oder nicht, ich bring’ dir heute abend etwas zu essen. Einverstanden?“

      Sie sah ihn heiter fragend an.

      „Was denn?“ fragte er, halb versöhnt.

      „Nudelsuppe.“

      „Aber ohne Petersilie, möchte ich mir ausgebeten haben.“ Es klang noch recht grantig. Petra lachte.

      „Na schön. Bis dahin bist du rasiert, verstanden?“

      Hinaus, Tür zu. Im Treppenflur lehnte sich Petra erst einmal an die Wand, lächelte mit geschlossenen Augen und atmete tief. Dann lief sie los, die Treppe hinunter, als wäre sie Pytt. Ihr Herz war strahlend froh und so leicht, so leicht – sie hatte das Gefühl, als flöge es ihr voran.

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