Скачать книгу

geographischer Schwerpunkt wurde Oberösterreich gewählt. Dies hat zwei handfeste Gründe: Einerseits befand sich hier eine Reihe großer Kriegsgefangenenlager. Diese Tatsache findet in der einschlägigen Forschungsliteratur ihren Niederschlag, wo häufig Querverweise und detaillierte Bezüge zu dieser Region festzustellen sind.2 Andererseits erscheint es durchaus verständlich, dass eine gesamtösterreichische Darstellung unter den gewählten Forschungsaspekten eindeutig den Rahmen der geplanten Arbeit gesprengt hätte.

      Die Gewichtung der geographischen Standorte variiert je nach Themenschwerpunkt. Dies erforderte der jeweils verfügbare, mehr oder weniger ausführliche Quellenbestand. Daraus ergab sich zwangsläufig die Notwendigkeit, die Einbeziehung bestimmter Lagerstandorte in erster Linie von einer ausreichenden Quellenlage abhängig zu machen.

      Vielmehr stehen jene Aspekte im Zentrum, die den Alltag in den Lagern und der sie umgebenden Zivilbevölkerung entscheidend zu prägen und verändern vermochten. Der Perspektivenwechsel zwischen der Innensicht, hier aus dem Blickwinkel der Kriegsgefangenenlager und ihrer Akteure, sowie der Außensicht, den Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, gilt hierbei als entscheidende Komponente. Somit kann mit einiger Berechtigung durchaus von einem neuen Forschungsansatz gesprochen werden und dafür wurden fünf zentrale Begriffe, sogenannte Elementarereignisse, herangezogen: Kriegsausbruch und Lagerbau – Kulturaustausch oder besser Kulturkontakt – Seuchen – Hunger – Demobilisierung.

      Allerdings wurden in der vorliegenden Fassung vor allem die Einleitungsthemen erheblich gestrafft. Verzichtet wurde auf die im Original ausführlich dargestellten Themenbereiche der österreichischen Verwaltungsstruktur, des Systems der Kriegswirtschaft, der Haager Landkriegsordnung sowie des österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenenwesens. Jedoch werden diese an sich wichtigen Themenbereiche später so eingebaut, dass sie als begleitende Information zum allgemeinen Verständnis der jeweiligen Kapitel beitragen können.

      Den Schwerpunkt bildet die facettenreiche Darstellung des Verhältnisses von Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenenlager. Dabei wird dem Seuchenjahr 1915 naturgemäß breiter Raum gewidmet. Hier werden wie in den anderen Themenbereichen aus der Fülle der Fallbeispiele des Originals nur eindrückliche herangezogen. Die Studie reklamiert keineswegs in einem Anflug von Vermessenheit große epochale Erkenntnisse beizubringen. Was sie jedoch beabsichtigt, ist, eine möglichst genaue Studie über die Auswirkungen der Errichtung von Kriegsgefangenenlagern auf oberösterreichischem Boden zu liefern. Doch wird auch der Blick auf die Nachwirkungen geschärft, welche zweifellos bis in die Anfangsjahre der Ersten Republik reichten.

      Zuletzt sind noch einige methodische Anmerkungen zu Quellenkorpus und Verfahrensweisen angebracht.

      Die im nachfolgenden Literaturverzeichnis angeführten Quellen stammen einerseits aus amtlichen Beständen (K. u. K. Kriegsministerium, K. K. Innenministerium, K. K. Statthalterei) bis zur kleinsten Verwaltungseinheit, der kommunalen Ebene.

      Andererseits stammt der zweite Teil aus den Beständen der damals in Oberösterreich erscheinenden Tages- und Wochenzeitungen. Dabei wurde besonders Wert darauf gelegt, die verfügbare Publikation möglichst lückenlos heranzuziehen.

      Während der amtliche Schriftverkehr der Bevölkerung praktisch verborgen blieb, konnten in Zeitungsberichten, trotz der allgegenwärtigen Zensur, durchaus Stimmungen in der einen oder anderen Richtung erzeugt werden. Es ist dabei überraschend, wie offen zu manchen Missständen Stellung genommen wurde, die freilich in den internen Berichten der verschiedenen Behörden noch weit dramatischer klangen.

      Das vorliegende Buch ist eine kompakte und an ein breites, interessiertes Publikum gerichtete Version. Es basiert auf der gleichnamigen Dissertation, die im Jahre 2012 an der FernUniversität in Hagen, Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften – Historisches Institut, eingereicht und von Prof. Wolfgang Kruse bzw. Prof. Peter Brandt mit der Beurteilung „CUM LAUDE“ angenommen wurde.

      Ernst Gusenbauer – Ried, Herbst 2020

      _____________________________________

      Allgemeine Betrachtungen zu Krieg und Kriegsgefangenschaft

      Doch noch in anderer Weise nähert sich Clausewitz dem Kriegsphänomen, indem er eine Unterscheidung zwischen wirklichem und absolutem Krieg vollzieht.

      Der absolute Krieg wird um seiner selbst willen geführt und legt es dabei auf die Zermürbung der Soldaten an. Hier dominieren unbedingter Gehorsam, unerschütterlicher Mut und Selbstaufopferung sowie unbedingtes Ehrgefühl.

      Auch

Скачать книгу