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"Krieg, Seuchen und kein Stück Brot". Ernst Gusenbauer
Читать онлайн.Название "Krieg, Seuchen und kein Stück Brot"
Год выпуска 0
isbn 9783706561143
Автор произведения Ernst Gusenbauer
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Unter den vermieteten Räumlichkeiten befanden sich neben reinen Wohnräumen auch die städtischen Turnsäle und jene des Gymnasiums, Magazinräume, Kellerräume, Gastwirtssäle, die Brauereihalle und Werkstättenräume. Die städtische Turnhalle musste allerdings im März 1915 vom Militär geräumt werden, da dort nunmehr die Mehlvorräte der Stadt gelagert wurden.80 Dass sich hinter dieser offensichtlichen Geschäftstüchtigkeit auch manch dunkle Seite verbarg, wurde im Spätherbst 1917 offenkundig.
Ende November 1917 berichtete eine in Linz erscheinende Tageszeitung von verbrecherischen Praktiken, heute würde man durchaus von Wirtschaftskriminalität sprechen, die beim Bau der Kriegsgefangenenlager in Oberösterreich gang und gäbe seien. Den Anlass dafür bot die am 27. und 28. November 1917 vor dem K. u. K. Heeres-Divisionsgericht in Graz abgehaltene Gerichtsverhandlung gegen den Landsturm-Oberleutnant Franz Horsky, Chef der Gebäudeverwaltung im Kriegsgefangenenlager Freistadt. Ihm wurde vorsätzlicher Betrug vorgeworfen.
Im Laufe des Verfahrens wurde eine allgemeine Praxis der militärischen Baubehörden sichtbar, nämlich die Abrechnung der Baukosten mittels gefälschter Lohnlisten zu betreiben.
Umso irritierender war im konkreten Fall die Tatsache, dass die Vorgesetzten nicht nur davon wussten und die Vorgangsweise billigten, sondern dem Verantwortlichen vor Ort Unterweisungen über die Verrechnungsform und die Höhe der solcherart lukrierbaren Summe gegeben wurden. Der Angeklagte beteuerte denn auch sofort, er habe sich bei seinen Vorgesetzten der K. u. K. Militärbaufiliale in Linz erkundigt und von dort nicht nur die Bewilligung, sondern sogar Instruktionen erhalten, wie das richtig zu machen sei. Der in Freistadt entstandene Schaden wurde auf 2.518 Kronen geschätzt.
Diese Summe entstand vor allem dadurch, dass in den Listen viel mehr russische Kriegsgefangene als Arbeiter angegeben waren, als tatsächlich bei den verschiedenen Lagerbauten eingesetzt wurden. Unter anderem war davon auch die Turmeindeckung der Freistädter Schlosskaserne betroffen. Der Kern der ordnungswidrigen Manipulationen, derer man Horsky beschuldigte, bestand wohl darin, dass man mehr Russen verrechnete, um diverse Spesen wieder hereinzubringen. Auf der anderen Seite wurden allerdings teure Zivilarbeiter statt „billige“ Kriegsgefangene angegeben und damit konnte ein erheblicher Gewinn erzielt werden.81
Der Angeklagte wurde in allen Punkten freigesprochen, da ihm, wie es der Gerichtsvorsitzende wortreich formulierte, jedes Schuldmoment fehle, obwohl objektiv die Strafhandlung im Sinne der Anklage erwiesen war.
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77 Vgl. OÖLA, Stadtarchiv Freistadt, Sch. 380.
78 Vgl. ebenda, Sch. 380: Man bezog sich dabei auf das Einquartierungsgesetz vom 11.6.1879, das eine Mehrgebühr ausschloss.
79 Vgl. ebenda, Sch. 380: Schreiben der Verwaltungs- und Kassakommission des KGFL-Freistadt an die Stadtvorstehung Freistadt, E. Nr. 522/9 I V.K., vom 13.1.1915.
80 Vgl. ebenda, Sch. 380: Insgesamt wurde vom Militär eine Fläche von 1494 m² in Anspruch genommen.
81 Tagespost 6.12.1917, 3.
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