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Gebt uns ehrliche Waffen. Axel Rudolph
Читать онлайн.Название Gebt uns ehrliche Waffen
Год выпуска 0
isbn 9788711445075
Автор произведения Axel Rudolph
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Du, Vater. Die Ätylenanlage wirkt allzu stark. Wir produzieren seit gestern...“
Harnish schließt ihr lächelnd den Mund. „Heute nicht, Jane. Heut sprechen wir mal nicht vom Werk. Gefällt dir der neue Wagen? Wir können ihn sonst umtauschen.“
Jane schüttelt dem Vater die Hand. „Nein, er gefällt mir sehr gut. Dank dir, Daddy.“
„Und die Blumen, Jane!“ Daisy Gleen zieht ihre Freundin den anderen voran in die Halle. „Sieh doch nur, diese Pracht!“
Einen Augenblick neigt Jane das Gesicht hinab in die Blütenfülle. Dann wendet sie sich an ihren Vater.
„War Bixton noch nicht hier?“
„Vor dem Lunch. Kind? Würde das sich schicken? Aber wart nur! Wird nicht so lange dauern bis halb Edgewood antritt. Hab so was gehört von Festzug, Aufmarsch usw. Auch ...“ Harnish bricht betroffen ab und sieht seine Tochter an, die plötzlich mit erhobenem Kopf in die Luft sieht und eine kleine Handbewegung macht, als wolle sie Schweigen gebieten. „Was hast du denn?“
„Riecht ihr nichts?“
Daisy Gleen lacht herzlich. „O ja! Blumendüfte! Wer’s nicht riecht, muß bös erkältet sein!“
Janes Hand scheucht das Scherzwort beiseite wie eine Fliege. Ihre Augen suchen den Vater.
„Mir ist doch, als ob ... Vater! Gas?“
Einen Augenblick schnuppert auch Harnish unruhig in der Luft, schüttelt dann den Kopf.
„Ich rieche nichts. Gespenster, Jane. Du hast dich überarbeitet.“
„Vielleicht.“ Jane nickt und der angespannte Ausdruck in ihrem Gesicht verschwindet langsam. „Ich bin tatsächlich nervös.“
Mr. Harnish hält es für Zeit, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Er schlägt vor, einen Spaziergang zu machen. Daisy widerspricht. „Jetzt, vor dem Lunch, Mr. Harnish. Nein, bis dahin gehört lane uns ganz allein.“ Und während Jane die Freundinnen in den Wintergarten hineinbugsiert, wirft sie in der Tür dem zurückbleibenden Harnish eine Kußhand zu:
„Auf Wiedersehen nachher — Daddy!“
Eine Sekunde lang sieht Harnish mit leisem Schmunzeln auf die Glastür, hinter der das lustige Mädchengeplauder verklingt. Dann steckt er beide Hände in die Hosentaschen und wendet sich an den Butler, der noch immer in geruhsamer Würde an der Türe steht. Mr. Harnishs liebenswürdig-scharmante Stimme klingt auf einmal trocken und geschäftsmäßig:
„Wer wartet?“
„Mr. Utterson, in der Bibliothek. Außerdem noch im Vorzimmer Sergeant Bixton.“
„Bixton?“ Harnish hebt rasch den Kopf.
„Er wünscht Mr. Harnish persönlich zu sprechen,“ fügt der Buttler schnell hinzu.
„Herein mit ihm!“
An dem Butler vorbei tritt ein gutaussehender hochgewachsener Mann in die Halle, einer jener amerikanischen Männertypen, deren trainiertem, beherrschtem Sportgesicht man nie ansieht, ob es nun fünfundzwanzig oder fünfundvierzig Jahre alt ist. Mr. Harnish nickt dem in der Nähe der Tür Stehenbleibenden vertraulich zu:
„Well, Sergeant? Schriftlich oder mündlich?‘
„Beides.“ Sergeant Bixton zieht aus seiner Rocktasche einige verschlossene und versiegelte Briefe und reicht sie dem Großindustriellen hin. Harnish reißt sie auf und überfliegt den Inhalt, gibt sie dann mit einer verächtlichen Handbewegung dem wartenden Butler:
„In die Bibliothek. Utterson erledigt das.“
Kaum hat sich die Tür hinter dem Butler geschlossen, da streckt Harnish die Hand nach seinem Besucher aus:
„Und weiter? Das kann nicht alles sein.“
„In der Tat, Mr. Harnish. Aber das Weitere bringe ich nur mündlich. Der Staatssekretär meinte ...“
„Ein gesprochenes Wort ist weniger gefährlich als ein schriftliches. Also los: Die Ausfuhrerlaubnis ist erteilt?“
„Der Staatssekretär beauftragte mich, Ihnen mitzuteilen, daß in Übereinstimmung mit der an Shefal Brothers erteilten Ausfuhrerlaubnis einem Export in dem von Ihnen angeregten Sinne nichts im Wege steht.“
„Sehr gut.“ Harnish steckt befriedigt die Hände wieder in die Hosentaschen und beginnt im Zimmer auf und ab zu marschieren. „Das Quantum?“
„Wird Ihnen überlassen.“
„Also unbeschränkte Ausfuhrerlaubnis. Ausgezeichnet.“
„So sagte der Staatssekretär. Aber eine schriftliche Bestätigung erhielt ich nicht.“
„Nicht nötig. Staatssekretär Deventer hält sein Wort.“ Harnish unterbricht seinen Marsch und bleibt vor dem Sergeanten stehen. „Sonst noch was?“
Der Mann vor ihm sieht ihm grade in die Augen. Irgend etwas zuckt leise in seinem Gesicht.
„Nichts von Belang, Mr. Harnish. Nur ...“
„Na, was denn? Heraus damit!“
Bixton nimmt einen Anlauf. „Es ist nur ... Der Staatssekretär wunderte sich, daß Sie einen einfachen Sergeanten als Kurier in einer so wichtigen geschäftlichen Angelegenheit schickten.“
Breitbeinig bleibt Harnish vor dem Sergeanten stehen, ein ganz leises Lächeln um die schmalen Lippen.
„So, so. Er wundert sich? Und Sie, Bixton, Sie wundern sich wohl auch?“
„Ich muß gestehen ...“
„Sollte wohl gar einen meiner Sekretäre damit betrauen, wie? Utterson oder den smarten Brokers?“ Harnish nimmt seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf. „Nee, mein Junge. Das sind Geschäftsleute. Gewiß, sie sind mir ergeben. Natürlich. Sonst wären sie nicht in meinen Diensten. Aber ihre Ergebenheit hat eine Dollargrenze. Wenn der Chef eines Bankhauses einem kleinen Kassierer einen Check über 100 000 Dollar anvertraut, und der geht dann damit durch, dann verdient er Prügel. Der Chef nämlich. So ist es auch hier: Einem Utterson oder Brokers ein Millionenobjekt anvertrauen, hieße genau so handeln. Hätte wenig Respekt vor ihnen, wenn sie die Konjunktur nicht ausnutzten, und damit zur Konkurrenz gingen.“
„Ich verstehe ...“ Ein klein wenig Bitterkeit liegt in der Stimme Bixtons. „Mich halten Sie für dumm.“
Wieder bleibt Harnish vor dem Sergeanten stehen.
„Machen Sie mich nicht wild Mann! Wer redet von dumm? Aber Sie sind Soldat, Bixton. Für euch Soldaten gelten andere Werte: Vaterlandsliebe, Ehre, Treue. Ihr habt Ideale. Damals im Krieg, da haben Sie täglich, stündlich Ihr Leben aufs Spiel gesetzt für das Vaterland. Wäre es denkbar, daß Sie die Interessen dieses Landes verraten könnten für eine halbe Million Dollar, he?“
Ein Lachen drüben, hart und doch froh:
„Nicht mal für Rockefellers Bankkonto.“
Harnish nickt ruhig wie jemand, der etwas bestätigen hört, was er längst weiß. Macht eine Handbewegung zu Bixton hin: „Da haben Sie das Geheimnis.“ Und nimmt seine Wanderung wieder auf. Ein-, zweimal marschiert er durch das Zimmer, in Gedanken schon ganz bei dem kommenden großen Geschäft. Dann fällt ihm plötzlich ein, daß der Sergeant immer noch dasteht. Er reißt ein Blatt aus seinem Checkbuch, füllt es mit ein paar fliegenden Zügen aus und reicht es dem Sergeanten.
„An der Kasse, Bixton. Machen Sie sich einen vergnügten Tag mit Ihren Kameraden.“
„Vielen Dank, Mr. Harnish.“ Bixton zögert, ein ganz klein wenig nur, aber Harnish hat es schon bemerkt.
„Was noch, Bixton? Wollen Sie Leutnant werden? Ich spreche gern mit Ihrem Obersten darüber.“