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      Das kleine Land liegt im Schnittpunkt dreier Klimazonen: mediterran, Wüste und Steppe. An besonderen Stellen gibt es zudem noch Einflüsse aus den Tropen, der Savanne und dem Hochgebirge. Diese Lage sorgt für eine riesige Naturvielfalt. Insgesamt kommen in Israel 2 600 Wildpflanzenarten vor. Im fast 13-fach größeren Deutschland sind es 3 000.

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      Auch die Tierwelt ist von diesem Schnittpunkt geprägt. Neben Wölfen, Schakalen, Wildschweinen und Rehen leben hier auch Leoparden, Steinböcke, Gazellen, Stachelschweine, Klippschliefer und Hyänen. Die meisten dieser Tierarten werden auch in der Bibel erwähnt. Durch den starken menschlichen Einfluss sind viele Tierarten ausgestorben, zum Beispiel das Nilpferd. Zur Zeit Davids konnte man noch an einigen Flussmündungen mit einer Nilpferdbegegnung rechnen. Im Talmud wird der Löwe als »König der Tiere« (Bab. Talmud Hagiga 13,2) genannt.

      Talmud

      Der Talmud ist eine Ansammlung von rabbinischen Kommentaren zur Mischna. Sein Aufbau basiert auf der Mischna, wobei die Kommentare unsystematisch wechseln. Es entstanden zwei Talmude, einer im 4. Jh. v. Chr. in Galiläa und einer rund 100 Jahre später in Babylonien. Vieles ist in beiden Talmuden ähnlich, aber es gibt auch etliche Unterschiede. Der Talmud ist in aramäischer gemischt mit hebräischer Sprache geschrieben und bis heute die wichtigste rabbinische Grundlage. In diesem Buch werden wir ihn oft als Quelle nutzen. 3

      Diese Rabbiner kannten den Löwen nicht nur als National-Geographic-Shootingstar. Der letzte Löwe lebte im 14. Jh. n. Chr. im Land. Als Jesus am Jordan unterwegs war, musste er nicht nur nach Pharisäern Ausschau halten, sondern auch nach 70 kg schweren Persischen Leoparden.

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      Viele Wege führen nach Jerusalem

      Aus der Geografie ergibt sich ein Wegenetz, das uns auch aus der Bibel bekannt ist. Im Großen und Ganzen ist es heute immer noch dasselbe wie damals.

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      Die Via Maris, in der Bibel »Straße am Meer« (Jesaja 8,23) oder auch »Weg durch das Land der Philister« (Exodus 13,17) genannt, war immer der wichtigste Fernweg im Land. Er verband Ägypten mit Syrien. An ihr entlang konnte man viele Sprachen hören. Im Norden verlief sie nah an Nazareth und Kapernaum vorbei. Ein Arm der Meeresstraße führte ins benachbarte Gebiet der Phönizier, die Sidonstraße.

      Neben der Via Maris gab es einen zweiten internationalen Fernweg, die Königsstraße (Numeri 20,17). Auch dieser verband Syrien mit Ägypten, jedoch über die Hochplateaus im heutigen Jordanien und dem Sinai.

      Der nationale Fernverkehr innerhalb des biblischen Kernlandes brauchte die beiden internationalen Straßen nicht. Für diesen gab es ein entwickeltes Wegenetz in Form einer »Wirbelsäule« mit »Rippen«. Dieses Muster ergibt sich aus der Topografie. Auf dem Gebirgssattel, fast immer auf der Wasserscheide, verlief die »Wirbelsäule«, die Bergstraße, und verband fast alle wichtigen Städte des Landes zu biblischer Zeit miteinander. Im Norden schloss sie sich an die Via Maris an, im Süden führte auch sie weiter nach Ägypten. Sie ist die wichtigste Straße in der gesamten biblischen Erzählung. Leichter als die Frage, welche biblischen Personen auf der Bergstraße gelaufen sind, ist die Frage, wer es nicht tat. Von Abraham bis Jesus – alle waren hauptsächlich auf der Bergstraße unterwegs. Das werden wir an vielen Stellen in diesem Buch noch sehen.

      Die »Rippen« waren Regionalstraßen, die an beiden Gebirgsseiten abwärtsführten. Im Süden mündete die Bergstraße in die Stätten-Straße (Numeri 21,1), eine Querverbindung von Ägypten zur Königsstraße über Kadesch Barnea, Beerscheba, Arad und das Tote Meer. Falls in deiner Bibel ein anderer Name steht, ist es eine Frage der Übersetzung. Die Lachischstraße verband Südjudäa mit der Via Maris. Wer von Jerusalem zur Via Maris wollte, konnte sich entweder für den Beth-Horon- (1. Samuel 13,18) oder für den Ayalonsteig entscheiden. Nach Osten führte von Jerusalem der Adumimsteig. Adumim bedeutet »rot« und geht auf die rötlichen Farbtöne der Bitumenvorkommen in dieser Gegend zurück. Der Adumimsteig hieß auch Jerichoer Straße. Diesen Weg nahm Jesus für den Einzug in Jerusalem und auf ihn bezieht sich das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Nach Jericho führte die Straße über den Jordan weiter bis zur Königsstraße in Rabbat Ammon, heute Amman. Der Afeksteig verband Sichem, die zentrale Stadt Samariens, mit der Via Maris und den Weg gegen Sonnenuntergang (Deuteronomium 11,30) mit der Königsstraße.

      Auf diesem Weg kam Abraham ins Land. Unsere Reise durch die Bibel beginnt auf seinen Spuren und führt über den gleichen Weg. Wir machen uns auf. Bist du bereit?

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      Auf den Spuren Abrahams, Isaaks und Jakobs

      ABRAHAM UND SARA KOMMEN INS LAND

      Nach der traditionellen jüdischen Chronologie (Seder Olam Rabba 1) wurde Abraham im Jahr 1948 nach der Weltschöpfung geboren, umgerechnet 1812 v. Chr. Sara ist zehn Jahre jünger.

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      Die jüdische Zeitrechnung

      Die allgemeine jüdische Zeitrechnung ist anders als die christliche. Sie basiert auf Zeitangaben in der Bibel und beginnt im zurückgerechneten Jahr der Weltschöpfung. Seder Olam Rabba, dt. »Große Weltchronik«, ist die wichtigste Grundlage für die Datierung biblischer Ereignisse im Judentum.

      Abraham und Sara lebten als Nomaden. Was hinterlässt schon jemand, der sein ganzes Leben im Zelt wohnt? Dennoch haben sie, wie die anderen biblischen Erzväter und -mütter auch, tiefe Spuren hinterlassen, die heute noch da sind. Sie sind nur nicht immer physisch vorhanden, sondern in unseren Herzen.

      Für uns Juden sind sie nicht die »biblischen Erzväter«, sondern die eigenen Stammväter und -mütter. Juden nennen Abraham immer Avraham Avinu. Wie viele Kinder war auch ich in meinen ersten Lebensjahren sicher, Avinu sei Abrahams Nachname. Avinu heißt »unser Vater«. Sara bezeichnen wir auf gleiche Art als »unsere Mutter«. Die gleichen Bezeichnungen bekommen auch Isaak, Rebekka, Jakob, Lea und Rahel.

      Beim Umzug nach Kanaan ist Abraham 75 Jahre alt, Sara ist 65. Sie sind kinderlos, aber nicht allein. Es begleiten sie Verwandte und Knechte, man könnte sagen eine mobile Wohngemeinschaft. Ihren Besitz nehmen sie mit, hauptsächlich Haushaltstiere der Region: Schafe, Ziegen, Kamele und Rinder. Ihre Häuser nehmen sie auch mit. Keine große Sache, es sind Zelte.

      Lass uns in Abrahams Schuhe schlüpfen und ihn ins Land begleiten. An vielen Stellen lassen sich die Verse wie ein Reiseführer lesen. Wir starten in Haran (Genesis 12) und wollen nach Sichem im Herzen Kanaans, wohin Gott uns führt. Wir nehmen die Königsstraße über Damaskus nach Süden. 60 km südlich der heutigen syrisch-jordanischen Grenze kommt die Abzweigung zum Jordan. Im Jordantal ist es trocken, heiß und baumfrei. Die Sonnenuntergangsstraße wird uns 35 km durch die Schlucht Tirza führen, 1 000 Höhenmeter bergauf haben wir vor uns.

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      Mit jedem Schritt wird die Landschaft mediterraner und grüner, die Luft kühler und klarer. Je höher wir kommen, desto mehr Dörfer gibt es, mit mehr Landwirtschaft. Links begleiten uns immer die Hänge des Berges Kabir.

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