Скачать книгу

legte die Pfoten über den Kopf.

      »Ja. Das habe ich mir gedacht.«

      Die Wetter-App auf seinem Handy hatte für heute lauschige Temperaturen von 37 Grad Celsius angekündigt. Das bewies wohl, dass Florida tatsächlich die Hölle auf Erden war. Es war Mai. Hatte man hier noch nie von Frühling gehört? Mangels Alternativen öffnete er die Autotür, um die feuchtwarme Luft hereinzulassen. Es fühlte sich an wie in der Sauna. Nur gab es hier keine halb nackten Männer und auch keine Klimaanlage. Außerdem machte er sich immer noch Sorgen wegen der Bären. Es war wohl an der Zeit, den Notruf zu wählen und zuzugeben, dass er ein Idiot war.

      Erst, als die Frau am anderen Ende der Leitung fragte, wo er sich befand, fiel ihm auf, dass er richtig tief in der Scheiße saß. Er hatte nämlich keine Ahnung. Nicht einmal den Namen der Straße kannte er. Highway 28? 47? 79? Woher sollte er das wissen?

      »Können Sie nicht mein Handy orten?«, fragte er. »Ich bin nicht von hier.«

      Die Frau am Telefon seufzte genervt. Durfte sie das überhaupt? Er hatte hier ein ernstes Problem.

      Tut mir schrecklich leid, dass ich Ihnen Unannehmlichkeiten mache.

      Er verdrehte seine blauen Augen. Nicht nur wegen ihr, sondern wegen der Allgemeinsituation. Das hier fühlte sich an, als würde er mit Vollgas auf einen Abgrund zufahren.

      In diesem Moment hörte er ein Fahrzeug. Er wandte sich um und sah, wie sich ein Auto rasch näherte. »Da kommt jemand«, unterbrach er die Frau am Telefon. »Ich sehe mal, ob das Auto anhält. Können Sie dranbleiben, falls etwas schiefgeht?« Wenn er brutal ermordet neben dem Highway endete, dann wollte er zumindest, dass die Polizei seinen Mörder schnell fand.

      Die Frau seufzte ihm erneut ins Ohr. »Sehen Sie viel fern?«, fragte sie.

      Jaden begann mit der freien Hand zu winken und versuchte, die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sich zu ziehen. »Ja, tue ich«, antwortete er. Ob es eine gute Idee war, auf die Straße zu laufen? Wie standen die Chancen, dass das Auto ihn überfahren würde?

      »Sind Sie ein Fan von CSI?«

      Jaden entschied sich dazu, neben seinem Auto stehen zu bleiben. Hoffentlich würde Winken ausreichen, um zu signalisieren, dass er Hilfe brauchte. »Navy CIS mag ich lieber«, sagte er. »Und Criminal Minds. Die Serie ist gut.«

      Sie murmelte etwas. Er verstand sie zwar nicht, aber es war vermutlich wenig schmeichelhaft.

      »Ich sehe auch Nachrichten«, verteidigte er sich. »Und die sind nicht fiktional.« Er hatte eine gesunde Dosis Misstrauen, was die Welt und Menschen anging. Besonders Menschen gegenüber. Menschen waren unberechenbar. Kein bisschen wie Zahlen, die man mit Logik und einer Portion Hausverstand verstehen konnte.

      Das Auto wurde langsamer und blieb direkt hinter seinem stehen. Jaden verengte die Augen und versuchte, den Fahrer durch die getönte Windschutzscheibe zu erkennen.

      »Das Auto hat angehalten. Ein silberner Toyota Corolla, ziemlich alt. Der hat schon bessere Tage gesehen.« Die Motorhaube hatte Dellen, die Kotflügel waren mit Dreck bespritzt. Ganz zu schweigen von all den toten Insekten, die an der Stoßstange klebten.

      Die Frau am anderen Ende der Leitung blieb stumm.

      »Haben Sie das notiert?«

      »Oh, ja, sicher«, sagte sie.

      Jaden glaubte ihr kein Wort.

      Die Fahrertür wurde geöffnet. Jadens Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Und dann erklang ein Hupen. Fast hätte er sich in die Hose gemacht. Mit rasendem Herzen wirbelte er herum und erblickte Magneto, der eine Pfote auf die Hupe gelegt hatte. Ein unschuldiger Ausdruck stand auf seinem niedlichen, schwarz-weißen Hundegesicht.

      »Bist du fertig mit deinem Nickerchen?«, fragte Jaden und legte sich eine Hand auf die Brust, als ob das seinen Herzschlag beruhigen könnte.

      »Ist alles in Ordnung?«, fragte eine warme, tiefe Männerstimme hinter ihm.

      Augenblicklich lief ihm ein Schauder über den Rücken. Hä? Das war seltsam. Er wandte sich um. Am Straßenrand stand ein „Calvin Klein“-Model. Die Natur hatte es eindeutig gut mit ihm gemeint. Der Mann war größer als Jaden, sicher über ein Meter achtzig, und seine Beine … Jaden lief ein wenig das Wasser im Mund zusammen. Sie waren lang und wohlgeformt. Seine Jeans schmiegte sich an seine Oberschenkel. Seine starken, muskulösen Oberschenkel. Jaden schluckte. Sein schlichtes weißes T-Shirt betonte seinen ebenso wundervollen, durchtrainierten Oberkörper. Sicher hatte er die Art von Bauchmuskeln, die Jaden normalerweise nur in Pornos sah. Er war braun gebrannt, sein Kinn und seine hohen Wangenknochen waren wie aus Stein gemeißelt, seine Lippen waren voll und rot. Seine Augen wurden von einer „Ray Ban“-Sonnenbrille verborgen und sein kastanienbraunes Haar fiel in Wellen bis zu seinen Ohren. Jaden fragte sich, ob er vor lauter Hitze im Auto ohnmächtig geworden war. Vielleicht war all das ja eine wunderbare Halluzination. Wenn der Typ gleich sein T-Shirt ausziehen würde, dann würde das die Frage beantworten. Vielleicht sollte er weniger Pornos gucken.

      »Sind Sie okay?«

      Jaden blinzelte. Der Typ hatte das T-Shirt bisher nicht ausgezogen. Also war dieser göttliche Mann wohl tatsächlich sein Retter in der Not. Wow. Zu schade, dass er gleich würde zugeben müssen, was für ein Idiot er war. »Ich habe keinen Sprit mehr«, sagte er. »Und keine Ahnung, wo ich bin.«

      Der Mann lächelte. Er hatte Grübchen. Zwei sogar. Eines in jeder Wange.

      Jadens Knie gaben fast nach. Mann, diese Hitze machte ihn wirklich fertig. Er lehnte sich gegen sein Auto, um nicht umzukippen. Schweiß lief seinen Nacken herab, unter seinen Kragen und seine Wirbelsäule entlang. Als Jaden sich über die Lippen leckte, schmeckte er Salz. Also hatte er sich nicht nur verfahren, sondern stand verschwitzt und eklig am Straßenrand. Wundervoll. Genau so wollte man sich dem heißesten Mann präsentieren, den man je gesehen hatte.

      »Sie sind auf der State Road twenty-two, etwa fünfzehn Kilometer von Serenity entfernt.«

      Jaden fiel die Kinnlade runter. »Sie verarschen mich, oder? Fünfzehn Kilometer? Mein Auto hätte nur noch fünfzehn Kilometer durchhalten müssen?« Wenn er so eine Schrottkiste hätte wie der heiße Typ, hätte er jetzt dagegengetreten. Aber er fuhr einen Audi, also stampfte er nur mit dem Fuß auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Er war so nah am Ziel.

      »Ich vermute also einfach mal, dass Sie nach Serenity wollen?«, fragte der Mann. Er war zwar immer noch unglaublich sexy, doch sein Grinsen nervte Jaden langsam. Seine Lage war nicht witzig, verdammt!

      »Ja, genau dort will ich hin«, sagte er.

      Sein potentieller Retter musterte ihn gründlich von Kopf bis Fuß.

      Jaden richtete sich auf, versuchte, seine Schultern breiter wirken zu lassen. Er fuhr sich durchs Haar, um das verschwitzte Durcheinander noch irgendwie zu retten. Verglichen mit diesem Mann, ließ seine Erscheinung sicher zu wünschen übrig.

      Die Frau am Telefon fragte: »Kann ich jetzt auflegen oder wollen Sie weiterhin meine Zeit verschwenden?«

      Er legte auf. Falls er starb, konnte er sie als Geist heimsuchen.

      »Ich kann Sie und Ihr kleines Pferd hier zur nächsten Tankstelle und wieder zurück bringen«, bot der Mann an und streckte eine Hand nach Magneto aus.

      Zögerlich ging Magneto auf ihn zu, vorsichtig schnuppernd, die schwarz-weißen Ohren eng an den Kopf gelegt. Er mochte keine Fremden. Es hatte Wochen gedauert, bis er sich an Drew gewöhnt hatte, einfach nur, weil Jaden derjenige gewesen war, der ihn als Welpe aus dem Tierheim geholt hatte. Eigentlich hätte Magneto ein Geburtstagsgeschenk für Drew sein sollen. Dieser Plan war nach hinten losgegangen, aber es tat Jaden nicht wirklich leid. Er sah dabei zu, wie Magneto zaghaft an den Fingern des Mannes schnupperte. Dann schoss seine Zunge hervor und er leckte seine Hand ab, wobei er sie von oben bis unten vollsabberte.

      Der Mann lachte und kniete sich vor Magneto hin. Dieser begann, über seine Wange zu schlabbern.

      Das beantwortete wohl die Frage, ob Jaden diesem Typen vertrauen

Скачать книгу