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Der Stern von Südafrika. Axel Rudolph
Читать онлайн.Название Der Stern von Südafrika
Год выпуска 0
isbn 9788711445136
Автор произведения Axel Rudolph
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Morjen!“ Auch Hans Balck ist wach geworden bei dem lauten Aufschrei. Er sitzt auf seiner Couch und schaut verschlafen hinüber auf das schweißgebadete, verstörte Gesicht des Freundes. „Dich hat wohl ne Kuh gebissen, daß du hier plötzlich um Hilfe schreist!“ Er reckt und dehnt sich ein paarmal, schlürft dann zum Fenster und zieht die Vorhänge auf. Der Morgen dämmert in das Zimmer.
„Also raus aus den Kartoffeln!“ Hans wirft die Schlaftrunkenheit endgültig ab und geht in den kleinen Waschraum nebenan, wo er ein mächtiges Pusten und Plätschern anhebt. Der kleine Piet Keulen sitzt wie verloren auf dem Rand seines Lagers und schaut starr vor sich hin. Dieser furchtbare Traum! Das hat doch was zu bedeuten! Der unglückselige Diamant. . .
Er greift mit zitternden Händen nach der Geldkassette, die unter seiner Couch steht, und schließt sie auf. Da ist das Päckchen, das schreckliche, das ihn in den Tod hetzen wird. Ob man nicht zu Mr. Skuller gehen könnte und ihn bitten, einen anderen zu senden? Lieber sofortige Entlassung als . . .
Piet Keulens Blicke, die ratlos im Zimmer hin und her gehen, bleiben plötzlich an der offenen Reisetasche auf dem Tisch haften. Ganz starr und groß werden seine Augen. Da liegt ja . . . Wahrhaftig, da obenauf in Hans Balcks Tasche liegt ein zweites Päckchen, völlig gleich seinem eigenen! Piet Keulen atmet schwer. Also Hans! Hans ist der zweite Kurier! Das heißt, er hat natürlich nur einen Kiesel oder sonst eine Atrappe in seinem Päckchen. Er, Piet Keulen, hat den „Stern von Südafrika“. Mr. Skuller hat es klar genug gesagt, und sein innerstes Gefühl sagt es ihm noch deutlicher.
Während Hans Balck nebenan ausgiebig den Kopf unter die Brause steckt, durchtobt den kleinen Piet ein wilder Sturm. Die beiden Päckchen sind völlig gleich. Niemand kann es bemerken, wenn man sie vertauscht. Warum soll grade er . . . der Pechvogel . . . Warum nicht Hans? Hans Balck, der starke, siegesbewußte, sorglose Hans, der Mann, für den es einfach keine Gefahr gibt, — Hans wird den Diamanten sicher und ungefährdet über das Meer bringen!
„Du, Piet!“ kommt zwischen Prusten und Klatschen aus dem Nebenraum die Stimme des Freundes. „Was meinst du? Wenn wir hier losgondeln, machen wir erst noch ’nen kleinen Abstecher zum „Kohinoor“ und sagen Molly Lebewohl.“
„Wer . . . wen meinst du, Hans?“
„Na, Molly!“
„Ach so . . . ja . . . deine Braut . . .“
„Red keinen Zinnober, Mensch. Aber Adjö können wir doch dem Mädel sagen, nicht? So! Freie Bahn! Verpaß dir mal ne tüchtige kalte Abreibung, mein Junge. Du warst gestern töter als tot!“
„Ja, Hans, ich komme schon.“ Piet Keulen kämpft einen letzten, kurzen und schweren Kampf. Aber das Bewußtsein, daß Hans der rechte Mann ist, den Stein ungefährdet zu überbringen, während er selber verloren ist mit dem Diamanten in seinen Händen, siegt über alle Bedenken. Scheu und heimlich, die Augen ängstlich auf dem Waschraum gerichtet, nimmt Piet das Päckchen aus der Reisetasche und legt sein eigenes hinein.
„Willst wohl eine ganze Kaltwasserkur absolvieren?“
Hans, der sich bereits angezogen und seinen schon am Abend vorher gepackten Kabinenkoffer hervorgeholt hat, wirft einen ungeduldigen Blick nach dem Waschraum, in dem Piet immer noch steckt. „Tempo, Tempo, mein Junge! In einer halben Stunde müssen wir abtrudeln!“
„Ja, ja, Hans! Ich bin gleich fertig!“
„Na, dann werd ich mal unsere stolze Limousine von der Klamottenhalde drüben holen, während du deine Toilette beendigst.“ Hans Balck steckt Uhr und Zigarettenetui in die Tasche, überzeugt sich mit raschem Blick, daß das Päckchen in der Reisetasche vorhanden ist, und schließt mit einem hörbaren Schnapp befriedigt die Tasche, ohne zu ahnen, daß durch eine Spalte des Vorhangs zum Waschraum zwei ängstliche Augen ihn beobachten.
„Er hat nichts gemerkt!“ Piet Keulen atmet tief auf und fühlt das Zittern in seinen Beinen schwinden, als Hans die verschlossene Tasche ergreift und hinausgeht, um das Auto startbereit zu machen. Er hört ihn noch draußen auf dem Flur sorglos und vergnügt ein Liedchen summen:
„Put all your troubles in your old Kit — Bag — and loose it!“
V
Mr. Skuller ist Frühaufsteher. Er pflegt zwar erst gegen zehn Uhr in den Büros des Verwaltungsgebäudes aufzutauchen, aber dann ist er auch schon mitten in der Arbeit, denn Mr. Skuller hat die Angewohnheit, besonders wichtige Dispositionen bereits beim Frühstück zu treffen und dazu die betreffenden Personen ohne Rücksicht auf die frühe Morgenstunde in seine Privatwohnung zu bestellen.
Heute morgen ist es ein junges Mädchen, das in dem sonnigen Frühstückszimmer der kleinen, neben dem Verwaltungsgebäude liegenden Villa Mr. Skuller gegenübersitzt. Hinter dem Stuhl des Generaldirektors steht bereits die Privatsekretärin mit Bleistift und Stenogrammblock. Aber diesmal bekommt sie vorläufig noch nichts zu tun.
„Warten Sie drüben in der Halle, Miß Laferty“, sagt Mr. Skuller kurz über die Schulter. „Werde Sie rufen, wenn ich Sie benötige.“
Miß Laferty ist eine überschlanke, etwas angejahrte Dame mit kurzgeschnittenem, schwarzem Haar und einem Lorgnon. Sie klappt ihr Stenogrammheft sofort zusammen und geht gehorsam hinaus, aber sie kann es sich nicht versagen, einen abfälligen Seitenblick auf das junge, hübsche Mädchen zu werfen, das da ungeniert am Tische, Mr. Skuller gegenüber Platz genommen und ein Bein übergeschlagen hat. Seit einiger Zeit empfängt Mr. Skuller diese unbekannte junge Dame mehrmals wöchentlich, und Miß Laferty wird dann jedesmal hinausgeschickt. Das ist verdächtig. Überhaupt, wenn ein Mann in Mr. Skullers Jahren unter so ungewohnten Umständen eine hübsche junge Dame in seine Privatwohnung bestellt, so .... Miß Laferty zieht die Mundwinkel herab und schließt die Tür hinter sich geräuschvoller als unbedingt notwendig.
Währenddessen schlürft Mr. Skuller seinen Kakao aus und wirft über den Rand der Tasse einen prüfenden Blick auf sein Gegenüber. Das junge Mädchen zeigt zwar keine Müdigkeit in seiner Haltung, aber ihre Augen sind ein wenig übernächtigt, wie nach einer ausgedehnten Ballnacht.
„Scheinen sich gut amüsiert zu haben gestern nacht“, bemerkt Mr. Skuller beiläufig. Die junge Dame lächelt ein wenig.
„Ausgezeichnet, Mr. Skuller. Das bringt das Metier so mit sich.“
„Hm. Hoffe, daß Sie dabei nie vergessen, weshalb Sie in meinem Auftrage dies merkwürdige Engagement angenommen haben, Miß Reeve. Können Sie mir heute etwas Näheres berichten über den Mann, der hier Diamanten anzukaufen versucht?“
„Natürlich, Mr. Skuller. Ich weiß sogar, wer es ist.“
Der Generaldirektor hebt erfreut den Kopf. „Das wäre großartig. Also?“
Das Übermüdete im Gesicht des jungen Mädchens ist mit einem Schlage verschwunden. Eine elastische Frische liegt plötzlich über ihrem ganzen Wesen.
„Hab mich an die rote Mabel rangemacht, meine „Kollegin“ bei Sam Wymmers drüben, und sie auf den Verdächtigen gehetzt.“
„Warum nicht Sie selbst?“
„Weil die rote Mabel zu diesem Geschäft besser taugt“, sagt Molly Reeve trocken, „ich meine, was die konsequente Durchführung anbelangt. Also, der Mann hat auf Mabel angebissen und sie gebeten, ihn in seiner Wohnung zu besuchen. Dabei hat er ihr natürlich seinen Namen verraten müssen, und Mabel hat ihn mir stolz weitererzählt. Der Gentleman heißt Charles Arby und wohnt hier in Kimberley, Tugelastreet 24.“
„Charles Arby!“ ruft Mr. Skuller erfreut. „Das kann stimmen! Der steht schon lange auf der schwarzen Liste!“
„Es stimmt, Mr. Skuller. Es ist der Mann, der vor kurzem den Versuch gemacht hat, einige Ihrer Digger zum Grubendiebstahl zu verleiten. Eine Gegenüberstellung der betreffenden Arbeiter mit ihm wird es bestätigen. Übrigens habe ich das Gefühl, daß der Mann in Verbindung