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      Mr. Skuller denkt einen Augenblick nach. „Nun, das ist schließlich auch unwichtig. Die Hauptsache bleibt, daß wir wissen, wer der Mann ist, der sich an unsere Digger heranmacht. Ich danke Ihnen, Miß Reeve. Sie haben in diesen Wochen vorzüglich gearbeitet. Ich gestehe, daß Sie überhaupt die beste Privatsekretärin sind, die ich bisher kennengelernt habe.“

      „Schön. Bitte berücksichtigen Sie das bei der nächsten Gehaltszahlung, Mr. Skuller.“

      „Möchte Ihnen einen Beweis meines Vertrauens geben, Miß Reeve“, sagt der Generaldirektor, den Einwurf Mollys geflissentlich überhörend, schweigt einen Augenblick überlegend und feuert dann plötzlich eine unerwartete Frage ab.

      „Wann können Sie reisen?“

      „Zu jeder Stunde“, sagt Molly, erstaunt den Kopf hebend. „Wollen Sie mich denn außerhalb verwenden?“

      „Werden Sie gleich hören. Es ist Ihnen also möglich, heute noch auf längere Zeit, sagen wir auf acht Wochen zu verreisen?“

      „Wenn’s sein muß.“ Molly zögert ein wenig. „Aber . . .“

      „Aber?“

      „Im Augenblick bin ich nicht grade begeistert davon, abzureisen, Mr. Skuller. Ich möchte sogar sehr gern vorläufig in Kimberley bleiben. Wenn Sie also einem anderen den Auftrag geben können, — ich fühle mich nicht zurückgesetzt.“

      „Möchte gern Sie beauftragen, Miß Reeve.“ Mr. Skuller runzelt die Stirn. „Warum wollen Sie in Kimberley bleiben?“

      Eine Sekunde zögert Molly noch, dann lächelt sie entschlossen. „Weil ich mich gestern abend verlobt habe, Mr. Skuller.“

      „Gestern abend?“ Skuller stutzt überrascht. „Doch nicht in der . . . in Sam Wymmers Bar?“

      „Doch. Sie merken auch alles!“

      Mr. Skuller ist peinlich überrascht. „So, so. Hm. Ich gratuliere, Miß Reeve. Ist Ihr Verlobter ein Hiesiger?“

      „Einer Ihrer Angestellten, Mr. Skuller.“

      „Ah! Sein Name?“

      Molly hebt mit verzweifeltem Humor die Schultern. „Den weiß ich noch nicht, Mr. Skuller.“

      „Erlauben Sie mal!“ Des Generaldirektors würdiges Antlitz verbittet sich solche Scherze. „Sie kennen den Namen Ihres Verlobten nicht?“

      „Bis jetzt noch nicht. Aber ich werde ihn heute abend erfahren“, lächelte Molly unbekümmert. „Waren Sie schon mal im „Kohinoor“, Mr. Skuller? Natürlich waren Sie schon da. Dann wissen Sie doch auch, wie das manchmal zugeht, wenn die Nacht lustig ist. Man fragt nicht viel nach Nam und Art. Und wenn man — nun ja, wenn man verliebt ist, fragt man überhaupt nicht.“

      Mr. Skuller scheint es für gefährlich zu halten, auf dieses Thema näher einzugehen. Er springt schnell zum Geschäftlichen zurück. „Ich hoffe ernstlich, Miß Reeve, daß diese — hm — Verlobung keinen nachteiligen Einfluß auf Ihre berufliche Tätigkeit haben wird!“

      „Nicht die geringste.“

      „Well, dann beweisen Sie es. Übernehmen Sie den Auftrag, den ich Ihnen zu geben gedenke.“

      Molly überlegt schnell, daß es ihr immer noch möglich sein wird, den netten Hans vor ihrer Abreise zu sprechen. Er wollte ja heute Nachmittag wieder in den „Kohinoor“ kommen. Auch wird sie ja von Sam Wymmers sicher seine Wohnung erfahren können. Molly, die im Falle Charles Arby vorsichtig die rote Mabel vorgeschickt hat, um schließlich nicht gezwungen zu sein, selbst den Mann zu besuchen, ist im Falle Hans Balck ohne weiteres entschlossen, zu ihm zu gehen, falls er nicht von selber kommt.

      „All right“, sagt sie sachlich. „Ich reise, wohin Sie wollen. Worum handelt es sich?“

      Mr. Skuller nickt befriedigt, steht von seinem Sessel auf und geht erst einmal zur Tür. Miß Laferty hat zwar nicht die schlechte Angewohnheit, zu horchen, aber sicher ist sicher. Erst als er sich überzeugt hat, daß die Sekretärin nicht im anstoßenden Zimmer, sondern drüben im Empfangsraum ist, nimmt er wieder Platz und sieht seine Privatdetektivin ernst an.

      „Also hören Sie, Miß Reeve. Es ist gestern in den Skuller Minen ein ungewöhnlich großer Diamant gefunden worden.“

      „Der Stern von Südafrika“, nickt Molly. „Weiß ich natürlich. Die Jungs sprachen gestern abend bei Sam fast von nichts anderem.“

      Unangenehm berührt zieht Mr. Skuller die Brauen hoch. „Es ist also schon bekannt? Well, nach den Begleitumständen des Fundes war nichts anderes zu erwarten. Um so notwendiger ist, es, die Überbringung des Steines zu sichern.“

      „Aha!“

      „Wir senden dieses Mal nur zwei Kuriere ab“, fährt Mr. Skuller, die Stimme dämpfend, fort. „Sie, Miß Reeve, brauchen sich natürlich nur um den einen zu kümmern, um denjenigen, der wirklich den Stern von Südafrika in seinem Päckchen hat.“

      „Natürlich. Und das ist?“

      Mr. Skuller lehnt sich in seinem Sessel zurück. „Ich habe diesmal meine Auswahl besonders vorsichtig getroffen. Der eine der beiden Kuriere ist ein ziemlich unscheinbarer junger Mensch, so unscheinbar, daß geriebene Gauner grade auf ihn schließen werden.“

      „Aber er hat den Stein nicht?“

      Mr. Skuller schüttelt den Kopf und lacht in sich hinein. Offenbar stimmt ihn eine Erinnerung heiter. „Ich habe dem besagten jungen Mann allerdings so deutlich zu verstehen gegeben, daß er der Kurier sei, daß er selber felsenfest davon überzeugt ist, den Stein zu haben. Er bat mich sogar schließlich händeringend, einen anderen als Kurier zu wählen. Well, ich sagte ihm: „Nein, mein Lieber, grade Sie sind der Mann, den Stein sicher nach Amsterdam zu bringen.“ Er wird die tollsten Vorsichtsmaßregeln treffen, um seinen Schatz zu sichern, und grade diese Vorsicht wird die Aufmerksamkeit eventueller „Interessenten“ auf sich lenken.“

      Molly nickt ernsthaft. „Logisch, Mr. Skuller. Und der andere?“

      Der Generaldirektor schweigt eine Sekunde und sieht Molly durchdringend an. „Ich lege ein verantwortungsvolles Amt in Ihre Hände und gebe Ihnen den höchsten Beweis meines Vertrauens, Miß Reeve, indem ich Ihnen den Namen des wirklichen Kuriers nenne. Er heißt Mr. Balck.“

      „Mr. Balck.“ Molly notiert den Namen fest in ihrem Gehirn. „Kenn ich nicht.“

      „Es ist auch keiner unserer bisherigen Kuriere“, fährt der Generaldirektor fort. „Einer unserer Clerks, der bis jetzt nicht im Verwaltungsgebäude gearbeitet hat, aber ein tadelloser, vertrauenswürdiger Bursche. Er hat den Stern von Südafrika.“

      „Wem ist das bekannt?“

      „Außer mir und meinem ersten Sekretär nur noch Ihnen, Miß Reeve.“

      „Gut. Meine Aufgabe ist Überwachung?“

      Mr. Skuller nickt. „Ihre Arbeit im „Kohinoor“ ist ja sowieso beendigt, nachdem Sie Ihre Aufgabe dort so schnell und vorzüglich gelöst haben. Mr. Balck reist mit dem Dampfer „Köln“ von Port Elizabeth. Sie werden mit dem gleichen Schiff fahren und unterwegs den Mann unauffällig überwachen, vor allem Ihr Augenmerk darauf richten, ob verdächtige Personen sich an ihn heranmachen oder ob er von anderer Seite aus beschattet wird, ob ....“

      „Brauchen Sie mir nicht auseinanderzusetzen, Mr. Skuller. Die Walze kenn ich.“

      Der Generaldirektor zuckt wieder einmal ein wenig zusammen. Manchmal ist diese kleine Miß Reeve von einer märchenhaften Frechheit und Überheblichkeit. Aber tüchtig ist sie und vor allem grundehrlich. Da darf man es mit der Form nicht allzu genau nehmen. Er räuspert sich.

      „Sie sind bereit, den Auftrag zu übernehmen?“

      „In Ordnung, Mr. Skuller.“

      „Well. Ihren Paß haben Sie doch in Ordnung? Die Schiffskarte können Sie beim Passagebüro

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