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Der Stern von Südafrika. Axel Rudolph
Читать онлайн.Название Der Stern von Südafrika
Год выпуска 0
isbn 9788711445136
Автор произведения Axel Rudolph
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Als Hans und Molly, heiß und erregt vom Tanz an den Tisch zurückkehren, faßt der kleine Piet den Freund vorwurfsvoll am Arm. „Hans, du willst doch nicht im Ernst diese . . diese . .
„Na? Diese . .?“ Hans sieht einen Augenblick den jäh verstummenden Piet mit einem stählernen Blick an. „Sehr vernünftig, daß du schweigst, mein Junge, denn meine Braut laß ich auch vom besten Freund nicht beleidigen. Verstanden?“
„Aber ....!“
„Über das Aber sprechen wir morgen.“ Hans drückt den besorgten Kollegen auf seinen Platz zurück und rückt für Molly und sich selbst Stühle herbei. „Heut gibts kein Aber. Heut wird gefeiert, Junge! Und die Molly ist der Mittelpunkt!“
„Prost, Mr. Balck! Wenn Sie noch können!“
„Können! Ich?“ Hans Balcks Kopf fährt mit einem Ruck herum zu Guy Barnes, der ihm vom Nebentisch aus Bescheid tut. „Euch Grünhörner trink ich noch alle miteinander unter den Tisch!“
Lachen und kräftiger Widerspruch schallt ihm vom Nebentisch entgegen. Die drei Digger, die dort mit Guy Barnes gezecht haben, trumpfen auf. Guy ist sofort bereit, den Handschuh aufzunehmen: „Wetten, daß Sie das nicht können, Mr. Balck!“
„Geht in Ordnung! Wer übrig bleibt, zahlt nicht! Immer ran, meine Herren! Aufschließen! Der Tisch hier ist groß genug.“
Immer neue Flaschen muß Sam Wymmers anfahren lassen. Selbst Piet trinkt mit Begeisterung. Er ist der Erste, der müde den Kopf auf die Tischplatte sinken läßt und in selige Gefilde entschwebt. Aber auch die Digger müssen allmählich aufgeben. Nach einer Stunde verschwindet der eine torkelnden Ganges und kehrt nicht mehr zurück. Der Zweite leistet bereits Piet Gesellschaft, und nach einer weiteren halben Stunde rutscht auch der Dritte sanft unter den Tisch.
Guy Barnes kann einen Stiefel vertragen. Er trinkt Hans Balck immer wieder von Neuem zu. Seine Augen haben zwar auch schon einen wässerigen Glanz, aber seine Gedanken funktionieren noch. Guy weiß, was er will. Dieser Hans Balck ist unzweifelhaft der Kurier und ein leichtsinniger Bursche dazu. Wer weiß, ob er nicht den „Stern von Südafrika“ bei sich trägt. Man pflegt nicht kneipen zu gehen, wenn man so ein Wertstück unbewacht zu Hause hat, denn ein Safe hat Mr. Balck in seiner Junggesellenbude schwerlich. Guy ist entschlossen, festzustellen, ob seine Kalkulation richtig ist.
Ganz so leicht, wie er sich das gedacht hat, ist die Sache allerdings nicht. Hans hat zwar auch schon die rote Fahne aufgezogen, aber er denkt nicht daran, zu kapitulieren. Nicht einmal Molly Reeve gibt auf. Sie ist natürlich nicht verpflichtet, jedes Glas mitzutrinken, das die beiden Duellanten vertilgen, aber Guy tut ihr sehr häufig Bescheid, und Molly trinkt dann natürlich als wohlerzogene „Artistin mit Konsum-Verpflichtung“ jedesmal mit. Daß sie dabei einen kleinen Berufstrick anwendet und den Inhalt ihres Glases immer blitzschnell im Spucknapf verschwinden läßt, wenn Guy sein eigenes Glas herunterkippt, das merken weder Guy noch Hans.
Hans Balck trinkt nur der Wette halber. Seine Aufmerksamkeit gehört viel mehr dem hübschen Mädel, das sich so zutraulich und froh an seine Seite schmiegt, als dem Alkohol oder seinem Gegner. Um so aufmerksamer sind dafür Mollys Augen. Grade als Hans sich wieder einmal über sie beugt, um den schweren Duft ihres Haares einzuziehen, sieht Molly unter halbgeschlossenen Lidern, daß Guy Barnes heimlich und blitzschnell etwas in Hans Balcks Glas schüttet, aus einer kleinen Phiole, die er in seiner Hand verborgen hält.
„Da! Da brennts ja!“
Mollys ausgestreckter Arm weist plötzlich in eine Ecke des Saales. Die Köpfe der Männer fahren unwillkürlich herum. Es ist nur eine Sekunde, aber sie genügt für Molly, um mit fabelhafter Fixigkeit und Geschicklichkeit Guys und Hans Balcks Gläser zu vertauschen.
„Wo denn?“
„Siehst wohl weiße Mäuse, Molly?“
„Ach, ich dachte nur . . . dort drüben . . . der Rauch . . .“
„Wird Zeit, daß du ins Heiabettchen kommst“, lacht Hans gutmütig, „wenn du schon den Tabakqualm für ein Schadenfeuer ansiehst!“
„Keine Unterbrechung!“ mahnt Guy, eifrig das Glas ergreifend. „Der nächste Schuß, Mr. Balck!“
Es bleibt kein Tropfen in den beiden Gläsern, aber als Guy sein Glas wieder auf den Tisch setzt, bekommen seine Augen plötzlich einen sonderbar starren Ausdruck.
„Was zum Teufel . . .?“ Guy bricht ab und macht einen unwillkürlichen Versuch, aufzustehen. Seine Beine fallen ihm förmlich unter dem Körper weg. Die Augendeckel klappen noch ein paarmal, seine Hand tastet ziellos über den Tisch, — dann sinkt Guy Barnes besinnungslos von seinem Stuhl auf den Fußboden.
„. . . acht, neun — zehn!“ Hans zählt den geschlagenen Gegner ordnungsgemäß aus und schiebt dann seinen eigenen Stuhl zurück. Breitbeinig, etwas schwankend, mit rotem Gesicht steht er da, aber als Sieger. Sein Blick fliegt triumphierend über die zu Boden Getrunkenen.
„Das hätten wir wieder mal gepinselt!“ Als Sam dienstbeflissen eine neue Flasche Whisky bringen will, schiebt Hans sie kopfschüttelnd zurück. „Genug für heute. Ruf den Kindergarten an, Sam, und laß die Babies da abholen. Meinen Freund Piet bring ich selber nach Hause.“
Es kostet Hans doch einige Mühe, sich niederzubeugen und den schlafenden Piet aufzulesen. Als er ihn hoch bekommen hat und den Kleinen mit einem Schwung über die Schulter wirft, drängt sich Molly mit bettelnden Augen an ihn.
„Hans! Du kommst doch morgen abend wieder? Bestimmt?“
„Selbstverständlich, Molly!“ sagte Hans im Brustton der Überzeugung, ohne im Augenblick daran zu denken, daß er morgen abend, wenn Sam seinen Laden aufmacht und die kleine Molly ihr Liedlein singt, schon auf dem Weg nach Port Elizabeth ist.
Ohne Hut, den immer noch fest schlafenden Piet über der Schulter, schreitet Hans Balck wohlgemut in die Nacht hinaus. Zwei große, nachdenkliche Mädchenaugen sehen ihm nach.
IV
Hans und Piet haben eine gemeinsame Wohnung, ein richtiges Junggesellenheim in einem der modernen Siedlungshäuser, die für die Minenangestellten an der Peripherie Kimberleys errichtet sind. Dort lädt Hans seinen „lebenden Leichnam“ ab und läßt den kleinen Piet sanft auf die Couch gleiten. Einen Moment macht Piet Miene, zu erwachen. Er wälzt sich unruhig auf die andere Seite, stöhnt tief auf und murmelt sogar ein paar unverständliche Worte.
„Du mich auch.“ Hans, der zur Vorsicht jedes ihm unverständliche Wort auf Götz von Berlichingen bezieht und dementsprechend beantwortet, bleibt vor Piet stehen und betrachtet ihn tiefsinnig. „Willste noch ’n Whisky, Piet?“
Aber Piet antwortet nicht mehr. Er liegt auf dem Rücken und schnarcht leise. Hans wendet sich ab und reckt die Arme. Die Alkoholgeister rumoren noch mächtig in seinem Kopf, aber von Müdigkeit fühlt er keine Spur. Nicht einmal genügend fällig füllt er sich, um den Kopf unter die Brause zu stecken.
Das war wieder mal ein Abend! Und Molly Reeve, — allerhand Achtung! Das Mädel hatte Rasse! Und dazu ein so unverschämt liebes Gesichtchen, daß man beinahe weich werden konnte, wenn ihre großen Frageaugen auf einem ruhten. Tja — Molly Reeve! Das mit der Verlobung war natürlich nur ein Ulk gewesen. Würde sie selber auch kaum anders auffassen. Aber sonst — bei allen Goldklumpen und Diamantensplittern! Das Mädel war wirklich zu schade für Sams Tingeltangel. Schien auch wirklich anständig zu