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Das sogenannte Alte Testament. Gertrud Geddert
Читать онлайн.Название Das sogenannte Alte Testament
Год выпуска 0
isbn 9783862567379
Автор произведения Gertrud Geddert
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Aber wo ist dann das Ende dieser Logik? Wir wissen, dass die Geologen behaupten, dass geologische Aufzeichnungen und Dinosaurierknochen Ähnliches zeigen. Entweder gibt es schon seit Urzeiten Tierleben auf der Erde oder Gott hat sich viel Mühe gegeben, diesen Eindruck zu erwecken.
Das geht natürlich vielen Christen zu weit, und so versuchen sie, die wissenschaftlichen Befunde anders zu erklären. Viele Gläubige halten die »Junge-Erde-Theorie« für zutreffend (wenn auch die Erde ihrer Ansicht nach nicht unbedingt exakt höchstens 6 000 Jahre alt ist); sie werden häufig »Kreationisten« genannt. Andere bekennen sich zu der Vorstellung, dass Gott als »intelligentes Wesen« die Entwicklung des Weltalls aktiv gelenkt und bis ins kleinste Detail vorausbestimmt habe (»Intelligent Design« wird die Theorie genannt, der zufolge bestimmte Merkmale des Universums und Lebens am besten durch eine intelligente Ursache bzw. Absicht erklärt werden können). Wieder andere glauben, Gott habe alles in einem langen Prozess der Entwicklung erschaffen – ohne sich festlegen zu wollen, wie genau dies geschah.
All diese Überzeugungen gehen davon aus, dass Gott der Schöpfer ist. Die Art und Weise, wie Gott die Welt erschuf, wird von den Auslegern unterschiedlich verstanden.
Das letzte Wort dieser Diskussion ist noch nicht gefallen. Aber ein erstes Wort wurde bereits gesprochen: Am Anfang schuf Gott. Gott hatte Pläne und Wünsche. Er wurde kreativ. Gott erschuf eine wunderbare Welt und als Höhepunkt die Menschheit. Diesen Menschen verlieh Gott Kreativität und Freiheit und machte sie so zu seinen »Mitschöpfern«. Menschen wurden zu Mitgestaltern der Geschichte. Obwohl Gott immer noch ein Ziel für die Geschichte hat, obwohl wir wissen können, dass Gott diese Welt nie im Stich lassen wird und sie in seiner großen erfinderischen Treue auch zu diesem Ziel bringen wird, sind wir Menschen doch Mitgestalter dieser Geschichte. In diesem Sinn teilt Gott seine Macht mit der Menschheit. Und er verhindert es meistens nicht, wenn Menschen diese Macht missbrauchen. (Auf diesen Aspekt der Geschichte kommen wir später noch zurück).
Bevölkert die Erde!
Mose beschreibt, dass Gott die Meere mit Fischen, die Himmel mit Vögeln und die Erde mit Tieren aller Arten füllte. Himmel und Erde wimmelten von Lebewesen. Nur Adam und Eva waren alleine, als einzige Vertreter der noch zu entstehenden Menschheit. Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: »Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde ...« (1. Mose 1,28). Vielleicht ist dies das einzige Gebot Gottes, das die Menschheit tatsächlich erfüllte.
Jedes Mal, wenn ein Kind geboren wird, entsteht auf der Erde eine weitere Schöpfung Gottes – unter der Mitwirkung von Menschen, den Treuhändern Gottes und Mitgestaltern seiner Geschichte. Und jedes Kind wird, so wie am Anfang Adam und Eva, als Gottes Ebenbild geschaffen, das Gott ähnlich ist (1. Mose 1,26–27). Was für ein Vorrecht und welche Verantwortung!
Der treue Schöpfer
Wer nach Gottes Willen leiden muss, der soll sich nicht davon abbringen lassen, Gutes zu tun und seinem treuen Schöpfer sein Leben anzuvertrauen (1. Petrus 4,19; Hoffnung für alle).
Gott ist der »treue Schöpfer«. Dieser Begriff kommt in der Bibel nur einmal vor und zwar in einem Zusammenhang, in dem deutlich wird, dass es im Leben nicht nur Schönes und Wunderbares gibt. Es gibt auch Leiden und Schmerzen. Es gibt sogar Leiden, die die Folge davon sind, dass Gottes Schöpfung ihrem treuen Schöpfer nicht treu blieb.
Herrschen und unterwerfen
Gottes Welt war noch nicht vollendet, als Gott sie schuf – sündlos, aber nicht vollkommen, nicht fertig. Gott schuf ein Weltall und eine Menschheit mit Potenzial. Gott beabsichtigte, mit dieser Schöpfung einen langen Weg zu gehen, bevor sie vollendet sein würde. Aber auf diesem Weg sollte Gott immer zu seiner Schöpfung stehen und dieser oft abtrünnigen Schöpfung treu sein.
Die Natur kann ohne die Kinder Gottes nicht zum Ziel kommen, schreibt Paulus (Römer 8,18–20). Unsere Rolle ist es, »zu unterwerfen« und »zu herrschen« (so wird 1. Mose 1,28 meistens übersetzt: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen; Einheitsübersetzung).
Weil aber diese Begriffe oft schrecklich missverstanden werden und weil die Menschheit eher geneigt ist, die Schöpfung auszubeuten und auszunutzen, sollten wir diesen Auftrag etwas näher betrachten. »Herrschen« (hebräisch: radah) wird oft mit »niedertreten« oder »unterdrücken« übersetzt. Dies ist in Zusammenhängen der Fall, in denen »herrschen« mit Gewalt oder zum Selbstzweck geschieht. Wenn aber »herrschen« dem Willen Gottes entspricht, sieht es anders aus. Es wird dann als »über etwas Aufsicht haben« beschrieben. Wir finden auch oft die Warnung, »nicht mit Gewalt zu zwingen« oder »nicht zu Sklaven zu machen« (3. Mose 25,43.46.53).
»Herrschen« bedeutet Gerechtigkeit und Barmherzigkeit üben, Hilfe und Schutz anbieten, Schalom (dazu gleich mehr) schaffen. Macht soll höchstens eingesetzt werden, um Machtmissbrauch zu verhindern und gerechte und friedliche Beziehungen aufrechtzuerhalten (siehe Psalm 72).
Wenn wir die Schätze dieser Welt selbstsüchtig ausbeuten, wenn wir die zerbrechlichen und gefährdeten Teile der Schöpfung ignorieren oder missachten, wenn wir Stärke missbrauchen und Gerechtigkeit blockieren statt wiederherstellen, dann haben wir »herrschen« nicht im Sinne Gottes verstanden.
Wenn wir »herrschen« so verstehen, wie Gott es meinte, dann können wir auch das andere Wort »unterwerfen« richtig einordnen. Gott sagte: ... unterwerft sie euch und herrscht über ... sie (Einheitsübersetzung). Wenn wir diesen Schöpfungsauftrag im Kontext der ganzen Bibel verstehen, dann gilt es, alles zu unterwerfen, was den Schalom zerstört; alle Wände niederzureißen, die gerechte Beziehungen verhindern; alle Kräfte zu bekämpfen, die die Machtlosen unterdrücken; alle Systeme und Verhaltensweisen infrage zu stellen, die Gottes gute Schöpfung aus den von ihm gewollten Bahnen bringen wollen.
Die Menschheit, Adam und Eva und ihre Nachkommen, ich und du, wir sind die Krone der Schöpfung, Mitgestalter der Geschichte, Gottes Assistenten. Und Gottes Ziel soll auch unser Ziel sein. Durch Liebe und Fürsorge, durch selbstloses Aufopfern und einsichtsvolle Wachsamkeit sollen wir darauf achten, dass niemand und nichts unter die Räder gerät, sondern dass alle sich auf dem Weg zum vollen Schalom Gottes befinden.
Die Herrlichkeit des Schöpfers – die Würde des Menschen
Wir erwähnten bereits mehrmals das Wort Schalom, als wäre es ein ganz gewöhnliches deutsches Wort. In der Tat ist es noch nicht einmal ein gewöhnliches hebräisches Wort: Es ist ein ganz besonderes Wort. Es beschreibt einen Zustand, in dem alles in Ordnung ist, alle Beziehungen intakt und alle Nöte gestillt sind und wo niemand irgendjemandem irgendetwas schuldet. Schalom ist ein Traum und ein Ziel. In 1. Mose 1 wird ein Leben im Schalom beschrieben.
Und dann geschah der Sündenfall. Die Konsequenzen waren gravierend, der Schalom Gottes wurde mehr als nur angeschlagen. Aber das Abbild Gottes im Menschen wurde nicht völlig zerstört, wie manche meinen. Die Menschheit stellt immer noch die Krone der Schöpfung dar, auch wenn sie nun nicht mehr immer mit Gerechtigkeit herrscht. Weil zwei Menschen eine verbotene Frucht aßen, ist seitdem zwar alles beeinträchtigt, wurde aber nicht alles völlig zerstört. Früher sah ich, Tim, das anders. Aber dann änderte sich vor mehr als 30 Jahren in einer unvergesslichen Unterrichtsstunde in einem Seminar über »Alttestamentliche Theologie« meine Meinung. Ich erinnere mich noch genau an die Einzelheiten.
Halb im Spaß gab uns der Professor den Auftrag, alle Geschöpfe Gottes zwischen eins und zehn einzuordnen. Gott sei dabei eine Zehn, denn ihm, dem Allmächtigen gebühre