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Das sogenannte Alte Testament. Gertrud Geddert
Читать онлайн.Название Das sogenannte Alte Testament
Год выпуска 0
isbn 9783862567379
Автор произведения Gertrud Geddert
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
• Sünde hat Auswirkungen – gravierende Auswirkungen. Aber es ist nicht alles zu Ende, wenn Menschen den Plan Gottes über den Haufen werfen. Gott ist ein treuer Gott und er baut Brücken für den Weg zurück. Niemals hört er auf, Menschen einzuladen, auf den richtigen Weg zurück zu finden.
Zwei zentrale Fragen
Die ersten Kapitel der Bibel beschreiben einen paradiesischen Zustand. Die Beziehungen sind in alle Richtungen intakt – zwischen den Menschen untereinander, zwischen den Menschen und Gott und zwischen den Menschen und Gottes Schöpfung. Die folgenden Kapitel der Bibel zeigen, wie diese Beziehungen auseinanderbrechen.
In 1. Mose 3,9 stellt Gott Adam die wichtige Frage: »Wo bist du?« Und in 1. Mose 4,9 ergeht eine zweite wichtige Frage an Kain: »Wo ist dein Bruder?« Diese Fragen werden im weiteren Verlauf der Geschichte der Menschheit immer wieder aufgegriffen. Wie ist unsere Beziehung mit Gott und wie kann sie wiederhergestellt werden? Wie ist die Beziehung der Menschen untereinander und wie können angegriffene oder zerstörte Beziehungen wiederhergestellt werden? Die Zehn Gebote, die Gott später gibt, drehen sich um diese Fragen, ebenso wie die beiden höchsten Gebote: Liebt Gott und liebt einander.
Der Weg zurück
Einen Aspekt von 1. Mose 3 haben wir bisher ausgelassen – einen wichtigen, aber häufig falsch verstandenen Aspekt. Es handelt sich um die Verse in 1. Mose 3,14–15, auf die wir jetzt näher eingehen und die wir im Kontext der gesamten Bibel betrachten wollen: Da sagte Gott, der Herr, zu der Schlange: »Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat! Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein von allen Tieren. Und Feindschaft soll herrschen zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und den ihren. Sie werden euch den Kopf zertreten, und ihr werdet sie in die Ferse beißen.«
In diesem Text geht es sich um viel mehr als nur eine bloße Erklärung dafür, warum Schlangen auf dem Boden kriechen. Es geht auch nicht um die Begründung dafür, warum Frauen sich (angeblich) besonders vor Schlangen ekeln würden.
Theologen nennen diesen Text das »Protoevangelium« – den ersten Hinweis darauf, dass Gott einen Weg zurück bahnen wird: Nach der Sünde des ersten Paares ist es nicht aus mit der Menschheit. Sie werden Nachwuchs bekommen. Der Kampf zwischen Gott und der Schlange, dazwischen irgendwie der Mensch, wird sich fortsetzen. Und eines Tages wird es zum Showdown kommen. Die Schlange wird angreifen und dabei die Ferse des Nachwuchses der Frau treffen. Die Schlange wird jedoch nicht siegen. Ihr Kopf wird von der Ferse zertrümmert. Das Böse, der Feind Gottes und des Menschen, wird letzten Endes den Kampf verlieren. Wir werden schlussendlich auf der Seite des Gewinners sein. Das ist wahrhaftig Evangelium, gute Nachricht!
Doch dieser Text wirft auch einige Fragen auf. Wo, wann und wie wird dieser letzte Kampf stattfinden? Was kommt danach? Und vielleicht am wichtigsten: Wer ist der Nachwuchs der Frau, der den entscheidenden Kampf gewinnen wird?
Wir beginnen mit der letzten Frage. Wer besiegt die Schlange? Die »Sonntagsschulantwort« kommt meistens wie aus der Pistole geschossen: Jesus natürlich. Jesus ist der Sieger. Jesus zertritt dem Teufel den Kopf. »Nachwuchs der Frau« könnte vielleicht sogar ein Hinweis auf die jungfräuliche Geburt von Jesus sein, so wird hier und da behauptet.
Es steht uns aber eine Überraschung bevor, wenn wir etwas genauer hinsehen, was die Bibel sagt.
Bildersprache: unter den Füßen
Um dieses Bild ging es bereits im ersten Kapitel: Du hast ihm den Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen. Alles hast du ihm zu Füßen gelegt (Psalm 8,7; Hoffnung für alle). Das Bild als solches ist universal. Wir haben ein Foto der Agentur Associated Press. Es wurde am 20. Mai 1997 aufgenommen, als Rebellen in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo (der heutigen Demokratischen Republik Kongo), Regierungstruppen gefangen nahmen. Auf dem Bild sieht man einen Soldat der Rebellen, in der Hand eine Maschinenpistole, den Fuß – genauer gesagt die Ferse – auf dem Kopf eines auf dem Boden liegenden Regierungssoldaten. Die Bildunterschrift lautet »Sieger und Besiegter« (»Victor and Vanquished«). Die Ferse trifft den Kopf. Der Rebelle unternimmt nicht den Versuch, den liegenden Mann mit seiner Ferse zu verletzen. Dafür wäre das Gewehr wesentlich effektiver. Stattdessen schreit die ganze Szene: »Schaut her, wer hier der Sieger ist!« »Ferse auf dem Kopf« heißt also »Sieger«. Und diese Position wird entweder friedlich angenommen (Psalm 8) oder gewalttätig erobert.
Psalm 8 zeichnet ein friedliches Bild, ein Bild, dass berücksichtigt, welche Rolle die Menschheit spielen sollte (1. Mose 1,28) und was es heißt, zu »unterwerfen und zu herrschen« (vgl. Psalm 72). Alles hat die richtige Rangordnung. Gott steht ganz oben (er ist die »Zehn«). Und die Menschheit ist beauftragt, als Gottes Vertreter so zu »herrschen«, dass der Schalom erhalten bleibt, dass die schwächeren Geschöpfe Gottes beschützt werden und die stärkeren daran gehindert, ihre Macht zu missbrauchen.
1. Mose 3,15 bietet ein feindseliges Bild. Die Schlange legt sich nicht freiwillig unter die Füße des Nachwuchses der Frau, sondern sie verliert bei dem vergeblichen Versuch, selbst Sieger zu sein. Es gibt leider nur allzu viele Bilder wie dieses Bild aus Kinshasa. Menschen kämpfen gegen Menschen, mit Maschinenpistolen und noch stärkeren Waffen. Oder aber Menschen beherrschen ihre Mitmenschen mit Angst und Machtmissbrauch und in ungerechten Beziehungen. Das Bild von der Ferse auf dem Kopf ist wahrhaftig universal.
Doch lassen Sie uns einmal genau betrachten, was die Bibel mit diesem Bild macht. Wir beginnen mit dem Text, in dem die Parallele zu 1. Mose 3,15 am deutlichsten wird, und zwar Römer 16,19–20. Paulus schreibt an die Gläubigen in Rom und lobt sie, dass sie durch ihren Gehorsam Gott gegenüber erfolgreich Fortschritte im Kampf zwischen Gut und Böse machen. Und dann kommt die wunderbare Verheißung: Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter euren Füßen zertreten (Rev. Elberfelder). Unter wessen Füße? Die von Jesus? Nein, unter die Füße der Gläubigen. Doch, der Sieg gehört Gott (Gott wird Satan zertreten), aber die Füße sind unsere! Der Gott des Friedens (des Schalom) gebraucht uns, um seinen Sieg über Satan mit unseren Füßen zu vollbringen.
An anderer Stelle im Neuen Testament lesen wir, wie Jesus seine Jünger aussandte. Auf ihrer Mission bekämpften sie tatsächlich böse Mächte und trieben Dämonen aus. Als sie voller Freude Jesus davon berichteten, antwortete er: Ja, es ist wahr: Ich habe euch Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zunichte zu machen (Lukas 10,19). Jesus gab ihnen die Vollmacht. Es waren seine Vertreter, die die Schlangen tatsächlich zertraten.
Vielleicht am eindrucksvollsten wird dieses Bild in Offenbarung 12 verwendet. Ab Vers 7 ist von der Niederlage des Feindes Gottes die Rede: Der Drache … konnte nicht standhalten. … Er ist die alte Schlange, die auch Teufel oder Satan genannt wird … Eine himmlische Stimme macht jubelnd bekannt: »Jetzt ist es geschehen: Unser Gott hat gesiegt! Jetzt hat er seine Gewalt gezeigt und seine Herrschaft angetreten! Jetzt liegt die Macht in den Händen des Königs, den er gesalbt und eingesetzt hat!« (Vers 10a). Und was rechtfertigt diese Aussage? »Der Ankläger unserer Brüder und Schwestern ist gestürzt; er, der sie Tag und Nacht vor Gott beschuldigte« (Vers 10b).
Und wer besiegte diese Schlange? Ohne weiterzulesen, würden wir vielleicht annehmen: natürlich Gott und sein Gesalbter. Aber der Schreiber der Offenbarung behauptet etwas anderes: Unsere Brüder und Schwestern haben ihn besiegt, gerade diejenigen, die vom Feind beschuldigt worden waren. Und wie konnten sie das schaffen? Hier kommt der ausschlaggebende Punkt: »Unsere Brüder und Schwestern haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr standhaftes Bekenntnis. Sie waren bereit, dafür ihr Leben zu opfern und den Tod auf sich zu nehmen« (Vers 11). Das Blut des Lammes ermöglichte den Sieg. Nicht