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Erotik. Brandt (12) summierte, was auch Schaub (15.) hinterließ: Versorgungsverhältnis mit Werte-Anlage, aber kein oder äußerst seltenes gemeinsames Lager. Blaschke (13.) konnte 14 Jahre lang keine libidinöse Anziehung zwischen Hitler und Braun feststellen. Und Plaim-Mittlstrasser (14.) hat nie etwas bemerkt und die Schlafzimmer des Paares tagsüber so herrichten müssen, als ob darin einander gänzlich Fremde genächtigt hätten und wieder nächtigen würden.

      Schaub schildert die Zeiten zwischen den seltenen Treffen des Paares und lüftet dabei etwas den Vorhang vor dem Funktions-Zusammenhang des ungebührlichen Mann-Frau-Verhältnisses. Auch dadurch kommt heraus: Vonseiten Hitlers kein horizontales Interesse an Eva Braun.

      Der »einfach gestrickte« Julius Schaub, der noch in seinen spritzigen Dreißigern unter Hitlers Trauzeugenschaft geheiratet hatte, (Schaub 10, S. 80, B. 6) konnte sich nicht vorstellen, was ein Mann von Anfang vierzig aufwärts damit bezweckte, seine Mätresse im unüblichen Sinne »warten, endlos warten« zu lassen – oft Monate-lang.

      Schaub sah Eva Brauns Funktion für Hitler nur in dem Gefühlsteil »Entspannung« und ein »bisschen häusliches Behagen«. Mehr sei es nicht gewesen, was sie ihm hätte »bieten«, »vorzaubern« und »vermitteln« können. Was war das für ein »häusliches Behagen«? Denn das, was die echten Hausfrauen damit ihren Männern vermitteln, tat Eva Braun auch nicht.

      Haushaltsführung – Kochen und Backen mit allem Gaumenschmaus – machten auf dem Berghof immer andere, zuerst die Köchin Elsa Endres aus Hitlers Münchener Stammlokal Osteria Bavaria, dann die Hausverwalter-Ehepaare Döhring und Mittlstrasser. (Ullrich, S. 685) Und für Hitlers Sich-Wohlfühlen mussten bis zum Morgengrauen nachtein, nachtaus die Diener, Adjutanten und die gegen Schluss herkommandierten Gäste bis zum todmüden Umfallen sorgen. (HETERO, Des Biografen unlauterer Stelldichein-Wink)

      Auch Schaub blickte nicht ganz durch, was Hitler bei Braun eigentlich suchte. Schaub ging es damit wie Blaschke. Für den war es fraglich, warum Eva Braun die halb-öffentlich demonstrierte hohe Position an Hitlers Seite auf dem Berghof überhaupt hatte. »Ich sah nicht durch«, gestand er seinem Interviewer Kempner. Sex als Beweg-Grund war es gemäß Blaschkes 14-jähriger Wahrnehmung auf keinen Fall (13. Nein-Sager).

      In Schaubs Schilderungen entlarven mehrere Absurditäten von allein Hitlers mangelndes sexuelles Interesse an Eva Braun: Hitler lädt Braun nach Berlin ein – nur wenn auch andere Damen dort weilen, nämlich die Frauen seiner Begleitmannschaften. Erst dann isst er mit Braun und den anderen Frauen mal zu Mittag – nie mit ihr allein, was selbstverständlich arrangierbar und vorm Volk zu verheimlichen gewesen wäre.

      Die Spitze: Schaubs Ring-Parabel. Ring ist das Verbindungszeichen der Heterosexualität, siehe Verlobungs- und Eheringe, getragen, »bis Tod oder Zwietracht euch scheiden.« Bei Hitlers Ring-Geschenk für Eva Braun handelte es sich um einen sehr teuren Ring, sieben- bis achtmal so teuer wie die üblichen 2000-Mark-Geschenke, die Hitler aus Volkswirtschafts-schonenden Gründen Eva Braun sonst machte.

      »Zur Kapitalrücklage« = Anal-isierung des genitalen Symbols von Penis in Vagina. Geld, das veredelte Symbol für Scheiße. Freuds Theorie von der analen Deformiertheit des Systems »Kapital-ismus« ist noch immer brauchbar. (Pilgrim/Mend) Wie jeder Mensch weiß, hat Freud zwischen Geld und Kot einen Zusammenhang hergestellt, den es schon lange im Bewusstsein des deutschen Volkes als Wahrheit gibt, verkörpert in den Märchen-Figuren der Bremer Stadtmusikanten: »Tischlein deck dich!« (Oral) »Goldeselein, streck dich!« (Anal) »Knüppel aus dem Sack!« (Genital). Das ist eine verschmitzte Verbildlichung von Freuds Trieb-Genesis des Menschen nach der Geburt bis etwa zum dritten Lebensjahr: Oral-Anal-Genital.

      Was das Anale bei den Bremer Stadtmusikanten betrifft, so kackt das »Goldeselein« im hohen Bogen goldene Taler. Das Ausscheidungsorgan ist bei Mensch und Tier ein rosa Ring, der nur um wenige Zentimeter von den Fruchtbarkeitsorganen im Körperbau des Unterleibes entfernt liegt. Spielen nun in einer Mann-Frau-Beziehung wie der von Braun und Hitler diese Organe nicht nur Frucht-machend und Frucht-tragend gar keine Rolle, sondern auch emotional Verliebtheits-angemessen nicht, dann bleibt für Brauns Platin-Ring kaum Symbolkraft übrig, als nur die vom Adjutanten Schaub definierte der »Geldanlage«. (Näheres zu Braun-Hitlers Ring-Begegnungen in ORALO)

      Dass diese Ring-Parabel nicht überinterpretiert ist, zeigt sich in Brauns schaler Reaktion auf das Geschenk von Hitlers Liebes-Pleite- alias Platin-Ring, über den sich alle nicht wie Braun Verkrampft-Liebenden bloß gefreut hätten. Wegen Hitlers »Rückfall« in die »Partialtriebe« – von Genitalität in Analität und Oralität – kommt vonseiten Eva Brauns zu dem Ring-Geschenk nur Enttäuschung. Sie »trägt« ihn »kaum«, »weil er ihr nicht besonders viel bedeutet«.

      Der Platinring mit einem rosa Diamanten symbolisiert beim Demonstrations-Paar Braun-Hitler keine geschlechtliche Vereinigung zwischen Mann und Frau. Was ist dem spendablen Hitler denn da Freud-fehlleistend passiert? Was ist sonst noch rosa in Ring-Angelegenheiten für die Preisgabe von Untenrum-Verbindungen? Auflösung des Rätsels im zweiten Buch.

      Hitler zu Schaub: »Ich muss sie für das, was ihr entgeht, irgendwie entschädigen.«

      Was ist das, »was ihr entgeht«? Das Nicht-Ehefrau-Sein? Darauf pfiffe eine Echt-Geliebte, hat sie doch das Eigentliche ihres Liebhabers, besitzt es in der Regel mehr und eindringlicher, vor allem öfter als eine Ehefrau.

      Eva Braun »entgeht« etwas. In der Braun-Hitler-Beziehung fehlt etwas. Hitler wählte in seinem Satz ein Tätigkeitswort, kein Substantiv und keinen Status. Er meinte nicht Brauns passives Warten oder ihren ihr fehlenden Zustand einer nicht-legalisierten Ehefrau. Außerdem war Braun so etwas schon, zwar nicht nach dem Gesetz, aber de facto, vor allem mit Schaubs Hinweis auf das »häusliche Behagen«, das nur Eva allein hätte Hitler bereiten können.

      Die echt geheirateten Ehe- und Hausfrauen warten sich auch einiges zusammen, bis … Aber dann gibt es eben noch dieses gewisse Etwas, das ihnen nicht »entgeht«. Im Gegenteil: Da geht was, es sei denn, es handelt sich um eine reine Konventions-Ehe. Abgesehen von diesen Fällen müssen sich die normalen Ehe-Häuslichen von ihren Männern nicht »sehr oft enttäuscht fühlen«, wie Braun es gegenüber Hitler tat.

      Noch tiefer traf der sprachgewaltige Hitler mit seiner Wortwahl »was ihr entgeht« den statisch-trockenen Zustand zwischen sich und seiner verwunschenen Berg-Hausfrau: »Geht« ist im Deutschen die Kennzeichnung für die sexuelle Bewegung zwischen einem Heteropaar: »Er geht mit ihr« heißt, er vögelt mit ihr. Das »entgeht« Braun. Das ist ihr Schaden, für den Hitler sie »irgendwie entschädigen muss«.

       »Hitlers Verhältnis zu Eva Braun war eindeutig unnormal«

      Das Vertrackte bei der Beweisführung von Hitlers nicht existenter Heterosexualität: Oft erreichen die Auszugs-Zitate keine genügende Klarheit.

      Erst die ungekürzte Schaub-Passage über die ewig wartende Eva Braun mit allen Facetten enthüllt die Wahrheit, zieht den in Richtung Braun sexuell nicht tätigen Hitler nackt aus und zeigt die Bescherung: Da »steht« einfach nichts bei ihm vor und für Eva Braun.

      Was sollte die Eingemeindung Brauns in den Berliner Gattinnen-Mittagstisch? Sonder-Demonstration vor dem Entourage-Anhang oder Sonder-Kränkung der Pseudo-Partnerin? Eva Brauns ständige Enttäuschungen durch Hitler bis zu seinem Hochnehm-Geschenk des rosa-Diamanten-besetzten 15 000-Mark-Rings für nichts anderes als eine »Kapitalrücklage«! In Cash wäre die Geste weniger verhöhnend gewesen.

      Auffällig die Eifersucht Eva Brauns auf Leni Riefenstahl, mit der sicher nichts war, wie Hitlers erste Sekretärin Johanna Wolf als 16. Zeugin sogleich sagen wird. Doch gerade auf die geistige Beziehung Hitlers zu Riefenstahl war Braun eifersüchtig – die Amateur-Filmerin für den Hausgebrauch auf die international akklamierte, höchst professionelle Cineastin Riefenstahl. Es handelte sich bei der Eifersucht Brauns auf Riefenstahl um eine reine Sach-Eifersucht, die auch belegt: kein sexuelles Verhältnis zwischen Braun und Hitler. Riefenstahl war eine geistige Konkurrentin Brauns und keine sexuelle, weil es bei beiden Frauen zwischen ihnen und Hitler nichts Sexuelles

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