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Nachkomme

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      glaubte, dass er ihn vor eifersüchtigen Gelehr-ten schützen musste - nicht nur, weil er der Erbe seines Sohnes Abdullah war, sondern weil er der letzte Prophet sein würde, der den Menschen den rechten Weg weisen würde.

      Als der Prophet acht Jahre alt wurde, merk-te Muhammed , dass nach seinen Eltern nun auch sein Großvater im Begriff stand, Abschied von dieser Welt zu nehmen. In seinen letzten Jahren hatte Abdulmuttalib nur noch für sei-nen Enkel gelebt. Eines Tages sagte er zu seinem Sohn Ebū Tālib: „Mein Enkel wird später einmal hohes Ansehen genießen. Ich vertraue ihn dir an.“ Und so gab er den Propheten in die Obhut von Ebū Tālib, der für sein mitfühlendes Wesen bekannt war. Wenig später verstarb Abdulmut-talib im Alter von 82 Jahren. Als den Propheten die Nachricht vom Tod seines Großvaters er-reichte, eilte er zum Leichnam des Verstorbenen und weinte lange bei ihm. Sein Großvater, der ihn immer beschützt und so geliebt hatte, weilte nun nicht mehr bei ihm.

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      Unter dem Schutz des Onkels

      Als Ebū Tālib Muhammed bei seinem to-ten Großvater weinen sah, erschütterte ihn das zutiefst. Der Junge war das Kind seines Bruders, und er war ihm von seinem Vater an-vertraut worden. Also schloss Ebū Tālib ihn in die Arme. Ab heute würde er Muhammed wie ein Vater sein, und seine Frau würde ihm wie eine Mutter sein.

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      Ebū Tālib nahm seinen kleinen Neffen Mu-hammed also zu sich, und sofort wurde auch sein Haus reich gesegnet. Vorher hatte bei ihnen zumeist so wenig Essen auf dem Tisch gestan-den, dass es den Appetit der Familie kaum stil-len konnte; nun blieb sogar immer noch etwas übrig. Ebū Tālib liebte seinen Neffen schon nach kurzer Zeit mehr als seine eigenen Kinder und bemühte sich, ihm ein mitfühlender und auf-merksamer Ziehvater zu sein. Genau wie viele andere Quraysch war auch Ebū Tālib von Beruf

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      Unter dem Schutz des Onkels

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      Kaufmann. Eines Tages rüstete eine Handels-karawane zum Aufbruch von Mekka nach Da-maskus, und er beschloss, sich ihr anzuschlie-ßen. Diese Unternehmung würde ihm einiges Geld einbringen, das er zur Versorgung seiner Familie gut gebrauchen konnte. Er dachte lange darüber nach, ob er Muhammed mit auf die Reise nehmen sollte. Doch befürchtete er, dass ihm unterwegs etwas zustoßen könnte. Als er gerade dabei war, seine Sachen für die Reise zu packen, kam sein Neffe zu ihm und fragte ihn unter Tränen: „Onkel, in wessen Obhut willst du mich während deiner Abwesenheit geben? Ich habe doch keine Mutter und keinen Vater mehr.“ Diese Worte bewegten Ebū Tālib so sehr, dass er kurzerhand einwilligte: „Also gut, mein liebster Muhammed, du kommst mit mir. Du brauchst nicht mehr zu weinen.“

      Nachdem die letzten Vorkehrungen getrof-fen waren, zog die Karawane los. Eine Station auf ihrem Weg war die Stadt Busrā. Im Kloster von Busrā lebte ein christlicher Mönch namens Bahīra. Er hatte beobachtet, wie sich eine Ka-rawane näherte, die von einer Wolke begleitet wurde; und diese Wolke schien jemandem in der Reisegruppe Schatten zu spenden. Da sag-

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      Muhammed - Der Herr der Herzen

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      te er sich: „In dieser Karawane muss es einen besonderen Menschen geben. Könnte dies viel-leicht der letzte Prophet sein, der in den Heili-gen Schriften beschrieben wird?“ Bahīra konnte seine Neugier nicht bändigen und brannte dar-auf, das Geheimnis um die Wolke zu lüften. Als die Karawane das Kloster passieren wollte, lud er die Reisenden zum Essen ein.

      Bahīra musterte jeden Einzelnen seiner Gäste. Als er niemanden unter ihnen fand, auf den die Beschreibung aus den Heiligen Schriften passte, fragte er: „Sind alle von euch zum Essen gekom-men?“ „Ja, bis auf ein Kind sind wir alle hier“, antwortete ihm jemand. Da bat Bahīra: „Bitte ruft auch dieses Kind herbei. Er soll nicht aus-geschlossen bleiben.“ Daraufhin ging einer von ihnen zu Muhammed und holte auch ihn in das Kloster. Als Bahīra den Jungen sah, wusste er sofort, dass es sich um den letzten Propheten handelte. Er sagte zu ihm: „Sei mir gegrüßt, mein Junge. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Bitte antworte mir aufrichtig und ehrlich, bei un-seren Göttern Lēt und Uzzē!“ Aber Muhammed erwiderte: „Rede nicht mit mir über Lēt und Uzzē. Ich verabscheue sie über alles!“ „Gut, dann

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      Unter dem Schutz des Onkels

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      antworte mir bitte im Namen Allāhs!“, lenkte Bahīra ein.

      Dann stellte er Muhammed seine Fragen, und dieser beantwortete sie ihm. Was Bahīra von ihm erfuhr, stimmte genau mit den Schilderun-gen in den Heiligen Schriften überein. Am Ende entdeckte der Mönch das Mal zwischen seinen Schulterblättern, und von da an war er sich ganz sicher, dass der letzte Gesandte Gottes vor ihm stand. Er wandte sich an Ebū Tālib und fragte ihn: „In welchem Verhältnis stehst du zu dem Kind?“ „Er ist mein Sohn“, sagte Ebū Tālib. Aber Bahī-ra hielt ihm mit aller Gewissheit entgegen: „Er kann nicht dein Sohn sein. Der Vater von diesem Jungen dürfte nicht mehr am Leben sein.“ Da berichtigte sich Ebū Tālib: „Du hast Recht, er ist der Sohn meines Bruders.“ Bahīra fragte ihn wei-ter: „Was ist mit seinem Vater geschehen?“ „Er ist gestorben, als seine Mutter mit ihm schwan-ger war.“ „Und was ist mit seiner Mutter?“ „Sie starb, als Muhammed sechs Jahre alt war.“ Da trat Bahīra einige Schritte auf ihn zu und warnte ihn: „Ja, du sagst die Wahrheit. Bring ihn schnell zurück nach Hause, denn er ist der letzte der Pro-pheten. Die Juden hoffen darauf, dass dieser letz-te Prophet aus ihren eigenen Reihen hervorgehen

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      Muhammed - Der Herr der Herzen

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      möge. Wenn die böswilligen unter ihnen von der Existenz dieses Jungen erfahren, werden sie ihn möglicherweise aus Neid umbringen wollen.“

      Ebū Tālib, der seinen Neffen über alles liebte, schenkte Bahīras Worten Glauben. Er verkaufte seine Ware und kehrte mit Muhammed nach Mekka zurück.

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      Frei von Sünde

      Bahīras Ratschlag beherzigend, gab Ebū Tālib von nun an noch mehr Acht auf seinen Nef-fen als ohnehin schon. Indessen wuchs Mu-hammed heran und zog die Blicke der Men-schen auf sich. Er führte ein untadeliges Leben, frei von Sünde, weil er unter dem besonderen Schutz Gottes stand. Dadurch stach er aus der Masse hervor. Wenn es eine gute Tat zu ver-richten gab, zögerte er keine Sekunde. Zugleich hielt er sich von allem Unrecht fern, geschweige denn, dass er selber auch nur irgendeine Übeltat begangen hätte. Zudem hasste er die Götter, die die Mekkaner anbeteten und die aus ihrem Leben nicht wegzudenken waren: selbstgemachte Göt-zen aus Holz und Stein, die von der tief verwur-zelten Unwissenheit ihrer Anhänger kündeten.

      Lēt und Uzzē zählten zu den bedeutendsten Götzen der Mekkaner; in ihrem Namen schwo-ren sie ihre

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