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der Sohn von Abdulmuttalib, und Āmine, die Tochter von Wehb, und gründeten eine Familie.

      Nach der Hochzeit erschien das Licht auf der Stirn von Abdullah auch auf Āmines Stirn und kündete an, dass sie mit unserem Propheten schwanger war. Zu jener Zeit war Abdullah, der von Beruf Kaufmann war, mit einer Karawane unterwegs nach Damaskus. Auf dem Rückweg er-krankte er in Medina und konnte die Reise nicht mehr fortsetzen. Die Karawane musste ihn bei seinen Onkeln in Medina zurücklassen. In Mek-ka teilte man seinem Vater mit, dass Abdullah erkrankt war. Daraufhin schickte Abdulmuttalib seinen ältesten Sohn Hārith nach Medina. Doch er kam mit einer schlimmen Nachricht zurück. Abdullahs Zustand hatte sich so sehr verschlim-mert, dass er schließlich gestorben war. So verlor unser Prophet, noch bevor er auf die Welt kam, seinen Vater. Und dieser hatte seinen Sohn Mu-

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      hammed nicht ein einziges Mal auf den Schoß nehmen und an sich drücken können.

      Die traurige Nachricht stürzte nicht nur Ab-dulmuttalib und Āmine, sondern ganz Mekka in Trauer. Denn jeder hatte Abdullah gemocht, er war ein anständiger und ehrlicher Mensch. Aber offensichtlich war ihm der Tod in so jun-gen Jahren vorherbestimmt gewesen. Āmine weinte tagelang um ihren Mann, den sie so früh verloren hatte. Sie hörte auf zu essen und zu trinken und schmolz dahin wie eine Kerze. Ihre Tränen und ihr Schmerz sollten erst zwei Mona-te später, mit der Geburt ihres Sohnes, gelindert werden. Schon vor der Geburt hatte sie eine Rei-he von Eingebungen, und als ihre Niederkunft ganz nahe war, hörte sie eine Stimme zu ihr sprechen: „Du bist schwanger mit dem Haupt der Umma. Wenn du ihn auf die Welt gebracht hast, gib ihm den Namen Muhammed.“ Āmine war höchst erstaunt, und sie träumte häufig von dem Säugling in ihrem Bauch.

      sallallāhu

      ‘aleyhi

      we sellem

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      Die Kaabe – das Haus Gottes

      Es war nicht viel Zeit vergangen nach Ab-dullahs Tod, als Abdulmuttalib, der immer noch sehr um ihn trauerte, schon mit dem nächsten Problem konfrontiert wurde. Ebra-he, der Statthalter des Jemen, hatte eine Armee aufgestellt und war aufgebrochen, um das Haus Gottes, die Kaabe, zu zerstören. Ebrahe störte sich daran, dass die Menschen in Scharen zur Kaabe pilgerten. Um diesen Besucherstrom in sein Land umzulenken, hatte er einen großen prachtvollen und pompösen Tempel bauen las-sen. Seine Absicht war es, ihn zum beliebtesten Pilgerort zu machen. Doch das Vorhaben miss-lang, und die Menschen suchten weiterhin die Kaabe auf, und nicht den neuen Tempel.

      Zuletzt waren sogar Gedichte aufgetaucht, die den Tempel verhöhnten, und jemand hatte den Tempel heimlich beschmutzt. Das war der Trop-fen, der das Fass für Ebrahe überlaufen ließ. Er

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      befahl, sofort eine Armee aufzustellen und droh-te: „Ich werde jeden einzelnen Stein der Kaabe zerstören.“ Daraufhin marschierte ein Heer mit 60.000 Mann und mehreren Elefanten auf Mek-ka zu. Als es sich der Stadt näherte, begannen die Soldaten, die Besitztümer der Quraysch zu plün-dern. Auch Abdulmuttalib raubten sie 200 Ka-mele. Nachdem die Mekkaner von der Stärke des Heeres erfahren hatten und merkten, dass Ge-genwehr sinnlos wäre, blieb ihnen nichts anderes übrig, als verzweifelt abzuwarten.

      Dann schickte Ebrahe mit einem Boten fol-gende Nachricht an Abdulmuttalib: „Ich bin nicht hier, um gegen euch Krieg zu führen. Ich bin gekommen, um die Kaabe zu zerstören. Wenn ihr euch dem nicht widersetzt, werde ich euch nichts antun.“ Abdulmuttalib antwortete dem Boten: „Auch wir haben nicht die Absicht, uns mit ihm anzulegen. Dazu wären wir auch viel zu schwach. Dieses Haus ist das Haus Gottes. Wenn es geschützt werden soll, dann nur durch Ihn. Wenn Er die Zerstörung der Kaabe zulässt, werden wir nichts daran ändern können.“

      Dann begleitete er den Boten zurück zu Ebra-he. Als Ebrahe Abdulmuttalib vor sich stehen sah, war er vom charismatischen Auftreten des Mek-

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      kaners beeindruckt und bewirtete ihn. Ebrahe stieg von seinem erhöhten Podest herunter und setzte sich mit Abdulmuttalib auf den Boden. Über seinen Dolmetscher fragte er Abdulmut-talib: „Was verlangst du von mir?“ „Ich möchte, dass du mir die 200 Kamele wiedergibst, die mir deine Soldaten weggenommen haben.“ Ebrahe war verwundert. Was für ein Anführer war die-ser Mann? Während er ihm drohte, seine Stadt zu zerstören, forderte dieser nur seine persönli-che Habe zurück und tat so, als würde ihn alles andere nicht interessieren. Ebrahe konnte seine Gedanken nicht verbergen und sagte zu ihm: „Als ich dich eben zum ersten Mal sah, war ich tief beeindruckt von dir. Doch nun, wo ich mich mit dir unterhalte, merke ich, dass du nicht der bist, für den ich dich hielt. Ich drohe dir damit, eure Kaabe zu zerstören, und du fragst nur nach deinen Kamelen.“

      Abdulmuttalib antwortete ihm mit ernster Miene: „Ich bin nur der Besitzer der Kamele. Der Besitzer der Kaabe ist Allāh. Ohne Zweifel wird Er Sein Haus schützen.“ Da platzte Ebra-he vor Wut und brüllte ihn an: „Niemand wird die Kaabe vor mir schützen können! Niemand!“ Abdulmuttalib aber blieb ungerührt und ant-

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      wortete ihm: „Wenn das so ist, lass uns sehen, wer stärker ist: Gott oder du?“ Die Atmosphäre wurde immer angespannter, Ebrahe immer zor-niger. Schließlich gab er Abdulmuttalib seine Kamele zurück und schickte ihn fort. In Mekka versammelte Abdulmuttalib alle Einwohner um sich und forderte sie auf, die Stadt zu verlassen und angesichts der herannahenden Gefahr in den umliegenden Bergen Zuflucht zu suchen.

      Ebrahe gab seinem Heer den Befehl zum Marsch auf die Kaabe. Doch in dem Heer gab es einige, die ihm nicht folgen wollten. Nufeyl, der die Einheit der Elefanten befehligte, beugte sich zum Ohr eines seiner größten Tiere hinun-ter und flüsterte dem Elefanten namens Mah-mud ins Ohr: „Hock dich auf den Boden, und steh erst einmal nicht wieder auf. Später läufst du dann in deine Heimat zurück. Denn dies hier ist ein heiliges Land.“ Dann floh er vom Heer und versteckte sich in den Bergen. Wie durch ein Wunder hockte sich der Elefant Mahmud tatsächlich auf den Boden und blieb zunächst dort sitzen. Auch als man ihn mit allen Mitteln versuchte, zum Weitergehen zu bewegen, ging er keinen Schritt weiter Richtung Mekka. Sie

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      schlugen solange auf ihn ein, bis Mahmud am Ende blutüberströmt war, aber vergebens.

      Ebrahe und seine Soldaten wunderten sich noch über diesen Vorfall, als sie bemerkten, dass sich ihnen von der Küste her eine große, dunkle Wolke näherte. Schnell erkannten sie, dass es sich um einen Vogelschwarm handelte: sogenannte Ebēbīl (Mauersegler), die in ihrem Schnabel und in ihren Krallen jeweils einen kleinen Stein trans-portierten, den sie über den Soldaten abwarfen. Jeder Stein traf einen Soldaten, der augenblick-lich tot zusammenbrach. Sofort versank das Heer in Aufruhr, Chaos und Geschrei. Die Soldaten liefen wie wild durcheinander und ließen im Steinhagel ihr Leben. Auch ihr Anführer Ebrahe wurde von einem Stein getroffen, woraufhin sein Körper sich langsam auflöste. Er starb von Angst erfüllt und unter großen Qualen. Das Heer, das es auf das Haus Gottes abgesehen hatte, existier-te nicht mehr. Kurz darauf begann es in Strömen zu regnen. Das Wasser spülte die Leichen hinfort und ins Meer. So blieben die heiligen Stätten der Kaabe kurz vor der Geburt des bedeutendsten aller Propheten unversehrt. In Erwartung des letzten Propheten sollte das Bittgebet, das Abra-ham und sein Sohn einst beim Bau der Kaabe ge-

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      sprochen hatten, in Erfüllung gehen: „Bitte, Gott, mach unsere Nachfahren zu Muslimen!“

      Seit den Zeiten Adams, des ersten Menschen und Propheten, war die Kaabe für die Propheten, die ihm nachfolgten, eine Station auf ihrem Weg gewesen. Hunderte von Propheten wie Abraham und Mose hatten sie authentischen Überlieferun-gen zufolge besucht. Doch herrschte in der Stadt Mekka, in der man Gott doch am nächsten sein sollte, eine Düsternis,

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