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sellem

      Muhammed - Der Herr der Herzen

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      stand in einem Ort namens Buwāne, in der Nähe von Mekka, und wurde an bestimmten Tagen im Jahr aufgesucht. Die Leute opferten ihm Tiere, bildeten einen Kreis um ihn und beteten ihn an. Einmal schlug Ebū Tālib seinem Neffen Muham-med vor, ihn nach Buwāne zu begleiten. Der zukünftige Prophet aber weigerte sich strikt, mit-zukommen, was Ebū Tālib verärgerte. Da schalte-ten sich Muhammeds Tanten ein und versuchten zu vermitteln: „O Muhammed! Wieso weigerst du dich, diesen Festtag mit deiner Gemeinschaft zu verbringen. Deine Ablehnung dieser Götter wird dich noch in Schwierigkeiten bringen.“

      Der Prophet fühlte sich bedrängt und verließ das Haus. Ihn zog nichts an einen Ort, an dem leblose Götzen mit dem allmächtigen Schöp-fer gleichgesetzt wurden. Er wollte lieber allein sein. Doch schon nach kurzer Zeit kehrte er ver-ängstigt zu seinen Tanten zurück. Als sie ihn in diesem Zustand sahen, fragten sie ihn besorgt: „Was ist los mit dir Muhammed? Was hat dir solche Angst eingejagt?“ „Ich befürchte, dass mir etwas zustoßen könnte.“ „Gott wird dich nicht mit dem Teufel prüfen. Wir wissen doch alle, dass du ein guter Mensch bist.“ Doch Mu-hammed gab seinen Tanten zu verstehen:

      sallallāhu

      ‘aleyhi

      we sellem

      sallallāhu

      ‘aleyhi

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      Frei von Sünde

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      „Sobald ich auch nur einen Schritt auf eure Göt-zen zugehe, kommt ein großer weiß gekleideter Mann auf mich zu und ermahnt mich mit den Worten: ‚Nähere dich ihnen auf keinen Fall. Bleib, wo du bist, Muhammed!‘“

      Von diesem Tag an sprach der zukünftige Prophet nie wieder mit seinen Verwandten über die Götzen; und nie wieder bedrängten sie ihn, die Götzen aufzusuchen. Und diese Begebenheit war beispielhaft für seine Jugendjahre: Jedes Mal, wenn er in eine Situation zu kommen drohte, die ihn mit Sünde und Unrecht konfrontiert hätte, hielt Gott Seine schützende Hand über Seinen Gesandten.

      Muhammed unterschied sich in vielerlei Hinsicht von seinen Altersgenossen. Mittlerwei-le 20 Jahre alt, wurde er allseits bewundert. Vie-le Mekkaner suchten seinen Rat, da seine Worte und Empfehlungen stets gut durchdacht waren. Sein tugendhaftes Auftreten und seine Verläss-lichkeit trugen ihm den Ehrennamen Emīn oder Muhammed ul-Emīn ein: Muhammed der Vertrauenswürdige . Was seinen persönlichen Umgang betraf, suchte er stets den Kontakt zu anderen tugendhaften Menschen. Bei ihnen hielt er sich auf, und wenn ihm dies nicht möglich war,

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      blieb er allein für sich. Zu keiner Zeit aber ließ er sich vom verwerflichen Lebenswandel der meis-ten Mekkaner in Versuchung führen. Sein bester Freund war Ebū Bekr, der Sohn von Ebū Quhāfe. Dieser war zwei Jahre jünger als er, respektierte ihn sehr und nahm ihn sich zum Vorbild. Die beiden ähnelten einander, deshalb wurden sie Freunde. Und die Mekkaner gewöhnten sich da-ran, die zwei immer zusammen zu sehen.

      Die wenigen tugendhaften Menschen in Mek-ka konnten jedoch nicht darüber hinwegtäu-schen, dass in der Stadt das Unrecht regierte und allmählich überhandnahm. Für den Besitz und das Leben von Besuchern und ärmeren Stadtbe-wohnern gab es keine Sicherheit mehr. Zuletzt war ein jemenitischer Händler mit einem vollbe-ladenen Kamel nach Mekka gekommen. Dort war einer der vornehmeren Mekkaner namens ‘Ās an ihn herangetreten und hatte ihm seine Ware ab-genommen, ohne ihm anschließend den verab-redeten Kaufpreis auszubezahlen. Der Händler geriet in große Sorge und wusste nicht, was er tun sollte. Also suchte er einige Familien auf, die in Mekka das Sagen hatten. Doch auch sie halfen ihm nicht weiter, denn niemand wollte sich mit ‘Ās anlegen. Als der Händler jede Hoffnung ver-

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      loren hatte, stieg er auf den Ebū Qubeys-Hügel gegenüber der Kaabe und begann zu wehklagen. Damit war ein Höhepunkt des in Mekka verüb-ten Unrechts erreicht.

      Zubeyr, ein Onkel Muhammeds, eilte ihm zu Hilfe und fragte ihn: „Was ist mit dir?“ Verzwei-felt, aber froh, jemanden gefunden zu haben, der ihm zuhörte, erzählte der Mann Zubeyr von dem Vorfall. Daraufhin versammelten sich die Vertre-ter aller wichtigen Familien und beratschlagten nach einem gemeinsamen Essen, was getan wer-den konnte. Am Ende beschlossen sie, solches Unrecht nicht länger zu dulden. Sie versprachen, den Opfern zu helfen, die Täter zu bestrafen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Zu einer Zeit, in der es keine Menschenrechte gab und die Stärkeren mit den Schwächeren machen konnten, was sie wollten, war dies ein großer erster Schritt. Auch Muhammed hatte an der Versammlung teilge-nommen. Durchgesetzt wurde der gemeinsame Beschluss erstmals zugunsten des jemenitischen Händlers. Als alle Anführer von Mekka sich ge-gen ‘Ās stellten, sah sich dieser gezwungen, dem Händler sein Geld auszuzahlen.

      Kurze Zeit später passierte noch etwas Un-vorhergesehenes in Mekka. Der Stamm der

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      Kinēne, zu denen auch die Familie der Quraysch gehörte, hatte dem Stamm der Qays den Krieg erklärt. Die Auseinandersetzung war in den Mo-nat Muharram gefallen, der den Arabern heilig war. In diesem Monat waren alle Kämpfe unter-sagt. Doch niemand hatte sich daran gehalten, und der Fidschār-Krieg, der Krieg der Sünde, war entbrannt. Auch der Prophet hatte sich dem nicht ganz entziehen können. Allerdings hatte er niemanden getötet, sondern lediglich Pfei-le aufgesammelt und an seine Onkel weiterge-reicht. Viele Männer kamen ums Leben. Aber nun machte ein Mann von den Quraysch den Vorschlag, die sinnlose Auseinandersetzung zu beenden und Frieden zu schließen. Und tatsäch-lich wurde der Vorschlag angenommen, und es kehrte wieder Ruhe in Mekka ein.

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      Der lange erwartete Prophet

      Drei, vier weitere Jahre vergingen, und der Prophet wurde 25 Jahre alt. Zu jener Zeit bereitete man gerade eine Karawane vor, die von Mekka nach Damaskus aufbrechen sollte. Besitzerin dieser Karawane war die reichste Frau von Mekka, Khadīdsche. Sie suchte nach einem vertrauensvollen Mann, der die Karawane für sie nach Damaskus führen und dort ihre Handelsin-teressen vertreten konnte. Zu diesem Zweck hatte sie ihre Mitarbeiter angewiesen, nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten, unter denen sie dann den Richtigen auswählen wollte.

      Ebū Tālib hatte davon gehört und sagte zu Muhammed : „Mein lieber Neffe, wir stehen kurz vor dem Nichts. Wir haben keine Ware mehr und können daher auch nicht mehr Han-del treiben. Aber in Kürze wird eine Karawa-ne nach Damaskus ziehen, und ihre Besitze-rin Khadīdsche sucht jemanden, der vor Ort

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      ihre Geschäfte regelt. Zwar möchte ich nicht, dass du nach Damaskus gehst, weil ich Angst habe, dass die Menschen dir dort etwas antun könnten. Aber mir sind die Hände gebunden. Wie wäre es, wenn ich Khadīdsche vorschlagen würde, dich in ihre Dienste zu nehmen? Dein Ruf, aufrichtig zu sein und ein reines Herz zu haben, eilt dir voraus. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass sie dir ihre Karawane an-vertraut.“ Muhammed signalisierte ihm mit einem Blick sein Einverständnis.

      Also machte sich Ebū Tālib auf

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