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Bloomwell - ein recht beschaulicher Ort. Sandra Busch
Читать онлайн.Название Bloomwell - ein recht beschaulicher Ort
Год выпуска 0
isbn 9783960894063
Автор произведения Sandra Busch
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Guter Bursche.
„Finden Sie das nicht merkwürdig?“, will ich wissen.
George beugt sich zu mir, seine Stimme wird leiser. „Ein oder zwei der Dinge, die rund um Welsham passiert sind, hätten Zufälle sein können. Wenn man allerdings das Komplettpaket betrachtet, nehmen die Zufälle überhand.“
Na bitte! George fällt es also auch auf.
„Ich möchte, dass Sie über diese Ermittlung Stillschweigen bewahren.“
„Warum?“, fragt George.
„Falls ich mich irre, wird mein Start in Bloomwell nicht gleich mit Peinlichkeit überzogen sein. Zudem braucht uns DCI Kilbourne nicht wegen unsinniger Zeitverschwendung tadeln. Sollte unser Misstrauen dagegen berechtigt sein, wecken wir keine schlafenden Hunde.“
„Was immer Sie brauchen, ich suche es heraus“, verspricht mir George eifrig. „Autopsiebericht, die Auswertungen der kriminaltechnischen Untersuchung, Tatortfotos … Ich gebe mir Mühe, die Unterlagen möglichst unauffällig zusammenzutragen.“
Zufrieden reibe ich mir die Hände. „Schicken Sie mir die Dokumente ja nicht per E-Mail. Der Internetverbindung traue ich nämlich nicht.“
„Okay, kein Problem.“
Mir fällt ein weiterer Punkt ein. „Können Sie mir einen Scanner fürs Büro organisieren?“
George grinst. „Ihr Kopierer verfügt über eine Scanfunktion.“
Aha. Das ist ja fein.
„Mein lieber George. In meiner kleinen Zweigstelle befindet sich kein Kopierer.“
George zieht ein verblüfftes Gesicht. „Jedes Büro …“
„Nein! Fehlt.“
Wundert mich irgendwie nicht, denn die kopierten oder gescannten Seiten hätte man auslesen können.
„Ich kümmere mich darum.“
Prima! Damit sind die Weichen für meine Schnüfflernase gestellt.
„Und jetzt kommen wir zu einem weiteren sehr wichtigen Punkt. Wo gibt es hier einen Supermarkt? Ich muss dringend einen Großeinkauf starten.“
###
Mein Haus ist das letzte in der Straße … humpf … an dem Ziegenpfad. Mit dem Wagen komme ich gerade so zwischen den angrenzenden Mauern, Zäunen und Hecken hindurch. Ungeniert parke ich vor dem türlosen Gartentor. Sollte ein abendlicher Spaziergänger vorbei wollen, würde er sich mit eingezogenem Bauch am BMW vorbeiquetschen müssen. Ich selbst gelange lediglich mit Ach und Krach und komplett zurückgerücktem Sitz ins Freie.
„Hi!“
Ich schaue in die Höhe und entdecke Nathan, der auf dem Hausdach hockt.
„Und?“, rufe ich.
„Ein wahres Sieb. Da werde ich garantiert morgen noch dran arbeiten müssen.“
Oh, wie schade!
„Und zum Gartentor komme ich erst übermorgen.“
„Bis übermorgen sind bestimmt wieder ein paar Schindeln kaputt.“ Und wenn ich persönlich mit einem Hammer dafür sorgen muss. Nathan lacht und werkelt weiter am Dach herum. Ich öffne derweil den Kofferraum und trage Kartons mit einem Kaffeeautomaten, Wasserkocher, Mikrowelle und Toaster ins Haus. Danach folgen Kisten und Tüten mit frischen Lebensmitteln und Konserven. Insgesamt muss ich elfmal laufen, bevor der Wagen leergeräumt ist. USB-Sticks und die fehlende Schraube für den Toilettensitz habe ich ebenfalls besorgt.
„Hier ist viel zu tun.“ Nathan lehnt am Türrahmen zur Küche und mustert meine Ausbeute. Mich beschleicht jedoch der Verdacht, dass er nicht die Einkäufe, sondern das Haus meint.
„Es war verhältnismäßig billig.“
„Sie haben die Hütte gekauft? Fuck!“
Recht hat er. Dummerweise gab es in ganz Bloomwell keine Räumlichkeiten anzumieten, außer einem Zimmer im Pub, was wegen der fehlenden Privatsphäre für mich nicht infrage kam. Und das Haus von Welsham, das seitens der Gemeinde für die Polizei zur Verfügung gestellt wurde, ist weiterhin ein Tatort. Die Freigabe zum Betreten ist bisher nicht erfolgt. Im Gegensatz zur Löschung seines Accounts hat das offenbar keine Eile. Und ständiges Pendeln zwischen Exeter und Bloomwell ist für mich erst recht keine Option. Ich bin ein Mann, der gerne direkt vor Ort ist.
„Möchten Sie ein Sandwich und eine Tasse Tee?“, frage ich.
„Gerne. Ich wasche mir bloß schnell die Hände.“ Nathan verschwindet in Richtung Gäste-WC. Ich reiße den Karton mit dem Wasserkocher auf und spüle das Gerät sorgfältig aus. Dann suche ich in meinen Einkäufen nach den Teebeuteln.
„Sie können gerne weiter einräumen und ich belege die Sandwiches, wenn ich schon freundlich eingeladen werde.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, geht Nathan ans Werk. „Sie wollen also länger in Bloomwell bleiben.“
Ich stelle mich an den Kühlschrank und werfe Nathan über die Schulter einen Blick zu.
„Weil ich das Haus gekauft habe? Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das Haus ist eher eine Notlösung. Wobei mir der Garten sehr gefällt. Ich mag es verwildert.“
„Tatsächlich? Diesen Eindruck machen Sie auf mich gar nicht.“
Damit hat er recht. Fremde halten mich häufig für einen Snob. Die Schuhe glänzen poliert, die Hose weist eine akkurate Bügelfalte auf und das Jackett sitzt perfekt. Hemd und Krawatte harmonieren zusammen. Kein Härchen wagt es, frisurenmäßig aus der Reihe zu tanzen, und die Nägel sind ordentlich manikürt. Mit meinem Erscheinungsbild bin ich extrem penibel und lege großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Ein Typ mit Bartstoppeln fällt eigentlich nicht in mein übliches Beuteschema. Dabei ist Nathan wirklich verflucht heiß!
Schnell widme ich mich erneut dem Kühlschrank, bevor ich zu sabbern beginne, nur weil mein Gast Gurke schneidet. Ich bin ja total untervögelt.
„Holy moly“, flüstere ich in Richtung des Magermilchjoghurts. Hinter mir kraspelt es. Nathan sucht bestimmt Remoulade und Aufschnitt. Wenn er auf die Kondome und das Gleitgel stößt, weiß er gleich, was los ist.
„Sechzehn verschiedene Fertigessen?“
Ich schließe den Kühlschrank und drehe mich schuldbewusst um. Nathan schüttelt fassungslos den Kopf und studiert eine Packung mit Irish Stew.
„Ich bin DI und kein Drei-Sterne-Koch.“
„Warum sind Sie Polizist geworden?“
Da muss ich nicht lange überlegen. „Ich möchte die Welt ein bisschen besser machen.“
Raues Lachen. „Bloomwell ist nicht gerade die Welt.“
„Gehört aber dazu. Und irgendwo muss man ja anfangen. Und Sie? Warum Schreiner?“
Nathan beginnt Remoulade auf einem Toast zu verteilen. „Ich erschaffe gerne etwas. Und ich mag den Geruch von Holz und wie es sich anfühlt, bearbeiten und formen lässt.“
Unwillkürlich betrachte ich seine Hände. Sie sind kräftig und rau wie seine Stimme. Ein Fingernagel ist deutlich kürzer als die anderen. Wahrscheinlich war er eingerissen. Ein Daumennagel ist schwarz verfärbt, was auf eine Quetschung hindeutet. Dazu lassen sich vereinzelte Kratzer auf den Fingern und Handrücken finden.
„Ich bin kein Model.“ Nathans Stimme ist kühl. Er scheint meine Musterung zu seinem Nachteil interpretiert zu haben.
„Würde vermutlich auf dem Dach reichlich fehl am Platze wirken“, entgegne ich leichthin.
„Es gibt Leute, die in mir mehr als einen Handwerker sehen.“
Oha!
Ich scheine männlichen Stolz