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so schnell, sonst muss ich dir eine Strafe für überhöhte Geschwindigkeit ausstellen. Und bei dem derzeitigen Tempo wäre das mindestens fünfundsiebzig Prozent deines Wochenlohns. Was verdienst du? Fünfhundert Pfund?“

      Erneut bekomme ich keine Antwort, aber Nathan fährt nun wenigstens gemäßigter. Nach einer Weile wird er langsamer, lässt den Wagen links an den Straßenrand heranrollen und hält. Wir stehen inmitten von Feldern.

      „An dieser Stelle solltest du einen Empfang haben“, sagte er und schaltet den Motor aus. Ich zücke das Handy, um die Aussage zu prüfen.

      „Steig zum Telefonieren lieber aus.“

      „Ist das dein Ernst? Es gießt wie verrückt.“

      Nathan deutet auf einen kleinen Grashügel. „Dort ist der Empfang konstant. Hier könnte er gleich abbrechen. Mann, Alastair! Zieh nicht ein derartiges Gesicht. Ich komme mit nach draußen und halte dir den Schirm.“

      Er murmelt etwas, was verdächtig nach aus Zucker klingt. Merkwürdig ist es trotzdem, da mein Smartphone die volle Anzahl der Balken anzeigt. Empfangsmäßig schwankt da nichts. Halt! Falsch! Prompt reduzieren sich die Balken auf die Hälfte. Was für eine ausgesprochene Sch...

      Gleich darauf stehe ich im Regen und Nathan mit dem aufgespannten Schirm neben mir, während ich Georges Kontakt aufrufe und anwähle. Dabei fühle ich mich wie Lord Culpepper mit seinem getreuen Butler, bloß dass Nathan keine weißen Handschuhe und einen grauen Overall statt einem Anzug trägt. Zudem wird er am Rücken gerade ziemlich nass, weil mein Schirm eigentlich nur für eine Person gedacht ist. Nathan gibt somit den Gentleman, der dafür sorgt, dass seine Angebetete nicht vom Regen benetzt wird.

      Halt!

      Da hat sich eben wohl Wunschdenken eingeschlichen. Angebetete! Was ist los mit mir? Ich bin regelrecht froh, als sich George meldet.

      „Hi, George. Alastair hier. Ich habe einen weiteren Auftrag für Sie. Seien Sie so freundlich und suchen Sie mir bitte alle Morde und tödlichen Unfälle der letzten fünf ...“

      Nathan verdreht die Augen.

      „Zehn?“ Fragend schaue ich Nathan an, woraufhin er den Kopf schüttelt.

      „Entschuldigen Sie, George, der letzten fünfzehn Jahre? … Ja, der letzten fünfzehn Jahre heraus. Eventuell gibt es einen Zusammenhang zu Welshams Tod. Es könnte sein, dass er da auf etwas gestoßen ist.“

      „Gar kein Problem, Sir. Ich kümmere mich darum“, tönt es aus dem Handy.

      „Prima, George. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Und wie gehabt: kein Wort zu irgendjemandem. Bye!“

      Ich beende das Gespräch und bemerke Nathans finstere Miene.

      „Wer ist George?“, fragt er.

      „George Middlefort ist DS in Exeter und mir zugeteilt.“ Da ich nicht widerstehen kann, füge ich hinzu: „Er ist ausgesprochen nett.“

      „Mich interessiert es eher, ob man ihm vertrauen kann.“

      „Hallo! Wir sind die Polizei“, entgegne ich empört.

      „Und ich bin die Queen.“

      „Bist du nicht. Du hast gar keine Locken.“

      „Ha! Ich könnte dir zeigen, wo der Frosch die Locken hat.“

      Ich lächle süß. „Dann mal los, Kermit.“

      Statt die Hosen runterzulassen, dreht sich Nathan um und kehrt zum Sprinter zurück. Dummerweise nimmt er dabei den Schirm mit. Empört eile ich ihm hinterher.

      „Ich bin der festen Überzeugung, dass George einer der Guten ist.“

      „Wenn nicht, sind SIE dir von nun an auf der Spur.“

      Rasch steige ich in den Wagen. „Es wäre toll, wenn ich wüsste, wer SIE sind.“

      Nathan klappt den Schirm zu und wirft mir das nasse Ding auf den Schoß.

      „Hey!“

      „Ich muss zur Arbeit“, brummt er unwirsch. „Überleg dir sorgfältig, wem du vertrauen kannst und wem nicht.“ Nach dieser Ansage läuft er um den Sprinter herum und steigt auf der Fahrerseite ein. Tausend Fragen brennen mir auf den Lippen, allerdings befürchte ich, dass er mir darauf keine Antworten geben wird. Nicht in dieser Minute und nicht in diesem Wagen.

      „Nach Feierabend will ich ins Crown and Bells“, sage ich wie nebenbei. Wenn er will, kann er daraus ein Date machen.

      „Das Shepherd’s Pie ist zu empfehlen.“

      Na prima. Ich baue ihm Brücken und erhalte dafür Menüvorschläge.

      „Danke für den Tipp“, brumme ich. „Bei wem musst du denn heute ran?“

      „Father Bones will die Kirchenbänke neu abgeschliffen und lackiert haben. Damit werde ich eine Zeit lang beschäftigt sein, weil er die Bänke für die Messe braucht. Ich kann daher nur in Etappen arbeiten.“

      „Und was würdest du in meinem Haus als Erstes renovieren?“

      „Die Fußböden“, sagt er sofort. „Danach die Türen. Neue Tapeten. Ein Teil der Möbel gehört entsorgt, der Rest aufgearbeitet. Ich könnte mir einen Mix aus Alt und Modern vorstellen.“

      Das klingt auf jeden Fall interessant. Um jedoch die Fußböden zu restaurieren, müsste ich die Zimmer leerräumen. Das ist mir zu viel Aufwand für einen kurzen Aufenthalt in dem Dorf. Schließlich will ich in Bloomwell keine Wurzeln schlagen und das Haus verkaufen, wenn ich dem Ort den Rücken kehre.

      „Soll ich dir einen Kostenvoranschlag machen?“

      „Du bist ja überaus geschäftstüchtig.“

      Nathan grinst. „Ich bin ein armer Schreiner und muss sehen, wo ich bleibe.“

      „Verdiene dich an jemand anderem reich. Ich werde die nächste Möglichkeit nutzen, um dieses Nest wieder zu verlassen.“

      „Hoffentlich nicht wie Welsham in einer Holzkiste.“

      Ob Nathan etwas über meinen Vorgänger weiß?

      „Kanntest du ihn näher?“

      „Seine Haustür war beschädigt, die habe ich repariert. Er hat sie aufbrechen müssen, weil er den Schlüssel verloren hat. Danach lud er mich auf ein Bier im Pub ein, hat aber privat nichts von sich preisgegeben.“

      „Er musste seine Tür aufbrechen?“, hake ich nach.

      „Ja.“

      „Besaß er keinen Blumentopf?“

      Nathan wirft mir einen schnellen Blick zu. „Was?“

      Ich werde deutlicher: „Jeder hier hat einen Zweitschlüssel unterm Blumentopf liegen. Hat Welsham etwa mit der Tradition gebrochen?“

      „Du hast recht.“ Nathan bremst und sieht mich bewundernd an. „Weshalb bin ich nicht selbst darauf gekommen?“

      Ich ziehe ein selbstgefälliges Gesicht. „Weil du nur der Schreiner bist. Wenn ein helles Köpfchen gebraucht wird, bin ich zuständig.“

      „Idiot“, knurrt er.

      „Warum halten wir?“

      „Weil wir vor deiner Dienststelle stehen, helles Köpfchen.“

      „Oh!“ Unter Nathans belustigten Augen lächle ich verlegen. „Danke fürs Fahren.“

      „Gern geschehen.“

      Jetzt müsste ich aussteigen, nicht wahr? Das Dumme ist bloß, dass ich das überhaupt nicht will.

      „Kann ich dir noch etwas helfen?“, erkundigt sich Nathan prompt.

      „Nein, nein. Vielen Dank. Shepherd’s Pie, sagtest du?“

      „Richtig.“

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