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dieser süßen Zärtlichkeit nicht genug bekommen.

      Frank streichelte Sissis schmales Gesicht und stammelte fast andächtig: »Du bist noch viel schöner, als ich dich in Erinnerung hatte. Ich will dich nie mehr allein lassen, Sissi. Das schwöre ich dir. Nichts und niemand kann uns wieder trennen. Denn ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, dass ich ohne dich nicht mehr leben könnte.«

      Sissi lächelte glücklich. Noch immer liefen vereinzelt Freudentränen über ihre zarten Wangen. Frank küsste sie weg.

      »Weißt du, dass ich nicht mehr allein bin?«, flüsterte Sissi voll verhaltenem Stolz.

      »Ich weiß es. Tim ist das süßeste Baby auf der ganzen Welt. Ich habe ihn schon richtig gern. Ich will ihm immer ein guter Vater sein.«

      »Er ist unser Kind, nicht wahr?« Inniger schmiegte sich Sissi an Frank. Dabei sah sie ängstlich zu ihm auf.

      »Darüber gibt es überhaupt keinen Zweifel. Frau Hebling hat eine eidesstattliche Erklärung abgegeben. Es ist alles in Ordnung, mein Liebling.«

      »Frau von Schoenecker hat uns geholfen«, murmelte Sissi voll Dankbarkeit. »Das werde ich ihr nie vergessen.«

      »Und ohne Nick hätten wir nie etwas von der Existenz unseres Sohnes erfahren«, ergänzte Frank. Seine dunklen Augen strahlten glücklich.

      »Er muss Tims Pate werden«, bestimmte Sissi spontan.

      »Wir könnten keinen besseren finden!«

      »Jetzt fällt mir auf, dass er eben auch unser Zusammentreffen arrangiert hat. Ohne ihn hätten wir einander nämlich verpasst. Dass ich zu Schwester Regine kommen sollte, war wohl nur ein Vorwand.«

      »So ein Schlingel!« Frank schmunzelte vergnügt. »Dann brauchen wir eigentlich auf Sophienlust nicht mehr zu stören. Tim schläft sicher schon. Wir sehen morgen nach ihm. Weißt du, du musst mir noch unheimlich viel erzählen.« Frank legte den Arm um Sissis Schultern, hob ihr Rad auf und ging langsam mit ihr den Weg zurück.

      »Ich weiß nur, dass ich glücklich bin, dass du wieder hier bist. Was in der Zwischenzeit war, will ich vergessen.«

      »Und was ist mit Heiko?« Unendlich liebevoll und zärtlich hielt Frank Sissis Hand.

      »Ich mochte ihn noch nie. Aber trotzdem hätte ich ihn geheiratet, wenn du nicht rechtzeitig gekommen wärst, Frank.« Wenn Sissi jetzt daran dachte, jagte ihr ein kalter Schauer über den Rücken. »Denn nur dann hätte ich die Möglichkeit gehabt, Tim zu mir zu nehmen.«

      Frank, der die Gesetze kannte, wusste sofort, wie sinnlos dieses Opfer gewesen wäre. Er ahnte auch, dass Astrid Langenburg das gewusst haben musste. Doch jetzt wollte er über so unerfreuliche Dinge nicht sprechen. Er zog Sissi sanft noch enger an sich. »Tapfere kleine Sissi«, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »In Zukunft wird es niemand mehr wagen, dir Unrecht zu tun. Ich werde dich beschützen. Dich und unser Kind. Ich habe schon mit deinem Vater gesprochen. Er ist damit einverstanden, dass wir rasch heiraten und uns irgendwo eine hübsche Wohnung mieten. Er hat mir auch eine Stelle im Verlag angeboten. Ich werde recht gut verdienen. Doch bis die Möbel bezahlt sind, werden wir trotzdem sehr sparsam sein müssen. Wird es dir auch nichts ausmachen?«

      »Es klingt wie ein Märchen. Wir werden eine richtige kleine Familie sein – du, Tim und ich. Das Sparen wird mir Spass machen, Frank.« Sissi fühlte sich so froh und unbeschwert wie noch nie in ihrem Leben. Sie hätte jauchzen und tanzen mögen.

      »Später, das schwöre ich dir, soll es euch an nichts fehlen. Vielleicht werden wir dann nicht nur eine kleine, sondern eine große Familie sein. Denn ich finde, Tim sollte Geschwister haben.«

      »Ja, Frank.« Urplötzlich blieb Sissi stehen, drehte sich um und küsste den Mann auf den Mund. Sehr zart und behutsam erst, dann immer inniger.

      *

      »Ich habe alles nur in Sissis Interesse getan«, wimmerte Astrid. Ihr war klar, wie schlecht ihre Situation war. Sie hatte ihren Mann betrogen und belogen. Würde er sich nun von ihr scheiden lassen, würde sie nicht mehr bekommen als ein knapp bemessenes Unterhaltsgeld.

      »Und die Schecks an Heiko? Wurden sie auch in Sissis Interesse bezahlt?«, fragte Max Langenburg donnernd. Doch so böse, wie er sich gab, war er eigentlich gar nicht. Er wusste nur zu gut, dass er selbst an dieser ganzen Geschichte nicht schuldlos war. Er hatte Astrid zu viele Freiheiten eingeräumt, hatte sich jahrelang nicht um sie und Sissi gekümmert.

      »Er ist mein einziger Verwandter. Ich wollte ihm ein wenig helfen.« Astrid Langenburg sah nicht hoch. Wie ein Häuflein Elend kauerte die sonst so stolze Frau auf dem Besucherstuhl im Arbeitszimmer des Verlegers.

      »Ganz so selbstlos bist du nicht«, polterte der Mann. »Du wolltest deinen Neffen nicht nur mit Sissi verheiraten, du wolltest ihm den Verlag zuschieben. Durch deine Großzügigkeit hättest du ihn in der Hand gehabt. Du hättest alles von ihm verlangen können. Aber nun wird nichts daraus. Ich habe Heiko bereits nach Österreich zurückgeschickt und seine monatlichen Zuwendungen gestrichen. Glaub mir, das wird dem Jungen guttun. Er wird endlich lernen, zu arbeiten.«

      »Bitte, Max, schick mich nicht auch weg«, flehte Astrid. »Ich wüsste nicht, wohin ich gehen sollte. Ich gehöre doch zu dir.«

      »Du hast gewusst, wie sehr Sissi leidet. Hast du mit ihr Erbarmen gehabt? Du hast die Briefe vernichtet, auf die sie so gewartet hat. Du hast ihr das Kind genommen, obwohl du wusstest, wie schlimm das für eine Mutter ist.« Max Langenburg klopfte mit der Faust auf den Schreibtisch. Ihm war klar, dass dies alles nicht hätte geschehen können, wenn er sich ein wenig mehr um seine Familie gekümmert hätte.

      »Ich werde es nie mehr tun«, versicherte Astrid mit bebender Stimme. »Ich schwöre es.«

      »Du wirst auch keine Gelegenheit mehr dazu haben, denn jetzt passt Frank auf Sissi auf. Besser, als es ihre Eltern getan haben. Der Junge ist in Ordnung. Das habe ich sofort gewusst. Und du hast es auch gewusst. Weil du mit ihm keine krummen Touren drehen konntest, hast du ihn abgelehnt. Du bist herzlos, Astrid.«

      Sehr gut wusste die eitle Frau, dass man sie wegen Kindesentführung anklagen konnte. Nur wenn sie sich mit ihrer Familie gütlich einigte, würde ihr ein Prozess erspart bleiben. Darum kämpfte sie, und jedes Mittel war ihr recht.

      »Ich sehe alles ein, und ich schäme mich. Ich werde versuchen, alles wiedergutzumachen. Verlange von mir, was du willst, Max, nur behandele mich nicht länger wie eine Verbrecherin.« Astrid, die so gern über andere triumphiert hatte, weinte.

      Tränen stimmten den Verleger von jeher weich. Er schnaubte versöhnlich. »Ich bin bereit, alles zu vergessen, aber ich bin nach diesen Erfahrungen gezwungen, deine Freiheiten sehr zu beschränken. Du wirst mich künftig fragen müssen, wenn du Geld brauchst. Du wirst dich auch zuvor mit mir absprechen, wenn hier eine Party stattfindet, und du wirst künftig am Wochenende nicht mehr allein wegfahren. Ich werde dich begleiten.«

      Ungläubig schaute Astrid Langenburg auf. »Max«, wisperte sie überrascht, »das ist ja fast wie in einer guten Ehe.«

      »Was heißt hier fast?«, fragte der Verleger unwirsch. »Schließlich sind wir es den Kindern schuldig, ein gutes Beispiel zu geben.« Die Zornfalten über seiner Nasenwurzel hatten sich geglättet. Er wirkte jetzt so heiter wie nach einem guten Geschäftsabschluss.

      Hoffnungsvoll hob Astrid den Kopf. »Ich habe mir so oft gewünscht, dass du ein bisschen Zeit für mich hast. Ich kann gar nicht glauben, dass nun, nachdem das alles geschehen ist …« Astrid seufzte bedrückt.

      Max Langenburg stemmte sich hoch. Er ging zum Besucherstuhl und legte den Arm um seine Frau. »Es ist nie zu spät, etwas besser zu machen«, raunte er.

      *

      Genau sechs Wochen später war die Taufe des kleinen Tim.

      Man hatte die alte Kirche verschwenderisch mit Blumen geschmückt. Nick trug das Baby auf dem Arm und wirkte in seinem dunklen Anzug sehr erwachsen. Dass er vor Aufregung schwitzte, sah niemand.

      Das junge Ehepaar Brehm, seit

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