ТОП просматриваемых книг сайта:
Ringelpietz mit Abmurksen. Lotte Minck
Читать онлайн.Название Ringelpietz mit Abmurksen
Год выпуска 0
isbn 9783770041787
Автор произведения Lotte Minck
Жанр Языкознание
Серия Loretta Luchs
Издательство Bookwire
»Ist den meisten Männern wohl zu uncool, sich nach einem kleinen Kriechtier zu benennen.«
Dennis zuckte mit den Schultern. »Kann nicht feststellen, dass es mir schadet. Okay, vielleicht hätte ich Hunderte Anfragen mehr, wenn ich Alligator oder Hammerhai heißen würde, aber hey – ich habe nur zwei Hände.«
»Was soll das denn heißen?«
»Was nutzen mir unzählige Anfragen, wenn ich doch nur einer Frau meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken möchte? Ich bin keiner von der Sorte, der mit mehreren gleichzeitig jongliert. Wenn mir einmal eine Frau gefällt, kümmert mich keine andere.«
»Das ist sehr löblich, Chef.« Ich nickte anerkennend. »Wie sieht deine Erfolgsbilanz aus?«
Wieder zuckte er mit den Schultern. »Ein paar Treffen, die zum Teil ganz nett waren, aber nicht zu mehr geführt haben. Wenn man sich nichts zu erzählen hat, sollte man realistisch sein und die Reißleine ziehen, bevor es zu spät ist. Das ist nicht zuletzt der Frau gegenüber fair. Vielleicht hätte ich die eine oder andere ins Bett locken können, mit ziemlicher Sicherheit sogar. Aber das gibt nur unnötigen Stress.«
»Du müsstest nur kopfüber an einer Scheibe runterlaufen. Also, mich würde das extrem beeindrucken.«
Wir kicherten eine Runde, dann sagte er: »Und danach? Danach wird es unschön, wenn du die Sache nicht fortsetzen willst. Ich habe keine Lust, Frauen gegenüber gemein zu sein, die sich vielleicht mehr versprochen haben. Außerdem bin ich kein Mann für eine Nacht.«
»O edelster aller Geckos!«, deklamierte ich übertrieben theatralisch, dann gab ich seinen Namen in die Suchmaske ein.
Und da war er auch schon: mein Chef in seiner ganzen Pracht. Sein Profil zeigte sogar mehrere Fotos: nur das Gesicht mit den schicken Koteletten, Dennis mit Elvis-Sonnenbrille, dann in einigen seiner spektakulärsten 70er-Jahre-Outfits … Mir gefiel, wie selbstironisch er auf seine große Liebe zu diesem Modestil einging und darauf hinwies, dass man mitnichten gerade Bilder irgendwelcher Mottopartys sehe.
Tatsächlich war seins ein gutes Beispiel für ein Profil, das mein Interesse geweckt hätte. Ausgerechnet Dennis!
Mein Chef war – so kannte ich ihn – derart selbstbewusst, dass er mich nicht einmal fragte, was ich von seinem Profil hielt.
»So. Du bist dran«, sagte er stattdessen.
Ich gab meinen Namen ein, und er beugte sich interessiert vor. »Soso, Miss Lynx also«, murmelte er. »Luchs auf Englisch, nehme ich mal an.«
»Korrekt. Hättest du mich auf dem Foto erkannt?«
»Aber selbstverständlich. Ein schönes Bild, nebenbei bemerkt. Ungewöhnlich. Anders als die anderen.«
»Hat Diana geknipst. Sag mal, lässt du dir Vorschläge machen, oder suchst du lieber selbst?«
Dennis winkte ab. »Die Vorschläge sind manchmal derart absurd, dass ich die Funktion deaktiviert habe. Komisch, dass wir uns auf der Plattform noch nicht begegnet sind. Eigentlich hätte ich längst über dich stolpern müssen.«
»Mir fallen auf Anhieb zwei Gründe ein, warum das nicht passiert ist. Erstens: Ich bin erst seit Sonntag dabei. Also seit gerade mal drei Tagen.«
»Hm … besonders bei den Neuen sehe ich mich regelmäßig um. Das ist es also nicht. Und Grund Nummer zwei?« Er musterte mich neugierig.
»Gegenfrage: Welches Alter gibst du bei deiner Suche ein? Also, als Obergrenze, meine ich.«
»Mitte dreißig.«
Na also, hatte ich’s mir doch gedacht. Mit hochgezogenen Brauen sah ich ihn an. Ob er von selbst draufkam? Nein, kam er nicht.
»Was?«, fragte er, als ihm mein beredtes Schweigen offenbar zu lange dauerte. »Warum guckst du so?«
Ich seufzte innerlich. »Erneut eine Gegenfrage: Was denkst du wohl, wie alt ich bin?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er. »Neunundzwanzig?«
»Ja, genau. Und das schon seit circa fünfzehn Jahren, du Honk. Kapierst du jetzt, warum wir uns im Liebesgarten noch nicht begegnet sind? Weil du mich zu alt für dich findest.« Ich stockte und fügte dann hinzu: »War das ein grammatikalisch korrekter Satz? Ist aber auch wurscht. Du wirst verstanden haben, was ich meine.«
»Ja, das habe ich. Und es ist totaler Quatsch! So würde ich niemals von dir denken! Du bist doch nicht zu …«
Ich hob die Hand, um ihn zu stoppen. »Das sagst du, weil du mich kennst. Und weil das Alter für unser Verhältnis zueinander nie eine Rolle gespielt hat. Aber bei deiner Suche nach einer potenziellen Partnerin kommt eine Frau ab Anfang vierzig offenbar nicht mehr infrage, obwohl du selbst in diesem Alter bist. Dafür kann es nur eine Erklärung geben: deine unstillbare Sehnsucht nach eigenen Kindern. Beziehungsweise nach einer Frau, die im besten gebärfähigen Alter ist.«
Sein verständnisloses Gesicht sprach Bände: Kinderwunsch? Äh … nein. Davon konnte nicht die Rede sein.
»Das ist es also nicht«, fuhr ich fort. »Aber es ist doch ein interessantes Phänomen, findest du nicht? Während eine Frau eher nach einem gleichaltrigen bis älteren Partner sucht, wünschen Männer sich jüngere Frauen an ihrer Seite.« Ich kramte ein lokales Monatsmagazin aus meiner Tasche und warf es auf den Schreibtisch. »Da. Hunderte Kontaktanzeigen. Da haben Männer mit Ende vierzig kein Problem damit, eine Frau zwischen zwanzig und dreißig zu suchen. Mal ernsthaft: Was sollte eine Zwanzigjährige von einem fast Fünfzigjährigen wollen?«
»Lebenserfahrung. Souveränität. Klugheit.« Grinsend strich er sich über seine buschigen Koteletten. »Nicht zu vergessen: Stil und Geschmack.«
»Blödsinn.«
»Na gut: sein Geld.«
»Schon realistischer.« Ich nickte. »Aber Männer mit Geld inserieren wohl kaum in derartigen Magazinen, in denen die meisten Kontaktanzeigen so sexy Texte haben wie Kuschelbär sucht Kuschelmaus und dergleichen. Das heißt: Entweder leiden diese Männer unter einer völlig gestörten Selbstwahrnehmung und halten sich für deutlich attraktiver, als sie sind – jedenfalls aus dem Blickwinkel einer Zwanzigjährigen. Oder sie hoffen auf junge Mädchen, die eine psychische Fehlschaltung haben und sich insgeheim nach Sex mit ihrem Vater sehnen.«
»Buäh.« Dennis schüttelte sich. »Ich wusste gar nicht, dass du derart unappetitlich sein kannst. Ich werde nie wieder Sex mit einer Frau haben können, die halb so alt ist wie ich.«
»Kam das schon mal vor?«
Er schüttelte den Kopf. »Nee. Mädchen in dem Alter sind mir zu anstrengend. Die wollen nächtelang in Discos tanzen, und für den Scheiß bin ich längst zu alt.«
Ich hätte nicht benennen können, was es war, aber irgendetwas an dieser Aussage nervte mich kolossal. »Du Ärmster. Jemand sollte den Discobetreibern mal vorschlagen, einen Raum einzurichten, in dem alternde Sugardaddys wie du sich auf bequemen Sofas ausruhen können, während ihre jungen Häschen munter über die Tanzfläche hoppeln.«
Dennis verzog das Gesicht. »Gott, nicht nur unappetitlich, sondern auch noch gehässig.«
»Natürlich bin ich gehässig gegenüber Kerlen, die eine Frau in meinem Alter schon zum alten Eisen zählen. Das ist mein gutes Recht.«
»Tu, was du nicht lassen kannst. Aber lass deinen Frust bitte nicht an mir aus.«
»Wie – hast du mich etwa nicht aussortiert?«
»Ja, aber doch nicht dich persönlich! Ich habe doch niemals gesagt, dass du …«