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Verlag des Mozarteums in Salzburg, seit 1918.

       MJB = Jahresberichte des Mozarteums in Salzburg, Salzburg, Selbstverlag des Mozarteums, seit 1881.

       RMI = Rivista musicale italiana, Turin, Fratelli Bocca, seit 1894.

       DT = Denkmäler deutscher Tonkunst, Leipzig, Breitkopf Härtel.

       DTB = Denkmäler der Tonkunst in Bayern, ebenda.

       DTÖ = Denkmäler der Tonkunst in Österreich, Wien, Artaria Co.

       G.-A.S.= Gesamtausgabe der Werke Mozarts, Serie ..., Nr.

       R.-B. = Revisionsbericht

       K.-V. = Köchel-Verzeichnis

      Die Kindheit

      Wolfgang Amade Mozart ist so wenig ein Wiener Kind gewesen, wie Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, mit denen er von der Kunstgeschichte zum Dreigespann der "Wiener Klassiker" vereinigt zu werden pflegt. Seine Wiege stand in Salzburg, sein väterlicher Stammbaum aber reicht über die Grenzen Österreichs und Bayerns hinweg nach Schwaben hinein. Die Familie Mozart – der Name kommt auch in den Formen Mozert, Motzart, Motzhardt, Motard vor – war seit der Mitte des 17. Jahrhunderts in der alten Reichsstadt Augsburg ansässig. Unter den Chorschülern des Augsburger Domkapitels, die für den Nachwuchs des Domchores bestimmt waren, und aus denen später mit Vorliebe die musikalischen Vikare und Kapellmeister erwählt wurden, erscheint schon am Anfang des 17. Jahrhunderts ein Johann Mozart, ein Schüler Christian Erbachs und allem Anschein nach ein sehr begabter Musiker, der aber schließlich ins Kloster Heilig Kreuz eintrat1. Da er 1613 bereits seine Studien vollendet hatte, so haben wir in ihm den ältesten musikalischen Träger dieses Namens vor uns, über den wir außer diesem selbst noch weiteres wissen. Ob er freilich mit David Mozart, dem ältesten nachweisbaren Ahnherrn des Meisters, verwandt war, steht dahin. Dieser war aus dem benachbarten Dorfe Pfersee eingewandert und hatte das Bürgerrecht und die Maurergerechtigkeit erhalten2. Er war um 1620 geboren, heiratete am 25. Januar 1643 Maria Negeler aus Lechhausen und starb am 28. Januar 1685. Seine drei Söhne Daniel (1645–1683[?]), Hans Georg (1647–1719) und Franz (1649–1694) waren gleichfalls Maurermeister; der jüngste, Franz, der am 30. Januar 1678 Anna Härrer (oder Harrer) aus Oberpüchrhain (gest. 1703) geheiratet hatte, wurde der Urgroßvater des Meisters. Sein ältester Sohn Johann Georg Mozart (4. Mai 1679 bis 19. Febr. 1736)3 wurde Buchbindermeister in Augsburg; er war in erster Ehe (1708) mit Anna Maria Peter, der Witwe eines Buchbinders Banneger, in zweiter (seit 16. Mai 1718) mit Anna Maria Sulzer vermählt (1696–1766[?]), der Tochter eines aus Baden gebürtigen und später in Augsburg ansässigen Webermeisters4. Dieser Ehe entstammten sechs Söhne, von denen einer bald starb, und zwei Töchter. Näheres wissen wir nur von dreien davon: zwei, Joseph Ignaz (1725–1796) und Franz Aloys (1727–1791) wurden wiederum Buchbindermeister in Augsburg, mit dem ältesten aber, Johann Georg Leopold (geb. den 14. Nov. 1719)5 zog erstmals das musikalische Talent in das ehrbare Handwerkergeschlecht ein: dem großen Komponisten hat also, ganz anders als z.B. Seb. Bach, nur eine einzige Generation vorgearbeitet.

      Mit diesem Sohne, der sich schon als Knabe besonders aufgeweckt zeigte, hatte der Vater Größeres vor, er sollte Geistlicher werden. So kam Leopold Mozart auf die Fürsprache seines Paten, des Kanonikus Grabher, hin als Chorknabe bei den Klosterchören zum Heiligen Kreuz und zu St. Ulrich unter6. Diese Ausbildung als Chorknabe war für den katholischen Musiker in früheren Jahrhunderten der gewöhnliche Anfang und eine ausgezeichnete praktische und theoretische Grundlage. Denn der Dienst dieser Knaben erstreckte sich weit über den Rahmen der Liturgie hinaus. Noch am 13. Oktober 1777 schreibt Leopold Mozart dem Sohne, wie er einst als Knabe in St. Ulrich bei der Hochzeit des Hofrates Öfele eine Kantate mitgesungen habe7. Auch zu seiner Orgelkunst, die später während seiner Studienzeit Aufsehen erregte, hat er wohl schon im Kloster den Grund gelegt. Ein Herr von Freisinger erzählte Wolfgang noch 1777 in München davon8: "er erinnert sich noch absonderlich auf Wessobrunn, wo der Papa (das war mir völlig neu) recht unvergleichlich auf der Orgel geschlagen hat. Er sagte: das war erschröcklich, wie es untereinander ging mit Füßen und Händen, aber wohl unvergleichlich – ja, ein ganzer Mann. Bei meinem Vater galt er sehr viel. Und wie er die Pfaffen heruntergefoppt hat wegen dem geistlich werden".

      Im allgemeinen war Leopold Mozart später ziemlich schlecht auf seine Augsburger Landsleute zu sprechen. Dem Sohne bezeichnet er sie schlankweg einmal als "Abderiten"9. Auch das Verhältnis zu seinen Geschwistern war recht kühl. Er beschuldigte sie, die Schwäche ihrer Mutter zu seinem Nachteile ausgenutzt zu haben; sie selbst trugen freilich keine Bedenken, seine Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

      1737 bezog Leopold Mozart zu zweijährigem Studium die Salzburger Universität10. Das bedeutete keine Absage an seine musikalischen Neigungen. Im Gegenteil, die Universitäten gehörten noch damals, wie seit alters, zu den festesten Stützen der Tonkunst in Deutschland, und zahlreiche bedeutende Musiker sind durch das akademische Studium hindurchgegangen. Leopold Mozart hat nach den Akten Logik studiert, daneben aber auch höchstwahrscheinlich Jurisprudenz getrieben. Schon 1738 wurde er auf Grund einer Prüfung öffentlich ausgezeichnet. Aber von 1739 an fehlt sein Name in den Universitätslisten: offenbar hatte die Musik den Sieg über die wissenschaftlichen Neigungen davongetragen11; die in jenem Briefe Wolfgangs genannten Versuche, ihn doch noch für den geistlichen Stand zu gewinnen, mögen ihn in diesem Entschluß bestärkt haben. Die endgültige Entscheidung fiel, als ihn der Präsident des Domkapitels, Graf Joh. Baptist Thurn, Valsassina und Taxis, 1740 in seine Dienste nahm, und zwar in der ja aus jener Zeit sattsam bekannten Doppelstellung eines Kammerdieners und Musikus. Im selben Jahre widmete Mozart diesem Gönner sein erstes, selbstgestochenes Werk, die "Sonate Sei per Chiesa e da Camera A TRE Due Violini e Basso"; das Begleitschreiben weist dankbar darauf hin, der hohe Herr habe den Komponisten "ad un tratto cavato dalle dure tenebre d'ogni mio bisogno, e stradato ver l'orizzonte della mia fortuna"12. Auch während der nächsten drei Jahre ließ Graf Thurn seinem Kammerdiener volle Freiheit zu musikalischer Betätigung. Es entstanden in den Jahren 1741 und 1743 je eine Passionskantate mit dem Titel "Christus begraben" und dazwischen hinein für die Universität eine lateinische Schuloper, das Seitenstück zu des Sohnes "Apollo et Hyacinthus", betitelt "Antiquitas personata", aufgeführt am 18. Mai 1742 in der kleinen Universitätsaula13. Von diesem Werke ist nur das Szenarium erhalten, während von den beiden von Mozart fälschlicherweise als Oratorien bezeichneten Passionskantaten wenigstens die Texte vorliegen. Die Dichtung beider Werke stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von dem Professor Jak. Anton Wimmer14.

      Beide Kantaten sind allem Anschein nach am erzbischöflichen Hofe in der Fastenzeit aufgeführt worden15. Mozart war also dem Erzbischof Sigismund (Grafen von Schrattenbach) bereits aufs beste empfohlen, als dieser ihn 1743 als vierten Violinisten in seine Hofkapelle aufnahm. Bis 1758 rückte er allmählich zum zweiten Violinisten auf, 1763 wurde er Vizekapellmeister, gleichzeitig mit Lollis Ernennung zum Kapellmeister16. 1757 treffen wir ihn außerdem in der Stellung eines Hofkomponisten, die als besondere Auszeichnung verliehen wurde und ihre Inhaber im Range den Kapellmeistern annäherte. Nach L. Mozarts Bericht bestand die Instrumentalkapelle in diesem Jahre aus 33 Köpfen17, dazu traten aber noch der Stadttürmer mit seinen Gesellen und die stattliche Schar der Hof- und Feldtrompeter, die erforderlichenfalls auch im Saitenorchester verwandt wurden18. Als Kapellmeister hat L. Mozart hintereinander Matth. Sigm. Biechteler (bis 1743), Karl Heinr. von Bibern (bis 1749), Joh. Ernst Eberlin (bis 1762), Jos. Franz Lolli (bis 1778), Dom. Fischietti (1772–1783), Jak. Rust (1777–1778) und Ludov. Gatti (von 1783 ab) erlebt, als Vizekapellmeister Bibern und Lolli. Zu diesen Instrumentisten kam nun aber noch eine Vokalkapelle, bestehend aus 30 Solo- und Chorsängern und 15 Kapellknaben zur Ausführung der Kirchenmusik19. Die Knaben hatte L. Mozart von 1744 an auf der Violine und von 1777 an auch auf dem Klavier zu unterrichten20.

      Der

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