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gemalt.«

      »Ich dachte, dass diese Reise hier kaum bekannt ist«, machte Roman keinen Hehl aus seiner Verwunderung.

      Im Rückspiegel sah er, wie ein Lachen die Augen seines Chauffeurs kräuselte.

      »Mein Vater war Lehrer und hat uns Kindern alles beigebracht, was er wusste.«

      »Ihr Vater ist ein guter Mann«, lobte Roman aus tiefstem Herzen.

      Während ihm sein Fahrer von seiner Familie erzählte, sah er aus dem Seitenfenster und erinnerte sich wieder an Jennys Begeisterung über die schönen Farben, das helle Weiß der Häuser, das Blau der Fenster- und Türrahmen, die grünen Palmen vor der Kulisse des türkisfarbenen Meeres. Sie passierten denselben Souk, einen orientalischen Markt, den er damals auch mit Jen gesehen hatte. Noch immer diskutierten die Händler mit ihren Kunden über die Qualität der Waren und feilschten um Preise, als wäre seither kein Tag vergangen. Dabei war doch inzwischen eine ganze Welt eingestürzt und hatte seine Liebe unter ihren Trümmern begraben.

      »Wir sind da, mein Herr!«, riss der Fahrer ihn schließlich aus seinen Gedanken.

      Wie aus einem Traum erwacht tauchte Roman wieder an die Oberfläche der Wirklichkeit. Er bedankte sich bei dem netten Mann und wandte sich dann dem flachen, strahlend weißen Komplex aus bunt zusammengewürfelten Gebäuden zu, mit den obligatorischen blauen Fensterrahmen und einer atemberaubenden Kulisse aus Palmen und Meer. Doch diesmal musste er die Hotelhalle allein betreten, versanken nur seine Füße in den dicken, flauschigen Teppichen.

      »Guten Tag, Herr Kürschner«, begrüßte ihn der Herr an der Rezeption, der ihn offenbar schon erwartet hatte. »Ihr Zimmer ist schon fertig. Wenn Sie nur noch kurz diese Formulare hier ausfüllen wollen.« Er schob ihm ein Blatt Papier über den Tresen aus Marmor.

      Roman stellte den Koffer neben sich ab und erwiderte mechanisch das freundliche Lächeln. Als er mit Jenny hier gewesen war, hatten sie ihre Liebe gefeiert. Nun war er zurückgekommen, um sich von ihr zu verabschieden.

      *

      »Hast du schon mal was von einem Asternkavalier gehört?« Marianne Hasselt hatte gerade eine kunstvoll dekorierte Torte nach vorn gebracht, um sie für die Auslieferung fertig zu machen. Spezielle Kartons sorgten dafür, dass den vergänglichen Kunstwerken kein Leid geschah und die Konditorin war eben dabei gewesen, das Schmuckstück mit Tatjanas Hilfe in die Schachtel zu bugsieren, als Mario mit einer Aster im Mund vor dem Schaufenster der Bäckerei aufgetaucht war.

      Trotz ihrer Sehbehinderung hatte Tatjana einen Schatten bemerkt und ahnte sofort, zu wem er gehörte.

      »Ich kenne einen Rosenkavalier«, lachte sie belustigt auf. »Aber Mario ist ja immer für eine Überraschung gut. Dieses Talent muss übrigens in der Familie liegen. Daran solltest du dich besser mal gewöhnen«, erinnerte sie sich nur zu gern an die verrückten Ideen, mit denen Danny immer mal wieder aufwartete. »Fangen spielen im Regen, nachts barfuß durch den Park laufen, auf Bäume klettern und Kirschen klauen … Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.«

      Den lächelnden Blick auf Mario geheftet, der immer noch draußen vor dem Schaufenster stand und Faxen machte, lachte Marianne auf.

      »Und ich dachte, dass ich albern bin.«

      »Deshalb bist du hier ja auch genau am richtigen Fleck«, erwiderte Tatjana warm und umarmte ihre Kollegin. Erst vor kurzem hatte die alleinrziehende Mutter in der Bäckerei angefangen und war schon jetzt nicht von hier mehr wegzudenken. »Was glaubst du, was wir erst für einen Spaß haben werden, wenn der Umbau abgeschlossen ist.«

      »Das ist ja bald so weit.« Noch immer konnte sich Marianne nicht satt sehen an der silberfarbenen Decke, den rustikalen Holzmöbeln und dem dunklen Boden. »Wenn ich erst fertig bin mit meiner Deko werde ich hier einziehen«, scherzte sie gut gelaunt.

      »Und unsere Kunden noch dazu. Danny hat schon Angst, dass ich dann gar nicht mehr heimkomme«, berichtete Tatjana von den Sorgen ihres Freundes. »Aber apropos heimkommen … Warum kommt Mario denn nicht endlich rein? Will er Wurzeln schlagen da draußen?«

      »Vielleicht traut er sich nicht«, mutmaßte Marianne und erinnerte sich an die kurze Verstimmung am vergangenen Wochenende.

      Diese Vermutung brachte Tatjana zum Lachen.

      »Mario und sich nicht trauen?«, prustete sie ungläubig heraus. »Das sind ja ganz neue Züge an unserem Chefarzt. Daran bist mit Sicherheit du schuld. Scheinbar kitzelst du ganz neue Eigenschaften aus ihm heraus.«

      »Sollte das nicht in jeder Beziehung so sein?«, fragte Marianne versonnen und klappte vorsichtig den Deckel der Kuchenschachtel zu. »Eine gegenseitig Inspiration? Gegenteil und Ergänzung zugleich?«

      Tatjana musterte ihre Mitarbeiterin nachdenklich.

      »Du bist ja eine richtige Philosophin«, bemerkte sie anerkennend. »Trotzdem solltest du deinen Verehrer endlich aus seiner unsicheren Lage befreien.«

      Marianne warf einen Blick durchs Schaufenster.

      »Ich glaube, das tut er gerade selbst.«

      Tatsächlich klingelte gleich darauf das kleine Glöckchen über der Tür und kündigte den Besucher an. Dieses Relikt war das Einzige, was an die Zeit vor dem Umbau erinnerte. Alles andere erstrahlte in neuem Gewand.

      »Schönen guten Tag, die Damen!«, begrüßte Mario Cornelius die beiden und machte eine artige Verbeugung. Dann sah er ratlos auf die Blüte in seiner Hand. »Dummerweise hab ich nur eine Blume.«

      »Keine Sorge«, lachte Tatjana unbekümmert auf. »Ich hab selbst einen Asternkavalier daheim. Du kannst die Blume getrost deiner Flamme überreichen.«

      Das ließ sich Mario nicht zwei Mal sagen und wurde von Marianne mit einer Tasse Kaffee in dem fast fertig renovieren Café belohnt. Nachdem er Platz genommen hatte, sah er sich bewundernd um.

      »Roman hat sich ja auch schon um die Klinik verdient gemacht und einige längst fällige Umbauten geplant und angestoßen«, bemerkte er, während er den Blick schweifen ließ. »Aber das hier ist mit Sicherheit sein Glanzstück.«

      »Apropos Roman«, griff Marianne diesen Namen dankbar auf. »Hast du in den letzten Tagen was von ihm gehört? Tatjana hat mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Vergeblich. Er geht nicht ans Telefon und ruft auch nicht zurück. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.«

      Ratlos zuckte Mario Cornelius mit den Schultern. Hin und wieder traf er den Architekten in der Klinik und manchmal auch im Hause der Familie Norden.

      »Ich hab nur von Jenny gehört, dass sie ein Wochenende mit ihm in einem Hotel in Österreich verbringen wollte. Daraus ist dann aber nichts geworden.«

      Marianne trank einen Schluck Kaffee.

      »Na ja, er wird schon wieder auftauchen. Zum Glück konnte Tatjana das Problem mit einem der Handwerker selbst lösen.«

      »Sehr schön.« So kannte und schätzte Mario die junge Bäckerin. Im Augenblick lag sein Interesse allerdings ganz bei der aparten Frau, die neben ihm saß. »Dummerweise hab ich auch ein Problem. Aber ich fürchte, dass ich das nicht lösen kann.«

      »Ach ja?« Überrascht legte Marianne den Kopf schief. Nach allem, was sie von und über Mario erfahren hatte, war er sehr lösungsorientiert, und sie kannte ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, wann er sich einen Spaß mit ihr erlaubte. »Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann?«

      Mit betont ernster Miene wiegte Mario Cornelius den Kopf.

      »Es geht um eine wunderschöne Frau, die ich wahnsinnig gern zum Essen einladen würde …«, begann er zögernd.

      Im Bruchteil einer Sekunde stand Marianne wieder das Bild der hübschen Lernschwester vor Augen. Glücklicherweise setzte gleichzeitig ihr Verstand ein, und sie lächelte.

      »Und wo ist das Problem?«

      Mario rührte in seinem Kaffee und gab vor, intensiv darüber nachzudenken.

      »Ich glaube, diese besondere Frau fühlt sich leicht

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