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nur sie meinen konnte.

      »Du könntest dir eine Überraschung ausdenken«, spielte sie das Spiel belustigt mit. »Warum schickst du nicht eine Torte als Einladung? Sowas hab ich schon gemacht. Das ist sehr gut angekommen. Willst du Fotos sehen?« Schon machte sie Anstalten aufzustehen, als Mario sie am Arm zurückhielt.

      »Das ist eine sehr gute Idee«, lobte er, und seine Augen funkelten spitzbübisch. »Aber auf Dauer ziemlich teuer.«

      Marianne lachte.

      »Stimmt. Das Geld investierst du besser in ein schönes Essen.« Allmählich wurde sie ungeduldig. »Aber warum fragst du deine Angebetete nicht einfach? Vielleicht hat diese Frau ja inzwischen eingesehen, dass sie überreagiert hat«, gab sie Mario einen wichtigen Hinweis, der ihn sichtlich überraschte.

      »Damit würde meine Bewunderung für sie ins Grenzenlose steigen«, entfuhr es ihm und schon konnte Marianne wieder lachen. Lachend sah ihm dabei zu, wie er seine Tasse leerte, und sie lächelte immer noch, als er aufstand. Als er sich aber von ihr verabschiedete, ohne eine Einladung auszusprechen, verging ihr das Lachen Allmählich.

      »Ich muss dringend noch ein paar Sachen erledigen«, erklärte Mario unbeschwert und wünschte ihr einen entspannten restlichen Arbeitstag.

      Wie vom Donner gerührt saß Marianne Hasselt am Tisch und starrte ihm nach, lauschte auf das hektische Klingeln des Glöckchens über der Tür. War es möglich, dass der begehrenswerte Arzt doch Carina gemeint hatte?

      *

      »Ach, Chefin, gut, dass ich Sie hier treffe.« Andrea Sanders’ Stimme klang über den Klinikflur. »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«

      Jenny blieb stehen und drehte sich um. Sie sah ihrer Assistentin dabei zu, wie sie – ein Klemmbrett unter dem Arm – mit eiligen Schritten auf sie zukam.

      »Was gibt’s denn so Dringendes?« Unwillkürlich begann ihr Herz schneller zu schlagen. Vielleich hatte Andrea ja eine Nachricht von Roman.

      Seit Tagen war ihr Lebensgefährte wie vom Erdboden verschwunden. Zunächst hatte sich Jenny keine Gedanken darüber gemacht. Als sich Roman aber auch nach zwei Tagen nicht bei ihr gemeldet hatte, hatte sie endlich schweren Herzens den Hörer in die Hand genommen. Doch bis jetzt war es nur sein Anrufbeantworter, der die Telefonat entgegen nahm und Jenny wurde allmählich nervös.

      Inzwischen machte Andrea vor ihrer Chefin halt.

      »Ich muss ein paar dringende Sachen mit Ihnen absprechen.« Sie warf einen hektischen Blick auf die Uhr. »In einer Stunde kommt der Redakteur des wissenschaftlichen Magazins zum Interview. Der Fotograf, der ihn begleitet, möchte vorher ein paar Bilder machen. Wäre das für Sie in Ordnung? Und wegen dem Jubiläum der Stiftung »Ein Bild für Mama« brauche ich noch Infos, wie viele Gäste Sie erwarten. Das Catering muss gebucht werden …« Als Andrea die Miene der Klinikchefin sah, hielt sie erschrocken inne. »Stimmt was nicht? Geht es Ihnen nicht gut?«

      Tatsächlich war Jenny Behnisch von einem plötzlichen Schwindel ergriffen worden. Sie streckte die Hand aus, um sich an der Wand abzustützen.

      »Alles gut. Ich fürchte, ich hab heute Morgen vergessen zu frühstücken.« Jenny kämpfte noch immer mit dem Schwindel, als Danny Norden des Wegs kam.

      An diesem Morgen hatte er den Besuch in der Klinik übernommen und war wie zuvor Andrea auf der Suche nach Jenny gewesen.

      »Ah, Jenny, gut, dass ich dich treffe. Die Nachuntersuchung für deine Cousine findet in einer Viertelstunde statt. Du musst bitte gleich …«

      Dieser kleine Hinweis brachte das Fass schließlich und endlich zum Überlaufen.

      »Ich muss gar nichts!«, brauste die Klinikchefin ungehalten auf. »Ich bestimme selbst, was ich wann zu tun habe. Und schaut mich nicht so vorwurfsvoll an! Ich bin auch nur ein Mensch!« Mit diesen Worten stieß sie sich von der Wand ab, machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit entschiedenen Schritten davon.

      Verdutzt starrten ihr Andrea und Danny nach.

      »Au weia!«, bemerkte der junge Arzt und wiegte besorgt den Kopf, als sie um die Ecke verschwand.

      »Das kannst du laut sagen«, stimmte die Assistentin zu. Mehr gab es zu diesem Auftritt nicht zu sagen, und unverrichteter Dinge kehrte sie in ihr Büro zurück.

      *

      Inzwischen hatte Jenny Behnisch das Zimmer ihrer Cousine Nicole erreicht. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie diesen Weg eingeschlagen hatte. Überwältigt von ihren Gefühlen stand sie schwer atmend vor der Tür. Ihre Hand lag schon auf der Klinke, doch sie zögerte noch. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, mit dem sie über alles sprechen konnte. Aber wollte sie das?

      Ehe Jennys Verstand eine Antwort auf diese Frage gefunden hatte, trat sie ein. Nicole saß halb aufrecht im Bett, den neugierigen Blick auf die Tür geheftet.

      »Jenny!« Ein Leuchten erhellte ihr Gesicht, als sich ihre Cousine einen Stuhl ans Bett zog und sich setzte. »Du hast aber auch schon mal besser ausgesehen.«

      »Danke für die Blumen!« Die Klinikchefin zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Ehrlich gesagt ging es mir auch schon mal besser.«

      Nicole setzte sich bequem zurecht und legte den Kopf ein wenig schief. Sie erkannte die Not im Gesicht ihrer Cousine.

      »Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir?«, fragte sie unerwartet weich.

      »Was soll schon los sein?«, wollte sich Jenny der Wahrheit erneut entziehen, besann sich dann aber eines Besseren. Sie seufzte tief, ehe sie sagte: »Ich habe seit Sonntag nichts von Roman gehört. Allmählich mache ich mir Sorgen.«

      »Du machst Witze!« Nicole lachte ungläubig. »Wenn sich Uritz länger als einen Tag nicht bei mir gemeldet hat, bin ich fast verrückt geworden vor Sorge. Und umgekehrt.«

      »Wir haben eine andere Art Beziehung«, wollte sich Jenny herausreden, aber davon wollte Nicole nichts wissen.

      »Wovor hast du eigentlich Angst? Ich meine, so gemein, wie du zu deinem Lebensgefährten warst, ist man nicht ohne Grund. Hast du Panik? Weil er mehr Nähe und Liebe will als du?«, fragte sie forschend.

      Sie griff nach dem Glas Früchtetee, das auf dem Nachttisch stand. Während sie trank, ließ sie ihre Cousine nicht aus den Augen.

      »Ich … Ich weiß auch nicht. Eigentlich will ich ihn nicht verlieren«, gestand Jenny zögernd und wagte es kaum, Nicole ins Gesicht zu sehen.

      Die konnte nur den Kopf schütteln über so viel Unvermögen.

      »Dann frage ich mich wirklich, warum du ihn so behandelst. Warum machst du denselben Fehler immer wieder? Bei allen Menschen, die du liebst?«

      »Das mit Uritz war etwas ganz anderes als meine Beziehung zu Roman«, redete sich Jenny heraus.

      Doch Nicole dachte nicht daran, diese Ausrede gelten zu lassen.

      »Unsinn! Es ist genau dasselbe wie damals«, behauptete sie energisch und verrenkte sich nach der Thermoskanne, die zu weit weg stand.

      Jenny bemerkte die Bemühungen ihrer Cousine und eilte ihr zu Hilfe. Fürsorglich schenkte sie Tee nach und stellte die Kanne in Reichweite. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sie sich wieder und starrte nachdenklich vor sich hin.

      Dafür hatte Nicole umso mehr zu sagen. »Der Mann liebt dich, und du behandelst ihn wie ein Stück Dreck. Wenn dir jemand zu nahe kommt, gehen bei dir die Jalousien runter«, erklärte sie erbarmungslos.

      »Nicole, bitte!«, setzte sich Jenny zur Wehr.

      Doch ihre Stimme war matt, und sie starrte betroffen zu Boden.

      »Weil es gefährlich ist, jemandem zu zeigen, dass man etwas für ihn empfindet, nicht wahr?«, fuhr Nicole fort. »Weil man dann verwundbar wird, etwas zu verlieren hat. Also verschaffst du dir durch solche Gemeinheiten immer wieder Abstand. Und wenn es sein musst, fliehst du zur Not auch schon mal nach Afrika.« Sie musterte Jenny abschätzend. »Der weiße Kittel und die schöne Klinik stehen

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