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wartete gespannt, was Marion jetzt wohl antworten würde.

      »Das geht nicht. Ich habe sie extra eingeladen.«

      »Dir scheint es ja gutzugehen«, kam es spitz zurück.

      Oh, Marion, werd’ jetzt nicht schwach, betete Kristin innerlich.

      »Ich bin es ja gewöhnt, allein zu sein. Warum sollte es mir nicht gutgehen?«

      »Na bitte. Wenn du dich immer noch nicht beruhigt hast und meinst, mir eine Szene machen zu müssen, kann ich ja wieder gehen.«

      »Du kannst auch ein Glas Wein mit uns trinken, wenn du möchtest.«

      Marion klang jetzt ganz wie die vorbildliche Gastgeberin. Kristin schmunzelte. Wie es schien, lernte ihre Freundin schnell.

      »Ich lege keinen Wert auf die Gesellschaft deiner Nachbarin.«

      »Tja… dann tut es mir leid.«

      Ohne Abschied ging Derrik. Marion war ein bißchen bläßlich, als sie wieder hereinkam.

      »Das hast du wunderbar gemacht. Er hängt am Haken, ich bin ganz sicher.«

      »Ich weiß nicht… Er hat mich so angesehen, als wüßte er gar nicht mehr, was er einmal an mir gefunden hat«, antwortete Marion kläglich und ließ sich mit einem Plumps auf den Stuhl nieder.

      »Natürlich. Muß er doch, weil er nicht das Gesicht verlieren will.«

      »Meinst du, er kommt wieder?«

      »Jetzt wird er dich vermutlich erst einmal zappeln lassen.«

      »Ich hätte ihn vielleicht nicht so einfach gehen lassen sollen. Ich meine, er hat sich doch die Mühe gemacht…«

      »Wer klein denkt, muß sich nicht wundern, wenn er nur Kleines bekommt«, verkündete Kristin eine Lebensweisheit, auf die sie aus Erfahrung selbst gekommen war.

      »Ach, deine Sprüche nützen mir jetzt auch nichts…«

      »Marion, du mußt wissen, was du willst. Wenn du dir das alles weiter gefallen lassen willst, dann fall ihm das nächste Mal um den Hals und entschuldige dich. Aber dann hör auf zu jammern.«

      Kristin klang jetzt streng, und das war auch beabsichtigt. Sie war überzeugt, daß Marion etwas Besseres verdiente als diesen Macho, der glaubte, sich zwei Frauen »halten« zu können. Jetzt, wo sie gehört hatte, wie er mit Marion sprach, verachtete sie ihn nur noch mehr. Wie konnte man so einen Mann lieben?

      »Ich weiß ja, daß du ihn nicht magst. Aber er hat auch seine guten Seiten…«

      »Die er allerdings selten zeigt. Marion, wir trinken jetzt noch eine Flasche Wein und reden von etwas anderem. Sonst liegt mir das Essen im Magen. Außerdem wollten wir deinen Auftrag feiern.«

      Sie schaffte es, ihre Freundin zu einem Lächeln zu bringen. Mehr konnte man wohl nicht erwarten.

      Zwei Tage später erschien Frederik Holl wieder in der Buchhandlung. Diesmal wurde Kristin durch nichts abgelenkt und hatte die feste Absicht, das auch nicht zuzulassen, selbst wenn jetzt ein Kunde käme, der ihren Bestand aufkaufen wollte. Sie hatte seine blauen Augen noch immer nicht vergessen.

      Er kam gleich zu ihr und begrüßte sie wie eine alte Freundin.

      »Hallo, heute ohne Kind?«

      »Ja, heute ohne Kind.«

      Sollte sie das Mißverständnis aufklären? Doch er sprach schon weiter.

      »Ich wollte noch ein Buch kaufen und dann gleich einmal fragen, ob wir nicht einmal zusammen essen gehen wollen.«

      »Ja, gern.«

      »Oh… das ist schön.«

      Er sah so überrascht aus, als hätte er eine Absage erwartet. Doch das klärte sich gleich auf.

      »Können Sie denn jederzeit weg? Ich meine, brauchen Sie keinen Babysitter oder so?«

      »Nein, warum?«

      »Lassen Sie den Kleinen allein?«

      Kristin lachte. Es wurde Zeit, ihm zu sagen, daß sie weder Mann noch Kind noch sonstige Verpflichtungen hatte, die sie davon abhalten konnten, mit ihm essen zu gehen.

      »Es ist nicht mein Sohn. Er ist der Sohn meiner Nachbarin, und gelegentlich mein Pflegekind.«

      »Ach so… Na ja, süß war er ja. Aber so ist es mir eigentlich auch lieber.«

      Er hatte also ernstere Absichten. Kristin war sehr zufrieden mit der Entwicklung.

      Sie verabredeten sich für den nächsten Abend. Frederik wollte sie hier nach Feierabend abholen, damit es nicht zu spät würde. Für Kristin bedeutete das, sich hier im Laden zurechtzumachen und umzuziehen, aber das stellte kein Problem da. Ein Abendkleid war sicher nicht gefragt.

      Sie eilte in Gedanken weit voraus, bis es endlich soweit war. Im Geiste hatte sie ihn bereits in ihre Wohnung eingeladen und… Na ja. Offenbar wurde es Zeit, wieder einmal die starken Arme eines Mannes zu spüren. Vermutlich hatte Marion sie angesteckt mit ihrer Liebessehnsucht.

      Dort gab es noch nichts Neues. Marion hielt Kristin auf dem laufenden. Derrik hatte sich noch nicht gemeldet, er ließ sie schmoren, wie Kristin es prophezeit hatte.

      Frederik erschien in der unkomplizierten Aufmachung, in der Kristin ihn kannte. Sie war froh, daß sie kein eleganteres

      Outfit gewählt hatte, sondern eine schicke Hose und einen passenden Pulli trug, der allerdings einen sehr schönen Ausschnitt hatte und hin und wieder bei geschickter Bewegung eine Schulter freilegte.

      »Sie sehen toll aus, Kristin.«

      »Danke, Frederik. Wohin gehen wir?«

      »Italienisch? Chinesisch? Oder etwas anderes?«

      »Italienisch ist immer gut.«

      »Das finde ich auch. In der Nähe gibt es einen, wo ich hin und wieder esse. Wollen wir?«

      Kristin kannte das Restaurant ebenfalls. Sie bekamen sogar einen schönen Tisch am Fenster. Zuerst bestellten sie, bevor sie sich langsam an das Kennenlernen herantasteten.

      Kristin erfuhr, daß Frederik eigentlich aus München stammte, aber in Hamburg einen Studienplatz ergattert hatte und sich hier nun sehr wohl fühlte. Er wohnte mit einem Kommilitonen zusammen in der Nähe der Uni und las in der Freizeit viel, ging im Sommer Segeln oder Schwimmen, im Winter bedauerte er allerdings die fehlende Möglichkeit des Skilaufens. Dafür lief er Schlittschuh. Sehr sportlich also, stellte Kristin fest. Das paßt nicht so sehr gut, denn sie war meistens zu bequem, sich aufzuraffen. Und wenn es einmal sein mußte, dann fuhr sie mit dem Rad herum, bis ihr Bewegungsdrang wieder gestillt war.

      Frederik schien das nicht zu stören. Bücher waren eine starke Verbindung. Dann gab es noch die Leidenschaft für Filme und gutes Essen. Damit konnte man schon etwas anfangen, stellte er lächelnd fest.

      »Wir sollten dann auch wirklich einmal ins Kino gehen. Den Film können Sie aussuchen.«

      »Gut. Machen wir.«

      Sie strahlten sich an. Im Kerzenlicht wirkten seine Augen dunkler, geheimnisvoller. Sie gefielen Kristin immer besser. Das Essen war hervorragend. Sie ließen nichts aus, von Antipasta bis zum Nachtisch. Schließlich waren sie beide so satt, daß Frederik einen Spaziergang vorschlug. Das Wetter war nicht gerade verlockend, aber dann konnte man vielleicht näher zusammenrücken beim laufen, um den Wind ein wenig abzuhalten…

      Kristin war der Meinung, daß ihr Kennenlernen gute Fortschritte machte. Deshalb lud sie Frederik zu sich zu Hause ein, vor dem geplanten Kinoabend.

      »Wir könnten bei mir essen und dann ins Kino fahren.«

      »Das ist eine sehr gute Idee. Ich freue mich darauf. Dann also am Freitag.«

      »Ja, abgemacht. Allerdings schaffen wir dann nur die Spätvorstellung. Sonst müßten wir am Sonnabend

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