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verlassen. Marion stand stocksteif da und konnte kaum atmen.

      Schließlich schlug die Tür zu. Derrik hatte wirklich noch gewartet, ob sie es sich anders überlegen würde. Sie hätte sich wortreich entschuldigen müssen, vielleicht ein paar Tränchen dazu, und alles wäre erst einmal wieder in Ordnung gewesen.

      Plötzlich erschien ihr dieses Verhältnis zu Derrik so armselig, so verlogen, daß sie den Gedanken kaum ertragen konnte. Was ließ sie da bloß mit sich machen? Kein Wunder, daß Derrik sie gar nicht mehr ernstnahm! Sie hatte sich als Persönlichkeit ja selbst längst aufgegeben!

      Heulend warf sie sich auf die Couch. Ihr war hundeelend zumute. Mit Derrik mußte es vorbei sein. Entweder er entschied sich jetzt für sie, oder es war zu Ende.

      Irgendwann schlief sie auf der Couch ein. Als sie wach wurde, war ihr Körper total verkrampft, der Kopf schmerzte, die Augen waren verschwollen. Marion schlich ins Badezimmer, zog sich aus, ohne auch nur einen Blick in den Spiegel zu werfen und ging dann ins Bett. Es war frisch bezogen. Sie hatte sogar das Laken ein wenig parfümiert…

      Nun lag sie allein hier.

      *

      Kristin öffnete, als es Sturm klingelte. Wer kam um diese Zeit und dann noch mit diesem Drive zu ihr? Natürlich fand sie ihren Bademantel wieder mal nicht. Das Nachthemd war eher bequem, sie konnte ruhig so die Tür öffnen…

      Draußen stand Marion. Sie sah völlig fertig aus.

      »Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?«

      »Ich muß dich um Hilfe bitten. Ich habe um elf einen Termin, der ganz wichtig ist. Aber jetzt hat mein Babysitter abgesagt. Könntest du…?«

      »Na klar. Ich nehme ihn mit ins Geschäft und dann kannst du ihn da abholen.«

      »Danke, ich bin dir sehr dankbar.«

      »Sag mal, willst du nicht einen Kaffee mit mir trinken? Du siehst nicht gut aus.«

      »Ich habe mit… Derrik Schluß gemacht. Glaube ich.«

      »Glaubst du? Was heißt denn das?«

      »Ich habe ihn vor die Wahl gestellt. Er ist gegangen. Ich weiß nicht, ob er noch einmal wiederkommt. Ich hätte den Termin normalerweise sausen lassen, aber jetzt, wo ich nicht mehr damit rechne, daß er … zurückkommt, muß ich mich glaube ich, mehr um meinen Job kümmern. Ich möchte mehr Geld verdienen. Ich muß… mal raus. Mit Johannes verreisen. Irgend etwas…«

      Das klang nun wirklich ernst. Kristin zog ihre Nachbarin herein. Marion zögerte, weil Johannes allein war. Aber er schlief noch fest und konnte nicht allein aus dem Bett klettern. Gegen einen Kaffee war sicher nichts zu sagen. Zumal sie jetzt gar nicht gern allein sein wollte. Kristin hatte zwar nie einen Hehl daraus gemacht, was sie von ihrer Art der Partnerschaft hielt, aber sie war ehrlich und hatte auch einige Menschenkenntnis. Vielleicht konnte sie abschätzen, wie Derrik entscheiden würde.

      Zuerst mußte Marion erzählen, was überhaupt passiert war. Sie gab es so genau wie möglich wieder. Schließlich sollte Kristin die Situation ja beurteilen können.

      Mehrmals verzog Kristin angewidert das Gesicht, aber sie enthielt sich jeder Unterbrechung.

      »Ja, und dann hat er eine ganze Weile gebraucht, um sich den Mantel anzuziehen. Er hat natürlich gedacht, ich würde kommen und mich entschuldigen. Aber das konnte ich irgendwie nicht. Es ging einfach nicht, verstehst du? Als wäre ich auf den Fleck gebannt, auf dem ich stand.«

      »Und das war auch gut so. Du hast ihm endlich einmal eine Seite gezeigt, die er an dir nicht kennt. Ich bin richtig stolz auf dich.«

      Kristin sah sie an wie eine Mutter ihr Kind, das eine große Tat vollbracht hatte.

      »Aber wenn es jetzt nichts bringt?«

      »Du hast es ja gar nicht in der Absicht getan, daß es etwas bringt. Merkst du das nicht? Du hattest echt die Nase voll. Wirklich und wahrhaftig. Und das finde ich so gut. Wenn du so anfängst, wirst du dir auch in Zukunft nicht mehr soviel gefallen lassen. Er wird sich anstrengen müssen, wenn er dich nicht verlieren will.«

      »Aber ich will ihn nicht verlieren. Jedenfalls nicht wirklich…«, gab Marion kleinlaut zurück.

      Kristins Einschätzung erschreckte sie plötzlich. Das hatte sie nicht hören wollen.

      »Du weißt es nur noch nicht, aber dein Unterbewußtsein ist aufgewacht. Und das ist ganz toll. Es geht aufwärts. Paß auf, bald wirst du entdecken, daß es auch noch andere Männer gibt, solche, die nicht verheiratet sind.«

      »Kristin, ich will das nicht.«

      »Willst du ewig die Geliebte bleiben? Das kannst du mir nicht erzählen. Dann würdest du dich nicht beschweren, nicht heulen, sondern dein Leben genießen wie es ist. Logo?«

      Dem konnte Marion nicht unbedingt widersprechen.

      »Na also. Dann bleib jetzt auf dieser Linie. Er muß wirklich glauben, daß du lieber auf ihn verzichtest, als so wiederzumachen. Nur dann hast du noch eine Chance, daß sich etwas ändert. Das bist du eigentlich auch Johannes schuldig. Ich meine, er hat doch nichts von einem Vater, der sowieso nicht anwesend ist.«

      Damit war Kristin Marions letztem Argument zuvorgekommen. Und auch das klang logisch.

      »So, nun mach nicht so ein Gesicht. Trink deinen Kaffee, richte dich toll her, zieh die neue Unterwäsche an und sei erfolgreich. Das gibt dir Selbstbewußtsein.«

      Bei der Erwähnung der neuen Unterwäsche empfand Marion einen schmerzhaften Stich. Die hundert Mark hatte sie umsonst ausgegeben.

      »Weißt du, daß ich mich immer style, wenn ich ins Geschäft gehe? Nicht für die anderen, einfach für mich. Ich fühle mich gut, wenn ich eingecremt bin und weiß, daß ich Seidenwäsche trage. Ein sinnliches Vergnügen«, fuhr Kristin vergnügt fort.

      »Willst du damit behaupten, daß du nicht auf Mr. Right wartest? Ich mag nicht gern allein leben.«

      »Wenn man den richtigen Mann findet, ist das okay. Aber wieviel Frösche mußt du geküßt haben, um zu wissen, daß die meisten eben kein Prinz werden? Ich glaube, daß man erst dann Glück hat, wenn man gelernt hat, auch gut zu sich selbst zu sein. Kannst du nachlesen. Warte mal, wo habe ich das Buch…«

      Kristin stand auf. Im Wohnzimmer standen an allen Wänden Bücherregale. Marion hörte sie herumlaufen und vor sich hinmurmeln. Sie wußte, daß es keinen Sinn hatte, Kristin davon abhalten zu wollen, das Buch zu suchen. Sie trank schon einmal ihren Kaffee aus, weil sie langsam unruhig wurde. Wenn Johannes aufwachte, wollte sie zu Hause sein.

      »Hier. Lies das mal. Ist gut.«

      »Danke. Ich schaue später mal rein. Ich bringe dir Johannes in einer halben Stunde, ja?«

      »Gut, dann kann ich noch duschen. Und vergiß die Unterwäsche nicht.«

      »Für die kurze Zeit braucht er keine neue… ach so, du meinst mich…«

      »Ja, eben. Vergiß dich nicht immer.«

      Marion beschloß, Kristins Rat einfach einmal zu folgen. Schaden konnte es nicht, und dann wurde die sündteure Wäsche wenigstens getragen.

      Johannes war bester Laune, als ihn Kristin übernahm. Sie mußten noch den Babysitz für das Auto befestigen, dann lud sie die Karre hinten in den Kombi und fuhr zur Buchhandlung. Kristin liebte es, den Laden morgens aufzuschließen. Sie begrüßte die Bücher wie Freunde, aber das mußte ja keiner wissen.

      Frau Schneider kam zehn Minuten später. Sie war entzückt, daß Johannes hier war und spielte hingebungsvoll mit ihm, während Kristin alles für den Tag vorbereitete. Johannes krabbelte auf dem Teppichboden herum und spielte Eisenbahn. Frau Schneider immer hinterher. Ein wahrhaft ergötzender Anblick.

      Das mußte auch der erste Kunde denken, der den Laden betrat. Es war Frederik Holl.

      »Nanu, habt ihr hier auch einen Kinderhort?«

      »Nein, nicht

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