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freue ich mich«, sagte Holger, »komm, gehen wir hinüber. Schließlich wollen wir keinen Ärger bekommen.«

      Bettina räumte schnell das Geschirr weg, dann verließen sie die gemütliche Küche. Als sie die Diele erreicht hatten, hörten sie schon die aufgeregten Stimmen der Kinder und das fröhliche Lachen von Leni, Arno und Toni, die einen unbändigen Spaß hatten und das auch ausdrückten.

      Kinder im Haus zu haben war etwas Wunderschönes. Es brachte eine so fröhliche Unbeschwertheit.

      Würde sie auch irgendwann Kinder haben, die das Haus mit ihrem Lachen und ihrer Fröhlichkeit erfüllten?

      Bettina wünschte es sich von ganzem Herzen, aber im Augenblick sah es nicht so aus, als sollte dieser Wunsch schon bald in Erfüllung gehen. Sie schob diese Gedanken sofort beiseite. Nein, jetzt wollte sie nicht daran denken.

      Merit und Niels waren da, zwei zauberhafte Kinder. Und das wollte sie jetzt einfach nur genießen – Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute…

      Sie drückte die Türklinke ihrer Wohnzimmertür herunter, und dann waren auch Holger und sie inmitten der Fröhlichkeit, aber auch inmitten von einem Chaos aus aufgerissenen Verpackungen, achtlos beiseite geworfenen Kartons.

      Leni war gerade dabei, diese Abfälle zusammenzuklauben und alles in einen großen Abfallsack zu stopfen, den sie sicherlich vorsorglich mitgebracht hatte.

      Niels und Merit überboten sich, um ihrem Vater und ihrer Tante alles zu zeigen, was sie geschenkt bekommen hatten.

      »Bettina, wir haben Bellert vergessen«, sagte Toni ganz entsetzt, nachdem er zufällig auf seine Armbanduhr geschaut hatte.

      »Der kommt heute nicht«, sagte Bettina. Dann erzählte sie ihm, was geschehen war. Man konnte Tonis Gesichtsausdruck ansehen, daß er darüber nun wirklich nicht traurig war.

      *

      Ein gemeinsames Frühstück mit Grit gab es nicht, sie war nämlich ganz einfach nicht erschienen und auch auf ihrem Handy nicht zu erreichen, das sie vorsorglich abgestellt hatte.

      Damit allerdings hatten nur die Erwachsenen ein Problem, die Kinder erkundigten sich nicht einmal nach ihrer Mutter. Sie stopften fast um die Wette Lenis köstliche Pfannkuchen, und nach dem Frühstück gingen sie mit Arno und Toni raus, zu Bondadosso, Bettinas Pferd. Toni hatte Niels beigebracht, wie man ein Pferd longierte, und der konnte nicht genug davon bekommen, während Merit mit den Hunden spielte. Hektor ließ es sich sogar gutmütig gefallen, als Reitpferd für Merits Puppe zu fingieren.

      Bettina machte mit Holger einen langen Spaziergang, auf dem sie es allerdings vermieden, über Grit zu sprechen.

      Das rechnete Bettina ihm hoch an. Schließlich war sie es gewesen, die die Verabredung mit Grit getroffen hatte. Sie hoffte nur, daß Grit zum Mittagessen da sein würde.

      Doch auch da erschien sie nicht, ihr Handy war noch immer abgeschaltet, und man mußte kein Hellseher sein, um zu wissen, was da passiert war.

      Robertino…

      Ihr Lover war der Quertreiber, er hatte es, aus welchem Grund auch immer, verhindert, daß Grit gekommen war.

      Während die Erwachsenen betroffen waren, Bettina innerlich vor lauter Zorn kochte, waren die Kinder bestens gelaunt.

      Sie würden mit Leni, Arno und Toni in den Zirkus gehen, und das war das, was sie interessierte. Sie sprachen von nichts anderem als den Clowns, den Trapezkünstlern, den Raubtieren und der Zuckerwatte, die man in der Pause kaufen konnte.

      Als sie endlich losgefahren waren und Bettina mit Holger allein bei einem Kaffee zurückgeblieben war, brachte sie das Gespräch auf ihre Schwester.

      »Holger, du mußt es mir glauben, sie hat ganz fest zugesagt, zum Frühstück zu kommen.«

      Er zuckte die Achseln.

      »Etwas Wichtiges wird sie abgehalten haben«, meinte er lakonisch.

      »Gibt es etwas, was wichtiger ist als seine Kinder?«

      »Ach, Bettina, wir müssen uns doch nichts vormachen. Die Kinder spielen für Grit doch schon lange die zweite Geige. Ihr Gigolo wird…

      Es klopfte an der Tür, fast gleichzeitig wurde hektisch der Klingelknopf betätigt. Das konnte nur Grit sein.

      Bettina ging hinaus um zu öffnen. Sie hatte sich nicht geirrt. Es war ihre Schwester.

      »Sag jetzt nichts, keine Vorhaltungen, ich bin gestreßt genug«, sagte sie statt einer Begrüßung.

      »Dann komm jetzt runter«, sagte Bettina, »dich verfolgt hier niemand. Komm rein, und erst mal guten Tag, Grit.«

      Die antwortete nicht, schoß an Bettina vorbei auf einen Spiegel zu, begann geradezu panisch an ihrer Frisur herumzuzupfen.

      Ihre Haare waren gewachsen. Sie hatte jetzt eine Frisur, wie man sie aus den Soaps im Fernsehen kannte, ihre Haare waren kupferrot gefärbt, und an ihren Lippen hatte sie auch etwas machen lassen. Sie klafften wie eine offene Wunde aus ihrem schmalen Gesicht. Sie war erschreckend dünn geworden, noch dünner als beim letzten Mal, wenngleich das kaum vorstellbar war.

      Mit einer hektischen Bewegung riß sie ihre Tasche auf, kramte darin herum, holte einen Lippenstift hervor, zog die bereits perfekt geschminkten Lippen noch einmal nach, besprühte sich mit Parfüm.

      »Laß es gut sein, Grit«, gebot Bettina ihr Einhalt, weil sie befürchtete, ihre Schwester könnte jetzt auch noch Make up, Eyeliner und Mascara hervorholen, um an sich herumzuarbeiten. Auf sie wirkte Grit vollkommen verunsichert, wie jemand, der nicht in den Körper gehörte, den er da zur Schau trug. »Wir waren übrigens zum Frühstück verabredet. Schon vergessen? Und wo ist dein Gepäck?«

      Sie drehte sich herum.

      »Ich… nun… weißt du…«

      Sie stammelte so herum, daß Bettina schnell eins und eins zusammenzählen konnte.

      »Das glaub ich nicht. Obwohl es gegen die Verabredung ist, bist du mit deinem Gigolo gekommen, und gehe ich recht in der Annahme, daß du mit ihm in Bad Helmbach in einem dieser Luxusschuppen übernachten wirst?«

      »Ich wollte ja allein kommen, aber Robertino wollte unbedingt mitkommen. Er wollte sich Bad Helmbach ansehen, weil er schon so viel von diesem exklusiven Ort gehört hat.«

      »Und während du auf einen Kurzbesuch hier vorbeigekommen bist, läßt er deine Kreditkarte glühen, stimmt’s?«

      Sie wurde rot, und Bettina wußte, daß sie ins Schwarze getroffen hatte.

      Am liebsten hätte sie ihrer Schwester jetzt eine gescheuert, damit die Blödheit aus ihrem Kopf fiel. Warum machte Grit sich so sehr zum Kasper? Normalerweise konnte ihr das egal sein, doch hier ging es um die Kinder, die ihre Mutter seit Monaten nicht gesehen hatten.

      »Die Kinder hast du jetzt verpaßt. Die sind mit den Dunkels und Toni im Zirkus… willst du jetzt gleich wieder gehen? Oder habe ich die Chance, mit dir ein paar Worte zu wechseln. Ach, und dein Noch-Ehemann ist auch da, falls es dich interessiert.«

      »Wenn du mir Vorhaltungen machen willst, dann kehre ich sofort um«, drohte Grit.

      »Werde ich nicht. Dir ist doch sowieso nicht zu helfen, und du schaffst es schon allein, dein Leben zu zerstören. Komm mit, Holger ist in der Bibliothek.«

      Als sie nebeneinander hergingen, konnte Grit es sich nicht verkneifen, Bettina einen Hieb zu versetzen.

      »Du warst vorher schon nicht ein Ausbund an Schönheit, aber jetzt bist du mit dieser Frisur das abschreckende Beispiel dafür, wie eine Frau nicht aussehen sollte. Du siehst ja aus wie ein Kerl, aber, na ja, vielleicht stehen die Bauernburschen hier auf so was wie dich.«

      Das war so gemein. Bettina war sich sicher, daß Grit diese Bösartigkeiten austeilte, um von sich abzulenken. Also brauste Bettina nicht auf, sondern nahm es gelassen. Grit hatte sich verändert, aber so bösartig war sie normalerweise dann doch nicht.

      »Klar,

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