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so gemacht? Warum also nicht bei Bellert.«

      »Danke, Bettina.«

      »Nichts zu danken. Ist doch selbstverständlich.«

      »Na gut, dann mach ich mich mal über meine Kartons her. Wir sehen uns noch.«

      »Klar, Toni.«

      Er verließ das Büro. Bettina lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück.

      Wenn das mit Bellert klappen würde…

      Die Frage der Vorfinanzierung wäre bei zehn neuen Produkten nicht das Problem, denn sie mußte ja über kurz oder lang das Geld aus dem Verkauf der Seeschlachten-Bilder bekommen.

      Welch wundervoller Gedanke, Rechnungen sofort bezahlen zu können, nicht mehr zu zittern, weil Kunden nicht direkt bezahlten, sondern ihr Zahlungsziel überschritten.

      Vor dem Freitag mußte sie unbedingt in die Kapelle hinaufgehen und eine Kerze anzünden, damit das Geschäft auch zustande kam.

      Aber jetzt mußte sie sich an die Arbeit machen. Es gab genügend zu tun.

      Sie mußte sich auch ein paar Gedanken darüber machen, wie sie das Gesindehaus besser auslasten konnte. Die Vermietungen reichten bei weitem nicht, auch wenn es hier und da schon ganz gut gewesen war, besonders als die berühmte Schauspielerin Isabella Wood das komplette Haus für mehrere Wochen zum doppelten Preis gemietet hatte.

      Wer hätte damals gedacht, daß sie weiterhin in Verbindung bleiben würden.

      Sie hatten Isabella am Set besucht, waren mit ihr bei einer Preisverleihung gewesen, und dank Isabella war sie sogar, zusammen mit ihr auf den Titelseiten der Glanzzeitschriften gewesen. Darüber wollte Bettina gar nicht mehr nachdenken, denn das war ihr richtig peinlich gewesen, von allen möglichen Leuten darauf angesprochen zu werden.

      Bettinas Gesichtsausdruck verdüsterte sich.

      An diesem Abend, der ihr diese unfreiwilligen Titelbilder beschert hatte, war sie mit ihrer Mutter zusammengetroffen, nach so vielen Jahren wieder. Und es war so schrecklich gewesen, so demütigend, wie sie von ihr, der Carla Aranchez de Moreira, wie sie jetzt hieß, behandelt worden war.

      Sie wollte diese Frau, die nur an sich selbst dachte, niemals mehr sehen. Sie hatte alles kaputt gemacht – ihren Mann und ihre Kinder verlassen, ihre Liebe zu Thomas durch eine böse Intrige zerstört…

      Ach, die Liebe zu Thomas war ja auch zerstört, nicht durch Carla, sondern wegen Nancy, seiner Frau.

      Ja, sagte diese andere Stimme in ihr, die immer wieder Oberhand gewann, wenn Carla sie nicht getrennt hätte, hätte es auch keine Nancy gegeben. Dann wären sie die ganze Zeit über zusammen gewesen, glücklich, längst verheiratet, sie hätten Kinder…

      Bettina wollte nicht länger darüber nachdenken. Was brachte es jetzt noch. Daran zu denken tat nur weh…

      Sie stand auf. Es war unmöglich, jetzt zu arbeiten. Sie brauchte jetzt Trost, und den konnte sie nur von Leni bekommen, dann mußte sie jetzt gefälligst mal ihr Nähzeug weglegen.

      Aber das würde sie auch tun, wenn sie sah, wie unglücklich sie war. Leni hatte ein gutes Herz, und sie war ihr viel mehr Mutter als ihre eigene es je gewesen war.

      Bei dem Gedanken an Leni fiel ihr gleich wieder Yvonne ein und der mißglückte Versuch, Mutter und Tochter zu vereinen.

      Nein, zu ihr zu gehen war auch keine gute Idee. Sie würde zu Linde fahren, nicht um herumzujammern. Nein, wirklich nicht. Linde hatte genug eigene Probleme, die viel schlimmer als ihre waren.

      Nein, sie würde nur zu ihr fahren, um ein bißchen zu plaudern, mehr nicht.

      Diese Idee setzte sie auch sofort in die Tat um, und weil es zwar recht kühl war, aber nicht regnete, schnappte sie sich ihr Fahrrad, um ins Dorf hinunter zu radeln, nachdem sie sich eine Wetterjacke angezogen hatte.

      Es gab kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Das hatte sie, seit sie auf dem Fahrenbach-Hof lebte, rasch zu beherzigen gewußt.

      Sie trat kräftig in die Pedalen, um so rasch wie möglich zu Linde zu kommen.

      *

      Und dann war es endlich so weit. Leni und Toni waren zum Flughafen gefahren, um Holger und die Kinder abzuholen, und Bettina hoffte nur, daß sie beizeiten zurück sein würden, ehe Bellert kam.

      Ihr Telefon klingelte. Es war Frau Körber, Bellerts Sekretärin.

      »Frau Fahrenbach«, ihre Stimme klang aufgeregt. »Den Termin bei Ihnen muß ich leider absagen.«

      Na bravo, hatte er kalte Füße bekommen?

      »Dem Chef ist ein LKW ins Auto gefahren.«

      »Um Gottes willen…«, Bettina begann am ganzen Körper zu zittern. Das Wort Autounfall hatte sich fest in ihr eingebrannt. Schließlich war Martin, Lindes geliebter Ehemann, an den Folgen eines Autounfalls gestorben, Laura, Tonis Verlobte hatte sich, als sie danach querschnittgelähmt war, umgebracht, und Boris Adrimanow, der begnadete Geiger, der Geliebte von Isabella, hatte sich mit seinem Auto um einen Baum gewickelt.

      »Es ist ihm glücklicherweise nichts passiert«, drang wie aus weiter Ferne Frau Körbers Stimme an ihr Ohr. »Nur ein Blechschaden. Einer unserer Fahrer ist schon unterwegs, um ihn abzuholen. Er hat leider heute nachmittag hier im Werk einen Termin, den er nicht aufschieben kann. Den könnte er, wenn er jetzt noch käme, nicht einhalten… bitte seien Sie nicht böse. Ich melde mich bei Ihnen, um einen neuen Termin auszumachen.«

      Bettina atmete auf.

      »Welch ein Glück, daß Herrn Bellert nichts passiert ist. Bitte grüßen Sie ihn von mir.«

      »Das werde ich tun, und noch mal, tut mir leid, daß ich absagen mußte. Es ist halt höhere Gewalt, dagegen kann man nichts machen.«

      Sie verabschiedeten sich voneinander.

      Und jetzt begann Bettina sich sogar zu freuen, Herrn Bellert war nichts passiert, und sie konnte sich ganz auf die Ankunft ihres Schwagers und der Kinder konzentrieren. Grit würde ja erst am nächsten Morgen kommen.

      Sie lief in ihr Wohnzimmer, wo sie auf dem großen Tisch, ganz wie zu Weihnachten, die Geschenke für die Kinder aufgebaut hatten. Nicht zu vergessen all die Süßigkeiten, die die Kinder mehr oder weniger bestellt hatten, weil es die in Kanada angeblich nicht gab, zumindest nicht so gut.

      Bettina war total aufgeregt, sie konnte es kaum erwarten und war froh, daß Arno zu ihr kam, der es auch nicht aushielt und sich gemeinsam mit ihr die Zeit vertreiben wollte.

      Und dann war es endlich so weit. Mit lautem Hupen kündigten sie ihre Ankunft an und beinahe olympiaverdächtig rannten Bettina und Arno aus dem Haus.

      Merit und Niels kamen ihnen schon entgegengerannt, sie mußten schon ausgestiegen sein, ehe das Auto so richtig gehalten hatte.

      »Tante Bettina«, schrie Merit und warf sich ihrer Tante in die Arme, um das gleiche dann bei Arno zu tun.

      »Hi, Tante Bettina«, sagte Niels und hatte nichts dagegen, daß Bettina ihn drückte und küßte. »Cool siehst du aus mit deiner neuen Frisur.«

      »Bißchen kurz, oder?«

      »Nö, unsere Sportlehrerin sieht auch so aus wie du.«

      War das jetzt ein Kompliment?

      Darüber konnte Bettina nicht nachdenken, denn ihr Schwager Holger wollte sie begrüßen.

      Er sah sehr gut aus, war schlanker geworden, auch seine Haare waren sehr kurz, was ihm ausgezeichnet stand, und er war sehr sportlich gekleidet, im Gegensatz zu früher, wo er eher Wert auf korrekte Kleidung gelegt hatte. Aber auch das paßte zu ihm.

      Sie begrüßten einander, dann schob Holger sie ein wenig von sich weg.

      »Du siehst verändert aus mit deinen kurzen Haaren.«

      Sie fuhr sich über die kurzen Stoppeln.

      »War

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