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interessiert mich insofern, weil Sie ja selbst einen Krankheitsfall in der Familie haben.

      Herr Wenz (W): Ja, meine Mutter ist krank. Sie leidet insbesondere psychisch unter ihrem Krebsleiden, das im Krankenhaus behandelt wird. Obwohl die Behandlung gut voran geht, glaube ich, dass alle medizinischen Mittel und Medikamente keine hundertprozentige Heilung ermöglichen. Krankheit beginnt auch im Kopf. Und da ich einmal in einer Pfingstkirche war, wo ein Heilungsgottesdienst stattfand, dachte ich mir, er könnte meiner Mutter seelischen Beistand geben.

      PI: Ich verstehe. Nun sind wir keine Pfingstgemeinde, sondern eine Landgemeinde. Eine solche Veranstaltung wäre was vollkommen Neues hier. Die Menschen sind hier auch etwas konservativ. Es stimmt, Religion kann vieles in der Seele bewirken. Lieder, Gesang, Tänze. All das sind entscheidende Reize. Religion ist Gefühl, wie Friedrich Schleiermacher einmal meinte. Das Problem ist aber, dass körperliche Heilung vor seelischer Heilung Vorrang hat, wenn es körperliche Beschwerden gibt. Sonst wird das Leiden am Ende größer und die Linderung ist von kurzer Dauer. Aber bei ihrer Mutter ist das in diesem Fall nicht so.

      W: Ja, Sie haben Recht, Herr Pastor. Es geht mir darum, dass sich ihre Lebensqualität davon bessert. Ich lese im Neuen Testament immer heraus, wie Jesus als Heiler auftritt und Menschen von den schlimmsten Krankheiten heilt. Mit welcher Kraft tut er das? Kann man diese Kraft auch heute noch wirken lassen? Das sind Fragen, die ich mir dabei stelle. Oft spielt auch der Glaube eine wichtige Rolle. Doch was ist der Glaube? Es ist mir immer zu allgemein. Ich weiß da oft nicht weiter. Können Sie mir einen Rat diesbezüglich geben?

      PI: Ich kann Ihnen nur meine Position sagen.41 Ich bin der Meinung, dass jeder ein kleiner Theologe ist und auch eine Position vertreten kann. Krankheit ist für mich immer körperlich-seelischer Natur. Heile den Körper und die Seele und nicht beides voneinander getrennt. Glaube bedeutet, Vertrauen zum Arzt zu haben. Jesus selbst glaubte an das Leben, das in uns ist. Man muss es nur wecken, damit die Taten folgen. Blinde sehen, Lahme gehen, aber es bleibt immer eine Leerstelle, was mit ihnen nach der Heilung geschieht. Und da finde ich, da geht das Leben weiter. Die Seele muss frei sein zu reisen.

      W: Die Seele soll reisen können. Vielleicht wäre auch ein Reise- und Segensgottesdienst nach der Heilung meiner Mutter gut?

      PI: Ja, wenn ich z.B. einen Konfirmandengottesdienst vorbereite, spielt ein Reisesegen immer eine große Rolle, da die Konfirmanden auch weiterhin in ihrem Leben von der Gemeinde und Gott begleitet werden sollen. Wenn Ihre Mutter wieder gesund wird oder die letzten Behandlungen durchnimmt, biete ich Ihnen gerne an, gemeinsam ein solches Element im Gottesdienst einzubauen. Möglich ist auch eine kleine Andacht, wenn sie einzeln stattfinden soll. Verbleiben wir so? Rufen Sie mich einfach nochmal an. Gottes Segen und alles Gute für Sie.

      W: Ja, danke für Ihre Meinung und Empathie. Mir haben Sie sehr geholfen. Auf Wiedersehen.

      Hier wurde kritisch gesehen, dass ein Dialog über ein Predigtthema oder ein kleines Seelsorgegespräch zu einfach gestrickt seien. Denn wir waren im Seminar schon weiter fortgeschritten und es ging darum, so genannte „Auredits“ zu finden, also durch Fragen oder Impulse, Gedanken beim Leser zu provozieren, die meine Impulse, Gedanken und Fragen unbewusst oder bewusst nach dem Gottesdienst weiter denken sollen. Aber in diesem Band sollen vermeintlich schlechte Texte sowohl kritisch beäugt werden als auch von Leidenschaft zeugen, um im Allen das Gute und das Potenzial zu sehen, Fehler weiterzudenken. Und ein vermeintlich fehlerhaftes Seelsorgegespräch kann doch ein Impuls für ein Seelsorgeprotokoll im Vikariat sein? Oder für einen Jugendkreis, wo ein Dialog geschrieben werden soll? Klar sind mir durch die Kritik die Funktionen von Auredits geworden, wie ich sie jetzt hier ausführe.

      33 Diese Textperspektiven entstanden im Rahmen von Textwerkstätten im Predigtseminar, um verschiedene Zugänge zu biblischen Texten zu entwickeln. Mir fiel auf, dass das vor allem aus der Perspektive der dramaturgischen Homiletik geschieht. Das ist eine Form der Predigt, die in Szenen aufgeteilt ist und den handelnden Personen unter anderem "mehr Leben eingehaucht" werden sollte. Es gibt noch andere Formen, wie eine Homilie, die zwischen Tradition und Lebenswelt hin und her schwingt oder eine Predigt, die sich eine "Ort" sucht, in dem dann der bestimmte Bibeltext so und so ausgelegt wird, wie bei den Meditationen an bestimmten Orten. Auffällig ist der performative Aspekt bei der Dramaturgie. Es geht um eine lebendige Darstellung der Tradition, um sie bei den Hörern plausibel erscheinen zu lassen. Interessant ist auch, dass der Professor dieses Seminars darauf spezialisiert war und das quasi sein "Lieblingsthema" sein konnte, sodass sich die Lehrveranstaltungskultur oder auch die Prägung von Studenten sich daran orientieren kann. Ich bin immer dafür, das einerseits zu erkennen und einen eigenen, plausiblen Weg für sich zu finden, auch wenn das wahrscheinlich manchmal die Notengebung, die subjektiv ist, beeinflussen kann.

      34 Überhaupt geht es im Studium auch immer um eine kritische Selbstreflexion, dass man aus den Anmerkungen von den Dozenten lernt oder den Predigtnachgesprächen, sie aber auch nicht immer für bare Münze nehmen sollte, weil sie nicht immer nachvollziehbar, sondern aus der "eigenen" Seins-Welt stammen können, die einer subjektiven Deutung unterliegt und ich dafür plädiere, sich selbst ein Urteil zu bilden, ob die Anmerkungen nachvollziehbar und hilfreich sind. Auch können Kritik und Nachgespräch zu einem Rechtfertigungsdruck führen, der seelisch belasten kann, wie bei meinen ersten Predigtversuchen, sodass es auch vorgekommen ist, dass ich die Kritik zu wörtlich genommen hatte und eine "gute" Predigt auch schlechter machen konnte, weil ich Angst hatte. Deswegen ist manchmal sowohl Selbstkritik als auch eine Abgrenzung notwendig. Aber das muss jeder für sich selbst herausfinden, weil die Charaktere der Leser und Hörer viel zu unterschiedlich sind, um alle abzudecken, aber sicher findet man sich in den Texten ein bisschen wieder, im Sinne von anthropologischen Grundkonstanten, auch im Studium, z.B. Stress, Angst usw.

      35 Passt wahrscheinlich etwas zwielichtig auch zu dem Gedanken der (Selbst-) Kritik gegenüber Lehrern und der eigenen Weiterentwicklung dadurch und das Bildungsvorgänge auch immer Übertragungen von eigenen Ansichten, Seins-Systemen und Traditionen auf Andere mit anderen Ansichten sind, die dadurch in ein Spannungsfeld des Mehrwerts und Lernens geraten können.

      36 Überhaupt sind in einer Predigt "bunte" Worte, wie z.B. Adjektive und genaue Beschreibungen wichtig, um einen Bibeltext anschaulich, plastisch und nachvollziehbar zu präsentieren. Auch wenn ich ein Buch lese, fesselt es mich mehr, je mehr ich imaginativ "dabei sein kann" und mich hineinversetzen kann.

      37 Ein Predigtentwurf, das wird sich noch zeigen, nimmt verschiedene Schienen auf. Eine der Exegese und Bibelübersetzung, dann eine Ergänzung dieser mit den systematischen Ebenen und eigenen Annäherungen, um eine Vorvereinnahmung zu vermeiden und eine eigene Sicht zu entwickeln, z.B. durch die (fiktiven) Meditationen und Imaginationen von Texten, die dann mehr oder weniger im Lern- und Schreibprozess (selbstkritisch) abgeändert werden können. Ein Professor prüft in einer Predigt größtenteils, ob sie plausibel genug für den Hörer ist, woran sich dann ein Teil der Bewertung orientiert. Die Exegese und Systematik kann noch so gut sein, wenn sie nicht an der Lebenswelt der Hörer orientiert ist. Entscheidend sind ein Ausgleich und eine Reduktion von vielen Informationen auf ein paar Schnittfelder. In einer imaginierten Gemeinde ist das leichter zu bestimmen als jetzt in einer realen, sich immer wieder verändernden Hörergemeinde. Also ist es nicht nur wichtig, die Theorie zu lernen, sondern auch durch Meditationen und andere Eindrücke außerhalb des Studiums, die Praxis zu reflektieren, auch in einer Predigt, auch wenn das ohne Erfahrung nicht immer leicht ist. Wichtig ist vor allem, dass man sich nicht unterkriegen lässt und bei allem Respekt gegenüber den Älteren und Erfahrenen keine Angst haben darf, die lähmen kann (falsche Bescheidenheit) – Respekt – Egalitarismus – Freiheit, ist meine Einstellung dazu.

      38 Manchmal reichen auch einzelne Worte aus, die sich zu einem Satz, einem Text, einer Kurzgeschichte, einem Gedicht, einem Roman usw. entwickeln können, um sich als Autor zu entlasten. Die Dreiheit von Lyrik, Prosa und Dramatik lässt da viele Möglichkeiten offen, auch mit wenig viel zu erreichen und auch bekannt zu werden. Überhaupt ist entscheidend, dass sich Texte "fehlerpädagogisch" immer weiter entwickeln können. Wichtig ist das zu erkennen, aber auch nicht vor einem Fehler zurück zu schrecken und sich lähmen zu lassen. Andererseits kann eine Anmerkung ein positiv-negativer Anstoß sein, sich weiter zu entwickeln. Das ist nicht immer

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