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Textperspektiven und Imaginationen33

      Perspektive: Sohn – Mk 9, 14-29

      Niemand fühlt so wie ich, niemand denkt wie ich, niemand versteht mich richtig. Doch ich kann es niemandem vorhalten: Es ist schwer, sich in die Gefühle des Anderen hinein zu versetzen. Seit ich ein Kind bin, bebt mein Körper vor Schmerz. Ich falle und ertrage ihn einfach. Andere schauen zu, wollen helfen und helfen doch nicht. Erneut habe ich überall Schmerzen und falle auf den harten Boden unter mir. Ich möchte lieber sterben als leiden. Um mich herum scharrt sich eine große Menge. Offene Münder, schüttelnde Köpfe, kalte Schultern, Dämonengerede, denke ich mir. Was mache ich falsch? Allein gelassen mit dem Schmerz. „Hallo! Helft mir!“ schreie ich aus dem Innern. Mein Vater möchte nur das Beste für mich. Er hat schon oft versucht mir zu helfen, um die Schmerzen zu lindern. Doch nichts half.

      Aus der Menge tritt ein Mann hervor, der anders ist als alle anderen. Wieder quälen mich Schmerzen. Ich sehe ihn nur ganz verschwommen, aber ich merke: Er ist bei mir. Mein Vater redet mit ihm. Ich kann kaum etwas hören und warte verzweifelt darauf, dass die Schmerzen aufhören. Eine laute Stimme kommt von dem Mann. In mir juckt und kribbelt es. Ich spüre mich wieder. In mir kämpft irgendwas gegeneinander. Ist es vielleicht der Dämon und die Stimme dieses Mannes? Ich werde bewusstlos. Mir wird schwarz vor Augen. Dann spüre ich eine warme Hand, höre und fühle richtig. Jemand richtet mich auf. Ich öffne meine Augen und sehe den Mann und die Menge. „Hast Du mir geholfen?“ frage ich ihn. „Dein Glaube an dein Leben hat Dir geholfen. Ich habe ihn erweckt und habe für Dich gebetet.“ Und ich sprach zu der Menge: „Warum konntet ihr mir nicht helfen? Glaubt ihr etwa nicht an das Leben oder betet ihr nicht richtig?“ - Es ist die lähmende Angst der anderen Seite.

      Gen 3 – Perspektive Schlange

      Ich bin so schlau, und dass ich hier bin, ist von Gott gewollt. Die beiden Menschen werden mich brauchen. Ich werde ihr Leben bereichern. Da kommt ja die Frau und sie lächelt mich an. Sie wirkt unsicher, wie ich finde. Sie weiß nicht, welche Früchte sie essen soll. Ich möchte ihr helfen und ich mache ihr das Angebot des Lebens. Sie sagt mir, Gott habe verboten, von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens zu essen. "Der Baum ist da. Er ist von Gott gewollt. Warum sollst du nicht davon essen dürfen? Noch besser: Du bekommst Kopfnahrung. Du wirst wie Gott denken können, und über Gut und Böse entscheiden." Sie freute sich, und griff begierig zu. "Höre nicht auf Gott! Du kannst selbst Gott sein." Ich fühle mich im Recht, ihr Gutes getan zu haben. Gott aber verübelte mir das, maßregelte und verfluchte mich. Kriechen und keine Freunde mehr haben soll ich. Was habe ich denn Böses getan?

      Zwischenfazit:

      Hierbei handelt es sich um die Ergebnisse von Textwerkstätten in den Predigtseminaren. Es gibt noch so viele andere Möglichkeiten, Texte auf Bibeltexte und Themen kreativ zu beziehen (Plakate, Telefongespräch, Dialoge, Interviews…). Ich habe leider nicht mehr alle Texte zusammenstellen können, da sie sehr verstreut waren. In einem Predigtseminar sagte ich: Ich wäre ein Versager als Prediger und ein Kommilitone von mir empfand das als krasse Behauptung, die überhaupt nicht gerechtfertigt ist. Ich glaube es langsam auch, aber diese Predigten haben teilweise das Problem, dass sie in zu engen und abstrakten Korsetts geschrieben werden, ich noch kein richtiger Kommunikator des Evangeliums bin und die Sätze manchmal zu karg sind, um von den Hörern verstanden zu werden. Da sehe ich, dass Kommunikation und Wissenschaft Hand in Hand gehen sollten. Nur spielt die Kommunikation im Studium, anders als im Vikariat, noch keine so bedeutende Rolle. Es ist eher eine Arbeitsteilung zwischen zwei Ausbildungsinstanzen zum Pfarrberuf.34

      Bildbeschreibung (Das Bild habe ich leider nicht mehr finden können, aber vielleicht kann man es sich vorstellen?)

      Das Bild hat etwas ambivalentes, zweideutiges, was einen verwirren kann. Es ist zunächst eine Art Schüler-Lehrerbeziehung, wobei das Gewicht des Bildes, durch die Schülerschaft, auf der linken Seite liegt. Der Lehrer steht alleine da - klassische Klassenraumsituation. „Verstehst oder erkennst du das, was ich dort in der Hand halte?“ „Nein, ich verstehe nur Bahnhof.“ sagt der Hausherr mit dem großen Haustürschlüssel in seinem Garten. Seine Bediensteten, der Mönch, die Nonne, der Schreiber, alle schauen auf die Kugel in der Hand des Lehrers. Selbst der Kleinste im Bilde, ein kleiner Frosch auf dem Tisch, schaut mit großen Augen zu. Die Eule in seinem Gürtelkorb, der verkleidete Hund und der Reifen, deuten auf einen Zauberer oder jemanden aus der Zirkusbranche hin. „Wisst ihr nicht, dass diese Kugel das Innerste der Welt ist, was sie im Innersten zusammenhält?“ Das ist nur die wörtliche Rede. Indirekt ist der Mann ein Scharlatan, der das Geld des Hausherrn mithilfe eines Gehilfen erlangen möchte, der eine Brille trägt und ohne Verdacht zu erwecken, nach oben schaut. Das ungläubige Schauen der Leute um ihn herum bestätigt diesen Verdacht nur und die Nacht ist oft ein Ort des gelingenden Verbrechens. Die beiden Hütchen auf dem Tisch erinnern an ein Glücksspiel, wo man unter den Becher eine Kugel legt, und die Becher hin- und herrückt. Der Teilnehmer muss dann raten, wo die Kugel ist. Betrug ist da immer möglich. Trotzdem verwirrt mich das Bild: Was hat der Mann nun vor? Ist er ein Philosophielehrer oder ein Scharlatan, der die Leute um ihr Geld bringen will?35

      Szenographie – Gen 27, 18 - 27

      Inmitten einer Sandwüste befindet sich eine kleine Gruppe von Zelten mit kleinen Gehegen für Schafe und andere Nutztiere, die in die Hütten geholt wurden. Ein Sandsturm bricht das Sonnenlicht, sodass die Luft wie Feuer aussieht. Genauso heiß ist sie auch. In einem Zelt ist die Luft angenehmer.36

      Dort liegt ein Vater im Sterben und ist blind. Sein Sohn übertritt die Schwelle einer Felltür und zieht sie beiseite. Der Vater hört das Knarren und Rascheln der ausgelegten Teppiche und wendet seinen Kopf in Richtung dieser Geräusche. Das Haus ist ein Nomadenzelt (einer mongolischen Jurte ähnlich) mit einem Raum, wo ein knisterndes Feuer in der Mitte brennt. Der Wüstenwind weht kräftig von draußen gegen die Leinwände. Ein paar Fackeln brennen an den Seiten. Es riecht etwas stickig nach Heu, Tieren und einem leckeren Leibgericht dazwischen, merkt der Vater. Die Schafe mähen und fressen etwas vom Heu. Der Sohn hat das Leibgericht des Vaters nach einer Jagd zubereitet. Auf einem Holzteller liegt ein Löffel, den er dem blinden Vater reicht. Obwohl er ihn nicht sieht, so lächelt er ihn doch an und greift nach seiner warmen Hand und den Löffel. Sie ist mit einem Wollhandschuh bedeckt. Es fühlt sich haarig, warm und vertraut an: Es ist sein ältester Sohn. Sein warmer Atemhauch kommt ihm sein Gesicht. Der Vater riecht an dem Leibgericht und verspeist es mit Freuden und Lust. Seine Backen werden rot und er kommt wieder zu Kräften. Zum Dank küsst er seinem Sohn auf die Stirn und segnet ihn. Ein Bild von einer Jurte könnte den Hörer aufnahmebereiter für die Szene machen. Ich vermute, dass eine Szenenbeschreibung oder ein Bild immer eine Deutung sind, wenn sie allein aus einer Textlektüre ohne Bildvorgabe entstehen. Woher kann der Beschreiber genau wissen, ob z.B. ein Sturm wehte? Können gefühlsbetonte Texte die Hörer aufmerksamer werden lassen?

      "Engel - gibt's die?"

      Die vermeintlich Schwachen haben manchmal einen Schutzengel mehr. Das sagt der Erzähler am Ende des ersten Asterix-Films aus den 1960er Jahren. Die unbesiegbaren Gallier verdanken ihre Siege gegen die Römer vielleicht nicht nur dem Zaubertrank. Das übermächtige Römische Reich kann deswegen ein kleines Dorf im Nordwesten Galliens nicht erobern. Ganz Gallien ist 50 v. Chr. nicht vollständig besetzt. Die Römer entführen den Zaubertrankbrauer Miraculix daher hin und wieder. Ohne ihn wird das Dorf leicht einnehmbar sein. Ganz Gallien soll besetzt werden. Doch Asterix und Obelix springen als Schutzengel ein. Sie retten Miraculix und das Dorf vor den bösen Römern. Sie eilen einmal auch einem belagerten Dorf im befreundeten Britannien zu Hilfe. In Wahrheit hat Rom doch gewonnen. Die Gallier werden in das Reich einverleibt. Sie leben noch einige 100 Jahre in der Pax Romana weiter. Engel sind Boten Gottes. Im Alten Testament gibt es Deute-Engel. Sie werden in der Angelogie behandelt. Die Botschaft Gottes zu den Menschen kann unverständlich sein. Im Laufe der jüdischen Geschichte wendet sich Gott immer mehr von seinem Volk Israel ab. Verfehlungen und verstockte Ohren gegenüber der Botschaft Gottes sind der Grund. Auch der Teufel bringt Engelsbotschaften von Gott zu den Menschen. Gott hat Hiob viel Reichtum gegeben. Hiob opfert Gott regelmäßig. Hiob dankt ihm für den Reichtum. Er ist ein durch und durch frommer Mann. Gott lässt sich auf einen Pakt mit dem Teufelsengel ein. Hiob wird von einem Teufelsengel heimgesucht. Engel haben eine Kehrseite.

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