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Jeremia 1, 4-19

      Lektor 1 (L1) = Gott, Lektor 2 (L2) = Prophet Jeremia, Erzähler (E), Regieanweisung26

       Auftreten Jeremia und Gott, Erzähler im Hintergrund, Jeremia trägt eine Decke als Umhang

      E: Und das Wort des Herrn erging an ihn:

      L1: Bevor ich dich gebildet habe im Mutterleib, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoß gekommen bist, habe ich dich geweiht, zum Propheten für die Nationen habe ich dich bestimmt.

      E: Und Jeremia sprach:

      L2: Ach, Herr, sieh, ich weiß nicht, wie man redet. Ich bin ja noch jung.

      E: Der Herr aber sprach zu ihm: Sag nicht: Ich bin noch jung. Wohin ich dich auch sende, dahin wirst du gehen und was immer ich dir gebiete, das wirst du sagen. Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir, um dich zu retten!

      E: Dann streckte der Herr seine Hand aus und berührte seinen Mund und der Herr sprach zu ihm:

       Gott übergibt Jeremia ein Stück Papier mit den Worten (symbolisierende Funktion).

      L1: Sieh, ich lege meine Worte in deinen Mund. Sieh, am heutigen Tag setze ich dich über die Nationen und über die Königreiche, um auszureißen und niederzureißen, um zu zerstören und zu vernichten, um zu bauen und zu pflanzen.

      E: Und das Wort des Herrn erging an ihn:

      L1: Was siehst du Jeremia?

      E: Und er sprach:

       Von der Tafel neigt sich das Bild eines Mandelzweiges.

      L2: Ich sehe den Zweig eines Mandelbaumes.

      L1: Du hast richtig gesehen: Ich wache über mein Wort und führe es aus.

      E: Und zum zweiten Mal erging das Wort des Herrn an ihn: Was siehst du?

      Von der Tafel neigt sich das Bild eines eingeheizten Kessels E: Und er sprach:

      L2: Ich sehe einen eingeheizten Kessel, und er neigt sich von Norden her.

      E: Da sprach der Herr zu ihm:

      L1: Von Norden her wird das Unheil eröffnet, über alle Bewohner des Landes. Denn siehe, ich rufe alle Sippen der Königreiche des Nordens, und sie werden kommen und jeder stellt seinen Thron auf, am Eingang der Tore von Jerusalem und gegen alle Städte Judas. Und ich werde meine Urteile über sie sprechen, all ihrer Bosheit wegen, dass sie mich verlassen und anderen Göttern Rauchopfer dargebracht und niedergeworfen haben, vor den Machtwerken ihrer Hände. Du aber, gürtest deine Hüften und machst dich auf und sagst ihnen alles, was ich dir gebiete. Erschrecke nicht vor ihnen, damit ich nicht dich vor ihnen in Schrecken versetze. Und ich, siehe, mache dich heute zur befestigten Stadt, zur Säule aus Eisen und zu Mauern aus Bronze gegen das gesamte Land, gegen die Könige von Juda, seine Fürsten, seine Priester und das Volk des Landes. Und sie werden dich bekämpfen, überwältigen aber werden sie dich nicht, denn ich bin bei dir, um dich zu retten.

       Hier ging es um die Visionen Jeremias zu einem Seminar zur Formgeschichte des Alten Testaments, die Gott ihm offenbart und gedeutet hat, nachdem er den Untergang Judas ankündigte, weil sie sich von Gott abgewendet haben

       Ich habe eine ähnliche, dramaturgische Aufführung eines Sachthemas in einem kirchengeschichtlichen Proseminar zur Geschichte Klaras von Assisi aufgeführt. Im Gegensatz zu der Jeremia-Inszenierung, ging die Aufführung gründlich schief, weil es nicht zu einem wissenschaftlichen Referat gehört. Später erfuhr ich, dass gerade in der Religionspädagogik die Performanz, die Aufführung von Sachthemen, eine wichtige Rolle beim Lernerfolg spielen. Warum sollte man also nicht auch in der Universität eine derartige Performanz aufführen? Auch gegen die gesamte Kritik über Distanz von Theorie und Praxis?

      26 Diese Meditation beziehungsweise Textzugang stammt aus einem Seminar zum Thema der Formgeschichte im Alten Testament und diente als Inszenierung von prophetischen Texten, was z.B. in der performativen Religionsdidaktik anwendbar gemacht wird oder die Dramatisierung von theologischen und biblischen Texten zur Veranschaulichung und Herstellung von Plausibilitäten bei den Schülern.

       Über die pastorale Eignung

      In meiner Studienzeit machten sich viele Theologiestudenten, und ich ebenso, Gedanken um die Zukunft, was nach dem Studium passieren wird. Normalerweise schlägt man die kirchliche Laufbahn nach dem 1. Examen ein, um nach dem Vikariat ein 2. Examen abzulegen und in den Probedienst zum Pfarrdienst zu treten. Um in das Vikariat zu kommen, muss man ein Aufnahmeverfahren durchlaufen, das die sozialen, kommunikativen, theologischen und Reflexionsfähigkeiten überprüfen soll. Das ist aber von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich gehandhabt. Ziel ist aber immer, sicher zu stellen, ob derjenige Kandidat geeignet ist, um dieses Bewerbungsverfahren erfolgreich zu durchlaufen und auch daraufhin in den Pfarrdienst übernommen zu werden. Denn die Nordkirche bildet im Zuge der Pensionierungswelle, die spätestens ab 2018 ins Rollen kommen wird, nicht mehr über den Bedarf hinaus aus. Arbeitslosigkeit für angehende Pfarrer wird es daher nicht geben. Andererseits bekommt man den Eindruck, dass man nie wieder aus diesem System heraus kommt und das Berufsleben bis zum Rentenalter jenseits der 60 für diese heutige neue Pfarrergeneration stagniert. Seine Ordination kann man aber abgeben oder muss sie vielleicht sogar nach einem Disziplinarverfahren etc. Die Freiheiten bleiben weiterhin groß, auch was die Weiterbildungsmaßnahmen angeht (z.B. Supervision). Aber das möchte ich an dieser Stelle nicht vertiefen, was die Möglichkeiten der relativen Freiheit beim Arbeitgeber Kirche angeht, der hier auch kritisch gesehen werden soll.

      Es geht eher um die Frage: Ist dieser Platz wirklich mein Platz, den mir Gott zugewiesen hat? Kann es auch eine andere Form von Kirche neben der organisierten Form geben? Paulus argumentiert gerne mit den Charismen und Talenten (1. Thess. 5, 11, 2. Kor. 15, 18), die in jeder Gemeinde zu finden sind, für das gemeinsame Wachstum. Gerade das Fremde, das von außen kommende, die Uneingeweihten, sind eine Chance für das Wachstum. Jeder soll die Gemeinde nach seinen Fähig- und Möglichkeiten ausbauen, ohne durch hierarchische Strukturen eingeschränkt zu werden. Alle Gemeindemitglieder sind grundsätzlich gleicher Natur, Teile des einen Leibes Christi. Könnte das nun auch auf die unterschiedlichen Charaktere zutreffen, von introvertiert bis extrovertiert? Die Vorgaben der Landeskirche spiegeln eigentlich ein anderes Licht wieder. Neben den Kompetenzen, die ich oben geschildert habe, werden genaue Merkmale dieser Kompetenzen genannt (z.B. Teamfähigkeit, "kann sich zurückhalten", hat eine theologische Grundhaltung und kann sie ins Gespräch bringen).27 Ja, einerseits kann man daraus schließen, dass diese genauen Vorstellungen und Vorgaben von einem Pfarrer, eine Art "Einheitspfarrer" implizieren, wo ich mich frage: Kann ich das? Bin ich das? Eine Art Identitätskrise. Der Zwang etwas sein zu müssen, was ich nicht mit bin. Zur Verteidigung der Auswahlkommission muss gesagt werden, dass Schwächen in einzelnen Bereichen erlaubt sind. Aber das heißt ja nicht, dass diese Person auf "Linie" im Vikariat gebracht werden soll. Ich muss auch sagen, dass ich noch kein Vikariat gemacht habe und im Moment auch nicht in der Verfassung wäre, diese Anforderungen erfüllen zu können. Es geht nicht um ein Nicht-Wollen, sondern um ein Nicht-Können. Es scheint, dass ich mich in einem Spannungsfeld zwischen Individualität und Anpassung befinde, wenn ich mich zu sehr auf die eigene Individualität oder die Erwartungen der Gemeindemitglieder einlasse.28

      Im 2. Semester, als ich eine homiletische Vorlesung hörte, die die pastorale Existenz thematisiert hat, hat es mir eigentlich Hoffnung gemacht, nicht alles können zu müssen. Auch können gerade die eigenen Schwächen nicht von den kirchlichen Handlungen abgetrennt werden. Engemann spricht hier, aus der Perspektive des Predigers, über eine Predigt der Schwäche, die für die Authentizität des Predigers spricht. Auch die Bemerkung, einen Ausgleich zwischen einem "etwas Gutes für mich" tun und "etwas Gutes für den Anderen tun" zu finden, brachte Hoffnung. Im Prinzip und in der Theorie mag das alles stimmen, aber wie setze ich es in der Praxis um? Dieses Spannungsfeld und diese Spannungsfrage beherrschen die gesamte Theologie, in der wechselseitigen Bewegung zwischen Lebenswelt und Tradition, Praxis und Theorie.29 Grundsätzlich geht die pastorale Existenz davon aus, dass Pastoren unterschiedliche Fähigkeiten, Stärken

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