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einbringen (z.B. kann es passieren, dass ein Pastor zwar durch die Predigt einen guten Kontakt zu einem breiten Hörerkreis hat, er aber in der Seelsorge Schwächen bei einer individuellen Gesprächssituation mit einem einzelnen Menschen hat). Diese Feststellung zeigt, dass wir als Menschen unvollkommen sind, und was auch in der evangelischen Theologie und Religionspädagogik rezipiert wird, dass der Weg zum Imago dei, zur Gottesebenbildlichkeit, ein lebenslanger, unabgeschlossener Prozess ist. Entwicklung von Stärken aus Schwächen ist immer möglich. Aber dazu kommt, dass diese nicht schlimm sind! Denn es ist in Gottes Hand! Oder doch nicht?

      Bei einem Gespräch mit einer Dozentin für Religionspädagogik, wo ich meine kritische Anfrage stellte, sagte ich: Hat die Kirche Gott beziehungsweise die Unverfügbarkeit vergessen, wenn sie die Anforderungen klar definiert? Im Aufsatz im Sammelband von Werner Krusche wird genau diese Frage gestellt: Sind wir Kirche für uns oder für die Anderen, die Uneingeweihten, die Introvertierten? Sind wir noch die Kirche des Herrn, den der Vater aus der Liebe zur Welt gesandt und für sie dahin gegeben hat und der uns als Boten seiner Liebe in der Welt haben will? Ganz klar selbstkorrigierende Fragen der Theologen an die Kirche. Bleibt nicht noch etwas aus, wenn ich nicht alles kann? Es zeigte sich im Gespräch, dass wir uns einerseits in der Welt befinden, uns zu ihr und den Menschen verhalten müssen, die in ihr wohnen, verantwortungsvoll und manchmal eben auch demütig verhalten und etwas leisten, Anforderungen erfüllen müssen, um in ihr zu “überleben”. Das tendiert in Richtung sinnvolle und pragmatische Anpassung, eine Art Kompromiss in der Welt. Das was andererseits ausbleibt, das Vertrauen auf Gott, dass alles gut wird, egal wie wir unsere pastorale Existenz erfüllt oder nicht erfüllt haben, gehört in eine andere Dimension über uns – die Hoffnung darauf.30

      Vielleicht ist das christliche Leben in diesem Sinne ein Kompromiss zwischen Gehorsam- und Nichtgehorsam, wie es ja auch in der Einleitung von Luthers "Von der Freiheit eines Christenmenschen" steht. 1. Der Mensch ist frei und niemanden untertan (was sich auf die geistliche Welt bezieht, wo wir alle gleich sind, wie es Paulus sogar voraussetzt). Denn wir sind in Christus durch die Taufe mitgekreuzigt (Röm 12) und 2.: Der Mensch ist “gefangen” und niemanden untertan (was sich auf die Welt und ihre Herrscher bezieht) – die Hoffnung dass 1. nach oder während 2. eintritt, bleibt immer bestehen. Luther meinte auch, dass sich der Einzelne gegen eine rigide Herrschaft wehren darf, wenn seine Rechte verletzt werden, aber immer auf diplomatischem Wege ohne Gewalt. Darf ich mich gegen die Kirche wehren, wenn ich ihre Ansprüche in der und zur Welt nicht erfüllen kann?

      Ein Bischof sprach bei uns auf dem Studierendenkonvent in Ludwigslust im November 2016 und kannte die Sorgen: Bin ich als Pfarrer gut genug? Leiste ich genug? Schaffe ich das? Und er trug in der Predigt am Sonntag eigentlich Gott in die Welt und die organisierte Kirche, verband 1. und 2., was die Grenzen aufhob. "Lassen Sie sich von Gott führen" – er wird es gut machen. Der Heilige Geist weht, wo er will. Ein Befreiungsschlag, leider nur ein vermeintlicher. Denn in einem weiteren persönlichen Gespräch ging es wieder um die pastorale Eignung, ohne Gott mitzudenken und die Hoffnung, dass aus vermeintlichen Stärken doch Schwächen werden können. Es ist ein Dilemma zwischen Gott und Welt und daher auch eine Auslegungssache des jeweiligen Pastors, der auch über die Aufnahmeverfahren entscheiden kann. Und auch das kann berechtigt sein, aber ich finde, (barbarisch) ohne eine Perspektive der Fehler- und Selbstpädagogik und Unverfügbarkeit, der Möglichkeit der Weiterentwicklung, geht das nicht. Die Gegenaussage kann sogar als Heuchelei gelten. Ich finde, wir können etwas Gutes für den Anderen tun, wenn wir genau das tun, was uns erfüllt, und dann strahlen wir Freude aus, die die Anderen elektrisieren kann. Außerdem übernehmen viele Pfarrer auch Gemeinden, in denen große ehrenamtliche Aktivität vorherrscht und die Menschen selbst Pfarrer und Anleiter werden. Das unterstützt den eigenen, pastoralen Arbeitsalltag und macht eine lebendige Gemeinde aus. Die Chance, dass uns Gott in der Welt leiten kann, liegt vielleicht darin, die Ehrenamtlichen zu schätzen, die es ihrem Charisma nach tun, um charismatisch aufzutreten und Geist weiterzugeben. Davon können wir uns tragen lassen. Vielleicht lassen wir das einmal stehen: Zwar werden gewisse Kompetenzen in der Welt und zur Welt gefordert, das hat Luther auch schon gesagt, aber sie sollten zum Wohl der Anderen und zum Geistwecken der Anderen genutzt werden. So kann die Kirche als Ganzes auch wieder Gott zugewendet sein. Weiterhin sind geistliche Kompetenzen, menschliche Stärken und Schwächen, unabgeschlossen, um einen Ausgleich zu finden und alle Kontexte zu bedenken.

      27 Diese Begriffe sind in der Aufnahmeverordnung zum Vikariat in der Nordkirche aufgeführt.

      28 Ich habe mich aufgrund der (doch mehr negativen) Erfahrungen mit der Kirche gegen ein Vikariat entschieden und sah das Theologiestudium zumindest in diesem Sinn als einen Irrweg an und entschied mich danach für ein anderes Studium, in eine andere Richtung, die des Lehramtes oder der Bibliotheken, u.a. weil ich kein Leuchtturm mit einer stringenten Vorstellung von Glauben sein wollte, dann nur bestimmte christliche Vorstellungen vertreten muss und das nicht will, weil sie in der säkularen und pluralen Gesellschaft keinen Platz mehr haben, z.B. in der Frage der Einheit der Eschatologie, des alleinigen Glaubens an die Auferstehung Jesu Christi oder des einen Heils durch ihn, was ich entschieden ablehne.

      29 Das ist eine Grundformel der Theologie beziehungsweise Religionspädagogik, zwischen Tradition und heutiger Lebenswelt zu vermitteln. In der Systematischen Theologie wird nach der Rechtfertigung und Aktualisierung der christlichen Tradition angesichts einer sich verändernden Lebenswelt gefragt. Lebenswelt ist ein sehr weiter und umfassender Begriff, der von Hobbies, Sozialisationen, Gewohnheiten, Ritualen usw. reicht, und kaum definiert werden kann.

      30 Theologie und Wissenschaft sind daher, wie hier, immer auf einen Ausgleich bedacht, dass man beide Seiten und mehrere Kontexte beachtet, ohne barbarisch eine Meinung allein zu vertreten.

       Zeit und ohne Zeit

      Einführung: Ein Brainstorming: Was ist Zeit?

       begrenzt, abschließend, kostbar, schnell, beängstigend, unbegrenzt

      Ich erinnere (an dieser Stelle fällt mir die Seminarstunde zu Christoph Ransmayr ein, wo ein "Ich erinnere mich" die Struktur zwischen Außen und Innen, also das was ich auf meiner Entdeckungsreise sehe, in meiner Erinnerung wiederspiegele und sich dadurch Sinn erschließt: Ich verstehe das nun besser, was ich sehe!) mich an folgende Begebenheit, indem ich einem Professor erzählte, dass die Studienzeit irgendwann an ihr Ende kommt und es nach dem Examen quasi "keine Rückfahrkarte" mehr gibt. Für mehr reichen die staatlichen Mittel nicht. Ein Student kostet ein Vermögen. Das ist aber auch eine Möglichkeit, Anderen eine Chance zu geben, an ihrer Bildung zu arbeiten und nicht nur an sich selbst zu denken. "Lass es gut sein" (Friedrich Schorlemmer) betont auch das Ende von Lebensabschnitten, nicht nur vom Leben überhaupt, finde ich. Der Körper erneuert sich wenigen Jahren einmal komplett. Wir sterben ständig und leben wieder.31

      Ein zweites Abitur ist nicht möglich, es sei denn, Sie möchten einmal Dr. Johann Pfeiffer spielen, der im Film "Die Feuerzangbowle" von 1944, wieder die Schulbank drücken möchte, weil er als Kind von einem Privatlehrer unterrichtet wurde und den witzigen Schulalltag oder Lehrerschelten nicht kennen lernte. Ich finde diese Idee, Vergangenheit in die Zukunft oder Gegenwart zu holen, höchst interessant und die Zeitrechnung dadurch ausgetrickst wird. Zeit ist relativ. Ich kann mich erinnern und wiederholen so viel, wie ich will, solange es rechtlichen Maßstäben entspricht und niemanden damit geschadet wird. Z.B. sind kirchengeschichtliche Quellen, die man in der heutigen Zeit durch Editionen wieder ins "Leben ruft", ja quasi auch ein Import aus der Vergangenheit, um sie besser zu verstehen. Grenzen gibt es natürlich bei extremen Beispielen (wie der Nationalsozialismus), solange sie nicht missbraucht, sondern für Bildungs- und Aufklärungszwecke genutzt werden. Das heißt: Wir können auch aus der Geschichte lernen, um vielleicht etwas für die Gegenwart zu gewinnen und Fehler zu beheben. Der zweite Weltkrieg löste eine Friedensdebatte aus und die Gründung der UNO als dauerhafte Sicherung des Weltfriedens und der Menschenrechte aus. An manchen Stellen ist das auch schief gegangen. Der 1. Weltkrieg galt als "Urkatastrophe des 20. Jh.", weil die Sicherung des Friedens durch den Versailler Vertrag (Gebietsabtretungen führten zur Bildung von Minderheiten, die gegen ihren Willen in die neuen Länder eingegliedert wurden) nicht funktionierte. Die Reparationszahlungen verstärkten den Unmut noch oder die alleinige Schuld der Deutschen an der Kriegsschuld

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