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DAS SCHLOSS DES VAMPIRS. Eric Borna
Читать онлайн.Название DAS SCHLOSS DES VAMPIRS
Год выпуска 0
isbn 9783749735525
Автор произведения Eric Borna
Жанр Учебная литература
Издательство Readbox publishing GmbH
Tim, der unerkannte Vampirjäger, hörte dem Gespräch der beiden neben ihm nur mit halbem Ohr zu. Er hatte gerade über-legt, womit man sich hier zu zehnt die Zeit bis zum Abend ver-treiben könnte. „Reise nach Jerusalem“ auf den Stuhlsteinen wä-re mit den hüftsteifen Fledermäusen sicher lustig, schoss ihm gerade eine blendende Idee durch den Kopf. Die am Erdboden unbeholfenen Flatterfritzen hätten bei diesem Spiel gegen ihn, den fixen Fuchs, sicherlich null Chance.
Doch langsam drangen die Worte des Häuptlings der Fle-dermäuse in seinen Verstand. Was hatte er da gerade hören müssen? Wer war der Schöpfer dieser seltsamen Fledermäuse? Draf Gracula? NEIN, GRAF DRACULA, erinnerte er sich nun richtig an das soeben Gehörte.
Dem tapferen zukünftigen Besieger von Untoten, der aber bisher noch keinerlei praktische Erfahrungen in diesem gefährli-chen Job hatte, standen plötzlich sämtliche Haare in seinem ro-ten Pelz zu Berge. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken. Der böse Graf Dracula, das Ziel seiner langen Reise, war hier irgendwo ganz in der Nä-he. Würde die Suche nun bald ein Ende haben, und könnte er Fritz und Lilly endlich aus der Gefangenschaft des fiesen Vam-pirfürsten befreien?
Sinnlose Grübelei war eigentlich nicht seine Art, und so be-schloss der Fuchs, den Dingen rasch auf den Grund zu gehen.
„Höre ich da Dracula? Von eurem Grafen hat man ja sogar bei uns in Deutschland schon so einiges vernommen. Und ehrlich gesagt, nicht viel Gutes. Ich hätte ihn zu gern mal persönlich kennengelernt. Sozusagen, um mir selbst ein Bild von dieser weltbekannten Persönlichkeit zu machen“, textete das Füchslein Mahiri von der Seite zu.
„Ach, unser Chef ist gar nicht so übel“, antwortete der vom plötzlich auf ihn einprasselnden Redeschwall des Fuchses über-raschte Fledermaus-Anführer. „Aber ich habe sozusagen eine gute Nachricht für dich. Dein Wunsch, Graf Dracula zu sehen, wird sich eh erfüllen. Auch wenn nachher der Ausgang der Höhle offen ist, du und Samanta, ohne unsere Hilfe kommt ihr hier nicht weg! Außer, ihr könnt fliegen wie wir. “
Bei diesen Worten öffnete Mahiri seine von den Armen bis zu den Füßen reichenden Flughäute. Dann flatterte er los, hob einige Meter vom Boden der Höhle ab und landetet Sekunden später wieder an gleicher Stelle.
„Aber davon gehe ich nicht aus! Ich fürchte, bei einem derar-tigen Versuch ginge es lediglich mal wieder steil bergab.“ Nach diesen spöttischen Worten wollte sich der Fledermaus-Anführer ausschütten vor Lachen. Auch seine sieben spitzzahnigen Ge-fährten waren augenscheinlich ungemein amüsiert. Einige wälz-ten sich sogar am Boden und hielten sich lachend den Bauch.
„Also warten wir eben, bis das Türchen aufgeht“, sagte Tim. „Was bleibt uns auch anderes übrig? Wie wär’s inzwischen mit ‘ner Runde ‚Reise nach Jerusalem‘ auf den Stuhlsteinen hier? Oder habt ihr Flatterfritzen eine andere Idee, womit wir uns jetzt hier beschäftigen können?“, wandte sich der vorlaute Fuchs an die geflügelte Schar.
„Nun hat der Kleine aber schon ziemlich die große Klappe, der soll aufpassen, dass wir ihn nicht an die Höhlendecke hän-gen und dort ‚aus Versehen‘ vergessen“, hörte man eine ziemlich wütende Stimme aus der Fledermaus-Gang.
„Jetzt regen sich alle erst mal hübsch ab“, bestimmte Mahiri. Chef bleibt eben Chef!
„Was ist eigentlich, Reise nach Jerusalem‘“, wollte die Ober-fledermaus dann wissen.
Daraufhin erklärte der rotbepelzte Vampirjäger in spe den spitzzahnigen Gesellen umständlich die Regeln dieses munteren Spiels.
„Ist mir zu umständlich und zu anstrengend“, ließ sich Dogo lautstark vernehmen.
„Von dir haben wir auch nichts anderes erwartet, Dicker-chen“, höhnte Mahiri. „Du könntest ja bei der Rennerei zehn Gramm abnehmen. Womit wollen wir uns denn deiner Meinung nach nun die Zeit vertreiben? Vielleicht mit einem gepflegten Wettessen, bis der Bauch den Tisch wegschiebt, was?“
Dogo schniefte und schwieg beleidigt.
Nach einem längeren Palaver einigten sich die Anwesenden auf ein Fußballmatch. Schließlich war Deutschland jetzt im Sommer gerade mal wieder Fußballweltmeister geworden. Süd-afrika, zwar im Viertelfinale ausgeschieden, hatte allerdings auch eine sehr gute Mannschaft. Die großen „Gemüse-Fledermäuse“ entpuppten sich als glühende Anhänger ihres Nationalteams, und so wollten sie dem „Fuchs aus Germany“ hier an Ort und Stelle mal so richtig zeigen, was eine Harke war.
„Schade, dass nicht noch mehr von euch da sind“, rief der dickliche Dogo in die Runde. „Wir besiegen jede deutsche Fuß-ballmannschaft, dass es nur so kracht.“
„Du siehst schon so aus“, entgegnete Tim. „Aber leider bin ich alleine natürlich keine Mannschaft.“
Da half nun alles nichts, mit dem vorhandenen Personal musste man eben auskommen.
Nach langem Hin und Her, verbunden mit lautstarkem Ge-zänk, standen schließlich doch zwei Teams mit jeweils vier Spie-lern fest:
Tim sollte zusammen mit Jamil und zwei anderen Fleder-maus-Jungs die eine Mannschaft bilden, der anderen wurden Mahiri und Dogo zugeordnet.
Gesagt, getan!
Schnell hatten die Spieler Aufstellung genommen. Das Spiel-feld wurde mit Steinen und Sandmarkierungen abgesteckt. Als Tore dienten zwei der bereits erwähnten großen Kisten, die mit geöffnetem Deckel aufgestellt wurden.
„Ähm, was ist mit dem Ball?“, fiel plötzlich dem Füchslein ein.
Da war zunächst erst einmal guter Rat teuer, so weit hatte hier bis jetzt noch niemand gedacht.
„Da hinten liegt ein vergammelter Kürbis und irgendwie auch eine Art altersschwacher Turnschuh, weiß der Teufel, wie der hier rein gekommen ist“, bemerkte eine der Vampirfleder-mäuse.
Rasch wurden die beiden Fußball-Kandidaten fachgerecht begutachtet. Der olle Latsch, der tatsächlich ein ausgedienter Turnschuh war, kam keineswegs als Spielball in Frage.
Etwas besser sah es da mit dem in die Monate oder sogar in die Jahre gekommenen Kürbis aus. Erstaunlicher- und erfreuli-cherweise war dieser im Lauf der Zeit nicht nur ausgetrocknet, sondern seine Wand hatte sich gummiartig verändert.
„Ob diese Kuller etwas aushält?“, überlegte Mahiri laut und warf das gummierte Teil in die Luft. Klatsch, landete der betagte Kürbis auf dem harten Boden der Felsenhöhle. Aber, oh Wun-der, es bildete sich kein stinkender orangefarbener Fleck, son-dern der zukünftige Aushilfsfußball sprang sogar etwas in die Höhe. Schräg und unkontrolliert zwar, aber immerhin.
„Hurra!“, schrie die versammelte Fußballgemeinde wie aus einem Mund – wieder ein Problem gelöst.
Im grünlichen Dämmerlicht wurde zwei mal dreißig Minuten gespielt. Samanta, bewaffnet mit Füchsleins bunter Umhän-geuhr, sollte die Spielzeit genau stoppen. Außerdem wurde sie noch zur Schiedsrichterin ernannt, natürlich mit der Aufgabe, jedes Foul sofort anzuzeigen. Wie sie das tun sollte, verriet ihr aber niemand. Eine Trillerpfeife war jedenfalls nicht vorhanden, und einfach so pfeifen konnte die kleine Gazelle kein bisschen.
Damit man die Fledermauskicker, die sich in den Augen des Fuchses sehr ähnelten, klar unterscheiden konnte, hatten sich die Spieler der Mahiri-Mannschaft straff sitzende, sauber ausgehöhl-te Hälften von Honigmelonen als Helme aufgesetzt.
„Blöder geht’s ja wohl nicht“, dachte Tim, als er die grüngelb bemützten Spieler des gegnerischen Teams in Augenschein nahm.
Nun musste das Füchslein wirklich sehr an sich halten, um nicht laut loszulachen. Schon blähten sich seine Wangen auf und die Äuglein glänzten verräterisch.
Aber da hatte Mahiri bereits die Situation entschärft. „Sieht blöd aus, ist aber praktisch“, urteilte er fachmännisch. „Und üb-rigens, wollen wir spielen oder quatschen?“, fragte er um sich blickend in die Runde.
Niemand wollte quatschen, alle wollten spielen, und los ging die wilde Jagd quer durch