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ist das Spiel vorbei und der Vorhang fällt. Spätestens (!) dann tritt der große kapitalistische Zyklus in seine letzte Phase: die Nettogeld-Produktion. Sie ist ein Verzweiflungsakt des Staates, der einzig und allein den Sinn hat, die Macht im Staate zu behalten, indem die Bereinigung der Schuldenkrise auf Jahrzehnte (bzw. Jahrhunderte, wenn man die Problematik rund um die Eigentumsverteilung berücksichtigt, die selbst nach einer Währungsreform bestehen bleibt), bei sukzessiver Verarmung und Verelendung des Volkes, gedehnt wird. Erst wenn der Staat die Notenpresse anwirft, beginnen die Zinssätze allmählich wieder zu steigen. Schön zu beobachten im Römischen Reich mit seinem im Vergleich wesentlich entschleunigteren Kapitalismus, wo die Zinsen in einem Zeitraum von 200 Jahren (250 v. Chr. bis 50 v. Chr.) kontinuierlich auf 4% sanken1, dort rund 100 Jahre blieben, bevor sie um 50 n. Chr. für 200 Jahre kontinuierlich auf über 12% stiegen.2 Der Zeitraum der steigenden Zinsen fällt damit exakt mit dem Beginn der jahrhundertelangen Nettogeldproduktion (Münzverschlechterung) zusammen (allein von 50 n. Chr. bis 270 n. Chr. fiel der Silberanteil der römischen Münzen um mehr als 95%). In die Zeit der niedrigen Zinsen fällt in dem von Bürgerkriegen3 und Finanzkrisen gebeutelten Reich auch der Aufstieg der Cäsaren (Imperatoren), die das Ende der Republik (27 v. Chr.) einläuteten. Das Ende der Demokratie/Republik beginnt immer mit dem Aufstieg der Populisten in der Politik. Aus ihnen rekrutieren sich später die ersten Cäsaren, so wie auch Gaius Iulius Caesar Teil der sogenannten »Popularen« war, einer Gruppierung von Politikern, die sich auf die Volksversammlung stützte bzw. das Volk für das Erreichen eigener Ziele instrumentalisierte. Ihr Auftreten geschieht schon allein deshalb zwangsläufig, weil eine koordinierte Krisenbekämpfung im Rahmen der Demokratie vollkommen unmöglich ist. Man darf sich diese Abschaffung der Demokratie am Ende eines kulturellen Zyklus nicht als einschneidendes Ereignis vorstellen, wie das zuvor noch bei der staatsstreichartigen Implementierung totalitärer Machthaber und Ideologien der Fall war. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem es keine kritische Rückschau mehr geben wird. Was wir heute im Rückblick als Römisches Kaiserreich bezeichnen, war für viele Römer der damaligen Zeit nach wie vor die Römische Republik. Deshalb wird auch mit dem Aufkommen der cäsaristischen Privat- und Familienpolitik das Schlagwort »Demokratie« nicht aus der Mode kommen, auch wenn es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Formen von Politik handelt. In diese Übergangszeit und weit darüber hinaus fällt auch die Epoche imperialistischer Kriege zur Nachschuldnerfindung, Eigentumserschließung und Rohstoffausbeutung (im Westen spätestens ab 9/11). Bevor aber ein Imperium an seiner inneren Komplexität erstickt und schließlich desintegriert, ist es genau diese Komplexität aus wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen, die den Zusammenhalt temporär gewährleistet. Eine Erkenntnis, die im Detail wohl nur ein genialer Kopf wie Paul C. Martin zu einer Prognose ummodellieren konnte. Einer Prognose, die heute erschreckende Aktualität genießt. Martin schrieb 1987 (!):

       »Alle Staaten werden für alle Staaten, alle Notenbanken für alle Notenbanken haften, einschließlich Währungsfonds und Weltbank und vielen anderen internationalen Institutionen. Und alle Staaten werden für alle Banken geradestehen, aber auch alle Notenbanken für alle Staaten und alle Staaten für alle Notenbanken. Alle, alle, alle werden für alle, alle, alle da sein. Und alle wissen, dass keinem von allen etwas passieren darf, weil dann allen etwas zustößt.«1

      Das ist der Grund, weshalb die Krise des Westens in den ersten Jahren und Jahrzehnten dazu führt, dass demonstrativ der ökonomische, politische und militärische Zusammenhalt beschworen wird, der sich in der Europäischen Union in einer Transferunion widerspiegeln wird, aus welcher später zwingend EU-Anleihen hervorgehen werden, die ihrerseits wiederum zwingend nach einer europäischen Wirtschaftsregierung verlangen, die zur Besicherung der Anleihen die Macht der direkten Steuereinhebung innehat und deren Implementierung den Verschwörungstheoretikern wieder Aufwind geben wird.2 Diese drei Faktoren – Anleihen zum Starten des Machtkreislaufs, Wirtschaftsregierung und die Eintreibung der Abgabe – definieren nach Paul C. Martin einen Staat. Und dieser Staat wird auf der Suche nach Nachschuldnern versuchen, weitere Staaten ökonomisch zu integrieren. Anders als das neoliberale Dogma vorgibt, ist der »Wohlstand«1 keine Folge der Globalisierung2, sondern die Globalisierung ist die Folge von Wohlstand am Punkt der Sättigung des Binnenmarktes, zur Erschließung neuer Absatzmärkte. Später verkommt sie zum Selbstzweck auf der verzweifelten Suche nach Nachschuldnern und geht über in einen hemmungslosen militärischen Imperialismus. Sobald die Kosten der Globalisierung den Nutzen übersteigen, die politische und militärische Verwaltung assimilierter Länder also teurer ist als der ökonomische Gewinn für das gesamte Reich, kommt es zu einer Rückabwicklung der Globalisierung – zu Separation, Segregation und Unabhängigkeitsbestrebung – und schließlich zur Desintegration des Imperiums (USA) bzw. supranationaler Verbündeter (EU).

      Nach Erscheinen dieses Buches im Jahre 2013 hat sich der Westen für einen historisch einzigartigen Weg der Krisenbekämpfung entschieden, der den Weg in die kontrollierte Verarmung ebnen soll und deshalb in dieser Auflage eine kurze Erwähnung finden sollte: Negativzinsen! Negativzinsen sind nichts anderes als eine schleichende Währungsreform. Guthaben werden besteuert, um Geschäftsbanken und den Staat zu sanieren, was für sich allein genommen natürlich stark deflationär (!) wäre. Hier sehen wir die einzig mögliche Etablierung von Gesells Freigeld in Aktion. Gleichzeitig kauft die Zentralbank, zunächst noch über den Sekundärmarkt, Staats- und Unternehmensanleihen auf und sorgt so für die nötige Liquidität, um die Deflation zu bekämpfen. Das wiederum führt dazu, dass der

      Kreise gar keinen anderen Schluss zu –, dann sind sie bloß Erfüllungsgehilfen eines Zyklus, um synergetische Effekte freizusetzen. Sie wurden nach oben gehievt, um den Zyklus zu vollenden, und der Zyklus wird vollendet, weil diese Leute nach oben gehievt wurden. Sie sind also alles andere als Illuminierte, sondern ein selbstverständliches Phänomen, das sich aus den üblichen Weltmachtsphantasien speist.

      Zinssatz für Staatsanleihen ebenfalls unter Null fällt, d.h. der Staat bekommt effektiv Geld dafür, dass er sich bei den Geschäftsbanken, Fonds und Privaten verschuldet. Wir haben also Guthabenbesitzer, die auf der einen Seite geschröpft werden und Besitzer von Staatsanleihen, die auf der anderen Seite geschröpft werden, was natürlich auch bedeutet, dass die Altersvorsorge der Bürger enteignet wird. Was ist das Ziel dieser ungewöhnlichen Maßnahme? Staatsanleihen werden schleichend entwertet, die sich dadurch unaufhörlich auftuenden Bilanzlücken bei den Geschäftsbanken werden durch Gelder der Sparer geschlossen, während die Kredite als Forderung in gleicher Höhe bestehen, ergo aufgewertet werden. Damit sich kein Bürger dieser Maßnahme entziehen kann, muss der Bargeldverkehr massiv eingeschränkt bzw. idealerweise verboten werden. Die Folge ist eine Hausse von Staatstiteln und Sachwerten als letzte Zuflucht zur Erhaltung des Ersparten, die aber ohne exorbitant anziehende Nettoneuverschuldung zwingend in einem massiven Crash münden muss. Wenn dieser Crash dann notwendigerweise eintritt, ist es nicht unmöglich, dass die europäischen Staaten das Krisen-Momentum nutzen und die schleichende Währungsreform in eine akute umwandeln, was bedeutet: Der Staat erklärt seine Anleihen für wertlos, was auch gleichzeitig die Altersvorsorge für Millionen Menschen entwertet. Die sich dadurch massiv auftuende Bilanzlücke bei Geschäftsbanken wird durch das Geld der Sparer geschlossen, d.h. Guthaben werden beispielsweise zu 80% besteuert, gleichzeitig bleiben Schulden in gleicher Höhe stehen, außer bei Unternehmen, weil deren Pleite (durch die Reduktion der Guthaben) sonst den Staat zerstören würde. Diese Maßnahme, wenn sie denn überhaupt akut eintritt und man nicht zuvor den üblichen Weg der Nettogeld-Produktion mit periodisch auftretenden, kleineren Teilenteignungen von Guthabenbesitzern bei gleichzeitig steigender Steuerlast wählt, gäbe den europäischen Staaten wieder Luft zum Atmen. Da sich damit aber nur wenig an der grundsätzlichen Eigentumverteilung ändern würde, die Ökonomie des Westens also dann zu einem von Cäsaren geführten Hybriden aus Kapitalismus und Feudalismus verkommen würde, mit einer reichen und einer armen Schicht (das Bürgertum gäbe es dann nicht mehr), bliebe auch hier der Weg des Abendlandes, wie er im Kapitel »Aufstieg und Fall von Kulturen« vorgezeichnet wird, unverändert.

      Aus dem bisher Gesagten kristallisiert sich heraus, dass der Debitismus politische Entscheidungen ebenso determiniert wie die äußere Form historischer Kulturentwicklungen. Nicht nur die Wirtschaftstreibenden sind Sklaven des Systems, auch der Staat ist es ungewollt. Mit der erzwungenen Abgabe, dem Übertrag der Urschuld auf Andere durch Waffengewalt, fällt auf dem

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