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muss langfristig gesehen immer hinter der Wirtschaftsleistung eines Landes mit ungedecktem Geld zurückbleiben), kein Wettrüsten mithalten und keine zwingend steigende Komplexität des Wirtschaftsraumes verwalten. Darüber hinaus wird in einer Deflation in einem demokratischen System die amtierende Regierung abgewählt und in einem nichtdemokratischen System herrschen zumindest machtpolitische Instabilitäten. Der Goldstandard kann also stets nur ein Intermezzo im Leben einer Kultur sein, wenn diese die Möglichkeit erhält, mit Privateigentum zu wirtschaften. Entweder diese schafft ihn irgendwann ganz ab oder weicht ihn sukzessive so weit auf, dass es einer Abschaffung gleichkommt.1

      Mit der Abschaffung des Goldstandards steht der entfesselte Kapitalismus da in seiner ganzen Pracht und Reinheit. Der Markt wurde von künstlichen Gold-Regulierungen befreit und der Kredit kann in Hülle und Fülle aus den privaten Geschäftsbanken sprudeln und die Wirtschaft befeuern. Da bald auch die Banken nichts anderes als jahrzehntelangen Wirtschaftsboom und steigende Preise (z.B. der Immobilien), daher im Wert steigende Sicherheiten, kennen, wird auch dort die Kreditvergabe immer laxer, d.h. sie verlangen immer weniger Eigentumspfand als Sicherheit und vertrauen auf das Rückzahlungsversprechen1, sodass sich letztendlich jeder ein Haus leisten kann.2 Das Emittieren von Giralgeld ohne (bzw. mit wenig) Eigentumsdeckung durch den Schuldner ist der finale Schritt am Ende eines – zu diesem Zeitpunkt noch prosperierenden – debitistischen Zyklus. Der Kredit ist dann oft zu einem großen Teil nur noch durch das zukünftige Einkommen des Kreditnehmers besichert. Und auch hier zeigt sich wieder, dass Geld immer nur Produkt einer Schuld sein kann: Bricht nämlich das Einkommen aufgrund von Arbeitslosigkeit weg und kann der Kreditnehmer deshalb seinen Kredit nicht mehr begleichen, wird sein Giralgeld zu Nettogeld, d.h. es hebt in dem Segment, in dem der Kreditnehmer mit dem Kredit gekauft hat (Nachfrage), die Preise (Inflation), aber da es im Gegenzug keine Leistung (Angebot) des Kreditnehmers gibt, sinken die Preise in einem anderen Segment nicht, d.h. es gibt einen gesamtwirtschaftlich inflationären Impuls durch die Nachfrage mit dem neu geschaffenen Geld, aber kein Erwirtschaften neuer Waren und Dienstleistungen zur Kredittilgung, um ein deflationäres Angebot in die Welt zu setzen. Erst wenn die Geschäftsbank die Bilanzlücke mit ihrer Gewinnrücklage schließt, d.h. den Kredit mit ihrem eigenen Geld tilgt und dieses Geld somit vernichtet, wird der inflationäre Impuls wieder neutralisiert. Wieder ist klar ersichtlich: Ob Gold oder Papier – einen inneren Wert, losgelöst von einer Schuld, die zur Nachfrage nach Geld durch das Stellen eines Angebots (Leistung) verpflichtet, gibt es nicht. Geld hat immer einen Termin, an dem damit eine Verbindlichkeit getilgt werden soll. Ohne Termin ist es wertlos; nur durch den Termin wird es überhaupt nachgefragt. Geld ist immer, sobald es existiert, bereits fällig. Geld, das also »netto zirkuliert«, wie sich das die Vertreter der Tauschtheorie vorstellen, gibt es nicht bzw. hat keinen Wert. Der Staat kann zwar Nettogeld ins Wirtschaftssystem pumpen – gemeint ist Geld (in gedruckter oder elektronischer Form) ohne Schuldner als Counterpart –, dieses Nettogeld erhält seinen Wert aber immer nur durch alle anderen schuldbehafteten Geldderivate, welche durch die Existenz dieses wertlosen Nettogeldes (im konventionellen Geschehen Scheidemünzen) verwässert werden, d.h. inflationieren. Niemals kann mit dem Nettogeld alleine ein Wirtschaftsprozess in Gang gesetzt werden.

      Und auch in einem reinen Kreditgeldsystem gilt, dass es gesamtwirtschaftlich zu keiner Bilanzverkürzung zwischen Forderungen und Verbindlichkeiten kommen darf. Daher sind auch Guthaben nur so lange existent, wie es auf der anderen Seite Schuldner gibt, die dafür Leistung erbringen. Dementsprechend kann es auch kein »Gesundsparen« ohne Vernichtung von Sparguthaben geben.1 Der Kapitalismus ist ein Kettenbriefsystem (Paul C. Martin), wo alte Kredite durch neue abgelöst werden. Weil nur Kredite der Treibstoff der kapitalistischen Volkswirtschaft sind, müssen im Volk ständig neue Bedürfnisse geweckt werden, die zuvor noch nicht da waren. Das führt u.a. zum Phänomen der »Werbung«, die aus systemischer Sicht nichts anderes bewirken soll, als zum Schuldenmachen zu verführen, damit die Kapitalisten ihrerseits ihre Schulden bedienbar halten können. Das Anwachsen der Schulden führt auf der anderen Seite aber auch zu einem Anwachsen des Wohlstandes auf ein sagenhaft hohes Niveau, das aber immer auf dem wackeligen Fundament der Vorfinanzierung steht. Der Kapitalismus ist damit niemals (!) im Gleichgewicht, sondern unterliegt einem permanenten Schuldendruck, der im Zeitablauf immer aggressiver wird. Erst dieser bewerkstelligt die typisch kapitalistische Dynamik und den immensen Fortschritt in kurzer Zeit, v.a. gegen Ende hin.2 Stets benötigt der Kapitalismus eine Netto-Neuverschuldung – oder er geht unter. Während im Sozialismus die Armut gleich verteilt ist, wie wir später sehen werden, ist der Wohlstand im Kapitalismus auf Kredit, mithin auf die Zukunft aufgebaut. Hinter dem kapitalistischen Wohlstand lauert also immer (!) der alles zerstörende Crash als dualistischer Pol. Die Gegenwart wird vorfinanziert; geht also das Vertrauen in den zukünftigen Wirtschaftsboom bzw. die Bezahlbarkeit der ausstehenden Kredite verloren, kommt es zur Krise.

      Aber natürlich gibt der Staat nicht auf, wenn sich die ersten ernsten Anzeichen für eine Rückabwicklung des Kapitalismus zeigen. Um diesen noch bedrohlicheren Kollaps weiter in die Zukunft zu verschieben, bringt der Zyklus neue Ökonomen hervor oder hievt deren Ideen ins öffentliche Bewusstsein, wie etwa Keynes und seinen Keynesianismus. Um die fehlende Nachfrage (daher das fehlende Kreditwachstum) zu kompensieren, soll der Staat selbst als Nachschuldner auftreten und die Kreditmaschinerie wieder in Gang bringen. Er soll in neue Technologien investieren, Bauprojekte verwirklichen, Banken und Firmen stützen und damit künstliche Nachfrage erzeugen, damit das Vertrauen in die Zukunft wiederhergestellt wird und die Leute wieder Kredite nachfragen: Das Volk soll wieder Vertrauen in die Bedienung zusätzlicher Kredite bekommen. Schafft es der Staat, durch dieses sogenannte »deficit spending« die Nachfrage noch einmal anzuheizen und einen neuerlichen Boom zu entfachen, soll er sodann die Staatsverschuldung – geht es nach Keynes – durch höhere Steuern wieder ausgleichen. Dass dies natürlich nur einen zeitlich befristeten psychologischen Effekt zur Folge hat, der das Grundproblem nicht löst, sondern weiter verschärft, dürfte einleuchtend sein. In der Praxis kann der Staat seine Staatsverschuldung gar nicht tilgen – was, wie wir später sehen werden, notwendigerweise in den Staatsbankrott führt.

      Gleichzeitig beginnen die Notenbanken im Umfeld stockender Kreditvergabe den Leitzins (= der Preis für die Umwandlung von Schuldtiteln in Bargeld) künstlich zu senken, um die Nachfrage nach Krediten wieder anzukurbeln. Auch dieses Phänomen wird von der Mainstream-Ökonomie vollkommen missverstanden: Ihre Vertreter meinen, der Leitzins würde je nach Inflations- oder Deflationserwartung künstlich regulierend wirken. Tatsächlich aber kennt der Leitzins nach der debitistischen Boomphase (»kapitalistischer Sommer« – im gegenwärtigen Durchlauf des Westens bis ca. 1980) langfristig, innerhalb eines Trendkanals bzw. spitz zulaufenden Dreiecks, nur eine einzige Richtung: die nach unten. Das Zinsniveau muss (!) in einer Welt des ewigen Kreditwachstums gen null tendieren, da bei steigender Verschuldung weitere Kredite nur bei günstigen Konditionen aufgenommen werden. Und auf der anderen Seite muss der Spielraum zur Anhebung des Leitzinses immer kleiner werden, da eine vollkommen überschuldete Volkswirtschaft höhere Zinsen einfach nicht mehr verkraftet. Und zwar umso weniger, je länger das System läuft. Ist erst der Leitzins bei null und der Staat, durch seine exzessiven Ausgaben zur »Bewältigung« der Krise, kurz vor dem Bankrott, beginnt der deflationäre Kollaps. Wie bereits erwähnt, findet eine Deflation in der Theorie erst dann ihren Boden, wenn alle Schulden und Guthaben sich zu null saldieren und es keinerlei Geld mehr in der betreffenden Volkswirtschaft gibt. Das wird auf der einen Seite durch die laufenden Steuerforderungen verhindert und auf der anderen Seite versucht der Staat – vor allem beim letzten debitistischen Durchlauf am Ende eines Kulturzyklus – bereits viel früher, die deflationäre Spirale durch das Drucken von Nettogeld aufzufangen. Zwar bezeichnet Nettogeld im engeren Sinne schuldloses Geld, in der Praxis aber wird der Staat dafür langlaufende Staatsanleihen direkt bei der Notenbank zur Umwandlung in Notenbankgeld hinterlegen, die bei Fälligkeit durch kürzer laufende Staatsanleihen abgelöst (prolongiert) werden. De facto also ist dieses Nettogeld als Schuld verbucht, was aber mehr einer Formalität gleicht und kaum einen Unterschied macht.1 Um ein Kippen der Deflation in eine Hyperinflation zu vermeiden – beides ist eine Gefahr für das Machtmonopol des Staates –, versucht er die Geldknappheit am Ende des großen kapitalistischen Zyklus (letzter debitischer Durchlauf und Ende des Kulturzyklus) durch dosiertes Einstreuen von Nettogeld zu kompensieren und die Gratwanderung zwischen Deflation (Tilgung und Ausbuchung von Schulden) und Hyperinflation

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