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dosierte Einstreuen von Nettogeld hat zwar in der Tat eine entlastende Funktion für die Kreditnehmer, die damit ihre Kredite begleichen können, führt aber auf der anderen Seite zu einem Steigen der Preise (v.a. bei lebenswichtigen Gütern des täglichen Bedarfs) bei gleichzeitiger Kontraktion des Wirtschaftsraumes durch ein Abwürgen des Schuldendrucks und ein Stagnieren der Löhne. Die Inflation wird dabei immer wieder unterbrochen durch schwere deflationäre Schocks, die eine Ausweitung der Nettogeldproduktion nach sich ziehen. Darüber hinaus ändert diese Maßnahme nichts Gravierendes an der Vermögensverteilung im Wirtschaftsraum und erzeugt schon gar nicht einen Anreiz zur Schaffung von belastbarem Eigentum und der Nachfrage danach bzw. nach Krediten. Eine solche Krise ist eben nicht zu lösen. Entweder der Staat lässt die Deflation zu, was sein Machtmonopol gefährdet, oder er übernimmt laufend, nach jedem deflationären Einbruch, die uneinbringlichen Schulden, verschiebt also deren Fälligkeit in die Zukunft und lässt den Steuerzahler dafür bürgen. Letztere ist die empirisch wahrscheinlichste und langwierigste – und gerade deshalb stabilste – Variante am Ende eines Kulturzyklus, wie noch zu zeigen sein wird, aber auch diese Form der »Dauerkrisenbekämpfung« muss, um den Staat über einen langen Zeitraum solvent zu halten, immer mit periodischen Teilenteignungen von Geldbesitzern oder Steuererhöhungen einhergehen. Da sich aber aus einer sukzessive kontrahierenden Wirtschaft immer weniger Geld für den Staat abschöpfen lässt, um laufende Verbindlichkeiten zu bedienen, steht auch hier am Ende immer die Hyperinflation mit Währungsreform, die aber ohne Lösung der Eigentumsproblematik keinen echten Neubeginn ermöglicht.

      Jeder debitistische Durchlauf endet also nach einer allgemeinen Überschuldung – wenn sich immer weniger Nachschuldner finden, die durch ihre höheren Kredite die alten terminlich befristeten Kredite ablösen. Was versteht man aber im Detail unter »Überschuldung«? Warum lässt sich das Kreditwachstum nicht bis in alle Ewigkeiten fortsetzen? Die Beantwortung dieser Frage stützt sich auf vier Argumente. Wie bereits erwähnt, ist es ein dem Kapitalismus inhärentes Problem, dass sich zinstragende Geldforderungen bzw. Wertpapiere aller Art in der reichen Schicht anhäufen, die von der arbeitenden Schicht erwirtschaftet werden müssen. Der Schuldendruck nimmt also durch die Herausbildung eines Geldadels für die wirtschaftende Mittelschicht sukzessive zu. Sie verschuldet sich zunehmend für die Erträge der Reichen, muss aber gleichzeitig den berühmten Nachschuldner für ihre erwirtschaftenden Produkte ebenfalls in der Mittelschicht suchen (sofern nicht Luxusgüter produziert werden). Zweitens akkumuliert sich auch das Eigentum in dieser Klasse, das dort meist nicht mehr als Pfand für die Kreditschöpfung zur Verfügung steht. Der dritte Punkt ist die allgemeine Sättigung des Publikums am Peak des Wohlstands, vor allem am Ende des großen kapitalistischen Zyklus. Diese Sättigung führt dazu, dass der Konsum sich stetig weg vom Eigentum und hin zu kurzlebigen Lifestyle-Konsumgütern verlagert, die ihrerseits kein Eigentum zur Kreditgenerierung mehr verkörpern. Dies führt zu einer laufend sinkenden Kreditaufnahme, die aber zu diesem Zeitpunkt die Kredittilgung noch überkompensiert. Dennoch kommt es dadurch – zusätzlich befeuert durch eine Einbindung der betreffenden Volkswirtschaft in den globalen Markt (Globalisierung), der neue, billiger produzierende Konkurrenten in Stellung bringt – zu weiter stagnierenden Löhnen. Hat man also früher für ein Haus gespart und konnte dieses dann nach der Tilgung des Kredits als Sicherheit für neue Kredite anbieten, so geht der Kredit am Ende des Zyklus, wenn alle Grundbedürfnisse befriedigt sind, in den Konsum von Wellness-, Freizeit- und Spieleprodukten und in den Dienstleistungssektor, während das Wohnen auf Miete (Mietzins) den Traum von der immer weniger leistbaren eigenen Immobilie ablöst. Der Kredit wird also verkonsumiert ohne Erwerb eines dauerhaften Produktes für die zukünftige Kreditschöpfung. Die Leistung, die dann für die Abbezahlung des Kredites erbracht wird, verlagert sich ihrerseits mehr und mehr in Werbe- und Marketingbranchen, die Erzeugung flüchtiger Konsumgüter bzw. den Dienstleistungssektor. Nichts davon erzeugt mehr belastbares Eigentum als Basis für die Fortführung des Aufschuldens. Der vierte Punkt kann in einer anderen Form der Zeit-Problematik gefunden werden. Ich nenne dieses Phänomen das Konsum-Leistungs-Paradoxon. Gerät die Kreditmaschinerie ins Stocken, stagnieren die Löhne und es kommt zu sinkenden Umsätzen bei den Unternehmen. Sobald sich der Staat von den Fesseln der Goldbindung teilweise oder ganz befreit hat (im Westen mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems 1973, das ohnehin mit einem klassischen Goldstandard nur mehr wenig zu tun hatte), kann er die drohende deflationäre Spirale durch Staatsverschuldung auffangen (Keynesianismus), d.h. der Staat nimmt Kredite auf und pumpt Geld in die Märkte, um die Preise oben zu halten. Da es für Staatsschulden, im Gegensatz zu Privatschulden, außer höheren zukünftigen Steuern kein Leistungsversprechen gibt, wirken diese immer inflationär, d.h. es werden mit Krediten Waren oder Dienstleistungen gekauft (inflationär), ohne den Kredit durch eine Erwirtschaftung von Waren oder Dienstleistungen (Mehrangebot = deflationär) zu decken. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Staat zur Deflationsvermeidung in die Märkte eingreift, beginnt eine irreversible Symbiose zwischen Staatsverschuldung und Privatverschuldung. Stockt die private Kreditvergabe, springt ab diesem Zeitpunkt der Staat als Nachschuldner ein und deckt die Kredit-Finanzierungslücke mit einer Forderung auf zukünftige Steuereinnahmen, ergo Staatsverschuldung. Irreversibel ist diese Entwicklung deshalb, da Staatsverschuldung immer Inflation induziert und folglich die Steuer am Monatsende mit entwertetem Geld bezahlt wird, was den Staat zur permanenten Steuererhöhung zwingt, um sich zu finanzieren. Diese wiederum würgt den privaten Konsum ab, was weitere Staatsverschuldung erzwingt. Darin liegt der Grund für die Explosion der Staatsausgaben seit den 70er Jahren und diese führt unumkehrbar in den Staatsbankrott. Um den Konsum wieder anzukurbeln, die Kreditnachfrage zu erhöhen, neue Besteuerungsbasen zur Finanzierung der Staatsverschuldung zu finden und die durch sinkenden Konsum und Globalisierung stagnierenden Löhne zu kompensieren, sucht man im Binnenmarkt nach Nachschuldnern, Steuerzahlern und Konsumenten und findet sie in den bis dahin noch nicht berufstätigen Frauen. Hat der Staat die Frauenbewegung (z.B. im Abendland ab dem 18. Jh.; im Römischen Reich seit dem 4. Jh.) bis dahin ignoriert oder bekämpft, öffnet er sich nun ihren ideologischen Trägern (Marsch durch die Institutionen der 68er; weitreichende emanzipatorische Rechte ab dem 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. im Römischen Reich) – unter dem euphemistischen Banner der »Frauenemanzipation« zwingt man die Frauen als kapitalistische Leistungsträger in die Wirtschaft.

      Wie der Staat sich bei der Öffnung gegenüber nützlichen Ideologien, durch die Protegierung der Opportunisten und Korrupten, die Rosinen herauspickt, war im Westen schön zu beobachten, als die feministische Bewegung innerhalb der 68er – die sich immer als antikapitalistisch verstand und den Kapitalismus als Ursache für das reaktionäre weibliche Rollenbild ausmachte – beim Marsch durch die Institutionen das Feindbild »Kapitalismus« durch das Feindbild »Mann« ersetzte und fortan versuchte, die Frauen zu einem Rädchen des vormals bekämpften Systems zu machen. Aber auch damit erkauft man sich nur Zeit, denn wenn sowohl Mann als auch Frau berufstätig sind, bleibt immer weniger Freizeit für den Konsum übrig und dieser muss mit dem Leistungsdruck Hand in Hand gehen, schließlich will das Geleistete eines Kreditnehmers auch gekauft bzw. verkonsumiert werden. Der Tag hat nur 24 Stunden und die Erhöhung der Arbeitsleistung bei gleichzeitigem Mehrbedarf an Konsum ist ein Widerspruch in sich. Ständig steigende Kreditmengen, die einen Verkauf von ständig steigenden Mengen an Konsumgütern zur Tilgung verlangen, führen irgendwann zur Sättigung. Zuerst psychologisch und physiologisch (der Steigerung des Nahrungs- und Getränkekonsums sind biologische Grenzen gesetzt), später schon allein aus Zeitgründen. Der dort einbrechende Konsum schlägt sich wiederum auf die Löhne nieder, sodass die Beschäftigungsquote der Frauen zwangsläufig steigen muss, weil das Gehalt des Mannes allein nicht mehr ausreicht, um die Familie durchzubringen. Durch den ständig zunehmenden Leistungsdruck, bei gleichzeitigem Lohndruck und Rabattschlachten der Unternehmen, verkommt Arbeiten zum Selbstzweck. Ein Elternpaar schiebt dann seine Kinder in Tagesstätten ab, um mehr und unter immer höherem Leistungsdruck zu arbeiten, um Produkte, die niemand benötigt, zu billigsten Preisen anbieten zu können, damit sich noch Konsumenten finden, die über ihre Konsumsättigung hinaus auf Schnäppchenjagd gehen. Es muss nicht weiter erörtert werden, warum ein debitistischer Durchlauf in einem solchen rückkoppelnden Prozess in sich selbst endet.

      Nun kann sich, wie wir gesehen haben, der Staat als Nachschuldner betätigen, wenn die private Kreditnachfrage nachlässt, auch wenn er sich dadurch stets nur Zeit erkauft, da Staatsschulden, wie gesagt, leistungsloses Geld sind und zur Entwertung der Steuer führen, was weitere Steuererhöhungen erzwingt. Ab wann

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