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zerrte Jellico auf die Füße und schleifte ihn hinter Older her. Curtis bildete den Schluss und schloss den Stall.

      Older erreichte die Haustür und drückte dagegen. Sie gab nach. Leise quietschten die Angeln.

      „Jellico, bist du es?“, tönte eine helle Stimme durch das Haus.

      Older trat über die Schwelle, zog den Colt und spannte den Hammer.

      „Jellico, warum sagst du nichts?“ Eine hochschwangere Mexikanerin trat aus der Küche, sah den Banditen und wich entsetzt aufschreiend zurück.

      „Ganz ruhig!“, mahnte der Bandit. „Wir haben das Kind. Wenn du schreist, knallen wir es ab!“

      Regan und Curtis folgten Older und nahmen den geknebelten Jellico zwischen sich.

      „Mein Gott!“ Manuela verlor den Rest der Farbe aus dem Gesicht, schwankte und brach zusammen.

      „Verdammt!“, stieß Regan hervor. „Eine schwangere Frau, und dazu empfindlich wie eine Mimose. Das hat uns noch gefehlt!“

      Older zog die Frau an die Wand in der Wohnstube, setzte sich, holte Wasser und kippte es Manuela ins Gesicht.

      Sie kam zu sich, während Curtis noch dabei war, ihre Hände zu fesseln. Der Schurke trat, sich aufrichtend, zurück.

      Regan stieß den Jungen neben die Mexikanerin und schaute sich um. „Er ist also wirklich noch nicht hier.“

      Jellico wurde der Knebel abgenommen.

      „Wenn du nur einen Schrei von dir gibst, knebeln wir dich wieder!“, drohte Older. „Und dann bleibt es dabei, und du kriegst nichts mehr zu essen!“

      Verschüchtert presste Jellico sich an Manuela, der Tränen über die Wangen liefen.

      „Was wollen Sie denn von uns?“, fragte die Mexikanerin betroffen. „Wir sind doch keine reichen Leute!“

      Regan und Curtis begannen das ganze Haus zu durchsuchen und trugen an Waffen zusammen, was ihnen in die Hände fiel.

      „Wir warten auf Carringo“, erklärte Older kalt.

      „Kehrt er denn jetzt zurück?“, fragte Manuela erstaunt.

      „Da er noch nicht hier ist, muss er demnächst aufkreuzen. Vielleicht noch heute. Spätestens morgen.“

      „Das wissen Sie? Was – was wollen Sie denn von ihm?“

      Older grinste bösartig. „Das wirst du früh genug erfahren, Señorita.“

      „Heilige Mutter Maria“, flüsterte Manuela.

      Curtis setzte sich auf den Tisch, drehte sich eine Zigarette und rieb auf der polierten Mahagoniplatte ein Schwefelholz an.

      Regan durchsuchte die Küche, weil er vom Steak im Silver Bell Saloon keineswegs satt geworden war.

      „Heilige Mutter Maria, hilf uns“, flüsterte Manuela erneut. „Sie wollen ihn töten!“

      Older grinste sie teuflisch an. „Du bist ein kluges Köpfchen, Señorita. Wer hätte so was in dem öden Nest vermutet!“

      8

      Allmählich kroch die Dämmerung durch die Räume und schien die Möbel aufzulösen.

      Regan nahm den Zylinder von der Lampe im Wohnzimmer.

      „Kein Licht!“, befahl Older, richtete sich aus dem Schaukelstuhl auf, nahm dem Kumpan den Zylinder aus der Hand und warf ihn an die Wand. Das dünne Glas splitterte und fiel zu Boden.

      „Was hast du denn?“, fragte Regan.

      „Man kann es sehen. Und uns mit, Idiot! Los, sie soll uns was zu essen kochen!“

      Regan befreite Manuela von den Fesseln. „Wenn du schreist oder abzuhauen versuchst, wird es der Bengel ausbaden. Schreib dir das hinter die Löffel, Mexi. Und merke dir, dass wir nie bluffen. Und jetzt ab in die Küche!“

      Manuela war es elend und wirr im Kopf, und ihre Füße schienen nicht mehr gehorchen zu wollen.

      Der Bandit presste ihr die Revolvermündung in den Rücken, um seine Drohung zu untermauern. Sie glaubte jedoch auch so, dass diese Schurken für jede Schlechtigkeit gut waren, zumal sie nur hier warteten, um Carringo zu töten. Das war im Verlauf des Tages ganz klar geworden. Sie schienen ihn nicht überwältigen, in ihre Gewalt und vielleicht aus der Stadt bringen zu wollen. Ihre Absicht bestand darin, ihn durch einen gezielten Schuss zu töten.

      Sie kniete am Herd, öffnete die Feuerklappe, steckte Papier hinein und legte Holz darauf.

      Regan lehnte am Tisch im Dunkeln und beobachtete sie.

      Manuela nahm den Feuerhaken, überzeugt, dass er es nicht sah. Aber der Gedanke an Jellico drüben im Wohnzimmer ließ sie den schon gefassten Entschluss wieder aufgeben. Sie legte den Haken aus der Hand, zündete das Papier an und schloss die Klappe.

      „Lass sie offen!“, befahl Regan.

      „Er zieht dann mehr.“

      Manuela öffnete die Klappe. „Ich kann sowieso nichts tun ohne Licht. Und das genügt auch nicht.“

      „He, Luck, sie braucht Licht, sonst verwechselt sie das Salz mit dem Rattengift!“

      Older tauchte auf, zündete eine auf dem Spind stehende Sturmlaterne an und stellte sie auf die Anrichte. „Das genügt hoffentlich und verrät uns nicht.“

      „Was soll ich denn zubereiten.“

      „Am liebsten wäre mir die Hammelkeule aus der Vorratskammer“, erklärte Regan. „Schön mit Knoblauch gewürzt, dass man vier Tage lang gegen den Wind wie ein Skunk stinkt. Aber das würde wohl bis Mitternacht dauern, sie zu braten.“

      Manuela wurde übel. Sie setzte sich auf einen Stuhl. Die Anspannung und Angst wurden ihr zu viel. Genau das, was sie strikt vermeiden sollte, hielt sie nun schon seit acht Stunden in Atem.

      „Was ist denn, verdammt?“, sagte Regan mit jäh veränderter Stimme. „Keine Lust mehr, Schatz?“

      Manuela fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Stirn.

      Regan riss sie brutal vom Stuhl und stieß sie gegen den Herd. Sie hielt sich an der Stange dort fest und konnte sich so vor einem Sturz bewahren.

      „Los, weiter! Brate uns ein paar Steaks, das dauert ja nicht lange!“

      „So etwas ist nicht im Hause“, murmelte die Mexikanerin schwach.

      Fluchend ging Regan zur Vorratskammer, riss sie auf und warf alles auf den Tisch, was ihm in die Hände fiel. „Mais hätten wir, Roggen, Kartoffeln, Käse, Brot, Butter, Schinken. Lass das Feuer wieder ausgehen und setz dich drüben zu dem Kind. Na los, hau ab!“

      Manuela schleppte sich ins Wohnzimmer hinüber und sank bei Jellico auf den Boden.

      „Hoffentlich hält die durch“, sagte Older leise an der Küchentür. Er stellte die Sturmlaterne auf den Tisch und schob die Lebensmittel auseinander, die Regan aus der Vorratskammer befördert hatte.

      „Carringo dürfte heute nicht mehr auftauchen, was?“

      „Sieht nicht danach aus.“ Older nahm Brot, Butter, Käse und Schinken und trug es in den angrenzenden Raum. „Chap, gib den beiden auch was, damit sie uns nicht aus den Latschen kippen!“

      Older kehrte in die Küche zurück. „Eine schwangere Frau ist eigentlich eine prächtige Geisel. Da zerfließen die Menschen vor Rücksichtnahme. Aber wenn man längere Zeit mit ihr zu tun hat, nervt es ganz schön.“

      Regan grinste den Kumpan an. „Die wird in den nächsten Stunden fest schlafen und niemandem auf den Wecker gehen, Luck. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, sie wieder zu binden.“

      „Dann

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