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      Chaco trat aus dem Stall, schloss die Tür und blickte wie prüfend auf das Haus.

      Der Bandit schob sich zur Seite, obwohl er sicher sein durfte, durch die Gardine nicht gesehen zu werden.

      Chaco näherte sich dem Haus. Schon ließ sich das Knirschen des Sandes im Hof bis ins Haus hören.

      Regan und Curtis näherten sich der Tür, hinter der Older bereits stand. Alle drei hielten die schussbereiten Revolver in den Händen, obwohl sie entschlossen waren, in dieser Situation noch keinen Schuss abzufeuern. Er würde nur Neugierige auf den Plan rufen und ihr ganzes Unternehmen in Frage stellen.

      Da verklangen die Schritte vor der Tür. Die Klinke im Kastenschloss bewegte sich nach unten, und die Tür schwang herum.

      „Manuela?“, fragte Chaco.

      Kaum stand er hinter der Schwelle, hieb ihm Older die Türfüllung so wuchtig gegen den Leib und den Kopf, dass er strauchelte.

      Regan packte den Überraschten und schleuderte ihn ins Haus, bevor Chaco an Gegenwehr denken konnte.

      Curtis schmetterte ihm den achtkantigen Revolverlauf gegen die Stirn. Chaco taumelte zurück und prallte gegen die Tür, die Older schon geschlossen hatte. Regan schlug von der Seite zu und traf Chaco an der Schläfe.

      Hilflos taumelte Chaco an der Wand entlang. Jähe Schmerzen stachen durch seinen Körper und trieben ihm Tränen in die Augen. Er merkte, wie ihm der Colt aus dem Holster gezogen wurde, wollte sich wehren und bezog schon den nächsten Kinnhaken. Seine Knie wollten nachgeben. Er taumelte in den Raum, stolperte über ein Bein und stürzte auf die Dielen. Irgendwo stieß jemand einen Schrei aus.

      Chaco überkam das Gefühl zu schweben. Sie schleiften ihn über den Boden, setzten ihn irgendwo ab und schnürten seine Handgelenke und die Füße zusammen.

      Die Benommenheit ließ langsam nach. Bald erkannte er die Gegenstände in der Wohnstube wieder klar und sah Jellico, der lautlos weinte und die schwangere Manuela in der Ecke, die grau wie eine sehr alte Lehmwand aussah.

      Older kniete neben der Frau, richtete seinen Colt auf ihr Gesicht und spannte den Hammer. „Wo steckt Carringo?“

      Chaco blickte zu den beiden anderen finsteren Gesellen, die ihn mit ihren Revolvern bedrohten. Er kannte sie nicht und war ganz sicher, ihnen noch nie begegnet zu sein.

      „He, hast du die Sprache verloren?“ Curtis trat Chaco in die Hüfte.

      „Wenn du nicht redest oder mir einen Bären aufbinden willst, knalle ich die Mexikanerin ab!“, drohte Older.

      Sie sahen aus, als würden sie bedenkenlos tun, was sie androhten.

      Manuela zitterte. Ihre Zähne schlugen hörbar aufeinander, was sie offensichtlich nicht zu unterdrücken vermochte.

      „Er musste noch zur Wells-Fargo-Station“, sagte Chaco.

      „Wann kommt er?“

      „Sicher bald.“

      „Genauer, wenn wir bitten dürfen!“ Abermals trat Curtis Chaco in die Hüfte.

      „In ein paar Minuten vielleicht.“

      Older richtete sich auf und entspannte den Hammer des Colts. „Wenn mir irgendwas nicht passt, knalle ich sie oder das Kind ab. Hast du kapiert, Indianer?“

      „Ihr redet eine deutliche Sprache“, sagte Chaco sarkastisch. „Die muss man verstehen.“

      „Na also, du hast ja Humor.“ Older grinste. „Also kein Wort, keine Frage, keine Verständigung. Nichts!“

      „Ihr habt was gegen Carringo?“

      „Auch keine Frage an mich“, erwiderte Older schroff. „Wir sind nicht hier, um Erklärungen abzugeben.“

      „Dachte ich mir schon.“

      „Fühlst dich wohl ziemlich witzig, was, Indianer?“ Der hässliche Curtis beugte sich zu ihm. „Ich poliere dir die Schnauze, wenn du dich über uns amüsierst!“

      11

      Ich führte Fox am Zügel hinter mir her. Hier und da grüßte mich jemand, was mich zu lächeln zwang. Danach zumute war mir keineswegs. Die Müdigkeit wurde stärker, und die Schwäche setzte mir mehr zu als am Tage zuvor. Möglicherweise wäre es besser gewesen, wir hätten während der Nacht doch ein paar Stunden länger geschlafen.

      „Da sind Sie ja wieder mal, Carringo!“, rief mein Nachbar, der aus dem Fenster schaute.

      „Hallo“, erwiderte ich lahm.

      „Manuela wird sich freuen, Sie endlich mal wieder zu sehen. In vier bis fünf Wochen soll es bei ihr soweit sein, sagte der Doc gestern.“

      „Ah! Wie geht es ihr denn?“

      „Manchmal hört man sie im Haus trällern. Ich glaube, sie fühlt sich ganz wohl. Heute hörte ich sie allerdings noch nicht. Und Jellico ist auch noch nicht vorbeigegangen. Der erscheint heute garantiert zu spät in der Schule. Merkwürdig, er ist sonst die personifizierte Pünktlichkeit.“

      „Ich werde ihn gleich auf Trab bringen“, versprach ich und ging weiter. Tatsächlich beunruhigte mich die letzte Mitteilung, weil Jellico kein Langschläfer war. Sicher war es auch das, was mich das Haus genauer in Augenschein nehmen ließ, ohne dass ich mir dessen bewusst wurde.

      Alle Fenster waren geschlossen. Ich registrierte es seltsam berührt, weil es nicht zu Manuelas Gewohnheiten gehörte, aber dennoch führte ich das Pferd in den Hof hinein und steuerte arglos den Stall an.

      Ich öffnete das kleine Tor, sah Star und den Morgan-Hengst einträchtig beieinander und Chacos Sattel über der Trennwand daneben. So dachte ich, dass sie vielleicht doch nur verschlafen hatten und Chaco im Haus stand und nicht wagte, sie zu stören. Der Gedanke ließ mich lächeln. Ich würde Manuela vielleicht selbst wecken können und versuchte, mir ihre Überraschung vorzustellen.

      Der Abglanz lag noch auf meinem Gesicht, als ich den Stall verließ.

      In diesem Augenblick ertönte ein gellender Schrei.

      Meine Trägheit zerriss.

      Ein Revolverlauf wurde durch eine der Fensterscheiben gestoßen, Glas klirrte.

      Ich ließ mich fallen. Noch bevor ich den Boden berührte, krachte der Schuss, eine Kugel pfiff über mich weg und traf die Stalltür mit einem dumpfen Pochen.

      „Verdammt, schießt doch, der entwischt uns noch!“, brüllte eine wütende Stimme.

      Ich sprang auf und warf mich in der Sekunde in den Stall, in der sich drei Colts gleichzeitig entluden und in rascher Folge ein Hagel von Kugeln die Stalltür traf.

      Die drei Pferde wieherten, schlugen aus und versuchten, die Ketten zu sprengen.

      Unter dem Druck der Geschosse pendelte die Tür ganz zurück und schlug mehrmals gegen die Wand. Die Kugeln trafen die Wand und pfiffen durch den Lichtschacht herein. Die Pferde gebärdeten sich immer wilder, vollführten bockende Sprünge und wirbelten Staub aus dem Stroh auf.

      Ich zog den Revolver, wagte mich an den Türpfosten zurück, schoss aber dann doch nicht auf das eigene Haus.

      Aus drei Fenstern zuckten immer noch in rascher Folge Stichflammen, und alle Kugeln trafen die Wand und die Tür. Ich hatte den Verdacht, dass die Halunken versuchten, den Stall mit ihren Bleigeschossen zu zersägen.

      Auf der Straße draußen liefen Menschen zusammen. Rufe drangen in den Hof.

      Endlich brach das Feuer ab.

      Alle drei Pferde beruhigten sich. Staubschwaden trieben in den Hof. Vom Haus herüber gesellte sich Pulverdampf dazu. Aber kaum wagte ich, wieder um den Pfosten zu spähen, hub der Feuerzauber erneut an. Die Geschosse fetzten Splitter

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