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behindern uns doch nur.“ Older ging zur Ecke, an der Wells-Fargo-Agentur vorbei und quer über die Plaza zum Saloon.

      Der dicke Keeper hantierte hinter dem Tresen. Am Geländer im Obergeschoss lehnten ein paar Barmädchen, die gelangweilt auf die verstaubten, keineswegs nach viel Geld aussehenden Fremden schauten.

      Older nahm an einem Tisch nahe der Fensterreihe Platz und schob rechts und links von sich Stühle für seine Kumpane zurück.

      „Whisky pur und ein Steak so groß wie meine Hand!“, rief Regan. „Für meine Freunde das gleiche, Mister!“

      „Steaks, jetzt, am frühen Morgen? Ich hab noch kein Feuer im Herd, Mister.“

      „Dann entfachen Sie welches.“ Regan setzte sich. „Aber bringen Sie vorher den Whisky. Am besten gleich eine größere Flasche, dann müssen Sie nicht so oft laufen.“

      „Sodawasser dazu!“, rief Older. Leise setzte er hinzu: „Wer sich besäuft, kriegt von mir ’ne Unze Blei in den dummen Schädel.“

      Der Keeper brachte zwei Flaschen und drei Gläser.

      Eins der Mädchen bewegte sich langsam die Treppe hinunter, trällerte eine Melodie, und drehte sich unbeholfen tanzend vor dem Tresen, wobei sie den Banditen zulächelte.

      „Komm her, Lady!“ Older winkte. Das Mädchen nahm ein Glas vom Tresen und näherte sich.

      Regan schob den vierten Stuhl etwas vom Tisch weg, nahm dem Mädchen im schillernden, tief ausgeschnittenen Seidenkleid das Glas ab und schenkte es voll puren Whisky. „Hallo! Ich heiße Mabel.“

      „Schon lange hier, Mabel?“ Older stieß mit dem nicht sehr intelligent aussehenden Mädchen an.

      „Ziemlich lange.“ Mabel lachte dumm. „Was man eben lange nennt.“

      „Wie lange?“

      „Halbes Jahr.“

      „Kennst du einen gewissen Carringo? Wells-Fargo-Specialagent.“

      „Natürlich. Auf den stehen doch die Mädchen. Den kennt hier jede.“

      „Wo steckt er?“

      „Weiß ich nicht. Hab ihn schon wochenlang nicht mehr gesehen. Ist sicher nicht in der Stadt. Kennst du ihn?“

      „Würde ich sonst nach ihm fragen?“

      Mabel kicherte, setzte das Glas an und trank den Whisky auf einen Zug.

      Regan schenkte ihr wieder ein.

      Indessen bewegten sich noch zwei Mädchen die Treppe hinunter.

      „Trink und verschwinde!“, herrschte Older Mabel mit jäh veränderter Stimme an. „Und sag den anderen, dass wir allein sein wollen. Haben was unter Männern zu bereden.“

      „Mein Gott, ist das ein Ton!“ Entrüstet erhob sich Mabel, vergaß jedoch nicht, den zweiten Whisky rasch noch zu trinken, bevor sie zu den anderen Mädchen schlenderte. „Die könnt ihr vergessen!“, sagte sie. „Trockene Gesellschaft.“

      „Und wenn der wirklich nicht da ist?“, fragte Regan.

      „Dann wird er bald aufkreuzen“, erwiderte Older. „Sonst hätten wir doch den Auftrag nicht erhalten.“

      In der Küche hinter der offenstehenden Tür stocherte der Wirt fluchend in der Herdfeuerung herum und versuchte durch Hineinblasen Glutreste unter der Asche neu zu entfachen.

      Regan schenkte ein. „Also den ersten muss ich pur trinken, Luck. Aber keine Sorge, der schadet meinem Kopf nicht, sondern bringt ihn erst richtig auf Touren!“

      7

      Die Banditen schlenderten so harmlos wie möglich zur Phoenix Street zurück, blieben hier und da stehen, schauten sich um, gingen weiter, drückten sich in Hausnischen, warteten, setzten sich wieder in Bewegung, bis sie schließlich das anvisierte Haus erreichten.

      Ungesehen schoben sie sich in den Hof, wurden plötzlich eilig, liefen zum hinten angebauten Stall und tauchten darin unter.

      Jellicos junger Hengst Star schnaubte und zerrte an der klirrenden Kette, die ihn an die Stallwand fesselte.

      „Ganz still, Kleiner, dir tun wir nichts.“ Regan tätschelte dem erschrockenen Junghengst den Hals und brachte ihn damit sofort wieder zur Ruhe.

      „Und jetzt?“ Curtis kratzte sich im Nacken. „Wollen wir hier warten, bis sich mal jemand sehen lässt?“

      „Warum nicht? Irgendwann wird irgendwer den Gaul versorgen. Eine günstige Gelegenheit, sich seiner zu bemächtigen.“

      „Richtig!“, stimmte Regan zu. „Und dann erfahren wir schon, ob er zurück ist oder noch nicht.“

      „Wenn nicht, taucht er bestimmt bald auf“, meinte Older. „Wir wurden schon nicht einfach ins Blaue geschickt.“

      Star bewegte den Kopf zur Seite und blickte aus einem großen Auge auf die fremden Eindringlinge.

      Curtis fand ein Astloch, durch das er die Rück- und Seitenfront des Haupthauses übersehen konnte. Regan beobachtete durch die einen Spalt geöffnete Tür den Eingang von der Straße.

      Zunächst wurde die Geduld der Halunken auf eine beträchtliche Probe gestellt. Nach einer Stunde jedoch tauchte Jellico auf. Beide Hände in die Hosentaschen vergraben, erschien er pfeifend am Eingang, die Schulmappe lässig unter den linken Arm geklemmt. Arglos näherte er sich dem Stall, um wie üblich zuerst einmal Star aufzusuchen, bevor er ins Haus ging.

      „Passt auf, der will zu dem Gaul“, sagte Older.

      Regan schob sich von der Tür zurück. Auf der anderen Seite wandte sich Curtis um. Older ging neben der Futterkiste in Deckung.

      Jellico zog den Stall auf, trat ein und wollte auf den jungen Hengst zu.

      Regan sprang vor, packte den Jungen, presste ihn mit der einen Hand an sich und hielt ihm mit der anderen den Mund zu. Older und Curtis halfen ihm. Jellico trat nach den Schurken und wollte Regan in den Handballen beißen, aber er wurde ziemlich brutal ins Stroh geworfen, festgehalten und gefesselt. In der nächsten Minute steckte ein Knebel in seinem Mund, den sie mit einem langen Tuch um seinen ganzen Kopf sicherten.

      Das Pferd schnaubte und sprang zur Seite. Ein Huf knallte gegen die Wand.

      Older richtete sich auf, ging zur Tür, zog sie heran und beobachtete das Haus und das Straßenstück vor dem Anwesen.

      Der Zwischenfall schien kein Aufsehen erregt zu haben.

      Er kehrte zu seinen Kumpanen zurück, nickte ihnen beruhigend zu, kniete, zog Jellico das Halstuch herunter und den Knebel aus dem Mund.

      Der Junge wollte schreien, kassierte eine schallende Ohrfeige und verstummte nach dem ersten Ton, der kaum bis außerhalb des Stalles gedrungen war.

      „Keine Mätzchen, Kleiner, das bekäme dir schlecht.“ Drohend rollte Older mit den Augen, was den verstörten Jungen entsprechend beeindruckte.

      „Wer ist alles im Haus?“, fragte Regan barsch. Als Jellico nicht gleich antwortete, zerrte der Bandit ihn an den Haaren. „Los, los, heraus mit der Sprache!“

      „Nur Manuela“, sagte Jellico schluckend. Tränen standen in seinen Augen.

      „Und Carringo?“

      „Mein Daddy ist nicht da. Aber er kehrt bald zurück und wird euch einsperren!“

      Die Halunken grinsten.

      „Na also.“ Older stopfte dem Jungen den Knebel wieder in den Mund und band ihm das Tuch um den Kopf. „Sehen wir uns diese Manuela doch mal an.“

      Older richtete sich auf, trat wieder an die Tür und spähte hinaus ins Sonnenlicht.

      Unverändert

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