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recht zu glauben."

      Im Post Office von Tucson standen sie dann wenig später vor einer Wand mit nummerierten Fächern.

      Die Nummer des ZENTRUMS FÜR ESOTERISCHE STUDIEN war auch dabei. Bount warf einen Blick in eines der ausliegenden Telefonbücher. Aber das ZENTRUM hatte weder Telefonnummer noch Adresse in Tucson und Umgebung. Merkwürdig war das schon.

      "Vielleicht ist dieser komische Verein nicht an Öffentlichkeitsarbeit interessiert!", meinte June.

      "Und die Broschüre in Morris Clansings Zimmer?", wandte Bount ein und schüttelte dann energisch den Kopf. June verschränkte die Arme vor der Brust.

      "Stimmt auch wieder." Sie verdrehte etwas ihre blauen Augen. "Und was machen wir jetzt mit diesem Postfach? Es scheint mir irgendwie eine Sackgasse zu sein." Aber da war Bount ganz anderer Ansicht.

      "So ein Postfach wird doch vermutlich regelmäßig von seinem Besitzer geleert."

      "Anzunehmen, Bount."

      "Also braucht man nur abzuwarten."

      "Und wenn der Betreffende das Fach nur einmal monatlich leert?"

      Bount verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

      "Dann haben wir Pech gehabt."

      Sie stemmte die Arme in die Hüften und legte ihre ganze Empörung in diese Geste. "Das ist doch dein Ernst! Wir sollen uns hier auf unbestimmte Zeit die Beine in den Bauch stehen?"

      Bount versuchte, es ihr schonend beizubringen.

      "Ich dachte, dass du hier erst einmal ein bisschen die Augen aufhältst, während ich beim örtlichen Polizei-Chief vorbeischaue, um..."

      "Um dich zu verdrücken, Bount! Ich hab's doch geahnt!" Bount fasste seine schmollende Assistentin bei den zierlichen Schultern. Einen begeisterten Eindruck machte sie nun wirklich nicht.

      "Ist ja nicht für lange! Ich bin bald wieder zurück!" Und damit war er schon weg.

      12

      Als Bount der Polizei von Tucson seinen Besuch abstattete, musste er sich wohl oder übel mit den niederen Chargen abgeben, weil die größeren Tiere gerade ausgeflogen waren oder vielleicht auch schlicht und ergreifend keine Lust hatten, sich seine Geschichte anzuhören.

      Der Mann auf der anderen Seite des völlig überfüllten und nicht besonders aufgeräumten Schreibtischs hieß Milland und war groß und schlaksig.

      Bount hielt ihm Fotos von Kimberley Morgan und Morris Clansing unter die Nase. Und als der Privatdetektiv dann das Wort Okkultismus fallen ließ, da war Milland plötzlich hellwach.

      "Ich will Ihnen keine Angst machen, Mister..."

      "Reiniger. Bount Reiniger."

      "...aber wir hier in der Gegend eine ganze Reihe von Leichen gefunden, bei denen wir vermuten, dass sie möglicherweise Ritualmorden zum Opfer gefallen sind." Bount hob die Augenbrauen. Eine Spur war das noch nicht, aber vielleicht ein Punkt, an dem es lohnte, noch etwas nachzubohren.

      "Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, wer dahinterstecken könnte?", fragte er.

      Milland machte kein glückliches Gesicht und Bount konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, wie erfolgreich die Polizei in dieser Sache bislang gearbeitet haben musste.

      "Die Täter konnten nie gefasst werden. Wir hatten so etwas vor Jahren schon einmal. Damals steckte ein karibischer Geisterkult dahinter, den Einwanderer hier her gebracht hatten. Aber dies scheint mir etwas anderes zu sein, schon weil die meisten Opfer Weiße waren."

      "Gibt es in der Umgebung irgendwelche Sekten oder Kulte, die in Frage kämen?"

      Milland lachte.

      "Jede Menge. Wir sind ein freies Land, da darf jeder an das glauben, was er will - selbst wenn es grober Unfug ist."

      "Aber Menschen umzubringen, das fällt nicht unter diese Freiheit!" stellte Bount ernst fest.

      Milland fixierte Bount mit einem nachdenklichen Blick und nickte dann.

      "Sie sagen es!"

      "Kennen Sie ein ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN?"

      "Nein."

      "Es hat aber ein Postfach in Tucson."

      Milland zuckte desinteressiert die Schultern. "Muss es ich es deshalb kennen?"

      Bount lächelte dünn.

      "Ich dachte, dass Sie sich als Polizist etwas auskennen."

      "Tu ich auch. Hat dieses Zentrum etwas mit den beiden Figuren zu tun, die Sie mir gezeigt haben?"

      Bount wusste, dass es zwecklos war, an dieser Stelle weiterzumachen.

      Deshalb fragte er: "Haben Sie Fotos von den Opfern dieser Ritualmorde?"

      "Mutmaßlichen Ritualmorde!", verbesserte Milland.

      "Absolute Sicherheit haben wir da nicht. Nur Indizien!" Er zuckte mit den Schultern und setzte noch zynisch hinzu:

      "Wahrscheinlich wird unser Chief die Akten am Ende unter 'ungeklärte Bandenmorde' ablegen. Die gibt es nämlich überall. Das macht nicht so viel Aufsehen!"

      Bount begleitete Milland dann ins Archiv, wo das Bildmaterial aufbewahrt wurde.

      "Insgesamt sind es cirka dreißig Fälle gewesen", meinte Milland fast wie beiläufig. "Die Opfer sind oft vergraben und nur durch Zufall entdeckt worden. Wahrscheinlich gibt es noch mehr, die nicht gefunden wurden. Der Letzte ist vor einer Woche von Campern entdeckt worden." Er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht sind Ihre Leute ja dabei, Mister Reiniger!"

      "Ich will es nicht hoffen!"

      "Bekommt einer wie Sie dann weniger Honorar, wenn die Ermittlungen auf diese Weise vorzeitig abgeschlossen sind?" Milland grinste unverschämt.

      "Sie sind geschmacklos", erwiderte Bount.

      "Tut mir Leid, Sir. Berufskrankheit. Ich muss Sie übrigens warnen. Die Fotos sind ziemlich unappetitlich!" Bount verzog den Mund.

      "Ich denke, ich bin alt genug dafür."

      Als Bount die Bilder dann allerdings vor Augen hatte, musste er dennoch schlucken. Milland hingegen gab sich alle Mühe, überhaupt keinen Blick auf das Material zu werfen.

      Bount ging die Bilder einzeln durch. Aber weder Kimberley Morgan noch Morris Clansing waren unter den Toten.

      Dafür sah Bount auf einem der Bilder etwas anderes. Es war eine kleine Tätowierung in der geöffneten Hand eines der Ermordeten.

      Ein daumennagelgroßes Pentagramm.

      "Haben Sie so etwas schon mal irgendwo sonst gesehen?", fragte Bount an Milland gewandt und zeigte ihm die Tätowierung.

      Millands Blick auf das Foto war betont kurz. Die scheußlichen Einzelheiten der übel zugerichteten Leichen waren auch bestens dazu geeignet, den Betrachter in Form von Alpträumen zu verfolgen.

      Dann schüttelte der Polizist den Kopf.

      "Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte." In Bounts Gehirn arbeitete es.

      Er hatte Spuren, Hinweise, aber alles schien mehr oder weniger ins Nichts zu führen. Kimberley Morgan und ein Toter, den man irgendwo zwischen den Kakteen am Highwayrand abgelegt hatte, trugen dasselbe Symbol als Tätowierung am Handballen. Möglich, dass sie derselben Sekte, demselben düsteren Kult angehörten. Und was hatte dieses mysteriöse ZENTRUM FÜR ESOTERISCHE STUDIEN damit zu tun?

      Vielleicht gar nichts.

      Vielleicht war es aber auch der Schlüssel zu der ganzen Geschichte. Schließlich wäre es nicht das erste Mal gewesen, dass sich hinter einem sogenannten 'Studienzentrum', einer Stiftung oder ähnlichem nichts anders, als eine Sekte verbarg, die ihre Mitglieder auf kriminelle

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