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gewissen Dr. Samuel Follett mit der Bitte, doch noch dem Pfeifton eine Nachricht zu hinterlassen.

      Bount legte auf.

      4

      "Hey, was machst du da!"

      Es war eine feindselige Männerstimme, die Bount Reiniger herumfahren ließ. Diese Stimme hatte einen ziemlich unsympathischen Klang, der so scharf wie ein Rasiermesser durch die sonnendurchflutete Stille des Wohnateliers schnitt.

      Bount verengte ein wenig die Augen und sah in das bleiche Gesicht eines Dreißigjährigen. Seine fettigen Haare waren zurückgestrichen, sein Bart etwa eine Woche alt. Die wässrig-blauen Augen fixierten Bount. Der Mann kam ein paar Schritte näher.

      "Die Tür stand offen", sagte er. "Da bin ich hereingekommen, weil ich dachte, dass Kimberley vielleicht zurück wäre!"

      "Wo ist Kimberley?", fragte Bount.

      Es war ein Versuchsballon, den er da steigen ließ. Aber vielleicht kam ja etwas dabei heraus.

      Der Mann verzog das Gesicht zu etwas, dass bei jemand anderem vielleicht ein Lächeln gewesen wäre. Bei ihm war es nur ein einziger Krampf.

      Er baute sich breitbeinig auf.

      "Glaubst du, ich wäre hier, wenn ich wüsste, dass Kimberley woanders ist?"

      "Keine Ahnung. Was willst du denn von ihr?"

      "Sie schuldet mir noch Geld."

      Bount wurde hellhörig. Er begann sich eins zum anderen zu reimen.

      "Für das Kokain?"

      Der Mann erstarrte.

      "Bist du ein Bulle?"

      Bount verzog das Gesicht. "Sehe ich so aus?"

      "Wenn du schon so fragst: Ja! Ich glaube, ich gehe besser!"

      Jetzt war Bount sich sicher. Er hatte mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen. Aber wenn dieser Kerl tatsächlich Kimberleys Drogenlieferant war, dann wusste er vielleicht noch mehr! Bount konnte ihn nicht so einfach gehen lassen.

      "Halt! Einen Moment!", rief der Privatdetektiv. Der Mann blieb stehen und drehte sich wieder herum. Er hielt die Faust in seiner Jackentasche. Vielleicht hatte er dort irgendeine Waffe. Eine Pistole oder ein Springmesser, so war zu vermuten. Ganz gleich, was es auch war, Bount wusste, dass er vorsichtig sein musste.

      "Was ist noch?", knurrte der Mann. Ihm gefiel das nicht, aber noch blieb er ruhig. Bount kam gleich zur Sache.

      "Sagt dir der Name Morris Clansing etwas?"

      "Kimberleys letzter Freund hieß glaube ich Morris." Bount Reiniger trat auf ihn zu und er wartete erst einmal ab. Als der Privatdetektiv direkt vor ihm stand, zeigte er dem Kerl das Foto, das er aus dem Buch über Satanskulte herausgenommen hatte.

      "Ist er das?"

      Er schaute kurz hin und nickte.

      "Ja."

      "Was weißt du noch über Kimberley?"

      "Nichts!" Der Kerl schüttelte den Kopf. "Überhaupt nichts. Ich werde jetzt gehen!"

      "Du bleibst!", bestimmte Bount in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. "Du bleibst, bis ich von dir gehört habe, was ich wissen will. Kapiert?"

      "Du hast kein Recht dazu!", schnatterte er. Reiniger zuckte die Achseln.

      "Die Mordkommission ist auf dem Weg hierhin. Wenn du wirklich Kimberleys Lieferant warst - und davon gehe ich aus - dann hast du wahrscheinlich kein Interesse daran, mit den Kollegen zusammenzutreffen. Besser, du gibst deine Auskünfte etwas schneller!"

      Bount stand dicht vor ihm. Vielleicht ein bisschen zu dicht. Ihre Blicke begegneten sich und bohrten sich für einen Augenblick ineinander.

      "Okay...", sagte der Mann zu Bount. "Du hast gewonnen..."

      Aber das sagte er nur zur Ablenkung. In Wahrheit meinte er das genaue Gegenteil.

      Blitzschnell kam die Faust aus seiner Jackentasche heraus. Und in der Faust hatte er tatsächlich ein Springmesser. Die Klinge schnellte so giftig hervor wie Zunge einer Schlange.

      Bount erkannte die Gefahr im letzten Moment und wich zur Seite. Die Klinge stieß an seinem Körper vorbei ins Leere.

      Der Kerl bekam postwendend die Antwort.

      Bount nahm seinem Arm und drehte ihn herum. Der Kerl ächzte und ließ das Messer fallen. Bount schleuderte ihn dann ziemlich hart gegen die Wand. Er rutschte zu Boden und bevor er wieder auf den Beinen war, war Bount schon über ihm und packte ihn am Kragen.

      "So haben wir nicht gewettet, Freundchen!", meinte er.

      "Was willst Du wissen, Lackaffe?", knurrte der Kerl.

      "Wer bist du!"

      Es kam keine Antwort. Also musste Bount den Druck etwas erhöhen: "Hören Sie gut zu!", begann er. "Einer wie Sie steht garantiert in diesen schönen Bildbänden, die einem bei der Polizei immer gezeigt werden. Wahrscheinlich hat man dich immer nur mit kleinen Mengen erwischt und konnte dich deshalb nicht für länger einbuchten." Bount packte sein Gegenüber fester und durchsuchte mit der anderen Hand die Taschen. Er wurde schon nach wenigen Sekunden fündig. "Na bitte! Wer sagst es denn!", war Bounts Kommentar, als er ein paar kleine Briefchen mit weißem Pulver herausfischte und sie seinem Gegenüber unter die Nase hielt. "Wenn ich tatsächlich einen halben Tag damit verschwenden muss, um mir auf irgendeinem zugigen Revier Fotoalben anzuschauen, dann werde ich dir ein paar Schwierigkeiten machen, die sich gewaschen haben! Dies hier ist nämlich vielleicht ein Mordfall - und ich glaube nicht, dass du darin gerne verwickelt werden möchtest!"

      Er schien ehrlich erstaunt.

      "Was sagst du da? Mord?"

      Bount ging nicht darauf ein.

      "Ich bekomme sowieso heraus, wer du bist - so oder so. Du hast die Wahl!"

      Der Kerl seufzte.

      "Art Reilly", gab er als Name an.

      "Wie oft bist du für gewöhnlich hier gewesen?"

      "Immer, wenn Kimberley mich angerufen hat. Die Abstände waren unterschiedlich. Es lag daran, ob sie gerade viel malte, wie sie gerade privat zurechtkam und so weiter. Alle paar Wochen aber auf jeden Fall. Manchmal, wenn der Scheck von ihrem Vater noch nicht da war, dann habe ich ihr das Zeug erst einmal so überlassen. Bei ihr konnte man das machen. Da war ja genug Geld im Hintergrund."

      "Verstehe..."

      "Ist sie wirklich umgebracht worden?", fragte Reilly dann. Bount Reiniger ließ ihn los und sagte: "Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde es herausfinden."

      "Das täte mir leid. Sie war ein nettes Mädchen... Jedenfalls früher."

      Bount legte die Stirn in Falten.

      "Seit wann denn nicht mehr?"

      "In letzter Zeit schien sie mir völlig durchgedreht. Wissen Sie, was ein Gruftie ist? Leute, die nur in schwarz gehen, sich mit Vorliebe auf Friedhöfen aufhalten und so etwas. Lebende Tote. Die haben sogar schon ihre eigenen Diskotheken."

      "Und Kimberley war so ein Gruftie?"

      "Sieh doch mal in ihren Bücherschrank oder schau mal die Schallplatten durch, die sie hört! Dann weißt du Bescheid!"

      "Wann hast du Kimberley zum letzten Mal gesehen?" Reilly schien einen Augenblick nachzudenken. Dann sagte er: "Das war vor drei Monaten, glaube ich. Ihr Scheck war noch nicht da. Ich habe ihr das Zeug vorgestreckt. Ach ja, sie hatte sich da so ein seltsames Zeichen auf den Handballen malen lassen. Vielleicht war es auch eine kleine Tätowierung. Ich habe es nur ganz kurz gesehen."

      "Ein Zeichen? Was für ein Zeichen?"

      Reilly deutete mit der Hand auf eines der Gemälde, die in Kimberleys

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