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wolle, damit andere für ihn beten könnten. Weil er seinen Freund nicht kränken wollte, willigte er ein. Mehrere Männer stellten sich um ihn und begannen gleichzeitig laut zu beten. Mein Mann sagte, so etwas hätte er in seinem Leben noch nicht gehört. Innerhalb von fünf Minuten fing mein Mann an, heftig zu weinen und Gott um Vergebung zu bitten. Er sagte, es war, als ob Gott selbst ihn berührte. Als ob Ströme durch seinen Körper flössen. Hinterher fühlte er sich vollkommen rein.

      Er kam nach Hause und erzählte mir davon, und ich wollte damit nichts zu tun haben. Für mich war das religiöse Gefühlsduselei, und ich konnte nicht glauben, dass er sich dazu hatte hinreißen lassen. Er ging weiterhin zu dieser Gemeinde und begann, mir Bücher mit nach Hause zu bringen.

      Meine eigene Bekehrung war völlig anders als die meines Mannes. Bei mir geschah es durch Monate des Gebets und des Bibelstudiums. Ich wusste, dass meinem Mann seine geistliche Erfahrung viel bedeutete, und ich wollte mehr darüber wissen. Das war meine Motivation. Doch als ich anfing, in der Bibel zu lesen, war das, als ob Gott zu mir sprechen würde. Ich erkannte, dass das, was ich las, die Wahrheit war, und dass hinter der Wahrheit ein Gott stand, der mich liebte. Ich hatte kein dramatisches Erlebnis wie mein Mann, doch nach und nach wurde mir bewusst, dass ich eine Nachfolgerin Jesu wurde.“

      Neun Monate, nachdem ihr Mann zum Glauben gekommen war, las Greta eines Morgens wie gewöhnlich in ihrer Bibel und ließ die Worte auf sich wirken. Sie stieß auf Offenbarung 3,20, wo Jesus sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Greta formulierte es so: „Es wurde mir so klar: Gott hatte in den letzten Monaten fortwährend an meine Lebenstür geklopft. So sagte ich an jenem Morgen wirklich zu ihm: ‚Komm herein. Ich möchte mein Leben mit dir teilen.‘ Ich weinte nicht. Ich war seelisch nicht aufgewühlt. Es war ein stiller, ruhiger Moment, in dem sich mein Herz öffnete und ich Gott erlaubte, in mein Leben zu kommen.“

      Was ein Ehepaar lernte

      „Gott hat die Liebessprache meines Mannes gesprochen, die des Körperkontakts, und außerdem meine Liebessprache, die der gemeinsamen Zeit. So hat er uns beide dahin geführt, zu verstehen, dass er uns liebt“, sagte Greta. „Ich habe das Erlebnis meines Mannes nie ganz nachvollziehen können, und er wundert sich, dass meine Beziehung zu Gott von so viel Ruhe geprägt ist. Doch wir wissen beide, dass wir Nachfolger Jesu sind. Das hat unser Leben verändert.“

      Dann fuhr Greta fort: „Und jetzt will ich dir sagen, was ich von deinem Vortrag gestern Abend halte. Ich erkannte, dass nicht nur Gott unsere Liebessprache spricht, um uns seine Liebe zu zeigen, sondern dass wir auch Gott gegenüber unsere Liebessprache verwenden, um Gott unsere Liebe zu zeigen. Mein Mann drückt sie durch das Singen von Anbetungsliedern aus. Er hebt beide Hände zu Gott hoch, schließt dabei oft die Augen und singt aus vollem Herzen. Manchmal sehe ich ihn weinen, während er singt. Er ist tief bewegt. Er sagt oft: ‚Ich habe die Gegenwart Gottes gespürt.‘ So etwas würde ich nie tun“, sagt Greta. „Das ist einfach nicht meine Art.“

      „Wie zeigst du denn Gott deine Liebe?“, fragte ich.

      „Natürlich dadurch, dass ich Zeit mit Gott verbringe“, erklärte sie. „Das hättest du mich nicht fragen brauchen, das wusstest du schon“, sagte sie lächelnd. „Mir macht es am meisten Freude, wenn ich in dieser Zeit mit Gott in der Bibel lese. Ich kann damit einen ganzen Morgen verbringen. Ich vergesse die Zeit. Nichts ist mir wichtiger als meine Zeit mit Gott. Meinem Mann dagegen fällt es schwer, länger als zehn Minuten in der Bibel oder einem Andachtsbuch zu lesen. Er wäre lieber in der Kirche und würde Anbetungslieder singen und ‚die Gegenwart Gottes spüren‘. Ich erkenne jetzt, dass er es so ernst meint wie ich – nur, dass wir zu Gott in verschiedenen Sprachen der Liebe reden.“

      Nach meinem Gespräch mit Greta wusste ich: Sie hatte mir ein Beispiel für ein Buch über Gottes Liebessprachen geliefert. Zwei Jahre später traf ich Greta bei einem Eheseminar wieder. Sie stellte mich ihrem Mann Rod vor. „Dies ist der Mann, der mir beigebracht hat, dich zu lieben“, sagte sie zu ihrem Mann. Rod sah mich etwas irritiert an, bis sie erklärte: „Er hat das Buch Die fünf Sprachen der Liebe geschrieben.“

      Jetzt lächelte Rod. „Unsere Ehe hat sich verändert“, sagte er. „Ich konnte es nicht glauben, als Greta plötzlich anfing, meine Sprache der Liebe zu sprechen. Es wird Sie freuen zu hören, dass wir jede Woche einen Abend zu zweit verbringen und uns jeden Abend fünfzehn Minuten ‚Ehezeit‘ nehmen. Ich sorge dafür, dass Gretas Liebestank gefüllt ist.“

      Als ich mich erkundigte, wie sich das Konzept der Liebessprachen auf ihre Beziehung zu Gott ausgewirkt hatte, sagte Rod: „Oh, ich verbringe immer noch genauso viel Zeit in der Anbetung Gottes, und Greta vertieft sich wie früher in der Stille in die Bibel.“ Sie lachten beide und Greta sagte: „Das stimmt. Aber jetzt lassen wir einander die Freiheit, unsere Liebe für Gott verschieden auszudrücken.“

      Gemeinsame Zeit mit Gott: Berichte in der Bibel

      Im alten Israel und bei den jüdischen Patriarchen

      Was Greta und Rod über die verschiedenen Wege lernten, Gottes Liebe zu erfahren, wird schon in der biblischen Überlieferung und in der Geschichte des Christentums deutlich. Das Alte Testament zeigt Gott, wie er gemeinsame Zeit mit Adam und Eva verbringt. In der abendlichen Kühle gingen sie im Garten Eden spazieren und redeten. Erst nach dem Sündenfall versteckten sich Adam und Eva vor Gott, in dem Wissen, dass sie sein Vertrauen in sie missbraucht hatten15.

      Abraham wird später der „Freund Gottes“ genannt. Offensichtlich sprach Gott oft direkt mit Abraham. Als Gott einmal Gericht über die gottlose Stadt Sodom halten wollte, wo Abrahams Neffe Lot lebte, sagte Gott: „Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will?“16 Ja, Gott begann wirklich ein Gespräch mit Abraham. Dabei versuchte Abraham Gott zu überreden, wegen der guten, gerechten Bewohner Sodom und Gomorra zu verschonen und den Menschen zu vergeben. Es klingt wie ein orientalischer Handel. „Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen …?“, fängt Abraham an. Und als Gott sich überreden lässt, er werde die Stadt verschonen, wenn sich fünfzig gerechte Bewohner darin fänden, versuchte ihn Abraham allmählich he­runterzuhandeln. Am Schluss willigte Gott tatsächlich ein, die Stadt zu verschonen, wenn man in ihr wenigstens zehn gerechte Menschen finden könnte! (Leider gab es weniger als zehn. Als Gottes Gericht kam, verschonte er Abrahams Neffen Lot, indem er ihn aus der Stadt brachte, bevor sein Zorn die Bewohner traf.)

      Die Psalmen sprechen häufig von Gottes Liebe für seine Geschöpfe und seinem Wunsch, ihnen nahe zu sein und gemeinsame Zeit mit ihnen zu verbringen, etwa: „Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken. Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn ernstlich anrufen“17. Gott sprach durch den Propheten Jesaja von seiner Liebe zum Volk Israel und versprach, dass er in Zeiten der Not bei ihm sein werde. „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen“18.

      Ein Psalmbeter spricht von einer persönlichen Liebesbeziehung zu Gott, gegründet auf Gottes Bereitschaft, ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit zuzuwenden: „Ich liebe den Herrn, denn er hört die Stimme meines Flehens. Er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen“19. Der Psalmbeter fühlte sich zu Gott hingezogen, weil Gott bereit war, in seiner Zeit der Not mit ihm zu reden. Im Neuen Testament spricht der Apostel Jakobus von einer ähnlichen Beziehung zu Gott, wenn er sagt: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch“20.

      Bei den ersten Christen

      Die Vorstellung, dass der ewige Gott gemeinsame Zeit mit seinen Geschöpfen verbringen will, ist etwas Einzigartiges im christlichen Glauben. Die Götter, die sich Menschen selbst ausgedacht haben, sind immer Götter fern der Lebenswelt des Menschen. Die mythischen Götter des alten Griechenlands und Roms mussten gefürchtet und besänftigt werden. Die Vorstellung von einer persönlichen Beziehung zu diesen Göttern existierte nicht.

      Dagegen wies Jesus darauf hin, dass es der Wunsch Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ist,

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