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seinem Vater über seinen Auftrag auf der Erde sprach, sagte Jesus: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war“22. Es ist offensichtlich, dass Jesus sich gemeinsame Zeit mit all jenen wünschte, die seine Liebe erwiderten.

      Gemeinsame Zeit – auf die Art von Jesus

      Wie Jesus seinen Dienst auf der Erde gestaltete, veranschaulicht, dass er das Konzept der gemeinsamen Zeit für seine Liebe gebrauchte. Zu den Menschenmengen predigte er, doch mit zwölf Männern verbrachte er viel gemeinsame Zeit. Mit den Worten des Evangeliums: „Und er setzte zwölf ein …, dass sie bei ihm sein sollten“23. Später ernannte er sie zu Aposteln, um seinen Dienst fortzuführen. Zur Vorbereitung schenkte er ihnen gemeinsame Zeit, um sie von der Liebe Gottes zu den Menschen zu überzeugen.

      Indem er die Liebessprache der gemeinsamen Zeit sprach, wandte Jesus diesen zwölf Männern seine Aufmerksamkeit zu. Jesus versuchte nicht, seinen Dienst so breit wie möglich anzulegen, sondern so tief wie möglich. Er wollte, dass diese Männer seine Liebe so tief wie möglich erfahren sollten.

      Jesus war mit den Jüngern dreieinhalb Jahre zusammen, die volle Zeit seines öffentlichen Wirkens. Sie teilten ihr Essen, ihre Erfahrungen, durchwanderten das Land und führten ausgedehnte Gespräche. Die Menschenmengen lehrte Jesus in Gleichnissen, doch den Zwölfen gab er auf ihre Fragen hin ausführliche Erklärungen der Gleichnisse. Es ist klar, dass Jesus den Zwölfen, die er als Apostel wählte, eine intensive gemeinsame Zeit einräumte.

      Die Liebessprache der gemeinsamen Zeit sprechen

      Zwei Schwestern

      Natürlich verbrachten auch andere Menschen gemeinsame Zeit mit Jesus. Einmal reisten Jesus und seine Jünger zum Dorf Betanien. Eine Frau namens Marta lud sie ein, bei ihr und ihrer Schwester Maria Gast zu sein.

      Nach der Begrüßung war Marta in der Küche beschäftigt, um ein Essen für Jesus und seine Jünger zuzubereiten, während sich Maria zu den Jüngern setzte, fasziniert von Jesu Lehre. Marta störte es, dass ihre Schwester ihr nicht bei den Essensvorbereitungen half. Sie regte sich so darüber auf, dass sie tatsächlich ins Zimmer ging, Jesus unterbrach und ihn bat, ihre Schwester doch bitte dazu aufzufordern, ihr zu helfen.

      Jesus verurteilte Marta nicht dafür, dass sie die praktische Hilfe einforderte. Auch verurteilte er Maria nicht dafür, dass sie ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zuwandte. Jesus kannte das Herz beider Schwestern. Marta wollte unbedingt das in der damaligen Kultur Angemessene tun. Ich vermute, dass Martas Liebessprache die praktische Hilfe war und Marias Liebessprache die gemeinsame Zeit – beides hat ja seine Berechtigung als Ausdruck der Liebe zu Gott.

      Bei diesem Anlass scheint Marta jedoch die Versorgung wichtiger gewesen zu sein als die Beziehung. Sie stellte das „angemessene Verhalten“ über die Person Jesu. Sie tat, was in ihrer Natur lag – übte praktische Hilfe –, doch sie war nicht mit dem Herzen bei Jesus. Genauso können Menschen, deren Liebessprache Anerkennung ist, leere religiöse Formeln sprechen, ohne dabei wirklich an Gott zu denken. Alle wahrhaftige Liebe, alles Vertrauen zu Gott strömt aus einem Herzen, das ihn ehren will.

      Georg Müller

      Auch aus späterer Zeit erfahren wir immer wieder von Menschen, deren Liebessprache die gemeinsame Zeit war und die ihre Liebe zu Gott zeigten, indem sie außergewöhnlich viel Zeit mit Beten, Lesen der Bibel, christlicher Meditation und ungeteilter Aufmerksamkeit für Gott verbrachten. Georg Müller war einer von ihnen. Er wurde 1805 geboren. Mit zwanzig stellte er sich ganz in den Dienst Gottes. Zu der Zeit war er Theologiestudent an der Universität Halle und lernte dort fünf Sprachen, Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch und Englisch.

      Bald ging er nach England. Von Beginn seines Dienstes an weigerte sich Müller, Lohn für seine Arbeit anzunehmen oder um Spenden für die Aufgaben und Einrichtungen zu bitten, die er ins Leben rief. Er verließ sich ganz auf Gott und auf die Kraft des Gebets, um versorgt zu werden. Sein Dienst umfass­te das Verteilen von Bibeln und anderer christlicher Literatur, die Einrichtung christlicher Tagesschulen für die Armen und vor allem die Gründung von Waisenhäusern, in denen 1875 schließlich über zweitausend englische Kinder beherbergt, ernährt und unterrichtet wurden. Mit diesen Waisenhäusern verfolgte er zwei Ziele, die er so formulierte:

      „Sicher wollte ich aus ganzem Herzen von Gott gebraucht werden, um diese armen Kinder, die beide Eltern verloren hatten, leiblich zu versorgen und ihnen auch in anderer Hinsicht mit Gottes Hilfe in diesem Leben Gutes zu tun. Ich sehnte mich vor allem danach, von Gott dazu gebraucht zu werden, die lieben Waisen in der Furcht Gottes zu unterweisen. Doch es war und ist immer noch das oberste und wichtigste Ziel der Arbeit, dass Gott dadurch geehrt werde, dass die Waisen unter meiner Obhut all das bekommen, was sie brauchen, und zwar nur durch Gebet und Glauben, ohne dass ich oder meine Mitarbeiter jemand anders darum bitten – damit sichtbar werde, dass Gott immer noch treu ist und immer noch Gebete erhört“24.

      Schon bevor Müller Waisenhäuser gründete, war sein Lebensstil von ausgedehnten Zeiten mit Gott geprägt. Das geht aus den folgenden Tagebuchauszügen hervor:

      •18. Juli 1832: „Heute verbrachte ich den ganzen Morgen in der Sakristei, um Stille zu haben. Wegen meiner vielfältigen Verpflichtungen ist dies schon seit einiger Zeit der einzige Weg, Zeit fürs Gebet, das Lesen der Bibel und das Nachsinnen darüber zu finden.“

      •19. Juli 1832: „Ich war von halb zehn bis ein Uhr in der ­Sakristei. Hatte tiefe Gemeinschaft mit dem Herrn. Der Herr sei gelobt, der mir in den Sinn gab, die Sakristei als Rückzugsort zu nutzen!“

      •25. Juni 1834: „Die letzten drei Tage hatte ich wenig echte Gemeinschaft mit Gott, war deshalb geistlich sehr schwach und habe mehrere Male gemerkt, dass ich gereizt bin.“

      •26. Juni 1834: „Durch die Gnade Gottes hatte ich die Kraft, früh aufzustehen, und vor dem Frühstück verbrachte ich fast zwei Stunden im Gebet. Ich fühle mich heute Morgen deshalb viel wohler.“

      •29. September 1835: „Gestern Abend, als ich mich von meiner Familie zurückzog, hatte ich den Wunsch, mich sofort zur Ruhe zu legen, denn ich hatte zuvor eine kurze Zeit gebetet, und weil ich mich körperlich schwach fühlte, verführte mich die Kälte der Nacht dazu, das Gebet zu beenden. Doch der Herr half mir in der Tat, auf meine Knie zu fallen, und sobald ich angefangen hatte zu beten, leuchtete er in meine Seele und schenkte mir eine so tiefe Gebetszeit, wie ich sie schon seit Wochen nicht mehr erlebt hatte. In seiner Gnade belebte er wieder sein Werk, das er in meinem Herzen begonnen hatte. Ich genoss diese Nähe Gottes und die Innigkeit des Gebets für über eine Stunde, denn meine Seele hatte sich viele Wochen schon danach gesehnt. … Ganz und gar glücklich ging ich ins Bett und wachte an diesem Morgen in großem Frieden auf, stand früher auf als sonst und hatte wieder, über eine Stunde, tiefe Gemeinschaft mit dem Herrn vor dem Frühstück. Möge er in seiner Barmherzigkeit seinem unwürdigsten Kind diese Herzenshaltung bewahren!“25

      Für Georg Müller stand die gemeinsame Zeit mit Gott im Zent­rum seines Lebens. Gerade dann spürte er ganz tief die Gegenwart und den Frieden Gottes. Ohne diese gemeinsame Zeit empfand er eine Distanz zwischen sich und Gott. Er warnte seine Mitgläubigen, dass „gerade die Arbeit für den Herrn oft eine Versuchung sein kann, uns von der Gemeinschaft mit ihm abzuhalten, die doch so wesentlich für das Heil unserer Seelen ist“26. Nachdem er drei Monate krank gewesen war und seinen Dienst nicht ausüben konnte, schrieb er am 14. Januar 1838: „Ich habe heute mehrere Stunden im Gebet ­verbracht und auf meinen Knien gelesen und zwei Stunden über Psalm 63 gebetet. Gott hat meine Seele heute reich gesegnet. Was meinen Gesundheitszustand angeht, ist meine Seele nun soweit, dass ich mich über den Willen Gottes freue“27. Müllers ge­meinsame Zeit mit Gott war eindeutig kein Ritual, sondern tief und persönlich. Sie wirkte sich auf sein ganzes Leben aus und bildete das Herzstück seiner Beziehung zu Gott.

      Am 7. Mai 1841 schrieb er: „Jetzt sah ich, dass das Wich­tigs­te, das ich zu tun hatte, war, mich dem Lesen des Wortes Gottes und der Meditation darüber hinzugeben. So würde mein Herz getröstet, ermutigt, gewarnt, zurechtgewiesen, gelehrt werden, so dass durch das Wort Gottes, während der Meditation, mein Herz in eine vorläufige Gemeinschaft

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