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sein, aber er fügte immerhin noch etwas Nettes hinzu: »Ich bin zwar kein Handchirurg, aber ich kann dir versprechen, dass deine Hände kein Hinderungsgrund für deinen Berufswunsch sein werden. In erster Linie ist es der Kopf, du weißt schon, dass du ein richtig gutes Abi machen musst, um diese Studienfach zu studieren?«

      Pamela schob sich noch ein wenig weiter nach oben, sagte mit schmerzverzerrtem Gesicht: »Das weiß ich ganz genau, und ich bin sehr gut in der Schule, das war ich auch schon, ehe ich mich entschloss, Handchirurgin zu werden.«

      »Ja, wenn das so ist.«

      Man merkte dem Arzt an, dass er richtig Spaß an Pamela hatte. Er stellte ein paar Fragen, sagte etwas zu dem ihn begleitenden Tross, dann verließen sie das Zimmer wieder.

      Handchirurgin werden wollte Pamela. Sie war von Charlotte sehr fasziniert, und in Pamelas Alter identifizierte man sich leicht mit seinem Idol, mit jemandem, dem man besondere Fähigkeiten zuschrieb. Das konnte sich ändern, und vor Inges Tochter lag noch ein weiter Weg. Über deren Berufswunsch sprechen wollte sie jetzt nicht mit ihr, das, was sie über den Unfallhergang erfahren hatte, bewegte Inge weit mehr. Pamela war eine Lebensretterin! Und dafür hatte sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt.

      Ihre Pamela …

      Doch ehe sie mit ihrer Tochter darüber sprechen wollte, wurde erst einmal gefrühstückt.

      Dafür, dass sie krank war, aß Pamela mit einem erstaunlich guten Appetit. Und dann kam ein guter, besser noch, ein rettender Engel ins Krankenzimmer. Es war eine der jungen Schwestern, und die sagte zu ihr: »Gewiss haben Sie doch auch Lust auf ein Frühstück, nicht wahr?«

      Sie stellte für Inge ein Tablett auf den Tisch, lächelte sie an, Inge konnte sich gerade noch bedanken, dann verschwand diese gute Fee wieder.

      Kaffee …

      Inge konnte sich nicht daran erinnern, wann sie schon einmal einen nicht einmal guten schwarzen Kaffee mit solch einem Genuss getrunken hatte.

      Es ging hier wirklich zu wie in einem Taubenschlag, doch diesmal kam keiner der Ärzte oder der Ärztinnen herein oder sonst jemand vom Personal, es war Werner.

      »Du warst ja die ganze Nacht über nicht zu Hause«, sagte er vorwurfsvoll und blickte Inge an, dann wandte er sich an seine Tochter: »Und du machst mir vielleicht Sachen.«

      Pamela schien es wirklich schon wieder recht gut zu gehen, denn sie kicherte und bemerkte: »Papi, wie es scheint, tue ich beinahe alles, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.«

      Er lachte.

      »Das nächste Mal aber bitte etwas einfacher, mein Mädchen, so etwas halten meine Nerven nämlich nicht noch einmal aus. Ich soll dich von den Großeltern grüßen, die kommen später auch bei dir vorbei. Wie geht es dir? Was sagen die Ärzte?«

      »Der Chef war gerade hier und hat gesagt, dass ich auf jeden Fall Handchirurgin werden kann, das mit meinen Händen sieht schlimmer aus, als es ist.«

      Der Professor war mehr als irritiert.

      »Du willst was werden, Pamela?«

      »Du hast es richtig gehört, Papi, Handchirurgin, genau wie unsere Charlotte.«

      Werner zog sich einen der Besucherstühle heran, setzte sich und erkundigte sich: »Und wann hast du das beschlossen, Pamela?«

      »Als Charlotte bei uns im Sonnenwinkel war.«

      »In dieser kurzen Zeit hast du dich mit dem Thema ernsthaft beschäftigt.«

      Pamela nickte so heftig, dass die Locken nur so flogen.

      »Papi, manchmal reicht eine Sekunde aus, und es macht Klick.«

      »Ja, wenn das so ist, dann herzlichen Glückwunsch, mein Mädchen, Handchirurgin ist ganz bestimmt kein schlechter Beruf.«

      Sofort widersprach Pamela. »Er ist sogar der schönste von der ganzen Welt«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung.

      Inge sagte nichts dazu, denn bis es so weit sein würde, floss noch sehr viel Wasser bis zum Meer. Jetzt war sie erst einmal froh, dass das Unglück letztlich doch noch recht glimpflich abgelaufen war. Wusste Werner eigentlich schon, welche Heldentat seine Jüngste da vollbracht hatte? Sie hätte es ihm jetzt gern erzählt, sie hätte Pamela gern dafür über alles gelobt. Sie ließ es bleiben, weil sie ihre Tochter nicht verlegen machen wollte. Mit Lob konnte Pamela nicht so gut umgehen, es sei denn, das Lob stammte von Hannes, ihrem Lieblingsbruder.

      Der Hannes …

      Der musste es ja auch noch erfahren, und Ricky, Jörg. Inge stand auf, entschuldigte sich bei Pamela und Werner, dann ging sie hinaus. Handys waren wirklich nicht so ihr Ding, doch manchmal waren sie halt nützlich, so wie jetzt gerade. Vielleicht hatte Werner sie auch schon informiert, egal, sie alle wussten bestimmt noch nicht, dass Pamela eine Lebensretterin war, und das teilte sie ihren Kindern jetzt voller Stolz mit. Ja, sie war schon etwas Besonderes, ihre Pamela, das Kind ihrer Herzen …

      *

      Roberta wusste, dass Ursel Hellenbrink von sich aus niemals damit anfangen würde, höchstpersönliche Dinge über sich zu erzählen. Das gehörte sich einfach nicht, und dabei blieb Ursel.

      Jetzt allerdings bot sich für Roberta die Möglichkeit, einfach nachzufragen. Wenn sie das tat, dann hatte Ursel auch überhaupt keine Probleme damit, offen und ehrlich zu sein. Sie verehrte ihre Chefin über alles, sie vertraute ihr, sie mochte sie sehr, Ursel war unendlich froh, für sie arbeiten zu dürfen. Mit Dr. Riedel war die Zusammenarbeit sehr gut, mit Frau Dr. Steinfeld war sie viel, viel besser.

      Es war Feierabend, sie saßen zusammen, um noch etwas zu besprechen, was die Praxis betraf. Es war alles klar geregelt, und es funktionierte gut. Leni Wendler hatte keinen besonderen Spaß an dem Organisatorischen, es war auch durchaus für sie okay, wenn Ursel sie einteilte. Sie war eh am liebsten draußen bei den Patientinnen und Patienten, die sie betreuen konnte, weil sie dafür ausgebildet war und die nicht die Hilfe der Frau Doktor benötigten.

      Und Ursel?

      Die war der gute Geist der Praxis, fleißig, freundlich, bei allen Patientinnen und Patienten gleichermaßen beliebt. Und Roberta wäre aufgeschmissen ohne Ursel. Ja, sie hatten Glück, dass sie es alle so gut miteinander konnten, sie waren das perfekte Team. Das war keine Selbstverständlichkeit, und das wussten sie.

      Ursel legte die letzte Krankenakte weg, lächelte ihre Chefin an und sagte: »Geschafft, Frau Doktor.«

      Roberta nickte.

      »Ja, das haben wir …, mit der Arbeit … Ursel, möchten Sie darüber sprechen, wie es mit Ihnen und Herrn Schlösser gelaufen ist, Ihrem ehemaligen Lebensgefährten? Bitte, halten Sie mich nicht für neugierig, ich nehme Anteil an Ihrem Leben. Doch wenn Sie nicht mögen, dann müssen Sie mir natürlich nichts sagen. Doch Sie haben ja damit begonnen, und wenn es …«

      Die Frau Doktor!

      Es war nicht höflich, doch jetzt musste sie sie einfach unterbrechen, ehe die Ärmste sich um Kopf und Kragen redete.

      Die Frau Doktor und neugierig, niemals, sie war der emphatischste Mensch, den sie kannte. Sie war nicht umsonst Ärztin geworden, sondern weil Menschen sie interessierten, deren Schicksale.

      »Frau Doktor, danke, dass Sie mir zuhören wollen. Unser letztes Gespräch vor meinem Urlaub war sehr gut für mich, weil Sie mir da etwas erzählt haben, was sehr hilfreich für mich war und worauf ich selbst nicht gekommen wäre.«

      »Ursel, ich höre Ihnen gern zu. Wenn Sie mögen, können wir auch in meiner Wohnung nebenan miteinander reden. Dort stört uns niemand, denn Alma ist mit ihrem Gospelchor unterwegs in Irland, sie haben dort einen Auftritt.«

      Ursel lächelte, sie mochte Alma Hermann sehr gern, sie duzten sich schon lange. Sie waren sich nicht nur sehr sympathisch, sondern die beiden Frauen verband die große Verehrung und Liebe zu ihrer Chefin.

      »Alma geht in ihrem Gospelchor richtig auf, und der scheint ja auch so richtig gut zu sein, denn sonst hätten sie nicht diese vielen

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