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geschaffen sein, wie sie ja bereits zum Teil vorhanden sind. Man erkennt immer mehr, daß es nicht ganz leicht ist festzustellen, ob ein Kind seinen Weg aus eigenem Antrieb gehen wird oder ob es fremder Hilfe bedarf. Verhältnismäßig selten sind Kinder so ganz allein auf sich gestellt und haben dadurch die Möglichkeit, sich geistig zu entfalten nach ihrem mitgebrachten Programm. Das Milieu übt einen starken Einfluß auf die Entwicklung aus und läßt oft die ureigenen Anlagen nicht zum Ausreifen kommen. Die Seele ist es in allen Fällen, die da ihre Vermittlerrolle nicht in ausreichendem Maß versehen kann, und weshalb sie es nicht imstande ist, haben wir in groben Zügen schon festgestellt.

      Wir wollen aber auf die einzelnen Arten der Behinderung noch in den nächsten Abschnitten genau eingehen. Für heute schließe ich mit dem Wunsch, daß alle, die dieses Kapitel gelesen oder gehört haben, einmal versuchen, meinen Rat zu befolgen und ihren Mitmenschen und sich selbst mit Verstehen und Verzeihen zu begegnen. Ich bin überzeugt, sie würden es mir danken und bemüht sein, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzuwandern. Glaubt mir, er ist der klügere, gesündere und bequemere Weg als aller Kampf und Streit, als Verurteilung und Haß.

Band II

      Einleitung

      Ich begann im ersten Teil meines Werkes davon zu sprechen, wie der Mensch mit dem Unendlichen in ständigem Zusammenhang steht, wie er diese Tatsache in allen Lebenslagen zu berücksichtigen und in Betracht zu ziehen hat. Es ist ein so weites Gebiet, daß es unmöglich erscheinen muß, alle Komponenten zu beleuchten und jedem, der es liest, das Gefühl zu vermitteln, es sei auf ihn zugeschnitten, speziell auf sein Leben, seine Aufgaben und sein Schicksal bezogen.

      Es ist ein Unterfangen, sagen zu wollen, daß dieser Wunsch erfüllt werden kann und jeder das daraus finden kann, was nur für ihn von Interesse und nur auf ihn ausgerichtet ist.

      Der Mensch soll aber lernen, die Gemeinschaft in den Mittelpunkt zu stellen, und daher ist es für jeden wichtig, in möglichst vielen Sparten bewandert zu sein und sich ein Urteil auch über andere bilden zu können, die seinen eigenen Kreis kaum berühren. Nur so kann durch Vergleich und Anschauung ein eigenes, objektives Urteil erreicht, der Abstand in jeder Lebenslage gefunden werden.

      Es mag daher manchem auf den ersten Blick weitschweifig erscheinen, er wird aber bald erkennen, wie wertvoll es für jeden ist, die Probleme des irdischen Daseins immer wieder, stets aber von einem veränderten und neuen Standpunkt aus zu betrachten.

      Das, was den Menschen daran in den meisten Fällen neu vor Augen tritt, ist die Betrachtung der Probleme von der höheren Warte der jenseitigen Welt. Und gerade das soll und muß zum Allgemeingut werden, will man die Lebenserfahrungen richtig verstehen und bewerten lernen. Darum habe ich mit dem zweiten Teil genau dort fortgesetzt, wo der erste Teil endet und werde noch in einem dritten Teil genauso verfahren.

      Habt Geduld, wenn nicht gleich die Antwort zu finden ist auf Fragen, die euch bewegen. Ich bin aber überzeugt, daß niemand meine Schriften beiseite legen wird, ohne zugeben zu müssen, daß sie zu Überlegungen angeregt haben, wie denn die eigene Lebensauffassung im Vergleich zu den darin gegebenen Grundlagen zu bewerten ist und ob sie einer kritischen Betrachtung standhält.

      Daß das, was ich erkläre und als auf meinem einwandfreien Wissen beruhend aufzeige, eines wissenschaftlichen Beweises nicht bedarf, soweit es eben von eurem Standpunkt aus einer exakten Beweisführung entbehrt, wird kaum einer leugnen, der im Studium der medialen Wissenschaften bewandert ist, Beweise erhalten hat vom Leben nach dem Tode und der ewigen, unauslöschbaren Existenz von Geistwesen und Seele.

      Nehmt also diesen Abschnitt mit dem gleichen Wohlwollen und der Anerkennung meiner stets gut gemeinten Bemühungen auf und werdet nicht müde, den Weg zu suchen und zu gehen mit allen euch zu Gebote stehenden Mitteln, die euch zu einer normalen und gesunden Lebensauffassung führen können.

      1. Vom Schicksal und vom Schicksalhaften

      Wir sprachen zuletzt von „Verstehen“ und „Verzeihen“ und daß Kinder schon in frühen Lebensjahren dazu erzogen werden müssen. Manche Mutter wird fragen, wie man das anstellen soll. Das ist gar nicht so schwer. Freilich wird das Kind die Ausdrücke „Verstehen“ und „Verzeihen“ nicht so schnell erfassen, wenngleich es den Sinn sehr bald erfaßt, wenn nur bei passender Gelegenheit bemerkt wird, daß man versteht, was es gerade wünscht, aber warum es nicht sein darf oder weshalb man den Wunsch erfüllen könne.

      Ein Verstehen in positivem Sinn ist natürlich immer besser als in Verbindung mit einer Absage. Statt verzeihen wird man eben nicht böse sein und das auch betonen. So viele Möglichkeiten sind im täglichen Leben geboten, bewußt diese Einstellung zu pflegen.

      Immer aber ist der beste Lehrmeister das Vorbild. Ein Vater, der von seinem Kind verlangt, daß es stets verzeiht, ohne zu zürnen, selbst aber bei jeder Gelegenheit in Zorn gerät und mit Prügeln droht oder sie gar verabreicht, wird niemals einen erzieherischen Einfluß in dieser guten Richtung ausüben können, weil das Kind mehr dem Vorbild nachstrebt als gesprochenen Worten. So viel von der Erziehung des Kindes. Auch hier muß beobachtet werden, wieweit die eigene Veranlagung das richtige Verhalten bietet, und ob das Kind nicht ohnedies alle Voraussetzungen in sich birgt.

      Schwerer ist es schon für den Erwachsenen, der in seiner Kindheit kein gutes Vorbild hatte und jede kleine Verfehlung schwer büßen mußte. Bei solchen Menschen kommt es darauf an, ob die Anlagen und Erfahrungen aus früheren Leben dazu angetan sind, den richtigen Weg durch eine gütige Einstellung finden zu lassen, oder ob der Mensch, noch minder entwickelt in seiner seelischen Verfassung, für die ihm widerfahrene Unbill Rache nehmen will. Wie viele böse Taten und Verbrechen sind darauf zurückzuführen. Ich möchte sagen, fast alle.

      Ich empfehle das Studium des Milieus, aus dem so ein Verbrecher kommt, und man wird diese Behauptung bestätigt finden. Wie schon betont, ist es die Schwäche der Seele, die nicht imstande ist, mit den negativen Einflüssen – und nur um solche handelt es sich – fertig zu werden und sich von dem ungesunden Milieu innerlich oder auch äußerlich frei zu machen. Es ist aber in keinem Fall mit Willkür zu solchen Konstellationen gekommen.

      Es ist eben in den unendlichen Gesetzen begründet, daß alle Schwierigkeiten erst besiegt und gemeistert werden müssen, ehe ein wahrer Fortschritt möglich ist. Das bedeutet aber nicht, daß jeder Mensch ganz auf sich allein gestellt den richtigen Weg finden muß. Diejenigen, die ihm voraus sind in der Entwicklung, haben die Pflicht, ihre Hand zu reichen und zu helfen. Freilich kann man keinen Menschen zwingen, sich helfen zu lassen. Sein freier Wille muß bereit sein, die Hilfe zu erbitten oder anzunehmen, wenn sie ihm angeboten wird.

      Es gibt kein Schicksal, das unumstößlich mit den Menschen machen kann, was es will. Schicksal ist nur das, was an Schönem oder Gutem oder auch an Schwierigkeiten auf Grund der von der göttlichen Allmacht vorgezeichneten Gesetze zur Grundlage den Menschen ins irdische Dasein mitgegeben wird. Sein freier Wille gibt ihm die Möglichkeit, sie nach eigenem Gutdünken zu gebrauchen und zu genießen oder damit fertig zu werden und im Sinne des geistigen Fortschritts zu ertragen und zu meistern.

      „Der Mensch entgeht seinem Schicksal nicht“ ist eine vielbeliebte Phrase. Es ist aber nur eine Phrase und keineswegs richtig. Es wäre ein recht uninteressantes und gleichgültiges Leben, wollten wir uns darauf verlassen, daß wir eben soundsoviele Leben zu absolvieren haben, ohne daß wir auf den Ablauf und seine Entwicklung einen Einfluß hätten. Freilich sind die markanten Grundzüge nicht wegzudenken oder zu umgehen. Ein Mensch, der im irdischen Dasein die materiellen Güter überschätzt, wird eben in einem späteren Leben vielleicht in notdürftigen Verhältnissen leben müssen, um zu lernen, wieviel er für sich beanspruchen darf. Die notdürftigen Verhältnisse sind ebenso schicksalshaft wie in einem früheren Leben der übermäßige Reichtum. Beide Grundlagen geben nur das Fundament zum Aufbau, zum Beweis und zur Nutzung für den Fortschritt im Geiste.

      Darum mag einer noch so reich in diesem Erdendasein sein, es bringt ihm nichts ein, wenn er es nicht richtig zu nutzen weiß. Im Gegenteil, er wird seinen Fortschritt eher mehr hemmen als derjenige, der sein Leben in Not und Elend oder Krankheit mit menschlicher

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